Interview mit dem Chef der Bayern-Rundfahrt

Strohmeier: "Fehlende TV-Präsenz ist ein Riesenproblem"

Foto zu dem Text "Strohmeier:

Ewald Strohmeier

Foto: ROTH

25.05.2009  |  (rsn) – Nach dem Aus für die Deutschland Tour ist die Bayern-Rundfahrt das größte deutsche Mehretappenrennen. Im Gespräch mit Radsport News berichtet Rundfahrtchef Ewald Strohmeier über Finanznot, Dopingproblematik und schwindende TV-Präsenz, mit denen sich sein Rennen im 30. Jahr seines Bestehens konfrontiert sieht. Umso mehr freut sich Strohmeier auf den 27. Mai, wenn der Startschuss in Kelheim fällt.

Die Bayern-Rundfahrt ist im 30. Jahr ihres Bestehens die größte deutsche Rundfahrt. Hätten Sie jemals erwartet, dass Ihr Rennen dieses Attribut erhält?

Strohmeier: Nein, sicherlich nicht. Und mir wäre im Interesse des deutschen Radsports und aller Radsportfans lieber, wenn es die Deutschland Tour noch geben würde.

Ihr Rennen wird immer wieder als „klein, aber fein“ bezeichnet. Wie würden Sie die Bayern-Rundfahrt charakterisieren?

Strohmeier: Typisch bayerisch: menschlich und mit viel Herzblut gemacht.

Der Radsport steckt tief in der Krise, ganz besonders in Deutschland. Wie krisenfest ist die Bayern-Rundfahrt?

Strohmeier: Sie wird sicherlich auch in der nahen Zukunft schon ganz schön gebeutelt: Die sehr geringe Fernsehberichterstattung und die Wirtschaftskrise erschweren es uns zunehmend, Etappenstädte gewinnen zu können. Das liegt an den schwindenden bzw. zukünftig schwindenden Gewerbesteuereinnahmen in Folge der Wirtschaftskrise. Außerdem führen die Städte die geringere Berichterstattung im Fernsehen an.

Das Fernsehen wird auch in diesem Jahr aber wieder nur in kurzen Zusammenfassungen im Bayerischen Rundfunk über das Rennen berichten. Fürchten Sie, dass es irgendwann in der Öffentlichkeit gar nicht mehr wahrgenommen werden könnte, wenn die TV-Präsenz fehlt?

Strohmeier: Das ist ein Riesenproblem und damit wir trotzdem viele Zuschauer an der Rennstrecke haben, haben wir die Pressearbeit entlang der Rennstrecke enorm ausgebaut. Es gibt Gewinnspiele mit allen privaten Radiostationen und wir haben jede Zeitung und jedes Wochenblatt „entlang der Strecke“ explizit kontaktiert.

Welche Konsequenzen hätte ein Dopingfall?

Strohmeier: Es gibt eine klare Aussage unseres Hauptsponsor, den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken: „Bei einem Dopingfall während der Bayern-Rundfahrt steigen wir aus!“

Wie sieht es mit Dopingkontrollen in diesem Jahr aus? Gibt es auch Blutkontrollen?

Strohmeier: Konkret werden wir in diesem, wie im letzten Jahr auch, zusätzlich zu den von der UCI vorgeschriebenen Kontrollen mehrere weitere Urinkontrollen durchführen. Blutkontrollen würden wir uns wohl nicht leisten können. Allerdings wurden im letzten Jahr am Tag der Teampräsentation bei mehreren Mannschaften von der UCI Blutkontrollen durchgeführt. Meine Meinung zu diesem Thema ist klar: Es müsste eine nationen- und sportartenübergreifende Institution wie die Internationale Anti-Dopingagentur WADA geben, bei der die komplette Kompetenz liegt. Außerdem wäre eine effektive Verfolgung des Dopingbetruges und –handels von Gesetzes wegen sehr wünschenswert.

Am Start stehen diesmal fünf ProTour-Teams. Hätten Sie gerne noch mehr erstklassige Mannschaften dabei oder sind Sie mit der Mischung zwischen ProTour, ProContinental- und kleinen deutschen Conti-Teams zufrieden?

Strohmeier: Sicherlich hätten wir gerne mehr PT-Teams am Start, aber dadurch, dass Agritubel, Skil-Shimano und Cervèlo mit einer Wildcard bei der Tour fahren können, sind wir ganz zufrieden. Zufrieden auch deshalb, weil in den Teams viele Weltklassefahrer stehen.

Team Milram kommt mit einer starken Besetzung. Auch Columbia-Highroad hat seine fünf deutschen Fahrer dabei. Rechnen Sie mit einem Duell zwischen diesen beiden Mannschaften?

Strohmeier: Zumindest auf dem Papier. Schade wäre es natürlich für den deutschen Radsport, wenn sie sich neutralisierten und ein unbekannter Fahrer aus dem Ausland den Sieg erringen würde.

Diesmal ist keine Bergankunft dabei wie im letzten Jahr. Bedeutet das, dass die Kletterer schlechte Chancen haben?

Strohmeier: Im letzten Jahr gewann mit Gerald Ciolek ja auch kein ausgesprochener Bergfahrer die Königsetappe in Sankt Englmar. Heuer ist die 2. Etappe sehr schwer, und wenn die Bergfahrer wollen, können sie auch in einer kleinen Gruppe in Ruhpolding ankommen.

Wer sind Ihre Favoriten auf den Rundfahrtsieg?

Strohmeier: Ich habe noch nie richtig getippt, folglich wäre es fast ungerecht, wenn ich einen Tipp abgeben würde.

Worauf freuen Sie sich diesmal am meisten?

Strohmeier: Auf den Start in Kelheim, denn dann rollen die Räder…

Sie sind seit 30 Jahren für die Rundfahrt verantwortlich. Wie lange wird es den Rundfahrtchef Ewald Strohmeier noch geben?

Strohmeier: Das ist schwer zu sagen. In Bayern sagt man „Das weiß nur der liebe Gott“.

Die Fragen an Ewald Strohmeier stellte Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

02.06.2009Einer flog über die Bayern-Rundfahrt

(rsn) - Nach der schweren Bayern-Rundfahrt hatten die beiden Milram-Profis Fabian Wegmann und Johannes Fröhlinger eine angenehme Heimreise nach Freiburg. Allerdings ging´s nicht im Auto oder im Tea

02.06.2009Tony Martin: Volle Konzentration auf die Tour

(rsn) - Auch wenn er nach einer längeren Rennpause noch nicht wieder in Bestform ist, hat Tony Martin (Columbia-Highroad) wieder einmal eindrucksvoll seine Fähigkeiten im Kampf gegen die Uhr unter B

31.05.2009Gerdemann gewinnt Bayern-Rundfahrt

(rsn) - Linus Gerdemann hat auf der Schlussetappe der Bayern-Rundfahrt (Kat. 2.HC) nichts mehr anbrennen lassen und den Gesamtsieg eingefahren. Dem Milram-Kapitän genügte auf dem letzten Teilstück

31.05.2009Columbia schreibt Gesamtsieg ab

(rsn) - Columbia-Highroad hat bei der Bayern-Rundfahrt erneut seine Klasse im Kampf gegen die Uhr unter Beweis gestellt. Tony Martin dominierte das 26 Kilometer lange Einzelzeitfahren und feierte sein

30.05.2009Gerdemann: Dank Kraftreserve ins Gelbe Trikot

(rsn) – Vor dem Zeitfahren der Bayern-Rundfahrt schaute Linus Gerdemann nicht links und nicht rechts. Auf dem Weg zur Startrampe in Friedberg baten einige Zuschauer vergebens um ein Autogramm des Mi

30.05.2009Gerdemann nach Zeitfahrkrimi im Gelben Trikot

(rsn) – Ein Columbia-Highroad-Duo hat bei der Bayern-Rundfahrt das 26 Kilometer lange Einzelzeitfahren von Friedberg dominiert, aber lachender Dritter war Linus Gerdemann (Milram), der mit Rang dre

29.05.2009Greipel: "Bei so einem Team kann man nur gewinnen"

(rsn) – André Greipel (Columbia-Highroad) hat bisher keine Konkurrenz bei den Sprintankünften der Bayern-Rundfahrt zu fürchten. Im Finale des dritten Teilstücks von Bad Aibling nach Schrobenhau

29.05.2009Greipel im Sprint unangreifbar

(rsn) - Die Konkurrenz ist bei der Bayern-Rundfahrt in den Massensprints ohne Chance gegen André Greipel. Der Columbia-Profi gewann die 3. Etappe über 178 Kilometer von Bad Aibling nach Schrobenhaus

29.05.2009Gerdemann sauer auf Columbia

(rsn) - Im letzten Jahr fuhr Linus Gerdemann noch für das Team Columbia. Jetzt ist der letzte Gewinner der Deutschland Tour sauer auf seine ehemaligen Mannschafts-Kollegen. "Ich muss einfach feststel

28.05.2009Elk Haus jubelt, Gerdemann in Lauerstellung

(rsn) - Linus Gerdemann hat auf der Königsetappe der Bayern-Rundfahrt (Kat. 2.HC) seinen ersten Saisonsieg nur knapp verpasst. Auf dem 174 Kilometer langen Teilstück von Mühldorf am Inn nach Ruhp

27.05.2009Schmeiser "flüchtet" ins bayrische Bergtrikot

(rsn) – André Greipel (Columbia-Highroad) hat im Ziel der 1. Etappe der Bayern-Rundfahrt gejubelt, aber es waren zwei junge Landsleute des deutschen Sprinters, die sich auf den 196 Kilometern von K

27.05.2009Columbia fährt nur einmal, dann aber richtig

(rsn) - André Greipel (Columbia-Highroad) hat den Auftakt der 30. Bayern-Rundfahrt (Kat. 2.HC) gewonnen. Der 26-jährige aus Hürth bei Köln setzte sich nach 196 Kilometern von Kelheim nach Mühldor

Weitere Radsportnachrichten

02.12.2025Trinca Colonel bleibt bei Liv - AlUla – Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

02.12.2025“Kaum Luft zum Ausruhen“: Eschborn-Frankfurt verschärft Profil

(rsn) – Ein neuer Anstieg, der gleich drei Mal bewältigt werden muss, und eine stark veränderte Taunus-Passage sollen den Profis das Leben bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) noch schwerer machen. Das

02.12.2025Tausch von Giro und Vuelta? RCS Sport lehnt Pogacars Idee ab

(rsn) – Giro-Veranstalter RCS Sport hält nichts von Tadej Pogacars jüngstem Vorschlag, die Termine von Italien- und Spanien-Rundfahrt zu tauschen. “Der Giro hat seinen traditionellen Termin, und

02.12.2025Kehren Strade und Sanremo in van Aerts Programm zurück?

(rsn) – Erstmals seit mehreren Jahren könnten die italienischen Klassiker Strade Bianche und Mailand-Sanremo wieder in Wout van Aerts Frühjahrsprogramm auftauchen. Der spektakuläre Rennen über d

02.12.2025Ganna bringt die Olympische Fackel nach Italien

(rsn) – Filippo Ganna (Ineos Grenadiers) wird zu den Fackelträgern der Olympischen Winterspielen 2026 in Mailand-Cortina gehören. Der zweimalige Zeitfahrweltmeister wird gemeinsam mit der Tennissp

02.12.2025Extrem gut entwickelt und die Nische im Team gefunden

(rsn) – Wenige Monate vor seinem Profidebüt bei Bora – hansgrohe bestritt Ben Zwiehoff im Juli 2020 bei der polnischen Rundfahrt Dookola Mazowsza (2.2) sein erstes UCI-Rennen auf der Straße. F

02.12.2025Simon Yates würde gern Giro-Titelverteidigung in Angriff nehmen

(rsn) – Zwar steht auch bei Visma – Lease a Bike die Rollenverteilung für die drei großen Rundfahrten des kommenden Jahres noch nicht fest. Nach der Streckenpräsentation des Giro d’Italia 202

02.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

02.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

02.12.2025Nach Kniebeschwerden “wieder die alte Ricarda werden“

(rsn) – Schon zum zweiten Mal in Folge spielt im Jahresrückblick von Ricarda Bauernfeind (Canyon – SRAM – zondacrypto) ihr Knie eine unerfreuliche Rolle. Dabei war sie 2023 im Alter von gerade

01.12.2025Alle Etappen im Detail: Die Strecke des Giro d´Italia 2026

(rsn) – Der 109. Giro d´Italia (2.UWT) wird im Mai 2026 über 21 Etappen und 3.459 Kilometer mit 49.150 Höhenmetern führen. Vom Grande Partenza in Bulgarien führen die ersten drei Teilstücke du

01.12.2025Finestre und Nevegal-Bergzeitfahren sollen Frauen-Giro 2026 entscheiden

(rsn) – Der 37. Giro d´Italia Women (2.WWT) wird über neun Etappen mit 1.153,7 Kilometer sowie 12.500 Höhenmetern führen und als Highlight den Colle delle Finestre bereithalten. Die Italien-Rund

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)