Waliser glaubt Froome zwar, aber...

Thomas: “Ich will bei der Tour eine freie Rolle“

Von Felix Mattis

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Geraint Thomas (Sky) bei der Tour 2017: Als Froome-Helfer im Gelben Trikot. | Foto: Cor Vos

19.12.2017  |  (rsn) - Als Chris Froome Ende November bekanntgab, dass er im kommenden Jahr vor der Tour de France auch den Giro d'Italia fahren will, setzte das ein dickes Fragezeichen hinter die Saisonziele von Geraint Thomas. Sofort wurden Gerüchte laut, der Waliser sei für 2019 bereits auf der Suche nach einem neuen Arbeitgeber, um in der Hierarchie aufzusteigen.

Thomas war 2017 Kapitän des Teams Sky bei der Italien-Rundfahrt, bevor er Froome in Frankreich unterstützte und dort selbst einige Tage im Gelben Trikot fuhr. Nun schien es, als könne er 2018 weder bei der Tour noch beim Giro auf eigene Rechnung fahren. Doch das hat sich geändert - möglicherweise auch wegen des positiven Salbutamol-Tests von Froome.

"Ich habe mich mit Tim (Kerrison) und Dave (Brailsford) zusammengesetzt und gesagt, dass ich die Tour anvisieren will", erklärte Thomas cyclingnews.com im Teamtrainingslager auf Mallorca. "Wenn Froome den Giro fährt, dann ist unsere Vorbereitung anders. Ich will in der bestmöglichen Form sein und das Bestmögliche aus der Situation machen, wie sie dann ist, aber ich will für mich selbst fahren."

Der 31-Jährige hatte von seinen Chefs seiner Aussage nach die Wahl erhalten, ob er den Giro oder die Tour bestreiten möchte und sich für Frankreich entschieden. "Es kann viel passieren, und wir haben dieses Jahr gesehen, dass sich Landa zu Froome bekannt hat und trotzdem Vierter wurde", so Thomas. "Es ist auch nicht garantiert, dass Froome so stark sein wird wie eh und je und wieder gewinnt. Hoffentlich kann ich einfach in einer ähnlichen Form in die Tour gehen wie dieses Jahr in den Giro." Die Italien-Rundfahrt begann Thomas stark und lag nach dem Einzelzeitfahren der 10. Etappe auf Rang zwei hinter Tom Dumoulin (Sunweb), musste das Rennen drei Tage später aber wegen eines Sturzes aufgeben.

Über dem Team Sky hängt das Damoklesschwert einer möglichen Sperre gegen Froome wegen der stark erhöhten Salbutamol-Konzentration in seinem Urin bei einem Anti-Doping-Test am 7. September während der Vuelta a Espana. Deshalb muss man sich bei der Saisonplanung auch mit B-Plänen beschäftigen und scheint das zu tun. "Niemand von uns (im Meeting mit Kerrison und Brailsford) musste es wirklich sagen", erklärte Thomas cyclingnews.com, dass man über die Situation nicht direkt sprach.

"Wir wussten es ja alle und wir werden einfach so tun, als ob es eine ganz normale Saison ist, mit ihm als Kapitän. Aber ich werde dort sein, um das beste Resultat für mich selbst zu erzielen. Was auch immer passiert, passiert. Ich kann das nicht beeinflussen, aber ich werde eine freie Rolle haben. Das wird zu mir passen, speziell in der ersten Woche, wenn es Wind und Kopfsteinpflaster gibt. Ich werde nah an der Spitze bleiben und vielleicht habe ich dann nach neun Tagen einen kleinen Vorsprung und kann sehen, was ich ausrichten kann", so der Sky-Profi weiter. Sollte Froome tatsächlich über die Tour de France hinaus gesperrt werden, würde Thomas somit wohl direkt zum Sky-Kapitän aufsteigen.

Ungeachtet seiner eigenen sportlichen Ambitionen, stellte sich Thomas auf Mallorca aber hinter seinen Teamkollegen Froome. "Zunächst mal: Ich vertraue ihm. Ich glaube nicht, dass er irgendwas tun würde, um zu betrügen. Es ist einfach eine schwierige Situation. Ich kenne die Fakten nicht, die in diesem Fall herangezogen werden sollen, aber es ist hart - und wenn man bedenkt, wer er ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass sie sanft mit ihm umgehen", sagte er cyclingnews.com. "Ich stehe zu 100 Prozent hinter ihm. Ich glaube nicht, dass er ein Betrüger ist. Ich finde es traurig für ihn, seine Reputation und auch für das Team."

Thomas erzählte außerdem, dass er und seine Mannschaftskollegen im Trainingslager auf Mallorca per kurzer Textnachricht der Teamleitung aufs Smartphone Bescheid bekommen hätten, als die Unregelmäßigkeiten in Froomes Urinproben vom 7. September öffentlich wurden. Anschließend sei eine detailliertere eMail herumgegangen. Er habe mit Froome kurz darüber gesprochen, so Thomas: "Man kann sehen, dass es ihm zugesetzt hat, aber das ist klar bei so etwas. In der Vergangenheit haben Leute ihm bei der Tour Dinge an den Kopf geworfen, und das nimmt er so hin. Aber das hier ist ein anderes Level. Das sitzt ihm im Kopf."

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