Interview mit dem Katusha-Profi

Selig: „Die Deutsche Meisterschaft könnte mein Ding werden"

Foto zu dem Text "Selig: „Die Deutsche Meisterschaft könnte mein Ding werden
| Foto: ROTH

07.05.2013  |  (rsn) - Rüdiger Selig (Katusha) zählt zu den aufstrebenden deutschen Profis. Sein Können bewies der Berliner in diesem Frühjahr mit seinem Sieg bei den Limburg Classic in den Niederlanden. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-Jährige darüber, warum er so lange auf seinen ersten Profisieg warten musste, welche Ziele er in der Saison noch anstrebt und in welche Richtung er sich  entwickeln möchte.

Wie sind Sie mit der bisherigen Saison zufrieden?

Selig: Ich kann mich nicht beschweren, vor allem da ich auch mit dem Limburg Classic ein Rennen gewinnen konnte, auch wenn das so eigentlich nicht geplant war.

Wieso nicht geplant?

Selig: Mir haben diesen Sieg nur wenige zugetraut. Mein Trainer hat an mich geglaubt, ich habe es mir ein bisschen zugetraut. Im Rennen habe ich dann aber gemerkt, dass ich gute Beine hatte und konnte glücklicherweise den Sieg erringen.

Hat dieser Sieg Ihr Selbstbewusstsein gesteigert?

Selig: So ein Sieg ist für einen jungen Fahrer eine große Motivationshilfe. Zum einen trainiert man nochmals engagierter und auch in den Rennen tritt man selbstsicherer auf.  

Für den derzeit laufenden Giro d'Italia wurden Sie nicht nominiert, enttäuscht?

Selig:
Nein, ich konnte bei fast allen großen Klassikern starten, das war mir wichtig. Außerdem sind die großen Rundfahrten mittlerweile so bergig geworden, dass mein Fahrertyp dafür gar nicht mehr so sehr geeignet ist. Natürlich versuche ich noch, in das Aufgebot für die Vuelta zu kommen. Aber auch dort wird es sicher nicht einfach. Die Organisatoren scheinen es momentan sehr gut mit den Bergfahrern zu meinen. Für die Sprinter und Zeitfahrer wird es immer schwieriger, sich da durchzukämpfen.

Welche Rennen stehen für Sie demnächst an?

Selig: Als nächstes werde ich beim Rund um Köln starten, dann geht es zur Norwegen-Rundfahrt, wo ich Lokalmatador Alexander Kristoff unterstützen werde.

Welches Rennen ist Ihnen in dieser Saison noch besonders wichtig?

Selig: Das ist die Deutsche Meisterschaft. Das könnte in diesem Jahr mein Ding werden. Der Kurs ist nicht zu leicht, nicht zu schwer. Mal schauen, was es dort für mich zu holen gibt. Mein Ziel ist auf jeden Fall das Podium. 

Sie haben bereits als Stagiaire im Trikot von Leopard-Trek ein Profi-Rennen gewonnen, gut 18 Monate später folgte der erste Sieg als Profi. Weshalb lag so viel Zeit dazwischen?

Selig: Im letzten Jahr habe ich viel lernen müssen. Gegen Ende der Saison war ich häufig krank und verletzt, war jetzt auch im Winter krank. Ich habe mich aber nicht unterbuttern lassen und habe zum Saisonbeginn gemerkt, dass die Form relativ schnell zurückkommt. 

In welche Richtung wollen Sie sich entwickeln? Sprinter oder endschneller Hügelspezialist?

Selig: Die Frage wird mir in letzter Zeit häufiger gestellt, zumal ich meinen Sieg in Limburg auch auf einem recht anspruchsvollen Kurs herausgefahren habe. Durch die Klassiker-Teilnahmen habe ich gemerkt, dass mir die kurzen Anstiege doch ganz gut liegen. Im letzten Jahr hatte ich noch fast bei jedem Berg Probleme. In diesem Bereich habe ich mich enorm gesteigert. Mittlerweile freue ich mich sogar, wenn kleine Hügel kommen. Ich sehe mich also nicht nur als reinen Sprinter und denke, dass an den Hügeln noch Luft nach oben ist.

Wo sonst können Sie sich noch weiter entwickeln?

Selig:
Ganz klar im Sprint. Da ist noch mehr drin. Zeit- und Bergfahrer werde ich wohl nicht mehr werden, aber im Kraft-Ausdauer-Bereich habe ich auch noch Reserven.

Im Winter gab es im Team Veränderungen. So wurde der General Manager Hans-Michael Holczer durch Viatscheslaw Ekimov ersetzt. Wie hat sich dies ausgewirkt?

Selig: Am Anfang hat man sich schon ein paar Gedanken gemacht, man hat sich gefragt, was sich ändern könnte. Letztlich hat sich aber fast nichts geändert, wir haben hier immer noch eine Top-Organisation.

Mit Torsten Schmidt, Erik Zabel oder auch Uwe Peschel gehören noch mehrere Deutsche der Sportlichen Leitung an. Wie wichtig ist es für Sie, bei einem russischen Team Landsleute an Ihrer Seite zu haben?


Selig:
Es ist natürlich schön, ab und an mal Deutsch zu sprechen, aber für mich mittlerweile gar kein richtiger Faktor mehr. Letztes Jahr war es noch eine große Hilfe. Es war mein erstes Profijahr, ich hatte viele Fragen und musste noch einiges lernen. Ich habe zwar noch nicht ausgelernt, bin aber selbstsicherer geworden und weiß, wie der Hase läuft.

Was ist typisch Russisch beim Team Katusha?

Selig: An die Mentalität musste ich mich erst ein wenig gewöhnen. Die Leute sind eher verhalten, aber wenn sie lachen, dann lachen sie herzlich.

Wie läuft die Kommunikation mit den russischen Teamkollegen?

Selig: Mimik und Gestik ist schon öfter gefragt. Eigentlich ist die Teamsprache Englisch, aber zuvor war sie über Jahre Italienisch. Das bekommt man bei einigen Fahrern nicht so schnell raus und mein Italienisch ist auch nicht wirklich gut. Mit Englisch läuft es besser. Manchmal ist es eine Hürde, aber wenn man sich verständigen muss, dann klappt das auch.

Ihr Vertrag läuft am Ende des Jahres aus. Wie geht es weiter?

Selig: Mein Trainer Torsten Wittig kümmert sich auch um die Vertragsangelegenheiten. Ich halte mich da raus, kann also auch nichts zum aktuellen Stand der Dinge sagen. Er sagt, dass ich mich aufs Radfahren konzentrieren soll. Ich warte ab, wie es sich entwickelt. Er wird mir dann sagen, welche Optionen es gibt und ich werde dann entscheiden, wie es weitergeht.

 

Weitere Radsportnachrichten

14.12.2025Highlight-Video des Cross-Weltcups von Namur

(rsn) – Er kam, kämpfte und siegte: In einem packenden Duell hat Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) zu seinem Saisoneinstieg den Weltcup von Namur gewonnen. An der berühmten Zitadelle v

14.12.2025Von Krämpfen geplagt: Überrundeter Fahrer sorgt für Durcheinander

(rsn) – Ein Krampf fühlt sich nie sehr angenehm an. Kaum besser dürfte es für Vilmar Aastrup gemacht haben, dass sein Malheur beim Weltcup in Namur vom belgischen Fernsehen live und in aller Ausf

14.12.2025Trotz “vieler Fehler“: Van der Poel triumphiert in Namur

(rsn) – Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) steht im Cross für Perfektion – deshalb aber auch für Langeweile. Von beidem konnte bei seinem Saisoneinstand beim Weltcup in Namur allerdin

14.12.2025Brand auch beim Weltcup in Namur eine uneinnehmbare Festung

(rsn) – Die Niederländerin Lucinda Brand (Baloise – Glowi Lions) hat auch beim Weltcup in Namur zugeschlagen. Mit ihrem zehnten Sieg im zwölften Saisoneinsatz baute die Weltranglistenerste ihre

14.12.2025Der DM-Titel überstrahlte den Tour-Rückschlag

(rsn) – Seine sechste Saison als Berufsradfahrer war für Georg Zimmermann eine mit Höhen und Tiefen. Ein unerwarteter Sieg, ein Sturz und das frühe Aus beim Saisonhöhepunkt, der größte Erfolg

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

14.12.2025Ein Weltcupsieg, sechs Titel und “beschissene Monate“

(rsn) – Im niederländischen Hulst finden vom 30. Januar bis zum 1. Februar die Cross-Weltmeisterschaften statt. Der Parcours auf der Festungsanlage ist technisch und schwer – und er liegt Marie S

14.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

14.12.2025Almeida: “Pogacar braucht mich nicht, um eine GT zu gewinnen“

(rsn) – Joao Almeida wird im kommenden Jahr voraussichtlich kein einziges Rennen an der Seite von Tadej Pogacar bestreiten, sondern stattdessen durchgängig der zweite Leader des Teams UAE – Emira

13.12.2025Pogacar greift 2026 wieder die Klassiker und die Tour an

(rsn) – Mailand-Sanremo und Paris-Roubaix – das sind die ganz großen Meilensteine, die im Trophäenschrank von Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) noch fehlen. Auf beide Monumente des Radsp

13.12.2025Vandeputte nutzt im Finale seine Chance beim Exact Cross

(rsn) – Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) konnte nach einem spannenden Rennen beim Exact Cross in Kortrijk seinen zweiten Saisonsieg feiern. Der Belgier war im Finale der Beste einer Dreierg

13.12.2025Nach der Tour irgendwie gegen die Wand gefahren

(rsn) – Erst einmal vor dieser Saison wagte sich die Tiroler Mountainbikerin Mona Mitterwallner auf die Straße, 2021 bei den Europameisterschaften im U23-Rennen der Frauen, bei dem sie Elfte wurde.

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)