Zustimmung im Peleton

Weil Ärzte fehlten, stoppte Prudhomme die 3. Tour-Etappe

Von Joachim Logisch aus Huy

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Christian Prudhomme stoppt das Peloton auf der 3. Tour-Etappe. | Foto: Cor Vos

06.07.2015  |  (rsn) – Ein ganz seltenes Bild: Tour-Chef Christian Prudhomme steht aufrecht in seinem roten Direktions-Fahrzeug und forderte mit weit ausgebreiteten Armen das Tour-Peleton auf anzuhalten. Als einige Fahrer durchrutschten, setzten er und ein weiteres Tour-Auto sich erneut vor das Feld und hielten den Tross an einer Engstelle in einem Dorf auf. Mehr als zehn Minuten standen die Fahrer und warteten. Das hat es in der 112-jährigen Geschichte der Tour erst fünf Mal gegeben.
 
Grund waren zwei Stürze gut 55 Kilometer vor dem Ziel der 3. Tour-Etappe von Antwerpen nach Huy (153,3 km) kurz nacheinander - darunter der Massensturz von mehr als 20 Fahrern mit dem Mann in Gelb, Fabian Cancellara (Trek) und  vielen schwer Verletzten. „Diesen schlimmen Sturz haben ja alle Fernsehzuschauer gesehen. Da die vier Ambulanzfahrzeuge und die beiden Autos des medizinischen Teams am Unfallort beschäftigt waren, gab es keine Möglichkeit, die Sicherheit des Rennens weiter zu gewährleisten“, begründete Prudhomme seine Entscheidung. „So etwas habe ich noch nie gesehen - viel Blut und Schmerzen hier. Das ist der schlimme Teil von unserem Sport“, twitterte Oleg Tinkow, der Teambesitzer von Saxo-Tinkoff.

Da für in Folge des zweiten Sturzes nicht mehr genügend Ärzte zur Verfügung standen, neutralisierte der Kommissär nach Artikel 2.2.029 (keine ausreichende ärztliche Versorgung der Fahrer) die Etappe.

Die Neutralisation wurde vom Tour-Tross viel diskutiert. radsport-news.com hörte sich um und traf fast nur auf Zustimmung zu Prudhommes Entscheidung. „Es war ein schwerer Sturz. Deshalb war die   Entscheidung richtig. Es gehört Mut dazu, das zu tun“, lobte Tim Vanderjeugd, Pressesprecher des in den Sturz verwickelten Spitzenreiters Cancellara.

Luxemburgs Hoffunungsträger Bob Jungels (Trek) sagte: „Es ist immer sehr schwierig, da eine Entscheidung zu treffen. Wir haben 190 Fahrer im Feld und da gibt es wahrscheinlich 50 unterschiedliche Meinungen. Der Hauptkommissär muss die Entscheidung treffen, und ich denke, es war schon richtig so. Das ist eine Entscheidung, die man in so einer Situation in Betracht ziehen kann und auch sollte." Brian Holm, Sportlicher Leiter von Martins Etixx-Quick-Step-Team: „Ich war ganz überrascht. Es war das erste Mal. dass ich das gesehen habe.“

Tour-Legende Erik Zabel, der sechsmal das Grüne Trikot gewann, ergänzte: „2011 gewann Chavanel eine Etappe, bei der es im Regen viele Stürze gegeben hatte. Damals wurde nur Chavanel gewertet und der Rest zeitgleich neutralisiert. Ich finde die Entscheidung von heute besser.“

 

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