104. Auflage mit neuen Anstiegen

Prudhomme hofft auf weniger "Catenaccio" bei der Tour

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "Prudhomme hofft auf weniger
Christian Prudhomme stellt die Strecke der 104. Tour de France vor | Foto: Cor Vos

18.10.2016  |  (rsn) - Keine Tour de France ohne Geschichte! 2017 stehen alle fünf Bergmassive Frankreichs auf dem Programm der insgesamt 3516 Kilometer langen 104. Ausgabe (1. bis 23. Juli 2017).  Jura, Vogesen, Zentralmassiv, Pyrenäen und Alpen wurden zuletzt vor 25 Jahren komplett durchquert. Für Deutschland ist natürlich der Grand Départ in Düsseldorf das Highlight! Dabei liegen die Hoffnungen auf Tony Martin, der im 13 Kilometer langen Einzelzeitfahren der 1. Etappe das Gelbe Trikot holen könnte.

Für Tourdirektor Christian Prudhomme war der vierte Tourstart in einer deutschen Stadt nach Köln (1965), Frankfurt/Main (1980) und Berlin (1987) nur folgerichtig. "Deutschland hat in den letzten Jahren die meisten Etappen der Tour de France gewonnen und bei der gerade beendeten Weltmeisterschaft den ersten Platz in der Nationenwertung belegt“, begründete der Franzose bei der Streckenpräsentation vor 4000 Zuschauern im Pariser Palais de Congrés die Vergabe an die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt .

Deren Oberbürgermeister Thomas Geisel stellte seine Rheinmetropole dem Plenum übrigens in gutem Französisch vor:  "30 Jahre nach dem Tourstart im damals noch geteilten Berlin 1987 beginnt das größte Fahrradrennen der Welt wieder in Deutschland. Die Organisatoren der Tour de France hätten hierfür keinen besseren Ort finden können als Düsseldorf. Düsseldorf ist eine sportbegeisterte Stadt, eine Fahrradstadt und eine gastfreundliche Stadt", sagte Geisel in seiner Ansprache, die er mit den Worten beendete: "Freuen Sie sich auf den Grand Départ der Tour de France 2017! Freuen Sie sich auf Düsseldorf.“

Dagegen ist Trier in diesem Jahr nicht dabei. "Schade, dass es nicht geklappt hat“, befand Oberbürgermeister Wolfram Leibe, der sich aber Hoffnungen machen kann, bei einem der nächsten Rennen des Tour-Ausrichters ASO berücksichtigt zu werden.

So beginnt die 104. Tour in Düsseldorf mit einem Auftakt-Zeitfahren entlang des Rheinufers. Die 2. Etappe führt nach dem Start in Düsseldorf in einer Schleife über Erkrath, das Neandertal und Mettmann zurück in die Landeshauptstadt, ehe es an Mönchengladbach und Aachen vorbei nach Lüttich geht. Von dort erreicht der Tour-Tross dann am dritten Tag Longwy im Elsass und damit erstmals Frankreich.

Insgesamt stehen neun Flachetappen für Sprinter wie André Greipel und Marcel Kittel sowie je fünf hügelige und fünf Bergetappen auf dem Programm. Kennzeichen der Frankreich-Rundfahrt 2017 sind viele neue kurze und knackige Anstiege. Zusammen mit kürzeren Etappen und eventuell kleineren Teamgrößen (8 statt 9 Fahrer), die Prudhomme gegenüber der UCI anregen will, soll die Tour weniger "Catenaccio“-Flair vermitteln. Wobei Prudhomme damit meint, dass im Kampf um das Gelbe Trikot weniger defensiv agiert werden soll.

Obwohl nicht mehr so viele Berge wie zuletzt auf dem Programm stehen, empfindet Titelverteidiger Chris Froome den Kurs als schwer. "Es wird auf jeden Fall ein Rennen für Kletterer sein. Diese Tour wird in den Bergen gewonnen oder verloren. Es gibt nur wenig Zeitfahr-Kilometer, aber die sind Teil des Rennens. Ich werde mich im Training darauf konzentrieren, in den Anstiegen der Beste zu sein“, kündigte der  in Paris anwesende Brite an.

Die Route führt im Zick-Zack durch Frankreich. Die erste Bergankunft wartet schon am Ende der 5. Etappe auf dem Planche des Belles Filles (1035 m), wo Froome im Jahr 2012 gewann und Vincenzo Nibali 2014.

Nach der Abzweigung nach Troyes, wo die Sprinter zum Zuge kommen könnten, geht es ins Jura in das Skigebiet Les Rousses (1.175 m) nahe an der Grenze zur Schweiz. Die folgende 8. Etappe nach Chambéry ist mit 4.200 Höhenmetern ein Tag für die reinen Kletterer mit vier schweren Bergen, darunter der Grand Colmbier (1501 m) und der Mont du Chat (1504 m).

Ein Flugzeug-Transfer bringt das Peloton in die Dordogne nach Périgueux zum ersten Ruhetag, bevor es über Pau in die Pyrenäen geht, die in diesem Jahr mit Ausnahme der Bergankunft in Peyragudes (1580 m) nicht die ganz großen Schwierigkeiten aufweisen.

Danach führt die Route über Rodez, Le Puy-en-Velay und Romans-sur-Isère ins kleine  Dorf Le Puy-en-Velay in der Haute-Loire, wo der zweite Ruhetag verbracht wird, bevor die Alpen bewältigt werden müssen.

Die 17. Etappe endet in Sierre Chevalier und umfasst sowohl den Col de la Croix de Fer (2067 m) und den Galibier (2642 m). Es ist die letzten Bergetappe des Rennens vor dem Gipfel des legendären Col d'Izoard (2360 m), den Froome als "Biest“ Tier bezeichnet.

Ein Transfer bringt die Fahrer zum abschließenden Zeitfahren nach Marseille. Start und Ziel des 23 Kilometer langen Kampfes gegen die Uhr befinden sich im Fußballstadion Velodrome wo bis zu 67.000 Zuschauer die Entscheidung der 104. Tour de France aus einer tollen Perspektive erleben können.


Den krönenden Abschluss bildet wieder die Schlussetappe, die in Montgeron 18 Kilometer südlich vom Pariser Stadtzentrum gestartet wird und nach 105 Kilometern auf den Champs-Elyseés wieder in einem Massensprint enden wird. Dabei bietet sich den deutschen Sprintern Marcel Kittel und André Greipel die Chance, zum fünften Mal den Sieg auf dem Prachtboulevard einzufahren. 2013/14 war Kittel erfolgreich, in den vergangenen beiden Jahren jubelte jeweils Greipel.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.07.2020Video-Rückblick: Matthews erobert das Grüne Trikot der Tour 2017

(rsn) - Als Michael Matthews (Sunweb) 2017 erstmals in seiner Karriere das Grüne Trikot der Tour de France eroberte, beendete er eine glanzvolle Frankreich-Rundfahrt, in deren Verlauf er auch zwei Et

01.07.2020Video-Rückblick: Valverdes Tour-Sturz von Düsseldorf

(rsn) - Vor genau drei Jahren stürzte Alejandro Valverde (Movistar) beim Auftakt der Tour de France in Düsseldorf im Zeitfahren auf regennasser Straße so schwer, dass dem Spanier sogar das Karriere

30.10.2019Düsseldorf muss Tour de France-Vertrag offenlegen

(rsn) - Die Stadt Düsseldorf muss den Vertrag, der zwischen der Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens und der französischen Amaury Sport Organisation im Zuge es Tour de France-Starts 2017 geschloss

06.12.2017Fall Sagan: Dimension Data kritisiert Vorgehensweise der UCI

(rsn) - Mark Cavendishs Dimension Data-Team fühlt sich bei der Entscheidungsfindung im Fall Sagan übergangen. Wie Manager Douglas Ryder in einer Pressemitteilung erklärte, sei man davon ausgegangen

05.12.2017Sagans Tour-Ausschluss beruhte auf einem Fehlurteil

(rsn) - Peter Sagans Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France war nicht Folge eines Fehlverhaltens des Weltmeisters, der in einem hart umkämpften Sprint in Vittel den Sturz seines Konku

13.11.2017Sagans Tour-Disqualifikation wird vor dem CAS verhandelt

(rsn) - Peter Sagans umstrittene Disqualifikation nach der 4. Etappe der Tour de France wird am 5. Dezember vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS verhandelt. Das geht aus CAS-Terminkalender her

06.09.2017Düsseldorf macht mit Grand Depart 7,8 Millionen Euro Verlust

Düsseldorf (dpa) - Die Stadt Düsseldorf hat mit dem Start der Tour de France 2017 einen Verlust von 7,8 Millionen Euro gemacht. Diese Zahl nannte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) bei de

28.07.2017Denk: "Das Material gibt es ja, man muss es nur verwenden"

(rsn) - Ralph Denk hat mit Verwunderung auf die Forderung von Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, reagiert, künftig bei Radrennen auf den Video-Beweis zu setzen. Hintergrund ist der A

28.07.2017Barguil fährt lieber ohne Powermeter

(rsn) – Auch in diesem Jahr brodelt nach der Tour de France in Sachen Teamwechsel die Gerüchteküche, vor allem bei denjenigen Fahrern, deren Verträge auslaufen. Letzeres gilt zwar nicht für Warr

28.07.2017Martens: "Roglic und Groenewegen können Weltstars werden"

(rsn) - Paul Martens (LottoNL-Jumbo) hatte bei seiner dritten Tour de France allen Grund zum Jubeln. Sein Team kehrte mit zwei Etappensiegen durch Primoz Roglic und Dylan Groenewegen aus Frankreich zu

28.07.2017Jury-Chef der Tour fordert Video-Beweis für Sprints

(rsn) - Philippe Mariën, Chef der Jury der Tour de France, die Peter Sagan nach der 4. Etappe in einer heftig kritisierten Entscheidung wegen dessen vermeintlichem Ellbogencheck gegen Mark Cavendish

28.07.2017Dan Martin fuhr die Tour mit zwei gebrochenen Wirbeln zu Ende

(rsn) - Daniel Martin (Quick-Step Floors) hat sich bei seinem Sturz auf der 9. Etappe der Tour de France zwei Wirbel gebrochen. Die Verletzung allerdings wurde erst in dieser Woche bei einer Computert

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Sixdays-Legende kehrt zurück: Levy startet in Berlin

(rsn) – Rund drei Jahre nach seinem Abschied vom Berliner Sechstagerennen kehrt Maximilian Levy nochmals auf die Bahn zurück. Der gebürtige Berliner wird bei der nunmehr unter dem Namen Sixdays We

28.11.2025Intermarché-Lotto-Fusion: Trotz Verzögerungen auf gutem Weg

(rsn) – Am 15. Dezember wird der Radsportweltverband UCI die Namen derjenigen Teams veröffentlichen, die für die den nächsten Dreijahreszyklus (2026 – 2028) mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)