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16.04.2012 | (rsn) – Alessandro Petacchi und Danilo Hondo haben am Samstag im ukrainischen Donetsk ein Kriterium bestritten und an der Teampräsentation von Lampre-ISD teilgenommen. Nach der Pressekonferenz standen die beiden für die Fragen von Radsport-News zur Verfügung. Die Routiniers sprachen über ihre Eindrücke von der Ukraine, die heutige Situation im Sprint und über ihre Ziele bei der Tour de France. Hondo sprach sich zudem dafür aus, dass André Greipel als Kapitän das deutsche Team bei Olympia anführen sollte und erklärte, dass er künftig gerne als Nationaltrainer in Deutschland arbeiten würde.
Sie sind zum ersten Mal in die Ukraine gekommen. Welche Eindrücke haben Sie vom Land?
Hondo: „Es ist natürlich immer interessant, andere Mentalitäten und andere Länder kennenzulernen. Ich hatte schon mal das Vergnügen, in Kasachstan und auch in Russland zu sein. Umso interessanter war es für mich nach Donetsk zu kommen. Natürlich ist es nicht vergleichbar mit West-Europa, aber es ist doch sehr interessant. Man sieht, dass die Leute sehr freundlich sind. Heute haben wir auch gesehen, dass der Sport die Leute zusammenbringt. Das ist einfach das schönste daran.“
Petacchi: „Die Ukraine ist sicher ein Land, das sich enorm stark entwickelt. Man kann auch sagen, dass es eine Wiedergeburt gibt. Als wir hier geflogen sind, haben wir schnell bemerkt, dass am Rand viele alte Häuser stehen. Im Zentrum ist dagegen alles schon ganz modern und richtig europäisch.“
Ist das schon eine Tradition, dass der Anfahrer von Alessandro aus Deutschland kommt? Bei Milram war es Erik Zabel, jetzt ist es Danilo Hondo...
Petacchi: „Das ist natürlich ein klarer Zufall, dass meine Anfahrer zuletzt aus Deutschland kamen. Nach der Portugal-Rundfahrt 2009 haben wir mit Danilo gesprochen und uns sehr gut verstanden. Dann habe ich mit der sportliche Leitung gesprochen, weil ich ganz genau wusste, dass ich Hondo auf meiner Seite sehen will.“
Bei Lampre-ISD gibt es sechs Ukrainer. Wie schätzen sie diese Fahrer ein?
Hondo: „Alle sechs Fahrer sind natürlich total unterschiedliche Charaktere. Im letzen Jahr fuhr Denis Kostyuk schon bei der Tour de France mit uns. Wir haben gesehen, dass er wirklich ein großes Talent ist und große Möglichkeiten hat. Ich hoffe, dass er noch in diesem Jahr einen Sprung machen kann und auch bei der Tour erneut dabei sein wird.
Yuriy Krivtsov hat schon unwahrscheinliche Erfahrung bei Ag2r gesammelt, das haben wir gerade in Belgien wieder gesehen. Es wird mit Sicherheit ein wichtiger Faktor bei der Tour de France sein. Er kann nicht nur in die Fluchtgruppe gehen, sondern auch uns in der Sprint-Vorarbeit helfen. Sascha Kvachuk ist ein Fahrer, der sehr stark ist, er muss aber auch noch einige Dinge ändern. Vitaliy Buts muss endlich mal einen Schritt nach vorne machen. Die anderen Fahrer müssen sich weiter entwickeln.“
Wie schwierig ist es für zwei Oldies, gegen solche junge Fahrer wie Kittel, Greipel, Degenkolb und Cavendish zu sprinten und auch zu gewinnen?
Hondo: „Natürlich haben Marcel Kittel, Andrè Greipel und Mark Cavendish eine höhere Explosivität. Aber wir haben gesehen, dass eine Saison in der WorldTour unglaublich schwer ist. Wir haben auch vor zwei Jahren gesehen, als Contador der Tour gewonnen hat, dass wir in der Lage waren, gegen den HTC-Zug zu bestehen. Beim Giro letztes Jahr war Alessandro sehr oft unter den ersten Drei. Das heißt: Wir müssen weiter an den Dingen arbeiten, wo wir Fähigkeiten haben und so ein Kriterium wie heute war eine tolle Gelegenheit, wieder alte Sprintqualitäten zu stimulieren. Daran wird gearbeitet, klar.“
Petacchi: „Ja, es ist wirklich sehr schwierig, heutzutage Sprints zu gewinnen. Heute braucht man unbedingt eine starke Mannschaft, weil die Profi-Teams unglaublich gut organisiert sind. Die Mannschaften von Cavendish, Farrar und Greipel sind außergewöhnlich stark, deswegen ist es viel wichtiger, wie man den Sprint vorbereitet, als nur auf die letzten 200-300 Meter zu achten."
Man hört in letzter Zeit häufiger, dass der Sprint in den letzten Jahren zu chaotisch und zu gefährlich geworden ist. Teilen sie diese Meinung?
Petacchi: „Wie ich schon gesagt habe, der Sprint ist immer gefährlich. Es gibt sehr jetzt viele starke junge Fahrer und Mannschaften. Und deswegen ist es wirklich gefährlicher geworden.“
Hondo: „Der Radsport ist natürlich immer gefährlich, das ist ganz klar. Die Problematik ist eher die, dass viele Fahrer jetzt ziemlich gleiches Niveau haben. Auch die Helfer müssen mit hoher Aggressivität das Rennen bestreiten. Bei der Tour de France müssen auch die Klassement-Fahrer jede Sekunde aufmerksam bleiben. Alle drücken natürlich immer nach vorn, aber es ist ein Automatismus, dass die Stürze da immer passieren. Man muss vielleicht etwas überlegen, wie man ein wenig die Strecken verändern kann. Es wäre natürlich viel besser, wenn die Sprintankünfte mehr geradeaus verliefen. Das sind vielleicht die Faktoren, die man jetzt bei der Formel-1 erkennen kann, und die den Radsport noch ändern müssen.
Danilo, Sie hatten heute noch einmal dafür plädiert, dass André Greipel als deutscher Kapitän zum Olympia fährt. Was trauen Sie ihm zu? Ist der Kurs doch nicht zu schwierig für Greipel?
Hondo: „Der Kurs ist mit Sicherheit nicht einfach. Das Problem ist, dass die Zeitfahrer zwei Tage vorher das Straßenrennen fahren müssen. Das heißt: Die Taktik aller Nationen wird ganz schwer vorherzusagen sein. Ich denke, dass André seinen Saisonaufbau in Richtung Tour de France und Olympische Spiele vorbereitet hat. Wenn wir als Team gut zusammenarbeiten, dann gibt es mit Sicherheit auch andere Nationen, die Interesse daran haben, dass eine große Gruppe ins Ziel kommt. Dann haben wir eine realistische Chance, um die Medaille mitkämpfen zu können.“
Alessandro, in diesem Jahr verzichten Sie auf den Giro d’Italia. Welches Ziel haben Sie bei der Tour de France? Ein Etappensieg oder vielleicht noch einmal das Grüne Trikot?
Petacchi: „Ich denke schon, dass Etappensiege das oberste Ziel sind. Das Grüne Trikot wird schwierig zu gewinnen sein, weil es immer viele Punkte bei den Zwischensprints gibt. Deswegen konzentriere ich mich auf die Etappen. Das werden wir aber noch besprechen.“
Hondo: „Natürlich ist es immer möglich, dass Alessandro das Grüne Trikot gewinnt. Wir haben das vor zwei Jahren gesehen und beim Giro hat er noch Maglia Ciclamino getragen. Es ist nicht leicht, aber du musst bei jeder Etappe hundertprozentig präsent sein. Wenn wir uns jetzt konzentriert auf die Tour vorbereiten und Tag für Tag daran arbeiten, dann ist es sicherlich möglich, klar.“
Sie haben beide umstrittene Dopingsperren absitzen müssen. Danilo darf zu Olympia, im Gegensatz zu Alessandro, da die Italiener auf bereits gesperrte Fahrer verzichten. Tut das sehr weh?
Petacchi: „Es tut mir wirklich leid, dass ich nicht bei der Weltmeisterschaft und bei Olympia nicht starten darf. Als Bettini Olympiasieger wurde, musste ich in der Nationalmannschaft fahren. Dann hatte ich aber den Schlüsselbeinbruch und habe meine Teilnahme natürlich abgesagt. Olympische Spiele sind das wichtigste, was ein Fahrer erleben kann. Deswegen freue ich mich sehr für Danilo, dass er für Deutschland starten darf. Die Gesetze sind leider nicht für alle gleich.“
Danilo, wie wichtig ist es für Sie, in der deutschen Nationalmannschaft eng mit den Fahrern zu arbeiten und als „Capitaine de la Route“ selbst auch ein bisschen die Mannschaft zu formen?
Hondo: „Ich bin seit viele Jahren aktiv im Radsport. Ich bin nach wie vor sehr eng an den Fahrern dran, habe ein sehr gutes Verhältnis. Ich bin ein Typ, der mit allen gut kommunizieren kann. Gerade wenn es im Rennen kompliziert ist, muss man klare Entscheidungen treffen. Man muss über Autorität verfügen. Ich denke, dass ich diese Fähigkeiten besitze. Es ist auch wichtig, dass man vom Leader den Druck abnimmt, wie es jetzt bei André Greipel der Fall ist, damit der sich auf sein eigenes Rennen konzentrieren kann.
Im Hinblick auf die Zukunft wäre für mich wahnsinnig interessant, in Deutschland im Verband als Nationaltrainer für die Profis eine Rolle zu spielen, vielleicht dort derjenige zu sein, der die Fahrer über das Jahr begleitet. Umso mehr macht es mir Spaß, noch als Fahrer in dieser Rolle zu agieren.“
Und Sie haben Ihre Idee, ein großes deutsches Team zu gründen, nicht aufgegeben?
Hondo: „Ich habe nie gesagt, dass ich ein deutsches Team gründen will. Ich habe gesagt, dass mein Ziel ist, mal in Zukunft ein eigenes Team zu gründen. Ich arbeite natürlich permanent daran. Umso mehr ist es wichtig, den Kontakt zu Sponsoren zu haben, die schon jetzt aktiv im Radsport sind. Man muss aber natürlich auch neue Partner gewinnen.
Wir sehen jetzt eine sehr gute Entwicklung im Radsport. Mit der Tour de France haben wir das drittgrößte Sportereignis der Welt – nach den Olympischen Spielen und der Fußball-Weltmeisterschaften, dafür aber jedes Jahr! Es ist natürlich für jeden interessant, der Radsport als Plattform für sich sieht. Momentan haben aber fast alle guten Fahrer noch laufende Verträge. Deswegen kann man ruhig noch ein bis zwei Jahre warten.“
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