Acquarone soll das Rennen aus der Krise führen

Giro d´Italia: Neustart in Dänemark

Foto zu dem Text "Giro d´Italia: Neustart in Dänemark"
Michele Acquarone, Renndirektor des Giro d´Italia | Foto: ROTH

04.05.2012  |  Leipzig/Herning (dapd/rsn). Die Siegerlisten der vergangenen Jahre lesen sich wie ein Who-is-Who des Dopings, selbst die treuen Tifosi wendeten sich in immer größerer Zahl von ihrem Rennen ab: Der Giro d'Italia steckt vor seiner 95. Auflage in der Krise und droht nördlich des Apennins weiter an Bedeutung zu verlieren. Der Veranstalter RCS hatte deshalb den schillernden Renndirektor Alberto Zomegnan abgelöst und durch den Teamplayer Michele Acquarone ersetzt. Er soll das am Samstag in Dänemark startende Rennen aus der Krise führen.

Doch zumindest was die Konsequenzen von Dopingsperren angeht, hat Acquarone eine nicht überall auf Wohlwollen stoßende Meinung. Dass Alberto Contador (Saxo Bank) der Gesamtsieg des vergangenen Jahres im Zuge seines Dopingfalls aberkannt wurde, passt Acquarone jedenfalls überhaupt nicht. "Im Rennen war Contador der Stärkste. Er ist großartig gefahren und daher ist er für uns auch der Sieger", sagt der Renndirektor im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dapd.

Die Schuld daran, dass die Ergebnisliste des Giro wieder einmal überarbeitet werden musste, trägt in diesem Fall auch eher die UCI. Der Weltverband verschleppte den Fall des bereits im Juli 2010 positiv getesteten Spaniers. Die Tifosi hatten ihr Urteil da längst gefällt: Sie pfiffen Contador bei seiner Klettershow gnadenlos aus. Der nun als Sieger geführte Michele Scarponi war einst Kunde des spanischen Dopingarztes Eufemiano Fuentes.

Die Gesamtwertungen der vergangenen Jahre lassen ebenfalls kein gutes Haar an der zweitgrößten Landesrundfahrt der Welt. 2010 gewann Ivan Basso (Liquigas-Cannondale), ebenfalls ein früherer Fuentes-Kunde. Vor drei Jahren mussten mit Danilo Di Luca und Franco Pellizotti die Zweit- und Drittplatzierten disqualifiziert werden - sie waren den Dopingjägern in die Falle gegangen. Und 2008 gewann Contador vor dem mittlerweile für zwölf Jahre aus dem Verkehr gezogenen Riccardo Ricco.

Im dänischen Herning soll nun ein farbenfroher Neustart erfolgen, der die Fahrer auf 21 Etappen und 3.504 Kilometer sowie den Giro in eine bessere Zukunft schickt. Zu dieser gehören die Starts im Ausland, womöglich auch bald in Deutschland. "Ich denke, dass wir noch vor 2020 in Deutschland starten. Vielleicht in München, Hamburg oder Berlin", sagt Acquarone.

Zu dieser Zukunft wird auch immer der tragische Tod von Wouter Weylandt gehören, der im vergangenen Jahr auf der 3. Etappe verunglückte. Dem Belgier wird in diesem Jahr die 3. Etappe gewidmet, sie wird sogar eigens in "WW Special", seinen Spitznamen, umbenannt. Seine Nummer 108 soll nie wieder vergeben werden.

Nach den extrem schweren und spektakulären Italien-Rundfahrten unter der Führung Zomegnans wurde der Giro in diesem Jahr humaner gestaltet. Weniger Berg-Torturen und kürzere Transfer - dieselbe Politik dieses indirekten Anti-Dopingkampfes verfolgt man bei der Tour de France bereits seit ein paar Jahren.

Eine Ausnhame macht allerdings die 20. Etappe des vorletzten Tages, wenn das Giro-Spektakel seinen Höhepunkt finden soll. Auf dem 218 Kilometer langen Abschnitt müssen unglaubliche 5.700 Höhenmeter überwunden werden. Unter anderem steht der legendäre Mortirolo auf dem Programm, ehe am Stilfser Joch das große Finale eingeläutet wird. Einige Fahrer bezeichneten diese Etappe bereits kurz nach der Präsentation als unmenschlich.

Aus deutscher Sicht wird interessant zu beobachten sein, wie sich das Team NetApp bei seiner ersten dreiwöchigen Rundfahrt schlägt. Auf den Mann für das Gesamtklassement, Leopold König, muss der Zweitdivisionär dabei verzichten. Der Tscheche kann wegen den Folgen eienr Verletzung nicht starten. Der Gesamtsieg wird vermutlich zu einer rein italienischen Angelegenheit. Ivan Basso (Liquigas), Michele Scarponi und Damiano Cunego (beide Lampre) bilden den engsten Favoritenkreis. Gute Chancen haben auch Landsmann Domenico Pozzovivo (Colnago-CSF Inox), der Spanier Joaquim Rodriguez (Katusha), der Tscheche Roman Kreuziger (Astana), der Franzose John Gadret (AG2R), der Kolumbianer Rigoberto Uran (Sky, der Venezolaner José Rujano (Androni-Giocattoli), der Kanadier Ryder Hesjedal (beide Garmin-Barracuda) und der Luxemburger Fränk Schleck (RadioShack-Nissan), der kurzfristig für seinen verletzten Teamkollegen Jakob Fuglsang einspringt.

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.05.2013Nibali baut seine Führung aus

(rsn) - Vincenzo Nibali (Astana) hat auf der 10. Etappe des Giro d`Italia sein Rosa Trikot souverän verteidigt. Der Italiener belegte auf 167 Kilometer langen ersten Alpenetappe der Rundfahrt von Cor

06.06.2012Savio: "Rujano hat kein Pfeiffersches Drüsenfieber"

(rsn) – Androni-Teammanager Gianni Savio hatte sich beim diesjährigen Giro d`Italia viel von José Rujano erhofft. Doch der ehemalige Gesamtdritte der Italien-Rundfahrt enttäuschte auf ganzer Lini

28.05.2012Kein Italiener auf dem Podium in Mailand

(rsn) - Der 95. Giro d ´Italia ist für alle italienischen Fans mit einem traurigem Ergebnis zu Ende gegangen. Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda), Joaquim Rodriguez (Katusha) und Thomas de Gendt (Vaca

28.05.2012Hesjedal: "Ich habe Geschichte geschrieben"

Leipzig/Mailand (dapd). Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) küsste immer wieder das Ahornblatt auf der kanadischen Flagge und ließ sich vor der prächtigen Kulisse des Mailänder Doms als Sieger des G

28.05.2012NetApp überzeugt beim Giro-Debüt

(rsn) - Mit zwei Podiumsplatzierungen und insgesamt acht Top-Ten-Ergebnissen hat das deutsche NetApp-Team beim Giro-Debüt überrascht „Die Mannschaft hat die Erwartungen des Managements bei weitem

27.05.2012Hesjedal taucht Kanada in Rosa

Mailand (dpa/rsn) - Ryder Hesjedal Garmin-Barracuda) hat sich in der 106-jährigen Geschichte des Giro d`Italia als erster Kanadier den Gesamtsieg gesichert.Der einstige Schüler von Lance Armstrong u

27.05.2012 Ryder Hesjedal gewinnt 95. Giro d´Italia

(rsn) - Der 31-jährige Ryder Hesjedal vom Garmin-Barracuda-Team hat den 95. Giro d´Italia gewonnen. Der Kanadier erobert auf der Schlussetappe, dem auf 28,2 Kilometer verkürzten Zeitfahren in Maila

26.05.2012Rodriguez knöpft Hesjedal nur 14 Sekunden ab

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) träumt schon von Rosa. Der Kanadier hat sich auch auf der 20. Etappe nicht von den Bergspezialisten abhängen lassen. Auf der letzten Bergetappe von Caldes/V

26.05.2012De Gendt zerlegt alle Giro-Favoriten

(rsn) - Der Kanadier Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) hat auch auf der 20. Etappe seinen Anspruch auf den Gesamtsieg des 95. Giro d´Italia untermauert. Auf der letzten Bergetappe von Caldes/Val di

26.05.2012Ullrich: Vorletzte Giro-Etappe ein "Wahnsinnsgerät"

Köln (SID) - Der frühere Radprofi Jan Ullrich hat die vorletzte Etappe des 95. Giro d`Italia als "Wahnsinnsgerät" kritisiert. Steile Anstiege gehörten zwar zum Giro, allerdi

26.05.2012Giro: Heute Entscheidung am Mortirolo

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Barracuda) hat gestern auf der 195 Kilometer langen Etappe mit Ziel auf der Alpe di Pampeago seine Ansprüche auf den ersten kanadischen Gesamtsieg beim Giro d´Italia m

25.05.2012Hesjedal: Großer Schritt zum Giro-Sieg

(rsn) - Ryder Hesjedal (Garmin-Baracuda) hat einen großen Schritt in Richtung Gesamtsieg beim Giro d`Italia gemacht und ist dem ersten kanadischen Erfolg in einer der großen Rundfahrten ein gutes St

Weitere Radsportnachrichten

22.12.2024“Bis zur Corona-Infektion lief es richtig gut“

(rsn) - Erst zwölf Tage des neuen Jahres waren vergangen, da standen für Linda Riedmann vom Team Visma - Lease a Bike schon die ersten Rennen an. In Australien bei der Santos Tour Down Under begann

21.12.2024Schöne Highlights und ein sehr starker August

(rsn) – 22 Jahre ist Fabio Christen (Q36.5 Pro Cycling) alt, und der Schweizer kommt aus einer wahren Radsportfamilie. Schon sein Großvater gehörte zu den besten Straßensportlern und auch sein Va

21.12.2024Red-Bull-Sportchef Aldag über die Transfers von Lazkano und Co.

(rsn) – Es war abzusehen, dass Red Bull – Bora – hansgrohe auch in diesem Winter wieder allerhand Veränderungen am Kader für die neue Saison vornehmen würde. Neun Profis stoßen 2025 zum Team

21.12.2024Vandeputte mit Start-Ziel-Sieg zum ersten Weltcuperfolg

(rsn) – Dank einer technischen Glanzleistung hat Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) in Hulst nicht nur einen Start-Ziel-Sieg, sondern auch seinen ersten Weltcup-Erfolg gefeiert. Der Belgier w

21.12.2024Schreiber startet am schnellsten und bleibt bis zum Schluss vorn

(rsn) – Schnellstarterin Marie Schreiber (SD Worx – Protime) hat den Cross-Weltcup in Hulst mit einem Start-Ziel-Sieg für sich entschieden. Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) baute als Zweite

21.12.2024Knolle, Groß, John und Zemke zu rad-net - Rembe - Sauerland

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

21.12.2024Vom Niemandsland nach Alpe d’Huez in wenigen Monaten

(rsn) – Als Ruderin stand Valentina Cavallar schon bei den Olympischen Spielen am Start und ihr Einstieg in den Radsport kam dann doch sehr überraschend. Erst im April fand sie einen Platz bei der

21.12.2024“Riesige Erleichterung“: Auf dem Weg zurück zu alter Stärke

(rsn) – Er war noch nicht ganz wieder der Alte, doch nach zwei krankheitsbedingt schwarzen Saisons hat Maximilian Schachmann 2024 endlich erneut aufblitzen lassen können, wozu er fähig ist. Das ge

21.12.2024Van Empel muss Cross-Wochenende auslassen

(rsn) - Wegen eines Trainingssturzes muss Weltmeisterin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) die beiden Cross-Weltcups in Hulst und Zonhoven an diesem Wochenende auslassen. Wie die Niederländerin a

21.12.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

20.12.2024Meisterschaftsdoppel versöhnte nach Olympia-Enttäuschung

(rsn) – Die Olympischen Spiele in Paris hatten die Österreicherin Anna Kiesenhofer (Roland) wieder in den Fokus der medialen Aufmerksamkeit zurückgeholt. Immer wieder wurde ihre Sensationsfahrt v

20.12.2024Van Aert kehrt in Mol zu seiner ersten Liebe zurück

(rsn) - Viel Zeit zur Vorbereitung konnte sich Wout van Aert (30) nicht gönnen. Nach nur drei Tagen im Cross-Training will der Belgier am Montag beim Superprestige in Mol starten. Der Cross-Vizeweltm

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine