66. Kuurne-Brüssel-Kuurne: Deutsche gehen leer aus

Boonen revanchiert sich und wird zum alleinigen Rekordhalter

Von Christoph Adamietz aus Kuurne

Foto zu dem Text "Boonen revanchiert sich und wird zum alleinigen Rekordhalter"
Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step) gewinnt das Kuurne-Brüssel-Kuurne. | Foto: Cor Vos

02.03.2014  |  (rsn) – Auch bei der 66. Austragung von Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.1) konnten die Deutschen ihre 22-jährige Durststrecke nicht beenden. André Greipel verpasste mit seinem Lotto-Belisol-Team den Sprung in die entscheidende Spitzengruppe und belegte nach 198 Kilometern nur Rang 14. Der ebenfalls mit Ambitionen ins Rennen gegangene Nikias Arndt (Giant-Shimano) schied nach einem Sturz aus.

Dafür konnte sich Tom Boonen (Omega Pharma Quick Step) für sein enttäuschendes Ergebnis am Samstag bei Omloop Het Nieuwsblad revanchieren und mit seinem dritten Sieg in Kuurne zum alleinigen Rekordhalter avancieren.

Im Sprint einer zehn Fahrer starken Spitzengruppe setzte sich der 33 Jahre alte Belgier hauchdünn gegen den jungen Niederländer Moreno Hofland (Belkin) durch und feierte vor heimischem Publikum seinen dritten Saisonsieg. „Der Druck zu gewinnen heute war groß, zumal wir die Hälfte der Spitzengruppe ausgemacht haben. Jetzt ist es doch noch ein zufrieden stellendes Wochenende geworden“, bilanzierte Boonen auf der Pressekonferenz.

Dabei lief das Finale nicht einmal planmäßig für das Omega-Team. „Der Sprint war etwas chaotisch. Eigentlich sollte mir Matteo Trentin den Sprint anfahren, doch er hatte Krämpfe, also sprang Nikolas Maes ein, aber er hat unfreiwillig eher den Belkin-Fahrern als mir den Sprint angefahren", erklärte der Sieger.

Auch der geschlagene Hofland zog eine positive Bilanz. „Ich habe mich den ganzen Tag gut gefühlt, auch am Kwaremont. Am Ende war es knapp, aber ich bin trotzdem zufrieden, denn gegen Boonen kann man verlieren“, gab der 22-Jährige, der zuletzt mit seinem Etappensieg bei der Andalusien-Rundfahrt beeindruckte, zu Protokoll.

Hoflands Teamkollege Sep Vanmarcke, der nach Platz vier beim Omloop mit Rang drei bei Kuurne-Brüssel-Kuurne nachlegte und der konstanteste Fahrer zum belgischen Klassikerauftakt war, zeigte sich mit seiner Leistung, nicht aber mit dem Ergebnis zufrieden. „Die Ehrenplätze sind gut, aber man fährt um zu gewinnen“, kommentierte der 25-jährige Belgier knapp den Ausgang des Rennens.

Den Grundstein zu seinem dritten Kuurne-Sieg nach 2007 und 2009 hatte Boonen bereits knapp 70 Kilometer vor dem Ziel am Oude Kwarement gelegt - einem von neun Kopfsteinpflasteranstiegen -, als er mit gleich vier Helfern den Sprung in eine zehn Fahrer starke Spitzengruppe schaffte, in der neben seinen Teamkollegen Nikolas Maes, Matteo Trentin, Guillaume Van Keirsbulck und Stijn Vandenbergh auch das Belkin-Trio Hofland, Vanmarcke und Maarten Wynants sowie die beiden Belgier Johan Vansummeren (Garmin-Sharp) und Yves Lampaerts (Topsport Vlaanderen) dabei waren.

Bei Temperaturen von rund zehn Grad und einem sehr kalten Wind, der meistens von vorne blies, konnten sich die Ausreißer auf trockenen Straßen schnell einen Vorsprung von einer Minute auf die von Greipels Team, Katusha und Sky angeführten Verfolger herausfahren.

Zwar ging der Vorsprung zeitweise auf 55 Sekunden zurück, doch spätestens, als die Boonen-Gruppe auf den zwei Mal zu fahrenden Rundkurs von Kuurne einbog, war klar, dass sie nicht mehr würde eingeholt würde. Auf den letzten Kilometern resignierten die Verfolger, so dass sich der Abstand zwischen beiden Gruppe auf schließlich mehr als 1:20 Minuten vergrößerte.

Auf den letzten drei Kilometern probierte es Wynants mit einem eher halbherzigen Angriff, nach der letzten Kurve zog Vansummeren davon. Doch der Paris-Roubaix-Gewinner von 2011 wurde ebenfalls schnell von Boonens Helfern markiert, so sich der im Sprint ganz knapp gegen den elf Jahre jüngeren Hofland durchsetzen konnte.

„Erst auf der Schlussrunde haben wir uns entschieden, dass wir es zum Sprint kommen lassen. Ich hatte eigentlich mit mehr Attacken der Konkurrenz gerechnet, aber wegen des Windes wäre das wohl auch nicht erfolgreich gewesen. Belkin wollte dann auch den Sprint“, schilderte Boonen das Finale, in dem sein Team alles unter Kontrolle hatte - bis auf eben die letzten Meter, als dem Improvisation angesagt war.

Dagegen musste Lotto Belisol, das zweite belgische WorldTour-Team, eine weitere bittere Pille schlucken, nachdem es schon beim Omloop nicht rund lief. Teamchef Marc Sergeant hatte den Auftritt seiner Fahrer mit den Worten quittiert: „Das war ein schwarzer Tag."

Auch am Sonntag konnte er kein besseres Fazit ziehen. „Unsere Leute sind eben nicht so für das Kopfsteinpflaster gemacht wie etwa Omega Pharma-Quick Step“, sagte Sergeant, dessen Kapitän Greipel mit 1:24 Minuten Rückstand ins Ziel kam und sich im Sprint der Verfolger dem Norweger Alexander Kristoff (Katusha) und dem Australier Heinrich Haussler (IAM) geschlagen geben musste. Direkt hinter dem Deutschen Meister folgte Paul Voß (NetApp-Endura) auf Platz 15.

Bevor im Feld knapp 70 Kilometer vor dem Ziel die Post abging, hatte eine vier Fahrer starke Spitzengruppe um den Schweizer Silvan Dillier (BMC) das Geschehen bestimmt und einen Maximalvorsprung von vier Minuten herausgefahren.

Doch das war natürlich längst nicht genug. Als es in den schweren Mittelteil des Rennens ging, schrumpfte der Abstand schnell zusammen, und nachdem sich die Boonen-Gruppe am Kwaremont gelöst hatte, war es schnell um Dillier & Co geschehen. „Das war eine schöne Erfahrung und wird mir für meine weiteren Einsätze bei den Klassikern sicher helfen“, sagte der Neo-Profi nach dem Rennen zufrieden.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

04.03.2014Sieberg: „Wozu haben wir die neuen Regeln?"

(rsn) – Tom Boonen und seine Teamkollegen von Omega Pharma-Quick Step haben am Sonntag wieder einmal eindrucksvoll bewiesen, dass sie auf Kopfsteinpflaster nur schwer zu schlagen sind. Doch bei Kuu

02.03.2014Boonen bringt seine Siegerblumen zu Goddaerts Grab

(rsn) – Selbstverständlich bejubelte das Omega Pharma-Quick Step-Team am Sonntag den Sieg von Tom Boonen bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. Aber auch der Schweizer Zweitdivisionär IAM freute sich über

02.03.2014Boonen gewinnt 66. Kuurne-Brüssel-Kuurne

(rsn) – Tom Boonen (Omega Pharma-Quick Step) hat nach 2007 und 2009 zum dritten Mal Kuurne-Brüssel-Kuurne (1.1) gewonnen. Der 33 Jahre alte Belgier setzte sich am Sonntag über 198 Kilometer mit S

02.03.2014Katusha will die zweite Chance nutzen

(rsn) – Der Klassikerauftakt ging für das Team Katusha mächtig in die Hose. Titelverteidiger Luca Paolini musste beim Omloop Het Nieuwsblad in Folge eines  gebrochenen Sattels früh die Segel str

02.03.2014Haussler noch nicht in Klassiker-Verfassung

(rsn) - Im letzten Jahr war Heinrich Haussler (IAM) bei den flämischen Klassikern einer der Protagonisten. Am Samstag beim Omloop Het Nieuwsbladwar war vom Australier nicht viel zu sehen, mehr als Ra

02.03.2014Drucker lässt seinen Ankündigungen Taten folgen

(rsn) – Im Winter hatte Jempy Drucker (Wanty Groupe Gobert) gegenüber radsport-news.com angekündigt, schon im März schnell unterwegs sein zu wollen. Und der Luxemburger ließ seinen Ankündigunge

02.03.2014Greipel: „Realistische Chancen auf den Sieg"

(rsn) – Seit nunmehr 19 Austragungen warten die Deutschen auf einen Sieg bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. In diesem Jahr stehen die Chancen gut wie lange nicht mehr, dass 22 Jahre nach Olaf Ludwig - in d

02.03.2014Stannard hat auf Kopfsteinpflaster und bei Kälte seinen Spaß

(rsn) – Am Samstag ist Ian Stannard (Sky) mal wieder seinem Ruf gerecht geworden, bei schlechtem Wetter zu seinen größten Leistungen fähig zu sein. Der Brite gewann bei Regen und fünf Grad zum A

02.03.2014Greipel ausgeruht, Boonen und Van Avermaet sinnen auf Revanche

(rsn) - Gestern beim Omloop Het Nieuwsblad waren die Profis noch bei typischem Klassikerwetter - Regen und fünf Grad - unterwegs. Bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (Kat. 1.1) meint es der Wettergott mit Tom

01.03.2014Knees: „Wir waren der Konkurrenz immer einen Schritt voraus"

(rsn) - Mit den Plätzen eins und drei durch Ian Stannard und Edvald Boasson Hagen war Team Sky beim Omloop Het Nieuwsblad die überragende Mannschaft. Radsport-news.com traf Sky-Profi Christian Knees

01.03.2014Stannard hält dem Druck Stand

(rsn) – Der Omloop Het Nieuwsblad sollte für Ian Stannard (Sky) der große Test für die Klassikersaison sein. „Wir wollen sehen, wie er sich als Kapitän schlägt und wie er mit dem Druck umgeht

01.03.2014Sattelbruch raubt Paolini Chance auf die Titelverteidigung

(rsn) – Mit großen Erwartungen ins Rennen gegangen, musste das Team Katusha den Omloop Het Nieuwsblad (1.HC) als große Enttäuschung abhaken. Titelverteidiger Luca Paolini wurde aufgrund eines Sat

Weitere Radsportnachrichten

25.12.2024Kräftezehrendes Jahr mit zwei Grand Tours

(rsn) – Die Ambitionen von Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) waren vor dem Jahr 2024 berechtigter Weise groß. Denn der Österreicher konnte auf eine erfolgreichste Saison zurückblicken,

25.12.2024Alles offen nach einer erfolgreichen Saison

(rsn) - Das Resümee ihrer ersten vollständigen Profi-Saison dürfte durchweg positiv für die Schweizerin Elena Hartmann vom Team Roland ausgefallen sein. Erst vor zwei Jahren gelang der inzwischen

25.12.2024Traum erfüllt und doch unzufrieden

(rsn) – Es gibt durchaus einfachere Aufgaben als die Saison 2024 von Pascal Ackermann zu bewerten. Auch er selbst ist da ein wenig zwiegespalten. Schließlich hat er es mit dreißigeinhalb Jahren en

25.12.2024Meistertitel das Highlight im insgesamt bislang besten Jahr

(rsn) - Die abgelaufene Saison wird Franziska Koch vom Team dsm-firmenich - PostNL wohl noch länger in Erinnerung bleiben - war es doch mit Abstand ihre erfolgreichste, seit sie im Jahr 2019 beim Tea

25.12.2024Auch Colombo und vier Kollegen verlassen Q36.5

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

25.12.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2024

(rsn) - Wie bei den Männern so blicken wir traditionell am Jahresende auch auf die Saison der Frauen zurück und stellen die besten 15 Fahrerinnen unserer Jahresrangliste vor. Wir haben alle UCI-Ren

25.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

24.12.2024Der größte Sieg war jener über Long-Covid

(rsn) – Es war eine Saison voller Höhen und Tiefen für Marlen Reusser (SD Worx – Protime), wobei vor allem in der zweiten Saisonhälfte die Tiefe übernahm – und zwar komplett. Denn die Schwe

24.12.2024Top-Sprinter mit starkem Sinn für Realismus

(rsn) - Mit zwei Siegen und insgesamt 21 Top-Ten-Resultaten bei UCI-Rennen zeigte Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) auch 2024, dass er zu den schnellsten Männern im Feld zählt. Mit seiner Saison w

24.12.2024Mit 36 Jahren noch immer einer der Besten

(rsn) – Seit vielen Jahren gehört Riccardo Zoidl (Felt – Felbermayr) zu den absolut besten Fahrern Österreichs. 2013 erlebte er seinen absoluten Durchbruch, wo er sich mit zahlreichen Rundfahrts

24.12.2024Hamilton bricht sich das Schlüsselbein bei Trainings-Crash

(rsn) – Chris Hamilton, Tim Naberman und Oscar Onley sind am letzten Tag des Dezember-Trainingslagers des Teams dsm-firmenich – PostNL, das ab Januar Picnic – PostNL heißen wird, gestürzt. Wä

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine