Interview mit dem Chef von Bora-hansgrohe

Denk: “Buchmann bekommt für die Vuelta ein ganz starkes Team“

Von Joachim Logisch aus Carcassonne

Foto zu dem Text "Denk: “Buchmann bekommt für die Vuelta ein ganz starkes Team“"
Bora-hansgrohe-Teammanager Ralph Denk | Foto: Cor Vos

24.07.2018  |  (rsn) - Drei Etappensiege, das Grüne Trikot sicher auf den Schultern von Peter Sagan: Bora-hansgrohe ist dabei, eine Traum-Tour nach Hause zu fahren. Interview mit Teamchef Ralph Denk, der sich während der 12. Etappe der Tour de France zusammen mit Hauptsponsor Willi Bruckbauer im Anstieg nach Alpe d’Huez an der vier Kilometermarke den ganzen Tag unter die Fans gemischt hatte.

"Wir wollten das ganze mal unter Fangesichtspunkten erleben", erklärte der clevere Manager im Gespräch mit rasport-news.com. Denk:"Es war beeindruckend. Wir haben danach lange diskutiert. Wir denken auch ein wenig wie die Bayern (München, d.Red.). Da standen zehn Allianz-Arenen den Berg hinauf. 600 000 Menschen, und die kamen nicht mit U- oder S-Bahn. Das ist ja in der Pampa. Das hat schon eine Kraft."

Die Tour lief nach Wunsch, nur nicht für Rafal Majka...
Denk:
"Ja, es war bisher nicht optimal. Aber Rafal ist während der 9. Etappe nach Roubaix zweimal zu Boden gegangen. Der eine Fahrer steht auf und schüttelt sich zweimal, der andere braucht ein paar Tage länger. Gestern (auf der 15. Etappe, d.Red.) haben wir ja wieder einen starken Majka gesehen. Wenn du einen oder zwei Tage nicht auf Augenhöhe bist, fliegst du raus aus den Top Ten. So ist es."

Konnte man damit rechnen, dass Peter Sagan bis zum zweiten Ruhetag drei Siege eingefahren hat?
Denk:
"Rechnen kann man damit immer. Dass es geklappt hat, ist schön. Die diesjährige Tour ist knochenhart. Das sieht man am Sprintersterben. Auch Sagan fährt nicht mit dem Finger in der Nase die Berge hoch. Er muss sich auch strecken und bemühen. Aber bis jetzt hat er alles gut gemeistert. Deshalb sind wir froh, dass wir da stehen, wo wir jetzt sind."

Man konnte nicht damit rechnen, dass er den 10-Prozent-Anstieg nach Mende so hochfährt und Vierter wird?
Denk:
"Da hat er ein bisschen aufblitzen lassen, dass er ein guter Bergfahrer ist. Mir persönlich wäre es lieber gewesen, wenn er das gestern nach Carcassonne gezeigt hätte. Da war die Zielankunft flach. Ich glaube, da waren die Kräfte nicht richtig dosiert."

Sie meinen, wenn er sich nach Mende geschont hätte, hätte er in Carcassonne gewinnen können?
Denk:
"Im Nachhinein denke ich ja, aber hinterher ist man immer schlauer! Aber wenn und wann und wie? Das ist Radsport, manchmal passieren auch unvorhergesehene Ereignisse. Dann ist es, wie es ist."

Es gibt noch zwei Möglichkeiten für ihn...
Denk:
"Darauf werden wir uns konzentrieren. Die Sprinter, die noch da sind, werden in den beiden kommenden Tagen mehr leiden als er. Ich hoffe, dass die deshalb an Endschnelligkeit einbüßen und er die Etappen gewinnen kann."

Praktisch ist Sagan im Grünen Trikot nicht mehr einzuholen. Wäre es nicht besser, jetzt etwas vorsichtiger zu fahren, damit er sicher nach Paris kommt?
Denk:
"Nein, das machen wir nicht! Er ist ja, da brauchen wir keinen Hehl draus machen, einer der bestbezahlten Fahrer hier im Tourfeld. Das ist er auch, weil er so ist, wie er ist. Sagan ist keiner der sich schont oder versteckt. Deshalb ist das nicht unser Style. Wir werden voll angreifen!"

Der Sponsor hansgrohe hat den Vertrag verlängert...
Denk:
Ja, bis Ende 2020 und Bora bis 2021.

Das sorgt für ein schönes, sicheres Gefühl...
Denk: Das tut mir gut. Besonders hansgrohe. Die waren ein Newcomer im Sport, also in der Größenordnung. Das zeigt, dass sie zufrieden sind. Radsport gibt aus globaler Sicht sehr viel zurück. Jetzt können wir Richtung Zukunft planen und den einen oder anderen jungen Rennfahrer noch mehr ausbilden. Vielleicht finden wir ja noch welche wie einen Ackermann, einen Buchmann, Pöstlberger oder Mühlberger? Es sind genügend da, die bei uns Profi geworden sind und sich zu einem Top-Profi entwickelt haben."

Das Geld verwenden Sie nicht, um vielleicht noch einen Star zu holen?
Denk:
"Erst mal müsste einer frei sein. Ich verschweige ja nicht, dass ich als Teammanager mal gerne die Tour gewinnen will. Am liebsten mit Rennfahrern aus der eigenen Reihe. Aber da ist noch keiner soweit."

Gibt es einen, der die Chance hätte?
Denk:
"Das kann man jetzt schwer beurteilen. Wenn man aber mal zu den beiden zurückblickt, die jetzt die Tour dominieren, Geraint Thomas und Chris Froome. Vor sechs, sieben Jahren war von denen nichts zu sehen. Ich würde sagen, dass ein Emanuel Buchmann schon deutlicher weiter ist. Wie weit es aber geht, das bleibt abzuwarten. Wir gehen Schritt für Schritt!"

Deshalb wurde Buchmann auch in diesem Jahr für die Tour geschont?
Denk:
"Ja, wir machen jetzt mit Buchmann mal die Vuelta und dann sehen wir weiter."

Weil Buchmann die Tour nicht fährt, mussten Sie Kritik einstecken!
Denk: "Ich habe das nicht alleine entschieden. Das haben beide Hauptsponsoren mitgetragen. Das haben wir diskutiert. Wir sind nach wie vor der festen Überzeugung, dass es wichtig war, ihn da jetzt rauszunehmen, damit er ganz frisch, auch mental frisch in die Vuelta gehen und wirklich schauen kann, was er in drei Wochen mit einem super Helferteam reißen kann. In Spanien werden sich Rafal Majka und Davide Formolo in seine Dienste stellen. Das ist für ihn schone eine Auszeichnung, aber auch ein gewisser Druck. Den wollen wir auch erzeugen, damit Emanuel lernt damit umzugehen. Ich bin überzeugt, dass er das gut managed mit seiner ruhigen Art. Danach werden wir sehen, wo die Reise hingeht."

Das wird so etwas wie eine Generalprobe für Buchmann, der nächste Jahr die Tour fahren wird, wenn nichts dazwischenkommt.
Denk: "Wie gesagt: Schritt für Schritt! Jetzt die Vuelta. Für nächstes Jahr habe ich noch gar keine Pläne. Außer Paris-Roubaix, da will Sagan seinen Titel verteidigen."

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