Vorschau 83. Tour de Suisse

Holt sich Ineos den ersten Gesamtsieg in der Schweiz?

Foto zu dem Text "Holt sich Ineos den ersten Gesamtsieg in der Schweiz?"
Die Tour de Suisse führt auch 2018 wieder über hohe Berge. | Foto: Cor Vos

14.06.2019  |  (rsn) - Während in Frankreich an diesem Wochenende das Critérium du Dauphiné zu Ende geht, steigt im östlichen Nachbarland die zweite Generalprobe für die Tour de France. Die 83. Ausgabe der Schweiz-Rundfahrt beginnt am Samstag mit einem 9,5 Kilometer langen Einzelzeitfahren in Langnau und endet am 23. Juni mit der über 4.000 Höhenmeter führenden Königsetappe rund um Ulrichen.

Insgesamt stehen 1.172 Kilometer und 18.994 Höhenmeter im Programm der diesjährigen Tour de Suisse, die im Uhrzeigersinn ins Seeland, über die Jurakette in die Region Basel, danach in die Ostschweiz, über das Graubünden ins Tessin und schließlich zum großen Finale in die Alpen führt.

Eine gute Nachricht halten die Veranstalter für die Fahrer aus den 18 WorldTour-Mannschaften, den beiden Zweitdivisionären Total Direct Energie und Rally UHC sowie dem heimischen Nationalteam, bereit: Aufgrund der zusammenhängenden Streckenführung kommt die Tour de Suisse ohne längere Transfers aus.

Die Strecke: Das gilt schon seit längerem für den Auftakt und den Abschluss des Rennens, die sogenannten Wochenend-Hubs. Nach dem Zeitfahren, das auf einem flachen Rundkurs mit nur 68 Höhenmetern ausgetragen wird, warten auf der 2. Etappe drei hügelige Runden südlich von Langnau, die Ausreißern gute Chancen bieten, die Sprinter auf Distanz zu halten. Die dürften tags darauf bei der Fahrt vom deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg in den französischen zum Zug kommen, denn nachdem die ersten 120 der 162,3 Kilometer langen Etappe über hügeliges Terrain führten, geht es danach flach auf einem abschließenden Rundkurs ins Ziel in Murten.

Am vierten Tag wird der hügelige zweite Etappenteil den Sprintern das Leben schwer machen, wobei vor allem die beiden Schlussrunden mit dem Anstieg nach Hochwald zu Attacken einladen, ehe nach 163,9 Kilometern das Ziel in Arlesheim erreicht sein wird. Trotz seiner 2.750 Höhenmeter könnte der fünfte Abschnitt in Einsiedeln mit einem Sprint enden, da die Schleife um den Zielort ein eher welliges Terrain aufweist.

Vorentscheidung am Gotthardpass

Danach jedoch kommen vor allem die Kletterspezialisten zum Zug. Die 6. Etappe, mit 120 Kilometern die kürzeste im Verlauf der Rundfahrt, endet mit einem rund neun Kilometer langen Schlussanstieg am Flumserberg, wo das Klassement deutliche Konturen annehmen dürfte. Fast 100 Kilometer länger ist der folgende siebte Abschnitt, der mit seinen 217 Kilometern der längste und mit 4.080 Höhenmetern auf dem Papier auch schwerste der Tour de Suisse 2019 sein wird. Im Programm steht zunächst bei Rennmitte der Lukmanierpass (1.915 Meter), ehe es nach einer langen Abfahrt von Biasca aus in die rund 50 Kilometer lange Schlusssteigung zum Gotthardpass auf 2.091 Metern hinaufgeht, wo eine Vorentscheidung in Sachen Gesamtklassement fallen wird.

Das Schlusswochenende wird am Ziel-Hub Goms ausgetragen. Den Anfang macht dabei das 19 Kilometer lange Einzelzeitfahren um Ulrichen herum, das mit seinem flachem Terrain wie schon der Auftakt eine Angelegenheit für die Spezialisten werden und in der Gesamtwertung für keine größeren Verschiebungen sorgen dürfte. Die Entscheidung fällt schließlich am letzten Tag, an dem es über gleich drei Berge der Ehrenkategorie geht, und zwar den Furkapass (2.436 Meter), den Sustenpass (2.224 Meter) sowie den Grimselpass (2.165 Meter), dessen Gipfel 22 Kilometer vor dem Ziel in Ulrichen erreicht wird.

Die Favoriten: Im Kampf um die Nachfolge von Vorjahressieger Richie Porte (Trek - Segafredo), der sich diesmal für das Critérium du Dauphiné entschied, hat das Team Ineos mit Geraint Thomas und Egan Bernal gleich zwei heiße Eisen im Feuer. Der Tour-de-France-Gewinner 2018 ging dabei den umgekehrten Weg wie Porte: Als Dauphiné-Gesamtsieger wird Thomas nun bei der Schweiz-Rundfahrt antreten, um sich den letzten Feinschliff für die "Große Schleife" zu holen. Sein kolumbianischer Teamkollege Bernal gibt sein Comeback, nachdem er wegen eines Schlüsselbeinbruchs auf den Giro d’Italia verzichten musste. Deshalb wird der 22-Jährige nicht ganz so hoch einzuschätzen sein wie Thomas, dessen Ineos-Team noch nie die Tour de Suisse gewinnen konnte.

Mit Jakob Fuglsang (Astana) und Nairo Quintana (Movistar) sind auch der Vorjahreszweite und -dritte in Frankreich unterwegs. Deshalb wird der Spanier Enric Mas (Deceuninck - Quick-Step), der 2018 Rang vier belegte, der bestplatzierte Fahrer aus dem Vorjahr sein, der in Langnau antritt. Mas darf sich genauso Hoffnungen auf ein Spitzenergebnis machen wie der Österreicher Patrick Konrad (Bora - hansgrohe), der dreimalige Gesamtsieger Rui Costa (UAE - Team Emirates) und der zweimalige Gewinner Simon Spilak (Katusha - Alpecin).

Ebenso wie Bernal kehrt Wilco Kelderman (Sunweb) aus einer monatelangen Verletzungspause zurück, dürfte aber dennoch nicht zu unterschätzen sein. Ähnlich einzustufen sind Fahrer wie Matej Mohoric (Bahrain - Merida) und Roman Kreuziger (Mitchelton - Scott) oder auch Jan Hirt (Astana) und Domenico Pozzovivo (Bahrain - Merida), denen allerdings der Giro in den Beinen steckt.

Die Schweizer Hoffnungen ruhen wie seit Jahren schon auf Routinier Mathias Frank (AG2R), dem es allerdings schwer fallen dürfte, auch nur in die Nähe seines zweiten Platzes von 2014 zu gelangen, nicht zuletzt aufgrund der beiden Zeitfahren, bei denen allerdings sein Landsmann Stefan Küng zu den großen Favoriten gehört. Im vergangenen Jahr trug der der damalieg BMC-Profi nach dem  Auftaktsieg im Teamzeitfahren von Frauenfeld drei Tage lang das Gelbe Trikot, ehe er es an den späteren Gesamtsieger Porte abtreten musste. Außerdem entschied Küng auch noch das abschließende Einzelzeitfahren von Bellinzona für sich.

Die Liste der Sprinter wird angeführt vom dreimaligen Straßenweltmeister Peter Sagan (Bora - hansgrohe), der seinen Rekord von 16 Etappensiegen weiter ausbauen will. Herausgefordert wird Sagan vom Norweger Alexander Kristoff (UAE - Team Emirates), dem Belgier Greg Van Avermaet (CCC), dem Australier Michael Matthews (Sunweb), dem Italiener Matteo Trentin, dem Niederländer Danny van Poppel (Jumbo - Visma) sowie den beiden Deutschen John Degenkolb (Trek - Segafredo) und Rick Zabel (Katusha - Alpecin).

Zur Startliste

Die Etappen:
15. Juni, 1. Etappe: Langnau - Langnau, 9,5 km, EZF
16. Juni, 2. Etappe: Langnau - Langnau, 160 km
17. Juni, 3. Etappe: Flamatt - Murten, 162 km
18. Juni, 4. Etappe: Murten - Arlesheim, 164 km
19. Juni, 5. Etappe: Münchestein - Einsiedeln, 177 km
20. Juni, 6. Etappe: Einsiedeln - Flumserberg, 120 km
21. Juni, 7. Etappe: Unterterzen - Gotthardpass, 217 km
22. Juni, 8. Etappe: Ulrichen - Ulrichen, 19 km, EZF
23. Juni, 9. Etappe: Ulrichen - Ulrichen, 144 km

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.06.2019Müder Carthy geht mit einem großen Sieg in den Urlaub

(rsn) - Huge (riesig) lautet der Spitzname von Hugh Carthy. Das Wortspiel bezieht sich vor allem auf die Körperlänge des Briten, der 193 Zentimeter misst. Auf der gestrigen Schlussetappe allerdings

24.06.2019Schelling: “Eine unglaubliche Woche“

(rsn) - Nicht einer der routinierten WorldTour-Profis wie Mathias Frank (AG2R), Steve Morabito (Groupama - FDJ) oder Michael Albasini (Mitchelton - Scott) gewann bei der 83. Tour de Suisse die inoffiz

24.06.2019Für Dennis ist das Gesamtklassement der Tour kein Thema

(rsn) - Seit einigen Jahren schon verfolgt Rohan Dennis den Plan, sich von einem Zeitfahrer der Weltklasse, der auch einwöchige Rundfahrten gewinnen kann, zu einem GrandTour-Kandidaten zu entwickeln.

24.06.2019Bernal weiter loyaler Thomas-Helfer, “wenn er stärker ist“

(rsn) - Egan Arley Bernal, so lautet der Name des bislang erfolgreichsten Rundfahrers der Saison 2019. Gesamtsieger bei Paris-Nizza, Dritter bei der Katalonien-Rundfahrt und nun auch Gesamtsieger bei

23.06.2019Kämna: “Am letzten Berg musste ich das Parkticket ziehen“

(rsn) - Am letzten Tag der Tour de Suisse fiel Lennard Kämna (Sunweb) vom 12. auf den 17. Platz der Gesamtwertung zurück. Trotzdem überzeugte der 22-Jährige in der Schweiz mit einer eindrucksvolle

23.06.2019Konrad: “Das war eine gute Generalprobe für die Tour“

(rsn) - Es ist vollbracht. Nach 24 Jahren steht mit Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) wieder ein österreichischer Profi am Podium der Tour de Suisse. Der Niederösterreicher verteidigte seinen drit

23.06.2019Carthy im Zeitfahrmodus unantastbar über die drei Bergriesen

(rsn) – Ein bisschen mehr als 100 Kilometer war der Schlussabschnitt der 83. Tour de Suisse lang und ein bisschen weniger als 100 Kilometer verbrachte der Brite Hugh Carthy (EF Education First) an

23.06.2019Carthy gewinnt Schlussetappe mit Soloritt

(rsn) - Der Brite Hugh Carthy (EF Education First) hat mit einem eindrucksvollen Soloritt die 100 Kilometer lange Königsetappe der Tour de Suisse gewonnen, die über den Nufenen-, den Gotthard- sowie

23.06.2019Dennis glaubt nicht an schwachen Tag von Bernal

(rsn) - Um 19 Sekunden hat er seinen Rückstand auf Egan Bernal (Ineos) im Einzelzeitfahren am Samstag zwar verringert, doch bei weiterhin 22 Sekunden Rückstand auf den Kolumbianer macht sich Rohan D

23.06.2019Vorschau auf die Rennen des Tages / 23. Juni

(rsn) - Welche Rennen stehen heute auf dem Programm, wie sieht die Streckenführung aus und wer sind die Favoriten? radsport-news.com gibt Ihnen kurz und kompakt eine tägliche Vorschau auf die wicht

22.06.2019Bernal: Um ein Haar der nächste Ineos-Kapitän am Boden

(rsn) - Mit einem beeindruckenden Einzelzeitfahren hat Egan Bernal (Ineos) das Gelbe Trikot der Tour de Suisse verteidigt. 22 von seinen 41 Sekunden Vorsprung gegenüber Zeitfahr-Weltmeister Rohan Den

22.06.2019Lampaert und Bernal überraschen sich im Zeitfahren selbst

(rsn) - Yves Lampaert (Deceuninck - Quick-Step) und Egan Bernal (Ineos) sind die Gewinner am vorletzten Tag der Tour de Suisse. Der Belgier entschied das 19,2 Kilometer lange Einzelzeitfahren rund um

Weitere Radsportnachrichten

04.11.2025Visma holt MTB-Talent Sadnik auf die Straße, Riedmann verlässt das Team

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.11.2025Van Aert zieht erneut Klassiker-Vorbereitung dem Cross vor

(rsn) – Wenn man in zwei Bereichen besonders talentiert ist, hat man oft die Qual die Wahl. Offenbar hat Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), dreifacher Cross-Weltmeister (2016, 2017 und 2018) u

04.11.2025Van der Poel begleitet Van Avermaet beim Triathlon-Training

(rsn) – Die Eigentümer von Alpecin – Deceuninck, Philip und Christoph Roodhooft wird’s freuen: Nachdem ihr Starfahrer Mathieu van der Poel mit dem Training für seine kommende Cross-Kampagne b

04.11.2025Matthews: “Fühle mich noch immer wie 25“

(rsn) – Bis Anfang November hat es gedauert, dass die Vertragsverlängerung von Michael Matthews beim australischen Team Jayco – AlUla bekanntgegeben wurde. Dabei sollen die Verhandlungen und Gesp

04.11.2025Iserbyt-Teamchef: “Wir denken nicht mehr an eine schnelle Rückkehr“

(rsn) – Obwohl der Cross-Winter bereits in vollem Gange ist, fehlt immer noch einer der Protagonisten der vergangenen Jahre auf den Start- und Ergebnislisten. Während Teamkollege Michael Vanthoure

04.11.2025Wellens erzählt von Pogacars Knieproblemen bei der Tour

(rsn) – Tim Wellens hat in einem Interview mit der französischen Sporttageszeitung L´Equipe konkreter über die Schwierigkeiten von Teamkollege Tadej Pogacar in der Schlusswoche der Tour de France

04.11.2025Rückkehrer, Gravel-Erfolg, ein Belgier und U23-Fahrer auf dem Sprung

(rsn) – 139 Fahrer haben sich mit unserem neuen Punktesystem für die Radsport-News-Jahresrangliste 2025 qualifiziert. Nicht alle können wir in den letzten zwei Monaten des Jahres auch mit komple

04.11.2025Reif für den Zirkus? Leknessund glänzt auf der Bühne

(rsn) - Andreas Leknessund hat auch im kommenden Jahr noch einen Vertrag beim norwegischen Team Uno-X Mobility. Doch auch wenn dieser Kontrakt ausläuft und nicht verlängert werden sollte - wovon bei

04.11.2025Aus Meijering wird künftig Meijer

(rsn) - Die Niederländerin Mareille Meijering wird künftig unter dem Namen Mareille Meijer unterwegs sein. Die 30-jährige Teamkollegin von Liane Lippert und Marlen Reusser beim spanischen Movistar-

04.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Urvater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt

03.11.2025Roglic über Lipowitz: “Natürlich kann er mithalten“

(rsn) – Für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) ging die Saison endgültig mit dem Tour-Kriterium in Singapur zu Ende. Der 35-Jährige feierte 2025 – aus seiner Sicht - "nur“ drei

03.11.2025Van der Poel testet noch unveröffentlichtes Canyon-Rad

(rsn) - Mathieu van der Poel (Alpecin - Deceuninck) wurde bei einer Trainingsausfahrt auf einem noch unveröffentlichten Canyon-Rad gesichtet. Der Niederländer, der auch in Spanien einen Wohnsitz hat

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine