--> -->
24.02.2017 | (rsn) - Daran glaubte 150 Meter vor dem Ziel wohl nur noch er selbst - und umso schöner dürften sich der Faustschlag in die Luft und der damit verbundene Jubelschrei nach der Ziellinie angefühlt haben: Marcel Kittel (Quick-Step Floors) hat am Ende der 153 Kilometer langen 2. Etappe der Abu Dhabi Tour aus scheinbar aussichtsloser Position noch den bereits jubelnden Caleb Ewan (Orica-Scott) sowie Auftaktsieger Mark Cavendish (Dimension Data) abgefangen und auf die Plätze zwei und drei verwiesen.
"Ich bin sehr glücklich, dass ich bis zum letzten Moment noch an meine Chancen geglaubt habe", sagte der 28-Jährige in seiner ersten Pressekonferenz als Etappensieger der neu in die WorldTour aufgenommenen Rundfahrt in den Vereinigten Arabischen Emiraten. "Von hinten zu kommen, gab mir bei dem leichten Gegenwind von vorne links auch einen kleinen Vorteil. Ich konnte von Rad zu Rad surfen und Geschwindigkeit aufbauen."
Grund zur Freude hatte auch ein zweiter Deutscher: Phil Bauhaus (Sunweb). Der 22-Jährige, der wie Kittel am Vortag in den Sturz an der 1.000-Meter-Marke verwickelt gewesen war, sprintete am Hafen von Abu Dhabi auf Rang fünf. "Gerade nach gestern war das heute eine gute Bestätigung. Ich denke, da wäre dasselbe drin gewesen und es hat mich sehr geärgert. Deshalb bin ich heute umso glücklicher", erklärte er im Gespräch mit radsport-news.com erleichtert. André Greipel (Lotto-Soudal) kam als dritter Deutscher auf den neunten Platz.
Der enttäuschte Verlierer des Tages war aber Ewan. Der 22-jährige Australier erwischte mit seinem Orica-Scott-Sprintzug das perfekte Timing. Man überholte Cavendishs bis dahin führenden Zug rund 500 Meter vor dem Ziel und Roger Kluge führte Ewan 300 Meter vor Schluss um die letzte Linkskurve. Dann lancierte der Australier seinen Sprint und konnte den in seinem Windschatten lauernden Cavendish in Schach halten. Er hörte 20 Meter vor dem Zielstrich zu treten auf, um sich zum Jubeln aufzurichten, doch gerade als er auf der Linie die Arme ausbreitete, schob Kittel rechts neben ihm das Rad zuerst über den Strich.
"Ich bin massiv enttäuscht", sagte der Australier. Dass er das Weiße Trikot des besten Jungprofis übernahm, dürfte Ewan genauso wenig getröstet haben, wie die Anerkennung seiner Kontrahenten, als Cavendish auf der Pressekonferenz anmerkte: "Ehrlich gesagt, ohne Marcels Leistung schmälern zu wollen, war Caleb heute der Stärkste."
Kittels 'Surfen' an die Spitze, wie er es selbst nannte, begann auf dem letzten Kilometer an etwa 25. Stelle. Von dort arbeitete er sich langsam nach vorne, um als Achter um die letzte Kurve und auf die letzten 300 Meter zu kommen. Dort sprintete er zunächst lange am Hinterrad von Bauhaus, um dann 150 Meter vor dem Ziel an seinem Landsmann vorbeizuziehen und nach dem Sieg zu greifen. In seinem Windschatten zog er den Bora-hansgrohe-Italiener Matteo Pelucchi noch mit auf Rang vier.
Bevor am Hafen von Abu Dhabi um den Sieg gesprintet wurde, hatte zunächst eine sechsköpfige Spitzengruppe den Tag geprägt, die sich gleich nach dem Start löste, aber nie mehr als drei Minuten Vorsprung herausfuhr. Zehn Kilometer vor dem Ziel wurden vier der Ausreißer gestellt, so dass nur Marco Canola (Nippo-Vini Fantini), der unterwegs beide Zwischensprints gewonnen hatte und so das Schwarze Trikot übernahm, und Alessandro De Marchi (BMC) noch übrig blieben. Das Duo kämpfte bei Rückenwind noch bis zwei Kilometer vor dem Ziel, wurde dann aber ebenfalls geschluckt.
Auf den letzten 1,5 Kilometern fuhr dann Dimension Data an der Spitze, hatte allerdings nur noch zwei Mann vor Cavendish. "Ich wusste einen Kilometer vor dem Ziel, dass ich etwas zu weit vorne war und es wegen des Gegenwinds auf der Zielgerade ein harter Sprint werden würde. Deshalb war ich sogar etwas erleichtert, als Orica uns überholt hat und ich an deren Zug ranspringen konnte." Der Brite, der die 1. Etappe in Madinat Zayed gewonnen hatte, ging an Ewans Hinterrad in dritter Position auf die Zielgerade, konnte dem Antritt des Australiers aber nichts entgegnen und daher auch nicht aus dessen Windschatten heraus vorbeiziehen. "Ich bin noch nie von Calebs Hinterrad gesprintet, und es ist das erste Mal, dass ich verstehen kann, warum es für Andere schwer ist, von meinem Hinterrad zu sprinten - weil ich auch so klein bin. Da macht es keinen Unterschied, ob man im Windschatten sitzt, oder schon ausgeschert ist", erklärte Cavendish.
Kittels Sieg war auch die perfekte Antwort auf Unruhen, die am Vortag nach dem von ihm und Owain Doull (Sky) verursachten Massensturz aufgekommen waren. Doull und seine Sky-Teamkollegen hatten Kittels Scheibenbremse dafür verantwortlich gemacht, dass der Schuh des Briten aufgeschlitzt worden war. Auch wenn Kittel und sein Team das nicht glauben, so reagierte der Deutsche am Freitag, in dem er aus Respekt vor den Vorbehalten seiner Kollegen mit normalen Felgenbremsen antrat. "Für mich hat es Priorität, mit meinen Kollegen zusammenzuhalten", erklärte Kittel auch nach seinem Sieg noch einmal seine Entscheidung. Trotzdem sei er weiterhin davon überzeugt, dass die Scheibenbremsen die Zukunft seien. In der Vorbereitung auf die 2. Etappe, "hat mich das Thema aber kein bisschen abgelenkt."
Am Samstag steht die einzige Bergetappe der Abu Dhabi Tour mit einer 1.025 Meter hoch gelegenen Ankunft am Jebel Hafeet an. Dort wird die Entscheidung um den Gesamtsieg der Rundfahrt fallen, bevor diese am Sonntag mit einer weiteren Flachetappe auf der Formel-1-Rennstrecke Yas Marina Circuit endet.
Tageswertung:
1. Marcel Kittel (Quick-Step Floors)
2. Caleb Ewan (Orica-Scott) s.t.
3. Mark Cavendish (Dimension Data)
4. Matteo Pelucchi (Bora-hansgrohe)
5. Phil Bauhaus (Sunweb)
6. Elia Viviani (Sky)
7. Andrea Guardini (UAE Team Emirates)
8. Eduard Michael Grosu (Nippo-Vini Fantini)
9. André Greipel (Lotto Soudal)
10.Alexander Porsev (Gazprom-RusVelo)
Gesamtwertung:
1. Mark Cavendish (Dimension Data)
2. Marcel Kittel (Quick-Step Floors) +0:06
3. André Greipel (Lotto Soudal) +0:08
4. Marco Canola (Nippo - Vini Fantini) s.t.
5. Caleb Ewan (Orica-Scott)
6. Manuele Mori (UAE Team Emirates)
7. Niccolo Bonifazio (Bahrain-Merida) +0:10
8. Fabio Calabria (Novo Nordisk) +0:11
9. Mirco Maestri (Bardiani-CSF) +0:12
10. Kazushige Kuboki (Nippo - Vini Fantini) s.t.
(rsn) - Mehr als das sportliche Geschehen scheint derzeit das Thema Scheibenbremsen die Schlagzeilen im Radsport zu vereinnahmen. Ausgangspunkt der Diskussionen ist nach wie vor der Sturz auf der 1.
27.02.2017Ewan und Kluge harmonieren auch in Abu Dhabi prächtig(rsn) - Schon nach wenigen Rennen steht fest: Sprinttalent Caleb Ewan (Orica-Scott) und sein neuer Anfahrer Roger Kluge harmonieren prächtig. Bereits bei der Tour Down Under im Januar beim ersten gem
27.02.2017Greipel: Auch ohne Sieg "eine schöne Woche" in Abu Dhabi(rsn) - André Greipel ist ein Sprinter, und Sprinter wollen immer gewinnen. Doch auch ohne den erhofften Tagessieg hatte der Hürther am Ende der Abu Dhabi Tour in den Formel-1-Boxen des Yas Marina C
27.02.2017Kittel: "Ich bin gerutscht, als gäbe es kein Morgen"(rsn) - Rang 34 - die genaue Position dürfte Marcel Kittel (Quick-Step Floors) reichlich egal gewesen sein, als er wie ein begossener Pudel und mit herunterhängenden Mundwinkeln durch die Boxengasse
26.02.2017Highlight-Video der 4. Etappe der Abu Dhabi Tour(rsn) - Caleb Ewan (Orica-Scott) hat die 4. Etappe der 3. Abu Dhabi Tour gewonnen. Der 22-jährige Australier ließ zum Abschluss der Rundfahrt am Abend auf dem Formel-1-Kurs von Yas Marina über 143
26.02.2017Majka und Konrad in Top Ten - Bora mit Abu Dhabi Tour zufrieden(rsn) - Angesichts von Peter Sagans überragendem Wochenende in Belgien, wo der Weltmeister zunächst Zweiter bei Het Nieuwsblad wurde und am Sonntag Kuurne-Brüssel-Kuurne gewann, geriet der ebenso Ã
26.02.2017Ewan: Zum Auftakt in Abu Dhabi am Boden, am Ende obenauf(rsn) - Nachdem er auf der 2. Etappe der Abu Dhabi Tour zu früh gejubelt hatte und von Marcel Kittel (Quick-Step Floors) praktisch auf dem Zielstrich noch abgefangen worden war, machte Caleb Ewan (Or
26.02.2017Ewan siegt in Yas Marina, Rui Costa sichert sich Gesamtwertung(rsn) - Caleb Ewan (Orica-Scott) hat die 4. Etappe der 3. Abu Dhabi Tour gewonnen. Der 22-jährige Australier ließ zum Abschluss der Rundfahrt am Abend auf dem Formel-1-Kurs von Yas Marina über 143
25.02.2017Bora-Kapitän Majka trat am Jebel Hafeet zu spät in Aktion(rsn) - Ein siebter Platz für Rafal Majka mit 46 Sekunden Rückstand auf Tagessieger Rui Costa (UAE Team Emirates), Platz 16 für Patrick Konrad und Rang 45 an einem schlechten Tag für Emanuel Buchm
25.02.2017Highlight-Video der 3. Etappe der Abu Dhabi Tour(rsn) - Rui Costa (UAE Team Emirates) hat nach seinem Sieg auf der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour beste Chancen, die morgen endende Rundfahrt durch das gleichnamige Emirat für sich zu entscheide
25.02.2017Konrad: "Es macht irrsinnig Spaß mit der Mannschaft"(rsn) - Patrick Konrad (Bora-hansgrohe) arbeitete auf der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour am Jebel Hafeet viel für seinen Kapitän Rafal Majka und übernahm die Verantwortung für das Tempo der F
25.02.2017Quintana wird Contador nicht los, Rui Costa nutzt die Chance(rsn) – Im knapp elf Kilometer langen Schlussanstieg der Königsetappe der 3. Abu Dhabi Tour testete Nairo Quintana (Movistar) gleich mehrmals seine Beine und die Konkurrenz. Der Kolumbianer hinterl
(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
15.11.2024Im Schatten von Behrens und Teutenberg voll überzeugt(rsn) – Auch wenn er in seiner ersten U23-Saison im Schatten seiner Teamkollegen Niklas Behrens und Tim-Torn Teutenberg stand, die beide den Sprung zu den Profis schafften, kann Louis Leidert (Lidl
15.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem
14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei
14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei
14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã
14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport
14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü
14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi
14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End
14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei
13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e