Sechserteams stoßen auf keine große Gegenliebe

Race Appeal nur eine „Einjahresfliege“?

Von unserem Korrespondeten Wolfgang Brylla aus Katowice

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Thor Hushovd (BMC) | Foto: ROTH

01.08.2013  |  (rsn) – Bei der diesjährigen Auflage der Polen-Rundfahrt entschloss sich der Weltradsportverband UCI, sein neues Rennkonzept Race Appeal auszuprobieren. Nur die Veranstalter der Tour de Pologne sagten dem revolutionären Modus zu. Die UCI versuchte zwar auch, die Direktion der Eneco Tour für das Experiment zu begeistern, die aber waren strikt dagegen.

Worauf beruht eigentlich der Race Appeal? Im Grunde genommen auf zwei Veränderungen im derzeitigen WorldTour-Reglement: Zum einen dürfen nur sechsköpfige Mannschaften an den Start, anstatt den bisherigen, acht Mann starken Teams. Zum anderen kann man jetzt auf jeder Sprint- oder Bergwertung und auch im Ziel fleißig Punkte einsammeln, die in Zeitgutschriften umgerechnet werden. Diese Zeitbonifikationen werden dann in der Gesamtwertung berücksichtigt.

Thor Hushovd (BMC Racing), der die 3. Etappe der Rundfahrt in Rzeszow gewann, sagte, dass es aufgrund der kleineren Mannschaften schwerer sei, das Rennen zu kontrollieren und eine mögliche Ausreißergruppe einzuholen. „Und dann muss man noch im Massensprint um die beste Ausgangsposition kämpfen, da bleiben viele Körner auf der Strecke. Ich selbst bevorzuge lieber die alte Variante mit zahlreicheren Teams, aber vielleicht auch aus diesem Grund, weil ich eher ein Traditionalist bin“, ergänzte der Norweger.

Wegen der reduzierten Mannschaftsaufgebote ist es einerseits leichter, die Übersicht zu behalten, andererseits aber schwieriger, die Tempoarbeit zu machen und für die Favoriten- oder Sprinterteams das Rennen im Griff zu haben. Dies hat zumindest theoretisch zur Folge, dass die Chancen der Ausreißer auf eine eventuell geglückte Attacke steigen.

Nach vier Etappen der Tour de Pologne kam zwei Mal eine Fluchtgruppe durch. Auf der Etappe zum Passo Pordoi war der Sieg von Christophe Riblon keine allzu große Überraschung, im Gegensatz zu der gestrigen Triumphfahrt von Taylor Phinney (BMC), der auf den letzten Kilometern angriff und einen knappen Vorsprung ins Ziel rettete. Die Teams Garmin-Sharp und Belkin hatten zu wenig Leute an Bord, um den Rückstand zu nivellieren.

Für die Veranstalter bedeuten die Änderungen in der Anzahl der Fahrer weniger Übernachtungs- und Verpflegungskosten. Das Peloton besteht nur aus 138 und nicht aus 184 Rennfahrern. Das Gesamtfeld ist kleiner, die Fans können einfacher die Situation überblicken. Der größte Nachteil ist allerdings, dass die Mannschaftsleitungen, wenn sie vor der Wahl gestellt werden, nur sechs Namen zu nennen, sich sehr häufig für die Fahrer der zweiten Garnitur entscheiden.

In diesem Jahr sind Argos, Lotto Belisol oder FDJ mit eher mittelprächtigen Aufgeboten gestartet. Aus den WorldTour-Mannschaften hat sich nur Astana in die Schale geworfen und Vincenzo Nibali und Paolo Tiralongo nominiert. Dass Nibali das polnische Rennen ohne größere Ambitionen bestreitet, ist eine ganz andere Sache.

Zum Thema Zeitgutschriften: Bis zu diesem Zeitpunkt haben die Bonifikation keinem Topfahrer zu einem besseren Rang im Gesamtklassement verholfen. Mal sehen, ob sich dies noch im weiteren Verlauf ändern wird. Der Gesamtsieg bei der Polen-Rundfahrt wird nicht auf den tagtäglichen Sprint- und Bergwertungen, sondern im abschließenden Zeitfahren in Krakau entschieden. So scheint es, dass das System der Zeitgutschriften nur ein schöner medialer Gag ist. Und ob der Race Appeal auch im nächsten Jahr Bestand hat, bleibt abzuwarten. Wenn die Veranstalter den Weg der Eneco Tour und nicht den der Tour de Pologne gehen, dann wird aus dem groß angelegten Projekt nur eine „Einjahresfliege“.

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