Seligs Down-Under-Tagebuch

47 Grad - und am Berg gefühlte zehn mehr!

Von Rüdiger Selig

Foto zu dem Text "47 Grad - und am Berg gefühlte zehn mehr!"
Rüdiger Selig (re.) und Bora-Teamkollege Gregor Mühlberger | Foto: Rüdiger Selig

17.01.2017  |  (rsn) - Hey Leute, also vorab...Es war heute eine mörderheiße Etappe und dank des Wetter-Protokolls haben die Organisatoren das Rennen um eine Schlussrunde (26 km) verkürzt, so dass wir anstatt der vorgesehenen 145 nur 119 Kilometer gefahren sind. Aber glaubt mir, selbst die hatten es in sich! Zwischendurch hatten wir 47 Grad auf unseren Garmins stehen, am Berg waren es gefühlt nochmal zehn Grad mehr!!! Ich allein habe in den knapp 3,5 Stunden etwa 15 Flaschen geleert!

Ich habe ja schon einiges miterleben dürfen, aber dass gar keine Gruppe nach dem offiziellen Start gehen wollte, habe ich auch noch nicht gesehen. Die Gefahr, einen Hitzschlag zu erleiden oder bei den Temperaturen gleich am ersten Tag zu überziehen, war einfach zu groß. Nach rund fünf Kilometern fand sich ohne Gegenwehr dann doch ein Einzelkämpfer: Laurens De Vreese von Astana "erbarmte" sich und fuhr von da an allein vor dem Feld herum. Aber mehr als 4:30 Minuten gönnte ihm Orica nicht. Niemand wollte bei diesen Temperaturen unnötig ans Limit gehen.

Bei den Zwischensprints versuchten wir mit Jay McCarthy, unserem Klassementfahrer, Sekunden zu ersprinten, und dies gelang uns auch. Insgesamt holte Jay sich drei Sekunden an Boni und ist nun Vierter im Gesamtklassement. Den Sprint sind wir dann wieder für Sam Bennett gefahren, unseren fliegenden Iren. Das Leadout passte heute einen Ticken besser als beim People Choice Kriterium, da wir etwas pokerten.

Dass ein Weltmeister dem Teamkollegen den Sprint anzieht, sieht man auch nicht alle Tage - aber Peter setzte Sam perfekt ab. Letztendlich war es eine knappe Sache zwischen Danny van Poppel und Caleb Ewan, denen Sam leider knapp den Vortritt lassen musste. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier noch eine Etappe gewinnen! Also drückt uns die Daumen - Keep Fighting!

Was gibt‘s sonst noch? Ach ja, in meiner nun schon sechsten Profisaison bin ich erstmals in meiner Karriere ältester Fahrer meiner Mannschaft – und ich bin gerade mal 27! Wir haben hier also ein sehr junges Team am Start. Für meinen Zimmerkollegen Gregor Mühlberger ist es das größte Vergnügen, mich Opa zu nennen und damit aufzuziehen: Jaja, wie die Zeit rennt…

Morgen soll es etwas kühler werden und bewölkt dazu. Was für eine Wohltat. Bis dann wieder.

Liebe Grüße aus Adelaide
Euer Rudi

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