Die Aufgebote der Tour-Teams

Groupama - FDJ: Knüpft Pinot an 2014 an?

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Groupama - FDJ:  Knüpft Pinot an 2014 an?"
Groupama - FDJ beim Critérium du Dauphiné 2019 | Foto: Cor Vos PRÜFEN

27.06.2019  |  (rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowie der vier Zweitdivisionäre.

Groupama - FDJ

Rückblick 2018: Im Vorjahr trat das französische Team ohne Thibaut Pinot beim Heimspiel an – der Kapitän hatte sich beim Giro d’Italia eine Lungenentzündung zugezogen. Die Erwartungen schulterte daher Sprinter Arnaud Démare. Den erlösenden Etappensieg lieferte er allerdings erst auf der 18. Etappe in Pau. Ansonsten gab es nicht viel zu holen für Groupama - FDJ, das Aufgebot war fast vollständig auf Démares Sprintambitionen ausgelegt. Einzig Rudy Molard und der junge David Gaudu erhielten Freiheiten für Fluchtgruppen, konnten daraus aber keine nennenswerten Resultate erzielen. Immerhin belegte Tour-Debütant Gaudu einen ordentlichen 34. Platz in der Gesamtwertung und war damit bester Fahrer seiner Equipe.

Aufgebot 2019: Thibaut Pinot, William Bonnet, Anthony Roux, Sebastian Reichenbach, Rudy Molard, David Gaudu, Stefan Küng, Matthieu Ladagnous

Eckdaten: 
Land: Frankreich 
Hauptsponsor: Groupama, La Francaise de Jeux 
Branche: Versicherungsgruppe, Französische Lotterie 
Teamchef: Marc Madiot 
Radausrüster: Lapierre

Aussichten: Zum ersten Mal seit 2016 konzentriert sich Thibaut Pinot wieder einzig auf die Tour de France. Nach Gesamtrang drei 2014 schien er dem Druck und der Erwartungshaltung um seine Person nicht gewachsen, die erhofften Ergebnisse blieben aus und Pinot konzentrierte sich 2017 und 2018 auf den Giro d’Italia. In Italien fand Pinot zu seiner alten Stärke zurück: 2017 beendete er die Rundfahrt auf Platz vier, ein Jahr später musste er als Dritter erst auf der letzten Etappe krankheitsbedingt aufgeben. Im Vorjahr gewann Pinot zudem den Herbstklassiker Il Lombardia. Keine Frage: Die Auftritte fernab der französischen Heimat haben Pinot sportlich gutgetan, der 28-Jährige wirkt als Rennfahrer gereift.

Das Team richtet daher seine Ambitionen in diesem Jahr komplett auf Pinot aus, nur noch Gaudu und Molard sind aus dem Vorjahr dabei. Dagegen fehlt auch Démare: Der Sprinter hätte zusätzliche Helfer benötigt, was wiederum nur zu Lasten Pinots gegangen wäre. Für Démare steht dieses Jahr ein Kontrastprogramm aus Giro und Vuelta an.

Stattdessen hat die Teamleitung versucht, Pinot auf jedem Terrain die bestmögliche Unterstützung zu bieten. Für das Mannschaftszeitfahren der 2. Etappe steht Neuzugang Stefan Küng im Aufgebot, der als Spezialist in dieser Disziplin das Team anführen den Rückstand begrenzen soll. Im Vorjahr verlor Groupama - FDJ auf 35 Kilometern 1:42 Minuten, das darf dieses Jahr auf den 27,6 Kilometern rund um Brüssel nicht passieren. Mit William Bonnet und Matthieu Ladagnous berief die Teamleitung zudem zwei erfahrende Helfer ins Aufgebot, deren Hauptaufgabe darin besteht, Pinot das Leben auf den Flachetappen so einfach wie möglich zu machen. Anthony Roux dürfte diese Rolle bei den mittelschweren Etappen übernehmen.

Auf den Bergetappen sollen der Schweizer Sebastian Reichenbach, Molard sowie Gaudu ihrem Kapitän so lange wie möglich begleiten. Reichenbach gilt als Inbegriff eines loyalen Helfers, der eigene Ambitionen stets unterordnet. Der junge Gaudu scheint hingegen selber eine große Zukunft zu besitzen. Mit seinen 22 Jahren befindet der Franzose sich bereits in seiner dritten Profisaison und erreichte dieses Jahr mit Platz sechs bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und einem fünften Gesamtrang bei der Tour de Romandie beachtliche Ergebnisse. Gaudu könnte sich als wichtigster Berghelfer für Pinot herausstellen, im Tour-Verlauf aus Fluchtgruppen möglicherweise aber auch die eine oder andere eigene Gelegenheit erhalten.

Pinots letzter Härtetest beim Critérium du Dauphiné verlief mit Platz fünf vielversprechend, bei Tempoverschärfungen in den Bergen wirkte er nicht am Limit. Bei der Tour sollte Pinot gut mit den langen und hohen Anstiegen zurechtkommen und auch seine bisher mäßige Abfahrtechnik scheint er mittlerweile verbessert zu haben. Zu beachten ist er zudem auf den Vogesen-Etappen nach Colmar (5. Etappe) und La Planche des Belles Filles (6. Etappe): Pinot stammt aus der Region und kennt die Anstiege bestens aus dem Training.

Als problematisch könnte sich hingegen die Hitze erweisen. Pinot gilt als Fahrer, der eher kühlere Temperaturen bevorzugt. Nicht von ungefähr bekam er bislang häufig in den wärmeren Pyrenäen Probleme. Er und sein Team werden eher auf einen durchschnittlichen Sommer in Frankreich hoffen.

Fazit: Das Groupama-FDJ-Aufgebot ist sicherlich nicht das Stärkste bei dieser Tour, gemessen an den personellen Möglichkeiten für jedes Terrain aber gut zusammengestellt. Ob die Tour ein Erfolg wird, hängt allerdings fast alleine von Pinot ab. Beim Critérium du Dauphiné schien er deutlich mehr im Tank zu haben, als er zeigen konnte. Allerdings muss er ohne Sturz und Erkrankung durch die drei Wochen kommen. Gelingt ihm das und bestätigt er den Formeindruck vom Dauphiné, ist er in den Bergen nur schwer zu distanzieren. Damit ist Pinot automatisch ein realistischer Anwärter auf einen Podiumsplatz – bei dieser wohl offenen Tour vielleicht sogar mehr.


Mehr Informationen zu diesem Thema

04.07.2019Team Ineos: Topfavorit mit kleinen Abstrichen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019AG2R La Mondiale: Alle Kräfte für Bardet

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Arkea - Samsic: Barguil als Hoffnungsträger

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019EF Education First: Erwischt Uran wieder ein gutes Jahr?

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Bahrain - Merida: Rätselraten um Nibalis Ambitionen

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

03.07.2019Dimension Data: Mit Erfahrung zum Erfolg?

Team Dimension Data Rückblick 2018: Für die Mannschaft von Teamchef Douglas Ryder war es eine Tour zum Vergessen. Sprinter Mark Cavendish zeigte sich außer Form und beendete nur eine Etappe unter d

03.07.2019CCC Team: Nichts zu verlieren

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Total Direct Energie: Alle für einen, einer für alle

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Bora - hansgrohe: Bereit für weitere Großtaten

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Mitchelton - Scott: Besser gerüstet als im Vorjahr

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Trek - Segafredo: Bedenken um Hoffnungsträger Porte

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

02.07.2019Cofidis: Sehnsucht nach einem Etappensieg

(rsn) - 22 Teams nehmen am 6. Juli in der belgischen Hauptstadt Brüssel die 106. Tour de France in Angriff. Wir stellen alle Aufgebot vor und beurteilen die Chancen der 18 WorldTour-Mannschaften sowi

Weitere Radsportnachrichten

03.12.2024Großbritannien in Nöten: Insel ohne Konti-Teams

(rsn) – Langsam aber sicher ist der Schwung, den die Olympischen Spiele 2012 in London dem britischen Straßenradsport gaben, aufgebraucht. Zwar stehen, Stand jetzt, 34 britische Profis im kommenden

03.12.2024Wiggins bekam Hilfsangebot von Armstrong

(rsn) – Lance Armstrong, selbst gefallener Radsport-Held, hat sich offenbar einmal mehr generös gegenüber seinesgleichen gezeigt. Nachdem er in den vergangenen Jahren bereits Jan Ullrich, seinem g

03.12.2024Vollering-Schwester vor Profi-Debüt

(rsn) – Bodine Vollering, Schwester von Demi Vollering, steht vor dem Sprung in den Profi-Radsport. Die 21-Jährige hat für zwei Jahre beim Kontinental-Team VolkerWessels unterschrieben. Teammanage

03.12.2024WorldTour-Budgets steigen weiter rasant

(rsn) – Die finanzielle Situation in der WorldTour wird sich auch 2025 weiter verbessern. So kontinuierlich wie stark steigen das Gesamtbudget der Teams insgesamt auch in der neuen Saison. Das geht

03.12.2024Bei der Deutschland Tour so gut wie nie

(rsn) – Rückschritt, Neuanfang, Flucht. All das sind Worte, von denen Florian Stork nichts wissen will. “Ich war sieben Jahre lang in den Strukturen von dsm, da war es jetzt einfach mal an der Ze

03.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

02.12.2024Offiziell: 80. Vuelta a Espana beginnt in Turin

(rsn) – Nachdem die Tour de France in diesem Jahr in Florenz gestartet war, wird 2025 auch die Spanien-Rundfahrt in Italien beginnen. Wie die Organisatoren der letzten Grand Tour des Jahren nun auch

02.12.2024Boros beendet in Dublin mit Querfeldeinlauf Nys´ Ambitionen

(rsn) – Die ersten beiden Weltcups der Cross-Saison 2024/25 hat sich Thibau Nys (Baloise – Trek Lions) sicher anders vorgestellt. Zum Auftakt am vergangenen Wochenende kam der Europameister beim S

02.12.2024Indiz für Sanremo-Start? Pogacar trainiert am Poggio

(rsn) – Mailand-Sanremo gehört zu den wenigen großen Rennen, die Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch nicht gewonnen hat. Noch ist unklar, ob der Weltmeister an der kommenden Ausgabe des italien

02.12.2024Van Aert hat für den Winter einen Plan

(rsn) – Mittlerweile steht fest, dass Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) erst nach dem Ende des Team-Trainingslagers von Visma – Lease a Bike Ende Dezember in die Cross-Saison 2024/25 einsteig

02.12.2024Cummings neuer Sportdirektor bei Jayco – AlUla

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2024Trotz Bestwerten hinter den Erwartungen zurückgeblieben

(rsn) – Im Frühsommer zeigte Jonas Rapp (Hrinkow Advarics) wieder einmal, dass er nach wie vor zur Riege der besten deutschen Kletterer gehört. Der 30-Jährige wurde Mitte Mai dank eines dritten P

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine