Il Lombardia: Valverde wird Zweiter in Bergamo

Daniel Martin kommt sturzfrei durch und darf endlich jubeln

Foto zu dem Text "Daniel Martin kommt sturzfrei durch und darf endlich jubeln"
Daniel Martin (Garmin-Sharp) gewinnt in Bergamo die 108. Auflage der Lombardei-Rundfahrt. | Foto: Cor Vos

05.10.2014  |  (rsn) – Eine durchwachsene Saison hat für Daniel Martin (Garmin-Sharp) beim Rennen der fallenden Blätter doch noch ein mehr als versöhnliches Ende gefunden: Der Ire gewann am Sonntag in Bergamo nach 260 Kilometern von Como kreuz und quer durch die Lombardei die 108. Auflage von „Il Lombardia“ dank eines cleveren Angriffs auf dem Schlusskilometer mit einer Sekunde Vorsprung vor dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar) und dem Portugiesen Rui Costa (Lampre-Merida). 

„Ich war sehr froh, dass ich in der letzten Kurve nicht gestürzt bin“, scherzte der Martin im Sieger-Interview in Anlehnung an sein verkorkstes Frühjahr, als er kurz vor seiner Titelverteidigung bei Lüttich-Bastogne-Lüttich stand, in der Schlusskurve aber wegrutschte und so den möglichen Sieg herschenkte. Nur wenige Tage später brach sich der 28-Jährige im Auftakt-Teamzeitfahren des Giro d’Italia dann auch noch das Schlüsselbein. 

„Es war durch die Stürze eine schwere Saison“, so Martin nun in Bergamo nach seinem ersten Saisonsieg sichtbar erleichtert. „Aber ich habe immer an mich geglaubt, und auch das Team hat das getan. Es ist unfassbar, hier jetzt zu gewinnen.“ Nach dem Lüttich-Sieg von 2013 ist die Lombardei-Rundfahrt, bei der er schon 2011 Zweiter geworden war, bereits das zweite Monument in Martins Palmares. 

Doch auch der Zweitplatzierte Valverde hatte in der Lombardei etwas zu feiern. Der Spanier nahm seinem Landsmann Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) die Führung in der WorldTour-Gesamtwertung ab. Contador bliebt beim letzten europäischen Rennen der Serie ohne Punkte, weil er sich im Finale zwar in der ersten Verfolgergruppe befand, dort aber in der letzten Kurve in einen Sturz verwickelt wurde. Der Vuelta-Sieger startet aber noch bei der Peking-Rundfahrt, dem letzten WorldTour-Wettbewerb des Jahres.

Entscheidend für Martins Sieg war dessen clevere Fahrweise im Finale, als er sich zunächst am Bergamo Alta, der 1700 Meter langen letzten Rampe des Tages, zurückhielt und mit möglichst geringem Kraftaufwand in die neunköpfige Favoritengruppe fuhr, die den Sieg nach einer drei Kilometer langen Abfahrt unten in Bergamo unter sich ausmachen sollte. Dort überraschte der Garmin-Profi seine Kontrahenten knapp 1000 Meter vor dem Ziel mit einem explosiven Antritt aus der letzten Position heraus und riss schnell eine Lücke. 

„Es war sehr eng“, sagte Martin nach dem Rennen über das Menschenspalier in der letzten Steigung, die teilweise über Kopfsteinpflaster führte und bis zu zwölf Prozent steil war. „Deshalb kam ich dort nicht ganz nach vorne durch.“ Tatsächlich schaffte er als letzter Mann gerade noch so den Anschluss an den entscheidenden Zug, den der Belgier Philippe Gilbert (BMC) kurz vor der Kuppe mit einem langgezogenen Angriff initiierte und blieb bis zu seiner Attacke auch an dieser Position am Ende der Gruppe in Lauerstellung. 

Durch Gilberts Vorstoß holten die Favoriten dessen Landsmann Tim Wellens (Lotto-Belisol) noch rechtzeitig vor der Kuppe ein und gingen schließlich zu neunt in die Abfahrt, während der sich Gilberts spanischer Teamkollege Samuel Sanchez vor die Gruppe spannte, um das Tempo hoch zu halten. Als es aber auf einer langen Geraden der letzten Kurve entgegenging, die immer flacher wurde, schlief das Tempo in der Gruppe kurz ein. Diesen Moment nutzte Martin, um mit Geschwindigkeitsüberschuss von hinten zu attackieren. 

Hinter Valverde und Costa sprintete Wellens auf der 250 Meter langen Zielgeraden vor Sanchez auf den vierten Rang. Michael Albasini (Orica-GreenEdge) aus der Schweiz kam auf Platz sechs, Gilbert wurde Siebter und  Joaquim Rodriguez (Katusha), der Gewinner von 2012 und 2013, belegte Platz acht. Der Italiener Fabio Aru (Astana) beschloss die Spitzengruppe auf Rang neun, sein italienischer Landsmann Rinaldo Nocentini (Ag2r-La Mondiale) wurde mit 14 Sekunden Rückstand auf Martin Zehnter. 

Am Fuß des Anstiegs zum Bergamo Alta hatte das von Katusha angeführte und auf weniger als 50 Mann zusammengeschmolzene Hauptfeld die letzten Ausreißer des Tages, den US-Amerikaner Ben Hermans (BMC) und den Australier Pieter Weening (Orica-GreenEdge), eingeholt. Kurz darauf attackierte Wellens und erarbeitete sich durch die Porta Garribaldi hindurch einen zwischenzeitlich sogar recht ansehnlichen Vorsprung, bis Gilbert die Lücke schloss und sich so die entscheidende Neunergruppe bildete. 

Von den deutschen Startern setzte sich vor allem Paul Voß (NetApp-Endura) im Verlauf des Rennens in Szene. Er fuhr in einer elfköpfigen Spitzengruppe, konnte am Passo di Ganda rund 70 Kilometer vor dem Ziel aber nicht mehr folgen. 

Weltmeister Michal Kwiatkowski (Omega Pharma – Quick-Step) spielte im Finale seines ersten Rennens im Regenbogentrikot keine Rolle. Der Pole verlor rund zehn Kilometer vor dem Ziel den Anschluss ans Feld, weil er offenbar von Krämpfen geplagt wurde.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.10.2014Wellens: „Ich kann die Lombardei-Rundfahrt gewinnen"

(rsn) – Als Vierter der Lombardei-Rundfahrt beendete Tim Wellens seine bisher erfolgreichste Saison als Profi, deren Höhepunkt der Gesamtsieg bei der Eneco Tour war. „Ich bin sehr zufrieden mit m

06.10.2014Aru unzufrieden mit dem Ergebnis, nicht aber mit seiner Leistung

(rsn) – Mit dem Sieg von Daniel Martin (Garmin-Sharp) verlängert sich die Durststrecke, welche die Italiener bei der Lombardei-Rundfahrt ein weiteres Jahr durchstehen müssen. Damiano Cunego war 20

06.10.2014Auch in Bergamo blieb Valverde nur der zweite Platz

(rsn) – Nach zwei dritten Plätzen bei der Vuelta a Espana und der Straßen-WM in Ponferrada hat es für Alejandro Valverde (Movistar) auch beim letzten großen Klassiker des Jahres nicht zum Sieg g

06.10.2014Gilbert und Sánchez hatten Martins Attacke nichts entgegenzusetzen

(rsn) – Mit gleich zwei Fahrern war das BMC-Team am Sonntag in der entscheidenden Phase der Lombardei-Rundfahrt dabei. Doch am Ende des 256 Kilometer langen Klassikers von Como nach Bergamo blieben

06.10.2014Il Lombardia: Krämpfe verhinderten ein Spitzenergebnis für König

(rsn) – Bei der Lombardei-Rundfahrt, dem letzten Radsport-Monument des Jahres, sprang für NetApp-Endura zwar kein Spitzenergebnis heraus. Das selbst gesteckte Ziel erreichte der deutsche Zweitdivis

05.10.2014Contadors Start bei Tour of Beijing gefährdet

(rsn) – Nach seinem Sturz im Finale der Lombardei-Rundfahrt ist Alberto Contadors Start bei der Peking-Rundfahrt (10. – 14. Oktober) gefährdet. Der Vuelta-Gewinner hatte am Sonntag in der letzten

05.10.2014Martin erobert Bergamo mit cleverem Angriff

(rsn) – Daniel Martin (Garmin-Sharp) hat zum Abschluss einer durchwachsenen Saison doch noch seinen großen Sieg gefeiert: Der Ire gewann in Bergamo nach 260 Kilometern die 108. Auflage der Lombarde

05.10.2014Contador und Valverde kämpfen um WorldTour-Gesamtsieg

(rsn) - Mit Il Lombardia (ehemals Lombardei-Rundfahrt) findet am Sonntag das letzte Eintagesrennen der WorldTour-Serie statt. Bei der 108. Austragung geht es dabei nicht nur um den prestigeträchtigen

05.10.2014WM-Teilnehmer Geschke, Knees und Voß führen deutsches Quintett an

(rsn) - An der 108. Austragung von Il Lombardia (ehemals Lombardei-Rundfahrt) nehmen 25 Teams teil. Neben den 18 WorldTour-Mannschaften erhielten auch sieben Zweitdivisionäre, darunter NetApp-Endura

02.10.2014Gilbert und Sánchez führen BMC bei Il Lombardia an

(rsn) – Mit einem hochkarätig besetzten Aufgebot startet das BMC-Team am Sonntag bei der Lombardei-Rundfahrt (Il Lombardia). Der Belgier Philippe Gilbert konnte das letzte der fünf Radsport-Monume

05.09.2014108. Lombardei-Rundfahrt mit neuem Profil

(rsn) – Im Gegensatz zu den anderen Radsport-Monumenten wie Mailand-San Remo, die Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich, die im Frühjahr ausgetragen werden, findet die Lo

22.08.2014Fankhauser muss Führung wieder an Kononenko abgeben

(rsn) - Mykhaylo Kononenko (Kolss) hat sich bei der Baltic Chain Tour (Kat. 2.2) mit seinem zweiten Tagessieg die Gesamtführung vom Österreicher Clemens Fankhauser (Team Triol) zurückgeholt. Der Uk

Weitere Radsportnachrichten

15.07.2025Vor den Pyrenäen ist die Stimmung bei Red Bull „supergut“

(rsn) - Nach den ersten zehn Etappen der Tour de France belegen Red-Bull-Kapitän Primoz Roglic und sein Edelhelfer Florian Lipowitz, der eigentlich kein richtiger Edelhelfer sein soll, die Plätze ac

15.07.2025Pogacar fletscht mit den Zähnen: “Jetzt kommt unser Terrain“

(rsn) – Zur Halbzeit der 112. Tour de France war Ruhe im Peloton angesagt – zumindest was Rennen anbelangt. Am Dienstag standen in Toulouse Ausfahrten auf dem Programm, Entspannung durfte aber auc

15.07.2025Tückisches Finale in Toulouse

(rsn) – Nach dem ersten Ruhetag geht es bei der 112. Tour de France in Toulouse ziemlich hitzig zur Sache. Die 11. Etappe ist zwar nur 157 Kilometer lang, aber vielleicht tückischer, als es das Pro

15.07.2025Politt: “Es war gut, das Gelbe Trikot nochmal abzugeben“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour de France 2025 fällt die Bilanz der zehn deutschen Starter durchwachsen aus. Genau genommen sind es sogar nur noch neun, denn nach seinem schweren Sturz auf der 9

15.07.2025Evenepoel: “Natürlich kann ich dazu nichts sagen“

(rsn) – Am ersten Ruhetag der Tour der France stellten sich Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und sein Teamkollege Tim Merlier den Fragen der Presse. Dabei lag der Fokus natürlich hauptsächl

15.07.2025Nach Tour-Sturz muss sich Philipsen wieder neu motivieren

(rsn) – Nach seinem frühzeitigen Ausscheiden bei der Tour de France erholt sich Auftaktsieger Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) derzeit von den Folgen seines Sturzes auf der 3. Etappe, bei

15.07.2025UAE führt dank Pogacar die Preisgeldliste der Tour an

(rsn) – In der Teamwertung der Tour de France muss sich UAE – Emirates hinter Visma – Lease a Bike mit Rang zwei begnügen. Dafür führt das Team von Titelverteidiger Tadej Pogacar am ersten Ru

15.07.2025Lipowitz: “Ich würde mich als Edelhelfer bezeichnen“

(rsn) - Am ersten Ruhetag der Tour de France freut sich Florian Lipowitz nach einer kleinen, zweistündigen Ausfahrt mit kurzen Belastungen, damit der Körper im Modus bleibt, auf ein kurzes Mittagssc

15.07.2025Bei Gall ist trotz Erkältung “alles im Grünen Bereich“

(rsn) – Nach einem schweren Tag bei der Tour de France freute sich Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) auf den ersten Ruhetag. Auf der ersten Bergetappe der diesjährigen Frankreich-Rundfahr

15.07.2025Soudal verlängert mit Evenepoel-Helfer Van Wilder

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

15.07.2025Lenny Martinez bei der Tour in den Fußstapfen des Großvaters

(rsn) – Mit wenig Erfreulichem im Gepäck reisen die französischen Profis nach Toulouse zum ersten Ruhetag der Tour de France. Nach knapp der Hälfte der Rundfahrt steht noch kein heimischer Etappe

14.07.2025“Scheißtag“ kostet Buchmann alle Klassement-Hoffnungen bei der Tour

(rsn) – Er hatte sich die Berge so sehr gewünscht. Nun sind sie da. Aber Emanuel Buchmann ist auf der Suche nach seinen Beinen. Für den Cofidis-Kapitän war die 10. Etappe der Tour de France im Ze

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de France (2.UWT, FRA)