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16.05.2017 | (rsn) - Mit einer Gala-Vorstellung im ersten Zeitfahren der Jubiläumsausgabe hat Tom Dumoulin (Sunweb) eindrucksvoll bewiesen, dass er ein heißer Kandidat auf den Gesamtsieg des 100. Giro d’Italia ist. Der 26 Jahre alte Niederländer jagte am Dienstag mit Höchstgeschwindigkeit über den 39,8 Kilometer langen hügeligen Rollerkurs von Foligno und setzte mit 50:37 Minuten nicht nur die deutliche Bestzeit, sondern nahm Nairo Quintana (Movistar) auch das Rosa Trikot des Gesamtführenden ab.
2:53 Minuten büßte der als Letzter der 190 Profis ins Rennen gegangene Kolumbianer auf Dumoulin ein, der wiederum 49 Sekunden schneller war als der zweitplatzierte Geraint Thomas (Sky). Rang drei sicherte sich mit 56 Sekunden Rückstand der Luxemburger Bob Jungels (Quick-Step Floors), der sich von seinem auf der 9. Etappe am Sonntag erlittenen Rückschlag gut erholt zeigte und vom zwölften auf den sechsten Platz der Gesamtwertung vorrückte. Gegen den wie entfesselt fahrenden Dumoulin war aber auch der Luxemburgische Zeitfahrmeister machtlos.
"Ich hatte sicherlich damit gerechnet, Zeit gutzumachen, aber so viel“, zeigte der Etappengewinner sich im Ziel fast ungläubig über den Abstand vor allem auf Quintana. "Man weiß das nie. Es hängt vom Tag ab und heute hatte ich einen guten Tag. …ich habe bis zum Ziel gekämpft. Zeitfahren tun immer weh und heute habe ich mehr als bei anderen Malen gekämpft. Aber es hat sich gelohnt, der Vorsprung war groß.“
Bei strahlendem Sonnenschein und vorsommerlichen Temperaturen zeigte sich der Niederländische Zeitfahrmeister vom ersten Meter an entschlossen, in seiner Spezialdisziplin Boden gegenüber den Konkurrenten gutzumachen. Bei beiden Zwischenzeiten (km 9,8 und km 28,2) lag Dumoulin vorn und baute seinen Vorsprung kontinuierlich aus.
Quintana hatte dagegen bereits bei der ersten Zeitnahme 48 Sekunden auf den Sunweb-Kapitän verloren, mehr als zwei Minuten bei der zweiten und fast drei Minuten im Ziel. "Es ist ein bisschen schlechter gelaufen als erhofft. Dumoulin ist geflogen, er ist halt ein Spezialist“, erklärte der Giro-Sieger von 2014, der den Niederländer nach dessen Auftritt in der Liste der Gegner hochstufte: "Er könnte jetzt mein größter Rivale sein. Ich hatte gehofft, besser zu sein, aber wir werden schon unseren Weg finden, um wieder Zeit gutzumachen.“
Dagegen konnte sich Dumoulin unbeschwert darüber freuen, wie bereits bei der letztjährigen Italien-Rundfahrt sich das Maglia Rosa überstreifen zu dürfen. "Wieder im Rosa Trikot zu sein, ist was ganz Besonderes. Ich hatte es im vergangenen Jahr schon sechs Tage lang, was schon ganz speziell war“, sagte er. Diesmal aber will Dumoulin es länger behalten. "Der Unterschied zum vergangenen Jahr ist, dass ich jetzt auf Gesamtwertung fahre, wie 2015 die Vuelta a Espana. Wir kämpfen jetzt bis zum Ende. In den Bergen werden wir sehen, wie viel der Vorsprung wert ist, aber aktuell ist es schön, das Rosa Trikot zu tragen.“
Gewinner des Tages war neben Dumoulin auch der 24-jährige Jungels, der sich wieder in die Top Ten der Gesamtwertung zurückkämpfte, nachdem er auf der Bergetappe am Sonntag nicht mit den Besten mithalten konnte und sein Rosa Trikot an Quintana abtreten musste. “Ich bin wirklich glücklich mit meiner Vorstellung. Auf dem Zeitfahr-Podium zu sein, ist fantastisch für mich. Mit Geraint Thomas auf Augenhöhe zu sein ist gut, Tom Dumoulin dagegen ist auf einem anderen Level. Ich denke, ich habe gezeigt, dass meine Form noch immer da ist und dass der Blockhaus (9. Etappe) nur ein schlechter Tag war“, erklärte Jungels, der sich zudem von Davide Formolo (Cannondale-Trek) das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers zurückholte.
Einen deutlichen Sprung nach vorn machte auch Thomas, der am Sonntag noch zu den Gestürzten zählte. Im Zeitfahren war der 30 Jahre alte Waliser "best of the rest“ und verbesserte sich vom 17. auf den 11. Rang der Gesamtwertung, wo er allerdings bereits 5:33 Minuten Rückstand auf das Rosa Trikot hat. "Ich musste heute mächtig auf die Zähne beißen. Zeit auf fast alle Klassement-Rivalen gutgemacht zu haben, gibt mir viel Moral. Aber das Handicap durch den Zeitverlust ist schon groß. Und mein Arm tut noch weh. Ich schaue jetzt von Tag zu Tag“, sagte Thomas nach dem Rennen.
Mit gemischten Gefühlen wird Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) den Ausgang des ersten Kampfs gegen die Uhr beurteilen. Zwar machte der Titelverteidiger als Sechster in Montefalco 46 Sekunden auf Quintana gut. Allerdings büßte er 2:07 Minuten gegenüber dem überragenden Dumoulin ein. Im Gesamtklassement liegt er als Fünfter und bester Italiener 2:47 Minuten hinter dem Rosa Trikot, das er bei diesem Giro zum insgesamt dritten Mal mit nach Hause nehmen will.
Vor Nibali wird noch Thibaut Pinot (FDJ/+2:40) geführt. Der Franzose fiel nach einer eher schwachen Vorstellung vom zweiten auf den vierten Rang zurück, befindet sich aber weiterhin auf Podiumskurs.Dagegen konnte sich der Niederländer Baule Mollema (Trek-Segafredo) als Elfter des Zeitfahrens auf Rang drei (+2:38) des Gesamtklassements verbessern.
Zweitbester Italiener bleibt Domenico Pozzovivo (Ag2R/+4:05), der von Jungels allerdings auf Rang sieben verdrängt wurde. Achter ist der Russe Ilnur Zakarin (Katusha-Alpecin/4:17). Die Plätze neun und zehn belegen unverändert Quintanas Edelhelfer Andrej Amador (+4:39) sowie Steven Kruijswijk (LottoNL-Jumbo/+5:19), der dritte Niederländer unter den besten Zehn. Zu den Verlierern des Tages zählte neben Quintana auch Formolo, der vom achten auf den 13. Platz zurückfiel und sein Weißes Trikot wieder an Jungels abtreten musste.
Bemerkenswert war die Leistung von Thomas‘ Teamkollegen Vasil Kiryienka, der mit zwei Minuten Rückstand Etappenfünfter wurde, und das, obwohl er in der letzten Kurve zu Fall gekommen war. Vor dem ehemaligen Zeitfahrweltmeister aus Weißrussland landete noch der Spanier Luis Leon Sanchez (Astana/+1:40) auf Position vier. Eine starke Vorstellung lieferte auch Georg Preidler (Sunweb) ab. Der Österreicher wurde mit 2:27 Minuten Rückstand Vierzehnter, Rang 16 belegte als bester Fahrer des deutschen Bora-hansgrohe-Teams der Tscheche Jan Barta (+2:36).
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