Janorschkes Tour de San Luis-Tagebuch / 5. Etappe

Nur Contador durfte fliegen

Von Grischa Janorschke

Foto zu dem Text "Nur Contador durfte fliegen"
Grischa Janorschke (NetApp) bei der Tour de San Luis | Foto: ROTH

28.01.2012  |  Hallo zusammen,

jetzt ist in Argentinien endgültig der Sommer zurück - als es heute in den Schlussanstieg ging, standen auf dem SRM 42 Grad. Bei mir daheim ist jetzt gerade richtig Winter und wir fahren hier im Hochsommer Radrennen. Schon seltsam, das Klima kann man sich hier gerade irgendwie gar nicht vorstellen. Selbst die verregnete erste Etappe hat man schon wieder fast verdrängt...

Nachdem gestern ein ziemlich entspannter Tag war - hat unser "Radausflug" heute etwas länger gedauert, um 10 Uhr ging der Bus in Richtung Start und kurz vor 21 Uhr waren wir wieder zurück, da vor und nach der Etappe noch Transfers anstanden. In den vier großen argentinischen Reisebusen für Langstrecken, lässt es sich aber wirklich gut aushalten, es ist viel Platz und jeder hat einen recht bequemen Sitzplatz mit verstellbarer Rückenlehne. Ich habe heute auf dem Rückweg sogar 1,5 Stunden recht gut geschlafen. Alberto Contador ist heute nach der Etappe wohl mit dem Hubschrauber von Merlo nach San Luis zurück geflogen worden, sonst fahren aber alle mit den Bussen ;)

An sich lief die Etappe heute wieder relativ strukturiert ab, Omega Pharma bzw. Saxo Bank ließen hier nichts anbrennen und fingen heute keine Spielchen an, auch die anderen großen Teams hielten eher die Füße still. An Gelegenheiten die ganze Gesamtwertung noch mal richtig durch zu mischen bzw. das komplette Feld zu zerlegen mangelte es heute nicht. Vor allem auf den ersten 60km herrschte wirklich ein ordentlicher Seitenwind und das Feld war teilweise in 2 Gruppen unterwegs.

Etwa 15km vor dem Berg entbrannte dann der Kampf um die vorderen Plätze im Feld. Jeder will natürlich vorne rein fahren und so schaukelte sich das Rennen von Kilometer zu Kilometer hoch und am Ende kam es mir fast so vor, als ob es sich um eine Sprintvorbereitung dreht und nicht um eine Bergankunft. Ich glaube, es gab heute kaum einen Fahrer, der nicht schon im roten Bereich in den Berg fuhr. Ich kümmerte mich bei der Anfahrt ein bisschen um unseren Belgier Jerome (Baugnies, d. Red.) und versuchte ihn möglichst weit vorne zu platzieren. Er fühlte sich heute besser und konnte das Tempo der Spitzenfahrer lange mitgehen.

Nachdem ich ausgeschert bin und ein paar Meter richtig ruhig gemacht habe, fuhr ich mit einer großen Gruppe ins Ziel und versuchte möglichst viele Körner für morgen zu sparen. Da stehen nämlich 201 km mit einem langen, Berg der schon nach 57km ansteht, auf dem Programm. Das wird eine interessante Etappe, da der Rennverlauf nicht vorher zu sehen ist und es viele mögliche Szenarien gibt. Vielleicht schafft es morgen ja mal eine Fluchtgruppe, da für die Gesamtwertungs-Fahrer der Berg eigentlich zu weit vom Ziel weg ist. Für mich wäre natürlich am besten wenn ich nach dem Berg noch dabei bin ... wir werden sehen...die Rennfahrer gestalten wie immer das Rennen ;)

Grüße,

Grischa

Grischa Janorschke startet bereist zum dritten Mal in seiner Karriere bei der Tour de San Luis in die Saison. In einem Tagebuch auf Radsport News berichtet der NetApp-Neuzugang von der Rundfahrt durch Argentinien.

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