“Nach zehn Jahren ist es mal wieder Zeit“

Burghardt träumt vom Tour-Etappensieg in Paris

Von Joachim Logisch aus Carcassonne

Foto zu dem Text "Burghardt träumt vom Tour-Etappensieg in Paris"
Auch der Roadcaptain von Bora-hansgrohe träumt vom Etappensieg in Paris | Foto: Cor Vos

24.07.2018  |  (rsn) - Marcus Burghardt ist ein Edelhelfer, wie ihn sich jeder Kapitän im Peloton der Tour de France wünscht. Stark, absolut loyal, klug und vorausschauend. Doch der Profi des Bora-hansgrohe-Teams hat auch einen eigenen Wunsch: "Ich will noch eine Etappe gewinnen. Die letzte ist jetzt zehn Jahre her. Da ist es mal wieder Zeit!".

Auf den Tag genau heute vor zehn Jahren gewann der Zschopauer seine erste und bisher einzige Tour-Etappe, als er sich am 24. Juli auf der Fahrt von Bourg d’Oisans nach St. Etienne früh mit einer Fluchtgruppe absetzte und schließlich als Solist das Ziel erreichte.

Doch viele Möglichkeiten gibt es auf den letzten sechs Etappen nicht mehr. Burghardt: "Wenn ich mir die Profile anschaue, wird das vielleicht schwierig. Und (zusammen) mit Peter Sagan in der Mannschaft erst recht. Weil die anderen einen dann schlecht in die Gruppe lassen. Vielleicht geht es, wenn es eine große Gruppe ist?"

Eine Etappe hat er aber ganz besonders im Auge. "Die letzte möglicherweise", verrät er mit einem Augenzwinkern. Doch die hat sich auch sein Chef Peter Sagan als eine von zwei Etappen, die er noch gewinnen kann, ins Roadbook geschrieben. Sollte Burghardt am Ende gemeinsam mit Sagan die Champs Élysées umrunden, wurde er natürlich dem Weltmeister den Sprint vorbereiten. Aber der 35-Jährige spekuliert auf eine Fluchtgruppe: "Es wird wieder Zeit, ich glaube 2005 kam zuletzt eine Gruppe an."

Das war der damalige T-Mobile-Profi Alexander Winokurow. Viele Solosiege gab es noch nicht auf den Champs Elysees. Der Prachtboulevard ist seit 1975 regelmäßig Endpunkt des schwersten Radrennens der Welt. Als Ausreißer hatten neben dem Kasachen bisher nur Alain Meslet (1977), Gerrie Knetemann (1978), Bernhard Hinault (1979), Jeff Pierce (1987) und Eddy Seigneur (1994) gewonnen.

Bis Paris hat Burghardt aber noch eine Menge zu tun. Dabei sieht er ganz gerne, wenn Sagan an der Spitze in der Ausreißergruppe des Tages unterwegs ist. "Wenn Peter vorne ist, müssen wir hinten nicht fahren", sagt er und lacht. "Da schauen wir, was die anderen machen." Als Roadkapitän des Teams Bora-hansgrohe ist er in die Planung der Rennen eingebunden. "Wir besprechen vorher mit Enrico Poitschke die Etappe, wie wir sie angehen, auf was man achten muss. Während des Rennens kann ich schnell reagieren, wenn wir eine Gruppe nicht fahren lassen dürfen. Die Jungen können sich schon gut an mir orientieren." Auch Sagan hört auf ihn. Burghardt: "Klar, wir haben ja morgens eine Besprechung. Er setzt das schon um, was geplant ist. Man muss aber auch aus dem Rennen heraus reagieren können."

Der Weltmeister fährt aber auch sehr, sagen wir mal, intuitiv! "Ja das macht ihn auch sympathisch", sagt Burghardt und grinst. "Manchmal denkt man, er bleibt im Feld sitzen, da ist er plötzlich in der Spitzengruppe, manchmal aber auch umgekehrt." Die Zusammenarbeit klappt prima. Burghardt: "Peter ist kein komplizierter Fahrer. Wir reden offen über die Sachen, wenn man etwas nicht gut gelaufen ist, sage ich ihm das. Er ist aber auch keiner, der sich verbiegt."

Einziger Wermutstropfen in der Erfolgsgeschichte von Bora-hansgrohe ist Burghardts zweiter Kapitän Rafal Majka, der nach zwei Stürzen während der Roubaix-Etappe alle Hoffnungen auf die Gesamtwertung begraben musste. "Wir haben jetzt zwar nicht mehr so viel Stress wie andere Teams, die noch einen vorne haben", beantwortet Burghardt die entsprechende Frage. "Ich würde aber lieber noch vorne fahren und ihn in der Gesamtwertung unter den besten drei oder fünf sehen, als jetzt, wo er 22. Ist. Das war nicht das Ziel unserer Mannschaft. Wir wollten ihn schon auf dem Podium oder unter den besten fünf haben."

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.07.2022Ausgerechnet in Roubaix platzte Degenkolbs Tour-Knoten

(rsn) – Vor vier Jahren mussten die Starter der Tour de France letztmals Kopfsteinpflaster-Passagen unter die Räder nehmen. Am . Juli 2018 holte sich Degenkolb in Roubaix nach 156,6 Kilometern inkl

25.07.2020Video-Rückblick: Horror-Sturz endet für Gilbert glimpflich

(rsn) - Auf der 16. Etappe der Tour de France mussten die Zuschauer das Schlimmste für Philipp Gilbert befürchten. In der Abfahrt vom Portet d´Aspet versteuerte der Belgier sich und flog kopfüber

12.11.2018Alpe d´Huez-Sturz: Nibali drei Stunden von Polizei befragt

(rsn) – Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) ist am Samstag in Modane von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener im Sch

31.10.2018Thomas war bei der Tour wegen Kapitänsfrage frustriert

(rsn) - Am letzten Tag der diesjährigen 105. Tour de France strahlte Geraint Thomas (Sky) im Gelben Trikot auf den Champs-Elysees. Der Waliser feierte den größten Erfolg seiner Karriere und setzte

16.10.2018Nibali wird am 10. November von französischer Polizei befragt

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird am 10. November in Grenoble von der französischen Polizei zu seinem Sturz von der 12. Etappe der Tour de France befragt werden. Damals war der Italiener

10.10.2018Thomas´ Tour-Trophäe in Birmingham gestohlen

(rsn) - In den vergangenen Jahren kam es immer wieder vor, dass Radsport-Mannschaften von Fahrraddieben heimgesucht wurden. Nun meldet Team Sky den Verlust der Tour-de-France-Auszeichnung von Geraint

03.08.2018“Zwischen Froome und Thomas gab es nie einen Disput“

(rsn) - Seit dem vergangenen Sonntag schon ist die auch 105. Ausgabe der Tour de France wieder Geschichte. In der neuen Ausgabe von Radio Tour – dem Radsportpodcast in Kooperation mit radsport-news.

03.08.2018Nach Tour-Aus fordert Sieberg “Überdenken der Karenzzeit“

(rsn) – Nachdem er im Vorjahr wegen eines Magen-Darm-Virus´ erstmals die Tour de France vorzeitig beenden musste, wollte Marcel Sieberg (Lotto Soudal) bei der 105. Austragung unbedingt wieder Paris

02.08.2018Lappartient: Funkverbot und 6-Mann-Teams gegen Sky-Dominanz

(rsn) - Auf wenig Gegenliebe - um es vorsichtig auszudrücken - ist UCI-Präsident David Lappartient bei den Profis mit seinen jüngst geäußerten Ideen gestoßen, wie man der vor allem in den große

02.08.2018“Ich fand alle Bergpässe schön“

(rsn) – Mit Michael Gogl (Trek-Segafredo), Gregor Mühlberger und Lukas Pöstlberger (beide Bora-hansgrohe) nahmen drei Österreicher an der 105. Tour de France teil. Das rot-weiß-rote Trio erreich

01.08.2018Zabel will sein Selbstvertrauen wieder aufpolieren

(rsn) – Der Frust über das verfrühte Tour-Aus sitzt tief: Rick Zabel (Katusha-Alpecin).musste auf der Königsetappe nach Alpe d`Huez im Kampf gegen das Zeitlimit kapitulieren und in den Besenwagen

01.08.2018Politt: “Wir haben uns nochmal richtig zusammengerissen“

(rsn) – Nach drei harten Wochen bei der Tour de France sehnt sich Nils Politt (Katusha-Alpecin) nach Erholung. Die ist derzeit aber nur bedingt möglich. Denn keine 24 Stunden nach dem Tour-Ende in

Weitere Radsportnachrichten

16.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wie geht´s zum Liveticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

16.04.2024Es gilt nur eins: Wer erklimmt die Mur de Huy am schnellsten?

(rsn) – Sieben Mal Anna van der Breggen, fünf Mal Marianne Vos, fünf Mal Alejandro Valverde und drei Mal Julian Alaphilippe: Kein Rennen wurde in den letzten 20 Jahren so oft von denselben Fahreri

16.04.2024Eine Mur mehr als bisher: Strecken des Fleche Wallonne im Detail

(rsn) – Wenn am Mittwoch zum 30. Mal in Charleroi der Fleche Wallonne der Männer beginnt, gibt es ein Novum: Bei der 88. Austragung des ´Wallonichen Pfeils´ wird die Mur de Huy erstmals vier Mal

16.04.2024Auf den heimischen Straßen setzte Gamper alles auf eine Karte

(rsn) – Eigentlich war Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) von seinem Team gar nicht vorgesehen für die 47. Tour of the Alps. Doch die Möglichkeit sich wieder einmal dem heimischen Publikum zu pr

16.04.2024Pöstlberger: “Als wäre man nur später in die Saison gestartet“

(rsn) – Schon gegen Ende der Saison 2023 war Lukas Pöstlberger klar, dass das kommende Jahr ein schwieriges für ihn werden würde. Der frühere Giro-Etappensieger war bei der Vergabe der neuen Ver

16.04.2024Gnadenwald-Attacke beschert De Marchi Solo-Sieg in Stans

(rsn) – Alessandro De Marchi (Jayco – AlUla) hat als Solist die 2. Etappe der Tour of the Alps gewonnen. Der 37-jährige Italiener setzte sich auf der längsten Etappe der Woche nach 190,7 Kilomet

16.04.2024Not-OP nach Lungenembolie: Vogel im Krankenhaus

(rsn) – Kristina Vogel ist am Wochenende einmal mehr dem Tod nahe gewesen und ihm gerade so entgangen. Das machte die zweifache Bahnrad-Olympiasiegerin am Montag via Instagram bekannt. Dort postete

16.04.2024Vingegaard verlässt das Krankenhaus in Vitoria-Gasteiz

(rsn) – Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) hat zwölf Tage nach seinem schweren Sturz auf der 4. Etappe der Baskenland-Rundfahrt das Krankenhaus von Txagorritxu in der baskischen Hauptstadt V

16.04.2024Shackley muss ihre Karriere mit nur 22 Jahren beenden

(rsn) – Anna Shackley (SD Worx – Protime) muss ihre Profikarriere im Alter von nur 22 Jahren beenden. Die Britin, die im vergangenen Jahr in der U23 EM-Zweite und WM-Dritte sowie Zweite der Tour d

16.04.2024Eschborn-Frankfurt verspricht erneut Angriffs-Spektakel

(rsn) – Nicht nur wie ursprünglich angekündigt 13, sondern sogar 14 WorldTour-Mannschaften werden am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt am Start stehen und das Rennen durch den Taunus in Angriff nehmen

16.04.2024Blackmore steigt bei Israel - Premier Tech zu den Profis auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

16.04.2024Stork: Aus der Höhe über die Alpen zum Giro d´Italia

(rsn) – Auf der 1. Etappe der Tour of the Alps (2.Pro) lief es noch nicht ganz rund bei Florian Stork (Tudor). Der 26-Jährige verpasste bei der zweiten und letzten Überfahrt von Penone das erste F

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine