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15.03.2019 | (rsn) - Er war von 2013 bis 2017 sein Teamkollege, und trotzdem hat sich Tom Dumoulin (Sunweb) bislang kaum kritischen Fragen ob des Dopingfalls von Georg Preidler (Groupama - FDJ) und der "Operation Aderlass" stellen müssen. Das gefällt dem Giro- und Tour-Zweiten gar nicht, wie er nun am Rande von Tirreno-Adriatico gegenüber dem niederländischen Sender NOS erklärte: "Ich bin sehr überrascht, dass so wenig danach gefragt wird. Sie sind jetzt die Zweite", sagte Dumoulin der flämischen Journalisten Ann Braeckman, die ihn für NOS am Auftakttag der Fernfahrt interviewt hatte - neun Tage nach Preidlers Geständnis.
"Gestern während der Pressekonferenz: nichts, niemand. Ich denke, das ist wirklich lächerlich. Warum? Journalisten müssen das (Dopingthema, Anm. d. Red.) am Leben halten. Ich denke, das ist wirklich wichtig. Es ist nicht weg, es wird niemals verschwinden", so Dumoulin. "Das einzige was wir tun können ist, skeptisch zu bleiben. Das macht nicht immer Spaß, aber es ist nötig. Das wurde jetzt wieder bewiesen."
Dumoulin erklärte, er habe das Gefühl, dass das Thema in den vergangenen Jahren in der Radsport-Berichterstattung zurückgegangen und damit auch der Nachdruck im Anti-Dopingkampf etwas verschwunden sei. Das bekräftigte er auch gegenüber cyclingnews.com tagsdrauf am Start der 2. Etappe in Camaiore:
"Wir sollten nicht faul werden"
"Wir dürfen niemals denken, dass es (Doping) nun plötzlich aus dem Radsport oder dem Sport verschwunden ist. Das wird niemals passieren. Ich denke ganz ehrlich, dass das niemals passieren wird, aber wir sollten alles tun, um es so gut es geht zu verhindern", sagte er dem britischen Portal. "Wir sollten nicht faul werden. Wenn ein paar Jahre keine großen Namen mehr erwischt werden, habe ich immer das Gefühl, dass das Thema etwas abflacht. Nicht alle sind dann mehr so hellhörig, und wir brauchen einen großen Fall wie diesen, damit alle es wieder werden. Aber warum ist das nötig? Wir sollten immer in der Spur bleiben im Anti-Dopingkampf."
Mit Preidler habe er seit dessen Geständnis nicht gesprochen. "Meine erste Reaktion? Ich fand es schrecklich. Ich fühlte mich betrogen", so Dumoulin gegenüber NOS. Der Österreicher sei zwar kein enger Freund von ihm gewesen, aber doch ein Teamkollege, "mit dem ich mich wirklich gut verstand - jahrelang".
Kritische Fragen hören Fahrer kaum noch
Dumoulins Eindruck passt: Fragen zum Thema Doping sind in den vergangenen Jahren gerade bei Pressekonferenzen seltener geworden - und falls doch, erntet der Fragende nicht selten mitleidige oder böse Blicke, sogar von Kollegen. Als Alejandro Valverde in Innsbruck Weltmeister wurde, war das der Fall, als der Spanier auf seine Vergangenheit und die Operacion Puerto angesprochen wurde - kurz nachdem die versammelten spanisch sprechenden Medienvertreter in der Mixed Zone in Freudentränen ob Valverdes Sieg ausgebrochen waren.
Die Zurückhaltung der Journalisten hat neben den erwarteten negativen Reaktionen von Fahrern, Offiziellen und Kollegen aber auch pragmatische Gründe: Auf ein spontanes durch eine solche Frage hervorgerufenes Dopinggeständnis vor laufenden Kameras zu hoffen, scheint arg naiv. Die Wahrheit erfahre man so ohnehin nicht, ist der allgemeine Tenor - es sei quasi ein Fragen, um belogen zu werden. Zum Finden der Wahrheit sind investigative und teure Recherchen wie die des ARD-Teams um Hajo Seppelt nötig - auch das hat die Operation Aderlass schließlich wieder gezeigt.
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