Sunweb-Manager Iwan Spekenbrink:

"Wir wollen mit einem Deutschen eine Grand Tour gewinnen"

Von Joachim Logisch aus Boario Terme

Foto zu dem Text "
Sunweb-Teamchef Iwan Spekenbrink | Foto: Cor Vos

24.05.2017  |  (rsn) - Iwan Spekenbrink hat Tom Dumoulin ins Rosa Trikot des 100. Giro d'Italia geführt. Im Interview mit radsport-news.com erklärt der Sunweb-Teamchef, was er mit dem deutschen WorldTour-Rennstall in den kommenden Jahren vorhat.

Herr Spekenbrink, auf der 16. Etappe des 100. Giro d'Italia hat Tom Dumoulin wegen eines menschlichen Bedürfnisses fast sein Rosa Trikot abgeben müssen. Schwinden nun seine Chancen auf den Gesamtsieg?
Iwan Spekenbrink: "An unserer Strategie hat sich nichts geändert. Sie ist einfach, wir wollen bis Mailand so wenig Zeit wie möglich verlieren."

Nun hat Dumoulin aber viel Zeit verloren
Spekenbrink: "Wir haben jetzt etwas weniger Zeit abzugeben. Aber wir sind auch nach dem Stelvio noch mit einer halben Minute Vorsprung im Rosa Trikot und über eine Minute vor dem Dritten. Natürlich ist es schade, das können wir immer wieder bedauern. Wir können sagen, das war Schei... in allen Lagen. Wir wollen aber positiv bleiben, wir müssen noch viel kämpfen."

Dumoulin fährt wie 2015 bei der Vuelta im Führungstrikot. Ist das mit diesem Giro vergleichbar?
Spekenbrink: "Die Vuelta war nicht geplant. Jetzt ist es eine andere Geschichte, wir haben einen langfristigen Plan, als deutsche Mannschaft ein echter Herausforderer bei den großen Rundfahrten zu werden. Damit haben wir nun angefangen. Das hier ist nur ein erster Schritt. Deshalb dürfen wir hier noch Fehler machen. Wir wollen hier das lernen, was wir in den großen Rundfahrten in den kommenden zwei, drei vier Jahren gebrauchen können. Wir haben ein ganz klares Ziel, wir wollen auf das Podium einer großen Rundfahrt."

Ist der Giro also eine Art Generalprobe, um mal bei der Tour de France aufs Podium zu fahren?
Spekenbrink: "Ja, auf ein Podium in allen Rundfahrten. Die Tour ist groß, aber der Giro auch. Wir wissen, das ist für unsere Partner, für unsere Fahrer und auch für Deutschland gut."

Fühlen Sie sich jetzt sicherer, bei der Vuelta war der Griff nach dem Gesamtsieg ja nicht geplant!
Spekenbrink: "Wir haben erwartet, dass wir in eine gute Position kommen, wenn nichts schief geht. Wobei ja schon etwas schief gegangen ist. Mit Wilco Keldermann ist uns einer der wichtigesten Fahrer verletzt ausgefallen. Mit ihm waren wir eine der stärksten Mannschaften. Jetzt müssen wir sehen, wie wir ihn kompensieren können."

Was erwarten Sie in der letzten Woche noch?
Spekenbrink: "Dass einige der Gegner ihren Formhöhepunkt haben. Auch wir haben geplant, dass Tom in der letzten Woche seine beste Form haben wird. Die Gegner haben die Erfahrung, über mehrere Berge zu fahren. Tom nicht so viel. Aber er hat viel trainiert. Es wird interessant sein, zu sehen, wie es gehen wird."

Wie gut ist Sunweb als Klassementsteam im Vergleich zu Sky oder Movistar?
Iwan Spekenbrink: "Wir fangen gerade erst an. Dass wir hier beim Giro das Rosa Trikot haben, ist nur ein erster guter Schritt. Wir werden sicher noch besser werden. Wir bauen die Fahrer Schritt für Schritt auf. Nicht nur mit Bergspezialisten, sondern auch mit anderen guten Fahrern wie Nikias Arndt und Michael Matthews. Wir bauen eine Mannschaft auf, die auf allen Terrains einer Grand Tour mithalten kann."

Gibt es einen Plan, wann sie die Tour gewonnen haben wollen?
Spekenbrink: "Wie viele Deutsche haben die Tour gewonnen? Einer? Die Niederländer haben zwei Siege, der letzte ist 26 Jahre her. Das zeigt, man kann es nicht planen. Man braucht eine intelligente Mannschaft und außerordentliche Talente. Das kann man nicht planen. Wir wollen immer die beste Mannscahft sein. Wenn das beste, was wir erreichen können, Platz drei ist, dann dürfen wir nicht verärgert sein. Natürlich versuchen wir, es beim nächsten Mal besser zu machen."

Hat Sunweb die Mannschaft für einen Grand Tour-Sieg schon zusammen?
Spekenbrink: "Wir haben mit Kelderman, mit Dumoulin, Sam Oomen, dem Deutschen Lennard Kämna und Chris Hamilton die außerordentlichen Talente, die alle außerordentliche Grand Tours fahren können. Darauf können wir in den nächsten Jahren aufbauen."

Das Sunweb-Development-Team hat mit Max Kanter die Deutsche Meisterschaft der U23 geholt. War das  geplant?
Spekenbrink: "Darauf bin ich ganz besonders stolz, denn es war eine echte Mannschaftsleistung. Wir suchen nach den deutschen Talenten. Ich glaube, dass wir die besten deutschen Talente haben. Wie schön wäre es, wenn wir eine GrandTour als deutsches Team mit einem Deutschen gewinnen könnten. Das  ist unsere Reise."


 


Mehr Informationen zu diesem Thema

02.12.2017Dumoulin will ein zweites “shit-gate“ vermeiden

(rsn) - Noch steht nicht fest, ob Tom Dumoulin im kommenden Jahr beim Giro d’Italia zur Titelverteidigung antreten wird. Sollte es dazu kommen, möchte der Niederländer auf jeden Fall Szenen wie be

01.06.2017Giro-Sieger Dumoulin in seiner Heimatstadt Maastricht geehrt

(rsn) - Tom Dumoulin ist am Mittwoch in Maastricht von Tausenden von Radsportfans gefeiert worden. Der Gewinner des diesjährigen Giro d’Italia präsentierte sein Rosa Trikot und die Trofeo Senza Fi

30.05.2017Gazetta: Nibali verzichtet zugunsten der Vuelta auf die Tour

(rsn) - Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) wird auf die Tour de France verzichten und stattdessen die Vuelta a España zu seinem nächsten große Ziel in diesem Jahr machen. Das meldete die Gazzetta de

30.05.2017Lastet auf dem Giro ein Triple-Fluch?

(rsn) - Nachdem Vincenzo Nibali am vergangenen Wochenende dabei gescheitert ist, seinen dritten Gesamtsieg beim Giro d’Italia einzufahren, drängt sich der Eindruck auf, dass ein Triple-Fluch auf de

29.05.2017Giro-Sieger Dumoulin rückt auf Rang drei der WorldTour-Rangliste vor

(rsn) - Mit seinem Gesamtsieg beim Giro d’Italia, wo er zudem noch zwei Etappenerfolge feiern konnte, hat sich Tom Dumoulin (Sunweb) vom 27. auf den dritten Platz der WorldTour-Einzelwertung verbess

29.05.2017Quintana bekam nicht das, was er wollte

(rsn) - "You can’t always get what you want“ lautet der Titel einer der berühmtesten Songs der Rockgeschichte. Das Stück von den Rolling Stones könnte Nairo Quintana - so er die "Stones" überh

29.05.2017Dumoulin: “Irgendwann will ich die Tour gewinnen“

Mailand (dpa) - Kaum war Tom Dumoulin in Mailand als erster niederländischer Sieger beim Giro d`Italia gekrönt, folgten auch schon die Fragen zur Tour de France. "Das Nächste sind ein Bier und Barb

29.05.2017Gaviria: "Diese Erfolge waren außerhalb meiner Fantasie"

(rsn) - Bereits beim letztjährigen Giro d´Italia lieferte die Quick-Step Floors-Mannschaft eine beeindruckende Vorstellung ab. Durch Marcel Kittel, Gianluca Brambilla und Matteo Trentin gewann das b

29.05.2017Van Emden brachte auch Dumoulins Übersetzung an ihre Grenze

(rsn) - Natürlich stand Tom Dumoulin (Sunweb) nach dem Giro-Abschlusszeitfahren in Mailand im Mittelpunkt der medialen Aufmerksamkeit. Schließlich hatte der 26-Jährige gerade seine erste Grand Tour

29.05.2017Nibali: "Ich habe mehr von mir selbst erwartet"

(rsn) - Zum großen Giro-Finale in Mailand konnte Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) die Hoffnungen der italienischen Fans auf seinen dritten Giro-Triumph nach 2013 und 2016 nicht erfüllen. Der 32-jäh

29.05.2017Viva il Giro d´Italia - so spannend war die Tour seit Jahren nicht

(rsn) - Vive le Tour de France - die Frankreich-Rundfahrt ist im Radsport das Maß der Dinge. Doch der Giro d´Italia hat mächtig aufgeholt und in Punkto Spannung der Frankreich-Rundfahrt wenigstens

28.05.2017Platz 16 beim Giro - Pömer sagt Konrad eine große Zukunft voraus

(rsn) - Mit einem weiteren Top-Ten-Ergebnis hat das deutsche Bora-hansgrohe-Team den 100. Giro d’Italia beendet. Jan Barta landete im abschließenden Zeitfahren von Monza nach Mailand auf dem sechst

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine