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11.03.2017 | (rsn) - Nach dem desaströsen Auftakt beim 75. Paris-Nizza hat sich Richie Porte (BMC) auf der Königsetappe den Frust aus den Beinen gefahren. Der 32-jährige Australier, der im Gesamtklassement der Fernfahrt aussichtslos zurückliegt, feierte auf dem siebten Abschnitt über 177 Kilometer von Nizza zur Bergankunft am Col de la Couillole einen beindruckenden Solo-Sieg. Und das auf "Rekordhöhe“ von 1678 Metern - so hoch hinaus hatte zuvor noch keine Etappe des "Rennens zur Sonne“ geführt.
Porte profitierte im oberen Teil der 15,7 Kilometer langen und 7,1 Prozent steilen Schlusssteigung davon, dass sich die Kandidaten auf den Gesamtsieg belauerten und den Gewinner der Tour Down Under schließlich rund drei Kilometer vor dem Ziel ziehen ließen. "Ich habs ein paar Mal probiert, aber nicht wirklich attackiert. Vielleicht hat mir das geholfen, denn die Klassementfahrer mussten mir so dann nicht folgen", kommentierte der zweimalige Paris-Nizza-Gewinner seinen Coup, den er als "eine unglaubliche Genugtuung“, bezeichnete. "Meine Teamkollegen haben nie den Glauben an mich verloren, auch wenn das diese Woche nicht einfach war“, sagte Porte im Rückblick auf die ersten beiden Tage, an denen er sich bei nasskaltem Wetter einen Rückstand von mehr als 16 Minuten eingehandelt hatte.
Im Süden Frankreichs lief es für Porte dann wesentlich besser. Bereits am Freitag war er in Fayence Tagesdritter geworden, auf der Königsetappe schließlich kam er mit 21 Sekunden Vorsprung auf Alberto Contador (Trek-Segafredo) ins Ziel, weitere elf Sekunden dahinter folgten Daniel Martin (Quick-Step Floors) und Sergio Henao (Sky). Rang vier reichte dem Kolumbianischen Meister, um das Gelbe Trikot von Julian Alaphilippe (Quick-Step Floors) zu übernehmen, der zehn Kilometer vor dem Ziel das Tempo der Favoritengruppe nicht mehr mitgehen konnte und sich als Vierzehnter 2:40 Minuten Rückstand einhandelte.
"Ich habe alles gegeben, was ich hatte. Es war ein sehr schwerer und sehr langer Anstieg. Die letzten Kilometer haben richtig wehgetan. Ich habe aber auch erwartet, dass ich an diesem Berg leiden werde. Enttäuscht kann ich über diese Woche hier aber nicht sein. Ich habe das Gelbe Trikot getragen und einen Etappensieg geholt. Ich hatte tolle Unterstützung von meinen Kollegen. Das bleibt“, zog der 24-jährige Franzose bereits vor der Schlussetappe ein positives Fazit, auch wenn bei Quick-Step Floors die veränderte Rollenaufteilung letztlich nicht aufging.
Denn im Gegensatz zur 6. Etappe, als Martin bis zum Zielstrich nicht von der Seite des Gelben Trikots gewichen war, sollte diesmal David De la Cruz Alaphilippe im Anstieg beschützen, wogegen der Ire freie de facto Fahrt hatte. "Es war meine Aufgabe, bei den Führenden zu bleiben. David sollte sich um Julian kümmern. Alberto und Richie waren heute aber richtig stark“, sagte Martin, der den beiden im Finale nicht folgen konnte. „Ich bin zum Schluss meinen eigenen Rhythmus gefahren. ich habe auch nicht mehr richtig daran geglaubt, aufschließen zu können. Der Gesamtsieg ist für mich, glaube ich, weg“, meinte der 30-Jährige, der auf Gesamtplatz zwei eine glatte halbe Minute hinter Henao liegt.
Auf Rang drei folgt eine weitere Sekunde dahinter Contador. "Heute war eine schwere Etappe. Der erste Teil war einfach, aber in den beiden letzten Anstiegen fuhren wir wirklich schnell. Heute habe ich mich gut in der Gruppe gefühlt“, sagte der 34-Jährige im Ziel den Reportern. Alaphilippe (+1:22) fiel auf Position fünf zurück, noch hinter den Spanier Gorka Izagirre (Movistar), der auf Rang vier aber auch schon eine Minute Rückstand auf Henao aufweist.
Bis an den Col Saint Martin, den vorletzten Berg des Tages, bestimmten die Ausreißer Jan Polanc (UAE-Team Emirates), Axel Domont (AG2R), Omar Fraile (Dimension Data), Delio Fernandez (Delko-Marseille) und Lilian Calmejane (Direct Energie) das Rennen, nachdem sie sich gleich im ersten Anstieg nach weniger als zehn Kilometern aus dem Feld gelöst hatten. Doch angesichts eines Maximalvorsprungs von nie mehr als fünf Minuten, entschied sich Calmejane in der Anfahrt zum Col de Saint Martin zur Attacke. Der 24-jährige Franzose, der bereits die ersten beiden Bergpreise gewonnen hatte, überquerte auch den Gipfel des dritten als Führender und knöpfte damit seinem Landsmann Domont das Gepunktete Trikot des besten Kletterers ab.
Hinter Calmejane fiel die ehemalige Spitzengruppe schnell auseinander, während zunächst Jakob Fuglsang (Astana) und schließlich eine Gruppe mit Quentin Pacher (Delko Marseille), Diego Ulissi (Team UAE Emirates) und Cyril Gautier (AG2R) sich auf die Verfolgung des neuen Führenden machten, den sie schließlich im unteren Teil des Schlussanstiegs stellten. Ulissi konterte kurz darauf eine Attacke von Pacher, wurde aber seinerseits vom Feld, in dem Sky das Tempo angezogen und so für eine Selektion gesorgt hatte, mächtig unter Druck gesetzt. Der Bergauf-Hatz fielen zunächst der Gesamtzweite Tony Gallopin (Lotto Soudal), Simon Yates (Orica-Scott), der Etappensieger von Fayence, und schließlich auch Alaphilippe zum Opfer.
Als Ulissi auf den letzten sechs Kilometern wieder eingefangen wurde, bestand die Verfolgergruppe aus nur noch sechs Fahrern, nämlich Conatdros Helfer Jarlinson Pantano, Ion Izagirre (Bahrain-Merida), Henao, Fuglsang, Porte, Daniel Martin und Contador. Der ging 3,5 Kilometer vor dem Ziel in die Offensive, kam aber nicht weg - um dann Porte ziehen zu lassen. Contador gelang es zumindest noch, 1,5 Kilometer vor dem Ziel Henao abzuschütteln, nachdem zuvor schon Fuglsang, Izagirre und Martin zurückgefallen waren, und sich Rang zwei zu sichern und damit die geringen Chancen auf einen dritten Paris-Nizza-Sieg zu wahren.
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