Kommentar

Leopard-Trek: Weitermachen oder innehalten?

Von Matthias Seng

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Foto: ROTH

10.05.2011  |  (rsn) – Nach der Tragödie um Wouter Weylandt stellt sich die Frage: Wie soll der Giro d’Italia auf den Tod des 26 Jahre alten Belgiers reagieren? Wie sollen die am Rennen Beteiligten mit dem Schock, der Trauer, dem Entsetzen umgehen? Es soll nicht kalt oder gar zynisch klingen: Aber es gab wohl keine Minute des Zweifels, dass das Rennen weitergehen wird. Das ist aus verschiedenen Gründen verständlich und nachvollziehbar, auch wenn manch einer kopfschüttelnd anmerken wird: The Show must go on!

Weylandts Leopard-Trek-Team hat beschlossen, weiter am Rennen teilzunehmen. Eine richtige, angemessene Entscheidung? Zweifel bleiben. Sicher: Die heutige 4. Etappe wird ganz im Zeichen der Trauer um den toten Profi aus Gent stehen und nach einer Fahrt im Bummeltempo werden Weylandts geschockte Teamkollegen das geschlossene Feld wohl über die Ziellinie in Livorno führen. Kein Jubel, keine Show, keine Zeremonie - nur Stille, Tränen und Trauer werden den Tag kennzeichnen.

Man wird aber fragen dürfen: Und danach sollen die Leopard-Profis wieder mit vollem Einsatz ihrem Beruf nachgehen (können)?

Das scheint kaum möglich. Die Teamleitung war sensibel genug, jedem einzelnen Fahrer freizustellen, ob er den Giro weiterfahren will oder nicht. Nicht auszuschließen, dass auch die Familie des Verstorbenen das Team in seinem Entschluss bestärkt hat, im Gedenken an Wouter Weylandt das Rennen fortzusetzen. Vielleicht mag es manchem in der Bewältigung der Tragödie helfen, sich wieder in den Rennalltag – im wahrsten Sinn des Wortes – zu stürzen. Zumal sich jeder Radprofi des hohen Risikos seines Berufs bewusst ist.

Aber ebenso wird es Fahrer geben, die sich nach dem furchtbaren Sturz vom Montag nicht mehr in der Lage sehen, „einfach so“ weiterzumachen: weil sie der nervlichen Belastung nicht standhalten können, weil sie Ruhe benötigen, um mit dem Verlust des Teamkollegen fertigzuwerden, weil ihnen bewusst ist, dass es Wichtigeres im Leben gibt als ein Radrennen.

Das sieht am Ende dieser 4. Giro-Etappe vielleicht auch das Leopard-Trek-Team so.

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