Kommentar

Nibalis Giro hat gerade erst begonnen

Von Guido Scholl

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Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) auf der von ihm gewonnenen Giro-Königsetappe. | Foto: Cor Vos

24.05.2017  | 

(rsn) - Vincenzo Nibali und sein Bahrain-Merida-Team können es drehen und wenden, wie sie wollen - dass sie das Tempo just dann anzogen, als Tom Dumoulin seinen Darm entleeren musste, war reines Kalkül. Sie wollten die Chance nutzen, den Giroverlauf im eigenen Sinne umzubiegen und dem Sunweb-Kapitän endlich einmal Zeit abnehmen.

Ob tatsächlich noch nie jemand auf Nibali gewartet hat und ob es einen Ehrenkodex "Warten auf kackende Gesamtführende" gibt, spielt da kaum eine Rolle. Mehr Ehrlichkeit bei den Interviews im Ziel wäre aber wünschenswert gewesen.

Dennoch darf auch die andere Seite der Medaille nicht vergessen werden. Und damit ist nicht gemeint, dass der bereits weggefahrene Steven Kruijswijk zu einer großen Gefahr geworden wäre, wenn sie hinten eine Minute lang die Beine hoch genommen hätten.

Vielmehr wird der Umstand übersehen, dass Dumoulin es nicht schaffte, wieder näher an die enteilte Konkurrenz heranzukommen, während vorn der 39-Jährige Franco Pellizotti das Tempo bestimmte und in der Gruppe nicht nur Podiumskandidaten saßen. Ein Zeichen von Stärke war das keineswegs. Hätten Nibali und Quintana früher angegriffen, wäre der Niederländer sein Rosa Trikot jetzt los.

Umso besser, dass es dazu nicht gekommen ist, denn jeder Radsportfan hätte sich am Umbrailpass wohl einen Schlagabtausch ohne Austreten gewünscht. Aber zwei Dinge sind nun offenbkundig: Auf den schweren Bergetappen ist Dumoulin nicht mehr dominant. Und Vincenzo Nibalis Giro hat gerade erst begonnen. Angesichts eines noch ausstehenden Zeitfahrens sind das Vorzeichen für eine packende Schlussphase der 100. Italien-Rundfahrt.

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