Bora-Duo Formolo und Schachmann auf Lüttich-Podium

Fuglsang trotzt Regen, Kälte und allen Gegnern

Foto zu dem Text "Fuglsang trotzt Regen, Kälte und allen Gegnern"
Das Podium von Lü-Ba-Lü 2019: Formolo, Fuglsang und Schachmann| Foto: Cor Vos

28.04.2019  |  (rsn) - Die Zielanfahrt wurde geändert, um den Sprinter-Teams die Chance zu geben, nach dem letzten Berg auf flachen 13 Kilometern noch mal ins Geschehen einzugreifen. Diese Rechnung ging beim 105. Lüttich-Bastogne-Lüttich nicht auf. Zu kaputt waren die Helfer nach 256 schweren Kilometern durch sechs Grad Kälte und viel Regen. So gewann mit Jakob Fuglsang (Astana) der stärkste Fahrer als Solist.

Denn der Däne hätte wohl auch gewonnen, wenn, wie in den letzten 27 Jahren, die letzte Steigung des Rennens fünf und nicht 15 Kilometer vor dem Ziel gelegen hätte. Ganz stark präsentierte sich das deutsche Team Bora – hansgrohe, das immer auf der Höhe des Geschehens war und mit Davide Formolo und Maximilian Schachmann das Podium mit den Plätzen zwei und drei komplettierte.

"Wir wollten um den Sieg mitfahren. Das haben wir geschafft“, stellte der Sportliche Leiter Enrico Poitschke im Gespräch mit radsport-news.com zufrieden fest. Er hatte die Mannschaft perfekt eingestellt. Poitschke: "Wir sind offensiv gefahren, haben selbst attackiert und sind die entscheidenden Angriffe mitgegangen. Dass Fuglsang heute der Stärkste war, können wir hinnehmen.“

Fuglsang hatte sich am letzten Berg, der Cote de la Roche aux Faucons, 15 Kilometer vor Schluss zunächst zusammen mit dem Kanadier Michael Woods (Education First) abgesetzt. Formolo konnte aufschließen, bis Fuglsang noch vor dem Ende des Anstiegs das Trio sprengte und sich allein auf den Weg nach Lüttich machte, wo die "La Doyenne" erstmals seit 27 Jahren wieder endete.

"Im vorletzten Berg hat mich das Team in eine perfekte Position gebracht. Als Woods attackierte, dachte ich, es wäre meine beste Möglichkeit an sein Hinterrad zu springen. Ich wusste, dass ich im Sprint nicht der Schnellste bin, also konnte ich nicht warten und attackierte nochmals“, schilderte Fuglsang die entscheidende Phase im Sieger-Interview.

Dabei profitierte der Olympiazweite von 2016 von der Streckenbesichtigung, die er mit seinem Team am letzten Freitag durchgeführt hatte. Fuglsang: "Danach war mir klar, dass mein Angriff genau an dieser Stelle erfolgen müsste. Woods saß an meinem Hinterrad und ich war mir nicht sicher, ob er am Limit war oder ob er pokert. Als ich mich umdrehte, sah ich aber, dass er und Formolo zurückfielen und ich wusste, dass ich gehen muss.“

Und diesmal machte Fuglsang alles richtig, nicht wie beim Amstel Gold Race als er mit Julian Alaphilippe (Deceuninck – Quick-Step) den sicheren Sieg verpokerte und nur Dritter geworden war. Beim Flèche Wallonne am vergangenen Mittwoch machten beide erneut den Sieg unter sich aus – dieses Mal war Alaphilippe der Sieger. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich konnte Alaphilippe schon früher nicht mehr seinem Dauer-Konkurrenten der vergangenen Woche folgen und Fuglsang strebte als Solist zum Sieg nach Lüttich. Dabei überstand er auch noch eine Schrecksekunde, als sein Hinterrad in einer Abfahrt ausbrach. Akrobatisch und mit fantastischer Radbeherrschung fing er die Schleuderbewegung zentimeternah neben dem Bordstein ab.

Fuglsang kam heil durch, während viele andere dem schwersten Eintagesrennen ihren Tribut zollen mussten. Die "Älteste" (La Doyenne) ist schon bei normalem Wetter hart, doch an diesem Tag kamen noch Dauerregen und sechs Grad Kälte dazu. Teilweise hatten die Profis zwei Regenjacken an. Kein Wunder, dass es zahlreiche Aufgaben gab. Fabio Felline (Trek - Segafredo) war der erste Fahrer, der nach 20 Kilometern vom Rad stieg. Auch Weltstars hielten nicht bis zum Schluss durch, wie Dan Martin (UAE Team Emirates), der nach 102,5 Kilometern in der Verpflegungszone aufhörte und Alejandro Valverde (Movistar), der sich nach 160 Kilometern enttäuscht ins Begleitfahrzeug setzte oder Robert Gesink (Jumbo - Visma), der nach einem Sturz in der Abfahrt der Cote de Wanne mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus transportiert werden musste.

So lief das Rennen:

Direkt nach dem Start begannen die ersten Attacken. Mit Julien Bernard (Trek - Segafredo), Tobias Ludvigsson (Groupama FDJ), Andrea Passqualon (Wanty Group Gobert), Jérémy Maison (Arkea- Samsic)), Kevin Deltombe (Sport Vlaanderen - Baloise) und Mathijs Paaschens (Wallonie Bruxelles) konnten sich fünf Fahrer entscheidend absetzen. Nach 25 Kilometern schlossen Lilian Calmejane (Total Direct Energie) und Kenny Molly (Wallonnie Bruxelles) auf. Die nun siebenköpfige Spitzengruppe fuhr bis zu 7:15 Minuten Vorsprung heraus.

Ihre Geschichte war nach 180 Kilometern in den drei neu hinzugefügten Bergen beendet. Lediglich Bernard überlebte als Solist an der Cote de Stockeu.

Im oberen Teil der folgenden Côte de Haute-Leveé setzten sich Greg Van Avermaet (CCC) und Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) in einer 20-köpfigen Gruppe ab, die Bernard 70 Kilometer vor dem Ziel einfingen und dann auch wieder selbst eingefangen wurden.

Von nun an folgte eine Attacke der anderen. Im längsten Anstieg von "La Doyenne", dem Col du Rosier, machten sich Tanel Kangert (Education First) und Omar Fraile (Astana) auf und davon. Michael Albasini (Michelton – Scott), der junge Belgier Bjorg Lambrecht (Lotto Soudal), Carlos Verona und Winner Anacona (beide Movistar), David de la Cruz (SKY), Damiano Caruso (Bahrain – Merida), Benoit Cosnefroy (AG2R) und Alessandro De Marchi (CCC) schlossen auf. Zusammen fuhren sie 38 Sekunden Vorsprung heraus. Da aber kein Topfavorit dabei war und auch kein Profi von Deceuninck – Quick-Step den Sprung in diese 10-köpfige Gruppe geschafft hatte, übernahmen die Belgier die Nachführarbeit. Ohne Erfolg, denn der Vorsprung vergrößerte sich von Kilometer zu Kilometer auf 52 Sekunden.

An der Cote de la Redoute, wo das Frauenrennen vorentschieden wurde, betrug der Vorsprung noch 37 Sekunden. Kangert erreichte als Erster die Spitze, da seine Begleiter nicht aufschließen konnten, obwohl er etwas rausnahm, setzte er kurzerhand die Fahrt mit 50 Sekunden Vorsprung aufs Hauptfeld allein fort. Sein Vorsprung wurde erst geringer, als sich auch Bora – hansgrohe an der Verfolgung beteiligte. Für die restlichen verbliebenen sechs Ausreißer war die Flucht 30 Kilometer vor dem Ziel beendet.

Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) versuchte sein Glück am vorletzten Anstieg, der Cote de Forges, 25 Kilometer vor dem Ziel. Schnell holte er Kangert ein, während Deceuninck – Quick-Step explodierte. Philippe Gilbert und Alaphilippe waren nur noch am Ende des Hauptfeldes zu finden.

Tim Wellens (Lotto Soudal) und Daryl Impey (Mitchelton – Scott) schlossen zum Spitzen-Duo auf. Jetzt übernahm Astana mit sechs Fahrern die Nachführarbeit. Am Fuß der letzten Steigung, der Cote de la Roche aux Faucons, versuchte Wellens, sich abzusetzen, dessen Begleiter schnell eingeholt wurden.

Nun nahm Fuglsang sein Herz in die Hände, um endlich den ersehnten Klassikersieg einzufahren. Er setzte sich ans Hinterrad des gerade attackierenden Woods. Formolo schloss auch auf. Doch Fuglsang sprengte noch vor der Faucons-Spitze das Trio und fuhr allein Richtung Sieg.

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

03.05.2019Kein Giro d´Italia für Weltmeister Valverde

(rsn) - Der Spanier Alejandro Valverde (Movistar) wird wegen eines Knochenödems am Kreuzbeins nicht am 102. Giro d’Italia teilnehmen können, der am 11. Mai mit einem Zeitfahren in Bologna beginnt.

30.04.2019Trainingssturz: Valverdes Giro-Start in Gefahr

(rsn) - Der Giro-Start von Weltmeister Alejandro Valverde (Movistar) ist nicht mehr sicher. Wie sein spanischer Rennstall am Dienstag via Pressemitteilung meldete, ergaben Untersuchungen in der Heimat

30.04.2019Dumoulin: “Schlechter als in den letzten zwei Jahren“

(rsn) - Am 11. Mai will Tom Dumoulin in Bologna den Kampf um das Rosa Trikot aufnehmen, um sich nach dem Gesamtsieg 2017 und Rang zwei im vergangenen Jahr wieder die Krone beim Giro d´Italia aufzuset

29.04.2019Gaudu hält in Lüttich die Trikolore hoch

(rsn) - Mit einer Überraschung endete aus französischer Sicht die 105. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich. Nicht Julian Alaphilippe (Deceuninck - Quick-Step), am Mittwoch noch Titelverteidige

29.04.2019Konrad ging mit seiner Attacke zu früh ins Risiko

(rsn) - Nach einer starken Woche im Baskenland ging es für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) zu den drei Ardennen-Klassikern, wo der Niederösterreicher wieder einmal mehr unter Beweis stellte, das

28.04.2019Fuglsang vollendet in Schleck-Manier seinen Ardennen-Countdown

(rsn) - Es sei das beste Frühjahr seiner Karriere, hatte Jakob Fuglsang bereits am Vorabend der 105. Austragung von Lüttich-Bastogne-Lüttich die Reporter wissen lassen. Seine Einschätzung ließ si

28.04.2019Schachmann genießt “die beste Saison meiner Karriere“

(rsn) - Am Ende holte Maximilian Schachmann (Bora - hansgrohe) noch einmal alles aus sich heraus. Wie entfesselt riss er an seinem Unterlenker, stampfte in die Pedale und gewann den Sprint der Verfo

28.04.2019Fuglsang siegt solo vor Bora-Duo Formolo und Schachmann

(rsn) - Jakob Fuglsang (Astana) hat seine starke Klassikersaison mit dem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich gekrönt. Der Däne setzte sich nach 256 Kilometern bei der neuen Ankunft in Lüttich als S

28.04.2019Lü-Ba-Lü: Gesink bricht sich Schlüsselbein und Becken

(rsn) - Robert Gesink (Jumbo - Visma) wird für längere Zeit ausfallen. Der Niederländer war am Sonntag bei Lüttich-Bastogne-Lüttich schwer gestürzt und zog sich dabei nach Teamangaben einen Beck

28.04.2019Nach Redoute-Attacke wurde es um van Vleuten ganz still

(rsn) – Annemiek van Vleuten (Mitchelton – Scott) ist nach einem Gala-Solo von 30 Kilometern bei strömendem Regen zu ihrem ersten Sieg beim Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen gefahren. Die Nie

28.04.2019van Vleuten siegt als Solistin souverän vor Mackaij

(rsn) - Annemiek van Vleuten (Mitchelton - Scott) hat beim verregneten Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen (1.WWT) einen beeindruckenden Solosieg gefeiert. Die Niederländerin setzte sich nach 138 K

28.04.2019Steigt Sky mit dem 150. Sieg aus dem Radsport aus?

(rsn) - Heute kämpft das Team Sky zum letzten Mal unter diesem Namen, der seit zehn Jahren den Radsport prägte, bei Lüttich-Bastogne-Lüttich um den Sieg. Sechs Tour-Siege und je einmal einen Gewin

Weitere Radsportnachrichten

23.01.2025Romo überrascht Favoriten: “Hatte keinen Plan, aber gute Beine“

(rsn) – Mit einem Solo-Sieg des Spaniers Javier Romo (Movistar) ist die 3. Etappe der Tour Down Under (2.UWT) in Uraidla zu Ende gegangen. Der 26-Jährige sicherte sich seinen ersten Profisieg nach

22.01.2025Trendwende mit gesunder Reusser und wieder erstarkter Lippert?

(rsn) – Haben die Männer mit dem Mallorquiner Enric Mas zumindest einen Kandidaten für ein Grand-Tour-Podium im Kader, setzen die Frauen des Movistar Teams in erster Linie weiterhin auf Erfolge be

22.01.2025Reusser: Comeback und Movistar-Debüt auf Mallorca

(rsn) – Mehr als acht Monate nach ihrem bisher letzten Renneinsatz wird die von Long Covid genesene Marlen Reusser wieder ins Feld zurückkehren. Die 33-jährige Schweizerin, die seit der Burgos-Run

22.01.2025Ardennen-Wildcards für Tudor und Q36.5

(rsn) – Die Schweizer ProTeams Tudor und Q36.5 und ihre neu verpflichteten Stars Julian Alaphilippe, Marc Hirschi (Tudor) und Tom Pidcock (Q36.5) können zumindest für zwei der drei Ardennenklassik

22.01.2025Ardennenklassiker der Frauen mit nur geringfügigen Änderungen

(rsn) – Parallel zur Bekanntgabe von Strecken und Teams der Männerrennen hat die ASO auch die entsprechenden Informationen zum Flèche Wallonne Femmes (23. April) und Lüttich-Bastogne-Lüttich Fem

22.01.2025Skjelmose favorisiert den Giro, muss aber zur Tour

(rsn) – Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) wäre nur zu gerne bei der 112. Tour de France gestartet, muss in dieser Saison aber mit dem Giro d´Italia und der Vuelta a Espana Vorlieb nehmen. Te

22.01.2025Deutschland Tour 2025 mit deutlich weniger Transfer-Kilometern

(rsn) – Nachdem die Deutschland Tour 2023 in Kassel bereits Station gemacht hatte, als dort die 2. Etappe nach Winterberg begann, wird die nordhessische Stadt nach Angaben der Organisatoren bei der

22.01.2025Zimmermann wird mit Blumen und fünf Sekunden belohnt

(rsn) – Auch wenn die entscheidenden Etappen noch folgen, ist Georg Zimmermann (Intermarché – Wanty) bei der 25. Tour Down Under auf gutem Weg, seinen zwölften Gesamtrang aus dem Vorjahr zu verb

22.01.2025Radsport ist schon ein komischer Teamsport

(rsn) – Danny van Poppel hat auf der 2. Etappe der Tour Down Under (2.UWT) alles getan, um seinem Kapitän Sam Welsford und dem Team Red Bull – Bora – hansgrohe den zweiten Etappensieg in Folge

22.01.2025Vielversprechende Talente sollen den Umbruch abschließen

(rsn) – Viele WorldTour-Rennställe im Radsport schreiben sich das Wort Gleichberechtigung inzwischen auf die Fahne. Einer der größten Vorreiter  kommt aus Australien. Denn schon als die GreenEdg

22.01.2025Früh gestürzt, spät abgehängt und trotzdem siegt Welsford

(rsn) – Sam Welsford hat sich in Tanunda weder durch einen frühen Sturz noch vom Anstieg über den Menglers Hill davon abbringen lassen, seinen zweiten Etappensieg bei der 25. Tour Down Under (2.UW

21.01.202576. Valencia-Rundfahrt: Zum Auftakt ein langes Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Valencia-Rundfahrt 2025 in Folge der verheerenden Überschwemmungen in der Region, die im vergangenen November mehr als 200 Menschenleben kostete, kurzzeitig in Gefahr schien, ko

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)
  • Radrennen Männer

  • Tour du Sahel (2.2, 000)