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18.07.2012 | (rsn) – Thomas Voeckler (Europcar) hat nicht nur die Königsetappe der 99 Tour de France gewonnen, sondern als Ausreißer nach einer herausragenden Vorstellung auch das Bergtrikot erobert. Der 33 Jahre alte Franzose setzte sich auf der 16. Etappe, die über vier Pyerenäenpässe von Pau nach Bagnères-de-Luchon führte, nach 197 Kilometern als Solist durch und feierte seinen zweiten Tagessieg bei der diesjährigen Tour und den vierten bei einer Frankreich-Rundfahrt insgesamt.
"Ich bin sehr stolz auf meine heutige Leistung", sagte Voeckler im Ziel. "Ich bin in einer anderen Dimension. Das ist Radsport, so wie ich ihn gerne praktiziere. Jetzt hat die Verteidigung des Bergtrikots oberste Priorität. Und normalerweise ist meine Tour morgen Abend beendet!"
Mit 1:40 Minuten Rückstand kam der Däne Chris-Anker Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff Bank) auf Rang zwei. Den Sprint um den dritten Platz entschied 3:22 Minuten hinter Voeckler der Spanier Gorka Izaguirre (Euskaltel) vor dem Kasachen Alexander Winokurow (Astana) für sich. Fünfter wurde der Franzose Brice Feillu (Saur-Sojasun/+3:58), Rang sechs holte nach einer erneut formidablen Vorstellung der Berliner Jens Voigt (RadioShack-Nissan).
Der zweite große Gewinner des Tages war Bradley Wiggins (Sky), der mit Hilfe seines Teamkollegen Christopher Froome mehrere Attacken des Italieners Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale) souverän vereitelte und sein Gelbes Trikot verteidigte. Der 32 Jahre alte Brite kam gemeinsam mit Nibali und Froome mit 7:09 Minuten Rückstand als Zwölfter ins Ziel.
Mehr als eine Minute auf Wiggins verlor der Belgier Jürgen Van den Broeck (Lotto Belisol), konnte sich aber in der Gesamtwertung auf Platz vier verbessern. Der große Verlierer des Tages aber war Cadel Evans (BMC). Der Titelverteidiger wurde im Col de Peyresourde (1. Kat.), dem letzten Berg des Tages Nibalis Tempoverschärfung abgehängt und kam mit rund vier Minuten Rückstand auf Wiggins ins Ziel kam und in der Gesamtwertung auf Rang sieben zurückfiel.
"Wir haben den heutigen Test als Mannschaft einmal mehr bestanden", freute sich Wiggins übr den erneut beeindruckenden Auftritt seiner Mannschaft. "Das war für uns das ideale Szenario, indem wir Zeit auf Cadel Evans gewonnen haben, und gleichzeitig den sehr starken Nibali kontrollieren konnten. Es war ein großartiger Tag. Nibali ist ein Fahrer allererster Klasse. Er hat die Vuelta gewonnen, war beim Giro d'Italia auf dem Podium, man darf ihn niemals unterschätzen."
Wiggins führt unverändert mit 2:05 Minuten Vorsprung auf Froome und 2:23 Minuten auf Nibali, der Tageselfter wurde. Van den Broeck (+5:46) ist neuer Vierter vor dem Spanier Haimar Zubeldia (+7:13) und dem US-Amerikaner Tejay Van Garderen (+7:55), der sich noch an seinem Kapitän Evans (+8:06) vorbeischob.
Achter ist der Slowene Janez Brajkovic (Astana/+9:09), Platz neun belegt Voecklers Landsmann und Teamkollege Pierre Rolland (+10:10). Zehnter ist Thibaut Pinot (FDJ-BigMat/+11:43), der zweitbeste Franzose. Andreas Klöden (RadioShack-Nissan/+13:14) fiel auf Platz zwölf zurück, bleibt aber bester deutscher Fahrer.
Vockler führt nun in der Bergwertung mit vier Punkten Vorsprung auf den bisherigen Führenden, den Schweden Fredrik Kessiakoff (Astana). Der Slowake Peter Sagan (Liquigas-Cannondale) bleibt in der Punktewertung vor André Greipel (Lotto Belisol). Van Garderen baute seine Führung in der Nachwuchswertung auf Pinot aus.
Kurz vor dem Zwischensprint bei Kilometer 26 bildete sich nach vielen vergeblichen Attacken die überraschend große Gruppe des Tages. Obwohl nicht weniger als 37 Mann davon gezogen waren, befand sich unter den Ausreißern kein Fahrer, der Wiggins im Gesamtklassement hätte gefährlich werden können. Bestplatzierter war der der Spanier Egoi Martinez (Euskaltel), der 18:04 Minuten Rückstand aufwies. Den Zwischensprint entschied in Abwesenheit aller Sprinter der Portugiese Sergio Paulinho (Saxo Bank-Tinkoff Bank) für sich.
In der fuhren auch die beiden Deutschen Jens Voigt und Danilo Hondo.
Dessen Lampre-Team war mit gleich drei Fahrern in der Spitze vertreten, wie auch Movistar (Karpets, Costa, Kiryienka), Saur-Sojaun (B. Feillu, Levarlet, Marion (Saur), Katusha (Trofimov, Caruso, Vorganov) und FDJ-BigMat (Fedrigo, Casar, Ladagnous). Um das Bergtrikot kämpften der Schwede Fredrik Kessiakoff (Astana/ Führender in der Sonderwertung), der Däne Chris Anker Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff Bank/Dritter) und der Franzose Thomas Voeckler (Europcar/ Vierter).
Im unteren Teil des Anstiegs zum Col d'Aubisque (16.4 km, 7,1 %) pendelte sich der Abstand zwischen beiden Gruppen bei rund 3:40 Minuten ein. Die 25 Punkte heimste am Gipfel in 1.709 Metern Höhe Voeckler ein, gefolgt von Kessiakoff (20) und seinem Teamkollegen Yukiya Arashiro. Sörensen wurde hier Vierter.
In der Abfahrt wuchs der Abstand zum Feld, in dem Team Sky alles unter Kontrolle hatte, auf 5:30 Minuten an. Nach einem Sturz, bei dem er im Weidezaun landete, musste der Russe Vladimir Gusev (Katusha) das Rennen aufgeben.
Am Tourmalet sprengte Danilo Hondo mit seinem Angriff die Spitzengruppe, doch der Konterattacke von Voeckler Kessiakoff, Daniel Martin (Garmin-Sharp), Sörensen und dem Niederländer Laurens ten Dam (Rabobank) hatte der 38-Jährige nichts mehr entgegenzusetzen. Im 19 Kilometer langen Anstieg schüttelten Martin, Voeckler und Feillu zunächst Kessiakoff und ten Dam ab, kurz darauf musste auch Martin passen. Voeckler gewann auch am Tourmalet die Bergwertung, 1:30 später sicherte sich Kessiakoff noch 14 Punkte vor Sörensen. In der ersten Verfolgergruppe dabei waren unter anderem noch Martin, Voigt, Martinez, Winokurow, ten Dam und George Hincapie (BMC), der sich nach einem Sturz am Arm behandeln lassen musste.
Zehn Minute nach der Spitze führte das souveräne Team Sky bei hochsommerlichen Temperaturen das Gelbe Trikot und das Feld über den Gipfel. Im Anstieg zum d’Aspin (1. Kat.) ergab sich hinter dem Spitzenduo eine neue Konstellation. Als erste Verfolger etablierten sich in dem 12,4 Kilometer langen Anstieg Sörensen, Voigt, Winokourow, der attackiert hatte, als der sich sein Teamkollege Kessiakoff am Begleitfahrzeug aufhielt. Dazu kam dann noch der Izagirre.
Voeckler war auch als Erster am d’Aspin und verkürzte dadurch den Rückstand in der Bergwertung gegenüber Keesiakoff auf nur noch sechs Zähler. Knapp fünf Kilometer vor dem Gipfel schickte Nibali seine Helfer an die Spitze des Feldes. Prompt fielen der Tempoverschärfung viele Fahrer zum Opfer – darunter auch Evans. Am Gipfel des vorletzten Berges war die Favoritengruppe nur noch rund 15 Mann stark (bei 9:20 Miunten Rückstand auf Voeckler). Nibali hatte nur noch Basso als Helfer vor sich, während Wiggins noch auf Froome, Porte und Rogers bauen konnte. Die Gruppe Evans, in der auch Klöden fuhr, hatte am d’Aspin 50 Sekunden Rückstand, konnte aber wie andere abgehängte Fahrer auch noch vor dem Peyresourde wieder aufschließen.
Im 9,5 Kilometer langen und 6,7 Prozent steilen letzten Berg des Tages schüttelten Chris Anker Sörensen und Winokurow dann wieder Voigt und Izaguirre ab, während Voeckler seinen Landsmann Feillu stehen ließ. Genau das tat Sörensen dann auch mit Winokurow.
Das gleiche Bild wie am d’Aspin bot sich kurz darauf in der Favoritengruppe: Basso beschleunigte derart, dass wiederum Evans nicht folgen konnte und endgültig seine Hoffnungen auf die Titelverteidigung begraben musste. Wiggins und seine drei Helfer dagegen hatten keine Mühe, dem Tempo des zweifachen Giro-Siegers zu folgen.
16,5 Kilometer vor dem Ziel setzte Nibali im oberen Teil des Peyressoude dann die von allen erwartete Attacke. Der Sizilianer kam zwar aus der Gruppe weg, doch Froome zog seinen Kapitän Wiggins hinter sich her und schloss relativ schnell die Lücke, die Nibali gerissen hatte.
Voeckler gewann auch die vierte und letzte Bergwetung des Tages und fuhr damit Kessiakoff aus dem Bergtrikot. 1:25 Minuten dahinter überquerte Sörensen den Gipfel. Kurz vor der Bergwertung attackierte Nibali ein drittes Mal, doch auch diesmal konnte der Liquigas-Kapitän die beiden Briten nicht abschütteln. Eine Minute dahinter führte van den Broeck die nächste Verfolgergruppe über den Gipfel, weitere 2:35 dahinter folgte die Evans-Gruppe.
In der 16,5 Kilometer langen Abfahrt änderte sich nicht mehr viel. Voeckler erreichte mit komfortablen Vorsprung auf Chris Anker Sörensen das Ziel. Winokurow vergab die Chance auf Platz drei, als er vor der letzten Kurve aus der Pedale rutschte und Wiggins, Froome und Nibali kamen einträchtig in Bagnères-de-Luchon an.
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