Begeisterung trägt den Sprinter durch Düsseldorf

Kittel: "Es hat super gefetzt"

Von Joachim Logisch aus Düsseldorf

Foto zu dem Text "Kittel:
Marcel Kittel (Quick-Step Floors) im Auftaktzeitfahren der 104. Tour de France | Foto: Cor Vos

01.07.2017  |  (rsn) - Die Wolken hingen tief über Düsseldorf, es nieselte seit Stunden. Doch Marcel Kittel (Quick-Step Floors) kam strahlend wie der helle Tag vom Zeitfahren zurück.

"Geil," beantwortete der Erfurter die Frage, wie es gewesen sei. "Ich habe das wirklich genossen. Es hat richtig Spaß gemacht, obwohl das Wetter nun wirklich die allerschlimmsten Befürchtungen erfüllte. Es hat trotzdem super gefetzt. Da waren so viele Leute, die Stimmung war riesig, mir sind fast die Ohren abgefallen. Ich habe den Funk nicht verstanden, den hätte ich gar nicht mitnehmen müssen. Ich habe dann einfach versucht, mein Ding hier durchzudrücken und so gut wie es geht ins Ziel zu kommen", sprudelte es förmlich aus ihm heraus.

Getragen von den vielen Tausend begeisterten Zuschauer entlang der 14 Kilometer langen Strecke durch Düsseldorf beendet Kittel die 1. Etappe der 104. Tour de France nur 16 Sekunden hinter Sieger Geraint Thomas (Sky) auf dem starken neunten Platz.

"Ich wollte einfach versuchen, mein Bestes zu geben und locker reinzugehen. Doch auf der Startrampe habe ich gemerkt, ganz so locker kann ich auch nicht bleiben, weil es ja der Grand Départ in Düsseldorf, in Deutschland ist. Sobald ich dann losgerollt bin, habe ich gespürt, dass ich richtig Druck auf den Pedalen habe", erklärte er, immer noch beseelt von der tollen Stimmung. Kittel: "Ich musste mich am Anfang richtig zurückhalten. Die Gefahr ist, wenn man plötzlich in diesem Tunnel von Fans fährt, dass man da zu entusiastisch wird und sich gleich kaputt macht. Ich habe dann einfach versucht, durchzuziehen."

Von den zahlreichen Stürzen auf der regennassen Straße ließ er sich dabei nicht beirren. "Ja, ich habe unterwegs Stürze gesehen. Auch den von Groenwegen, der relativ am Anfang war. Aber das sind Dinge, die passieren. Ich habe natürlich nicht versucht, rauszunehmen. Aber an der Stelle kann ich mich auf meine Kurventechnik verlassen. Das hat auch gut funktioniert."

Kittel fand die richtige Mischung aus Vorsicht und Attacke. "Es war glatt, ja, sehr glatt. Es ist immer schwierig, bei Regen die Balance zu finden. Weil es auf dem Rennrad keine Vorzeichen gibt, dass man gleich wegrutscht, weil die Reifen so dünn sind. Wenn sie rutschen, ist es zu spät, das endet immer in einem Sturz. Deshalb muss man die Grenze zum Limit finden und nie drüber fahren", verriet er sein Erfolgsgeheimnis.

Mit dem Ergebnis war er mehr als zufrieden. "Als dicker Sprinter in einem Zeitfahren in den TopTen mitzumischen, ist echt in Ordnung. Mein Ziel ist natürlich der Sonntag (Zielankunft in Lüttich,d.Red.) und die Sprintetappen danach. Ich habe hier nirgendwo etwas liegen lassen, bin aber auch nicht mit Krawall in die Kurven gegangen, um noch irgendwas rauszuholen. Ich habe einfach versucht, gleichmäßig zu fahren. Das hat geklappt. Wegen der Wetterbedingungen war es am Ende vielleicht nicht perfekt für die Fahrer. Trotzdem habe ich das Beste draus gemacht", meinte der blonde Hühne.

Mit der 2. Etappe von Düsseldorf nach Lüttich beginnt nun das Revier des neunmaligen Tour-Etappensieger. "Ich freue mich drauf. Es wird eine Riesenhektik geben, ein Chaos im Finale. Es wird sehr, sehr schnell sein dort. Weil viele Teams versuchen werden, vorne zu fahren, um ihren Sprinter zu platzieren. Aber das ist die Tour. Ich habe ein starkes Team, das hat man heute auch im Ergebnis gesehen. Wir haben viele Jungs vorne, dementsprechend kann ich entspannt und ruhig in die Etappe gehen."

Das Gelbe Trikot hat er für sich abgehakt. Kittel: "Da müsste ich attackieren und dann noch gewinnen. Also, ich mache jetzt keinen Hokuspokus mit Zahlen. Ich konzentriere mich aufs Wesentliche. Das ist das Sprinten und dabei versuche ich, meinen Job zu machen."

 

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

01.04.2025Red Bull verzichtet bei Dwars door Vlaanderen auf Lazkano

(rsn) – Die im Winter runderneuerte Klassikerfraktion von Red Bull – Bora – hansgrohe kommt einfach nicht in Schwung. Stellvertretend dafür steht der mit vielen Vorschlusslorbeeren zu den Raubl

01.04.2025Pedersen auch bei der Ronde-Generalprobe nicht zu stoppen?

(rsn) – Als es beim letztjährigen Dwars door Vlaanderen knapp 70 Kilometer vor dem Ziel zu einem Massensturz kam, verletzten sich mit Wout van Aert (Visma-Lease a Bike), Mads Pedersen, Jasper Stuyv

01.04.2025CIC-Mont Ventoux muss wie bereits im Vorjahr abgesagt werden

(rsn) – Zum zweiten Mal in Folge wird die CIC-Mont Ventoux (1.1) nicht stattfinden können. Bereits im Januar hatten die Organisatoren des französischen Eintagesrennens mit Ziel am legendären Mont

01.04.2025Buchmann liegt im Plan, aber zur Topform fehlt noch ein Stück

(rsn) – Auf Platz 22 beendete Emanuel Buchmann seine Premiere bei der Katalonien-Rundfahrt. Damit befand sich der Cofidis-Neuzugang in guter Gesellschaft zwischen den beiden Visma-Routiniers Wilco K

31.03.2025Tudor auch zum Giro, Q36.5 gibt sein Grand-Tour-Debüt

(rsn) – Kurz nach der Entscheidung des Radsportweltverbands UCI, dass die Veranstalter in der großen Landesrundfahrten in diesem Jahr jeweils drei statt zwei Wildcards verteilen dürfen, hat am Mon

31.03.2025“Großvater“ Kristoff landete fast nochmal auf dem Podium

(rsn) – Zwei Monumente konnte Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) in seiner Karriere schon gewinnen, aber auch bei Gent-Wevelgem in Flanders Fields war der mittlerweile 37-jährige Norweger schon e

31.03.2025Jakobsen muss unters Messer und steht vor langer Zwangspause

(rsn) – Spätestens nach der Saison 2022 schien der Horror-Sturz von Fabio Jakobsen (Picnic - PoostNL) aus der Polen-Rundfahrt aus dem Jahr 2020 endgültig vergessen, der heute 28-Jährige fuhr mit

31.03.2025Tudor, TotalEnergies und Uno-X bekommen die Tour-Wildcards 2025

(rsn) – Kaum hat die UCI die Bestätigung einer möglichen dritten Wildcard für die Grand Tours im Jahr 2025 bekanntgegeben, ist auch die ASO als Veranstalterin der Tour de France nun bereits vorge

31.03.2025Wiebes‘ unglaubliche Statistiken: Die Zahlen hinter der “100“

(rsn) – Ihren ersten UCI-Sieg feierte Lorena Wiebes im Jahr 2018. Das war damals im Mai beim Dorpenomloop in Aalburg, einem Rennen, das heute nicht mehr ausgetragen wird. Damals war sie 19 Jahre alt

31.03.2025UCI bestätigt Erweiterung der Grand-Tour-Pelotons auf 23 Teams

(rsn) – Nachdem sich das Professional Cycling Council (PCC) bereits für ein zusätzliches 23. Team bei den Grand Tours ausgesprochen hatte, hat nun auch das UCI Management Komitee die Entscheidung

31.03.2025Kool schafft bei Gent-Wevelgem den Befreiungsschlag

(rsn) – Auch wenn die Weltklasse-Sprinterin Charlotte Kool (Picnic – PostNL) beim überlegenen Sieg von Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei Gent-Wevelgem (1.UWT) chancenlos aussah, war die 25-

31.03.2025Keßler holt dritten Platz auf Schlussetappe der Olympia´s Tour

(rsn) - Für die Teams Lotto – Kern Haus – PSD Bank und Rembe – rad-net ist mit unterschiedlichen Gefühlen eine insgesamt erfolgreiche Olympia´s Tour zu Ende gegangen und Run & Race - Wibatech

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine