Sorgen ums Handgelenk vor der Pavé-Etappe

Von Anfang an nicht Froomes Tag

Von Tour-Korrespondent Felix Mattis aus Lille

Foto zu dem Text "Von Anfang an nicht Froomes Tag"
Chris Froome (Sky) nach der 4. tour-Etappe: Das Handgelenk ist nicht gebrochen! | Foto: Cor Vos

08.07.2014  |  (rsn) - Schon als er zur Mittagszeit im Küstenort Le Touquet vom Mannschaftsbus zur Einschreibekontrolle an der Strandpromenade rollte, stimmte etwas nicht bei Chris Froome (Sky). Nicht nur, dass der Titelverteidiger - ganz das Vorbild - mit dem Helm am Lenker baumelnd anstatt auf dem Kopf sitzend zur Bühne rollte, während sein „Schatten“, der Sportliche Leiter Dario Cioni, mit einigen Metern Abstand hinter ihm herjoggte.

Nein, Froome hatte auch noch die falsche Startnummer an sein Trikot gepinnt: die „1“ des Vorjahressiegers hätte an diesem Dienstag weiß unterlegt sein sollen, weil Froomes Team die Führung in der Mannschaftswertung am Montag an BMC abgegeben hatte. Doch der Brite startete trotzdem mit der gelben Nummer. Sicher, das ist nichts Dramatisches, aber es zeigt eben doch, dass in Sachen Konzentration etwas nicht stimmte beim Briten.

Passend, dass nach nur fünf Kilometern der 29-Jährige für einen großen Schrecken sorgte: „Froome gestürzt!“, schallte es über Radio Tour und Twitter lief einige Minuten lang heiß. Bilder seiner mit starken Abschürfungen versehenen linken Körperhälfte - ausgerechnet links, die Seite, auf die er beim Critérium du Dauphiné schon gefallen war - machten die Runde, und als Froome vom Wagen der Rennärztin Florence Pommerie zurück nach vorne kam, trug er einen Verband am rechten Handgelenk.

Der Sky-Kapitän beendete die Etappe im Hauptfeld und verlor keine Zeit, doch der Presse- und Fan-Ansturm auf den Mannschaftsbus am neuen Stadion des OSC Lille war riesig. Man machte sich Sorgen. „Er sah auf dem Rad nocht gut aus“, versuchte Teamkollege Geraint Thomas zu beruhigen. Trotzdem schickte das Team seinen Kapitän zum Röntgen - „nur um voll und ganz sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist“, so Big Boss Sir Dave Brailsford.

Einige Stunden später gab es vorsichtige Gewissheit: Froomes Handgelenk sei, zumindest laut der ersten Röntgenaufnahmen, nicht gebrochen, berichtete cyclingnews.com. Und trotzdem werden die Folgen des Sturzes von Le Touquet die Tour de France weiter beschäftigen, denn der Sturz kam zum denkbar ungünstigen Zeitpunkt, einen Tag vor der gefürchteten Kopfsteinpflasteretappe. Auf den 15 holprigen Pavé-Kilometern, die auf dem Weg nach Arenberg am Mittwoch zu bewältigen sein werden, sind Handgelenksschmerzen das allerletzte, was man gebrauchen kann.

„Ich hoffe, er hat morgen keine Schmerzen“, sagte Teamkollege Bernhard Eisel auf die Frage von radsport-news.com, wie viel mehr Arbeit auf ihn zukäme, wenn Froome lädiert am Start stünde. Laut über das Negativ-Szenario nachdenken wollte der Österreicher offensichtlich nicht.

Doch Froomes Sturz-Nachwehen sind vor der Arenberg-Etappe nicht die einzigen Probleme, die seine Teamkollegen sehen. „Ich bete nur, dass es morgen trocken ist“, sagte Eisel angesichts der schlechten Wettervorhersage, und Thomas fügte hinzu: „Das morgige Wetter war im Feld das Haupt-Gesprächsthema. Ich habe mit einigen geredet, und Matt Hayman ist wohl der einzige, der sich freut - aber auch nur, weil er niemanden beschützen muss.“

Das Beschützen der Klassementfahrer wird am Mittwoch auch in Sachen Tagessieg eine entscheidende Rolle spielen. Einige der Klassiker-Spezialisten haben freie Fahrt, wie etwa Fabian Cancellara (Trek) oder John Degenkolb (Giant-Shimano), andere müssen im Zweifelsfall auf einen leichten Kletterer warten, wenn der in der „Hölle des Nordens“ zu verglühen, oder besser: zu ertrinken droht.

„Wir werden das ganze Team brauchen“, bestätigte Eisel, dass es nicht reichen werde, nur eins, zwei oder drei Mann als Froomes Piloten durch das Kopfsteinpflaster-Labyrinth zu ernennen. „Dann würde man sich über diese Distanz sehr schwer tun“, so der 33-Jährige.

Froomes Glück dürfte sein, dass von seinen schärfsten Kontrahenten um den Gesamtsieg - Alberto Contador (Tinkoff-Saxo) und Vincenzo Nibali (Astana) - keiner als starker Kopfsteinpflaster-Fahrer einzuschätzen ist oder einen Helfer wie Cancellara hat, der Andy Schleck vor vier Jahren zum Zeitgewinn pilotierte.

Im Gegenteil: „Es ist neu für mich, weil ich es bisher nur im Fernsehen gesehen habe“, stellte etwa Nibali seine persönliche „Jungfräulichkeit" in Sachen „Hölle des Nordens" verbal zur Schau. Der Italiener will die 155,5 Kilometer zwischen Ypern und Arenberg aber ohnehin auch nicht überbewertet sehen: „Man kann mit Sicherheit eine Minute einbüßen, aber ich weiß nicht, ob man dort auch die Tour verlieren kann“, blickte er voraus.

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.12.20143,5 Millionen Zuschauer beim Grand Départ der Tour in England

(rsn) – Den Grand Départ der diesjährigen Tour de France in Großbritannien erlebten nach Angaben der Tourismus-Agentur „Welcome to Yorkshire“ 3,5 Millionen Menschen entlang der Strecke mit. A

12.11.2014Froome: Nach der Frust-Tour machte die Vuelta Mut für 2015

(rsn) – Trotz der misslungenen Titelverteidigung bei der Tour de France ist Chris Froome (Sky) mit seiner Saison 2014 alles in allem zufrieden. Und auch, wenn er nach mehreren Stürzen schon früh v

25.09.2014Cavendish möchte die Tour de France nie mehr verpassen

(rsn) – Fast drei Monate nach seinem Sturz beim Grand Départ der Tour de France spürt Mark Cavendish (Omega Pharma-Quick Step) noch immer die Nachwirkungen. Der Brite hatte sich bei einem schweren

02.09.2014Keine positiven Tests bei der Tour de France

Berlin (dpa) - Alle Dopingtests der diesjährigen Tour der France waren negativ, teilte der Internationale Radsport-Verband (UCI) mit. Insgesamt wurden bei der Tour 719 Proben genommen, im Vorj

06.08.2014Denk: „Wir wollen 2015 zur Tour de France zurückkehren"

(rsn) - Nach dem erfolgreichen Debüt seiner Mannschaft bei der Tour de France äußert sich NetApp-Endura-Teammanager Ralph Denk im Interview mit radsport-news.com zu den sportlichen Zielen für den

04.08.2014Andy Schleck geht es „den Umständen entsprechend gut“

(rsn) – Knapp einen Monat nach seiner Knie-OP geht es Andy Schleck „den Umständen entsprechend gut“, wie der Trek-Profi am Rande des von Ag2R-Profi Ben Gastauer Kriteriums Gala Tour de France i

02.08.2014Gesehen und getroffen!

(rsn) - Das traf sich aber gut: Gerade wollte ich loslegen und den Radsport-News-Lesern noch ein paar Episoden meiner privaten TdF-Pyrenäen-Woche schildern, da kommt die Meldung, dass bei der Tour dÂ

29.07.2014Nibalis Tour-Sieg gibt Rückenwind für Nasarbajews Sportprojekte

(rsn) – Berlin (dpa) - Der Sieg von Vincenzo Nibali bei der Tour de France hat seinen kasachischen Geldgebern weiteren Rückenwind bei den ehrgeizigen Projekten verschafft. Großes Ziel ist der Zus

28.07.2014Majka: „Wir haben uns einen neuen Plan A ausgedacht"

Das Ergebnis kann sich sehen lassen, obwohl zunächst nichts darauf hingedeutet hatte, dass Rafal Majka auf den Bergetappen der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt zu den Hauptakteuren gehören

28.07.2014OP-QS und Tinkoff-Saxo feiern je drei Siege, Sky erlebt Desaster

(rsn) - Drei harte Wochen Tour de France liegen hinter den Fahrern. Zeit für radsport-news.com, in einer vierteiligen Reihe Bilanz zu ziehen. Welche Teams haben überzeugt, welche sind hinter den Erw

28.07.2014Tour-Sieger Nibali ist Italiens neuer Sportheld

Paris (dpa) - Nach 16 Jahren haben die Italiener wieder einen Tour-de-France-Sieger. Entsprechend überschwänglich waren die Reaktionen nach dem Triumph von Vincenzo Nibali (Astana). Der neue

28.07.2014Kehrt die Tour nach Deutschland zurück?

(rsn) – Kehrt die Tour de France nach Deutschland zurück? Geht es nach Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster, dann definitiv ja. Das Stadtoberhaupt traf sich laut den Westfälischen Na

Weitere Radsportnachrichten

21.11.2024Uijtdebroeks denkt über Rallye-Karriere nach

(rsn) – Seine Profikarriere als Radsportler hat kaum begonnen, da macht sich Cian Uijtdebroeks schon Gedanken über die Zeit danach. Der 21-Jährige hat jüngst in einem Interview mit Het Nieuwsblad

21.11.2024Pogacar schließt Start bei Paris-Roubaix nicht aus

(rsn) – Fährt er, oder fährt er nicht? Zuletzt schien es so, als wolle Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) für die nächsten Jahre noch einen Bogen um Paris-Roubaix machen. Doch neue Aussagen des 2

21.11.2024Nach Dopingsperre jetzt Haft auf Bewährung gefordert

(rsn) - Nach vier Jahren Dopingsperre aufgrund eines positiven Test auf Epo im Jahr 2019 droht der früheren französischen Radsportlerin Marion Sicot jetzt eine einjährige Haftstrafe auf Bewährung.

21.11.2024Amador beendet Karriere trotz Vertrag, Movistar macht Nägel mit Köpfen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

20.11.2024Pieterse gibt ihr Cross-Programm bekannt

(rsn) – Mountainbikeweltmeisterin Puck Pieterse (Fenix – Deceuninck) hat auf ihren Social-Media-Kanälen ihr Programm für den Winter bekannt gegeben. Die 22-Jährige steigt erst Mitte Dezember be

20.11.2024Das Pech zog sich wie ein roter Faden durchs Jahr

(rsn) – Nach einer starken Saison 2023, als er Deutscher U23-Meister auf der Straße und im Zeitfahren wurde sowie einen sechsten Platz im WM-Straßenrennen der Espoirs einfuhr, ging Moritz Kretschy

20.11.2024Die negativen Erlebnisse übermalten die positiven

(rsn) - Eigentlich hatte sich Marco Schrettl (Tirol - KTM) 2024 vorgenommen mit tollen Leistungen eine starke Empfehlung an die besten Teams des Straßenradsports abzugeben, doch ganz klappte der ambi

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

20.11.2024Drei Mal Gold zu holen bleibt ein Traum

(rsn) – Madison-Gold bei EM und WM, dazu zwei Podien in UCI-Rennen auf der Straße. Für Roger Kluge (rad-net – Oßwald) lief die Saison 2024 eigentlich perfekt, wäre da nicht die Enttäuschung b

20.11.2024Rundfahrtchefs Pupp, Senn und Wegmann heute im “Windschatten“

(rsn) – Zum fünfjährigen Bestehen der österreichischen Radsport-Initiative "Österreich dreht am Rad" finden in dieser Woche in der Medienhalle Hall in Tirol täglich Podiumsdiskussionen und Live

20.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Frauen-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profiteam seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.com samme

20.11.2024Van Gils und Lotto - Dstny sprechen über Vertragsauflösung

(rsn) – Letzten Winter forcierte der Belgier Cian Uijtdebroeks seinen vorzeitigen Wechsel vom deutschen Bora - hansgrohe zu Visma - Lease a Bike. Eine ähnliche Geschichte könnte sich auch jetzt an

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine