Lesermeinungen zum "Fall Valverde"

"Ein Armutszeugnis für den Radsport"

Foto zu dem Text "

Alejandro Valverde (Caisse d´Epargne) wird von seinen Teamkollegen gefeiert,

Foto: ROTH

22.09.2009  |  (rsn) - Alejandro Valverde ist das Thema der Woche. Der Fall des 29-jährigen Spaniers – in Italien wegen Dopings gesperrt, in seiner Heimat als Vuelta-Gewinner gefeiert - erhitzt die Gemüter. "Was sagen Sie zum Fall Valverde?", wollten wir Ihnen wissen. Unglaublich viele Zuschriften erhielten wir daraufhin.

Der Tenor dabei ist eindeutig: Die deutliche Mehrheit ist dafür, Valverde weltweit zu sperren. Mindestens ebenso heftig fällt allerdings die Kritik am Spanischen Verband und den dortigen Behörden sowie am Weltradsportverband UCI aus. Einige Leser finden es in Ordnung, dass Valverde mindestens bis zu einem Urteilsspruch des Internationalen Sportgerichtshofes CAS fahren darf, monieren, dass nicht alle Sportler, die auf der sogenannten Fuentes-Liste stehen, bestraft werden oder fordern, Doping freizugeben.

Wir können nicht alle Zuschriften veröffentlichen, haben aber aus der Vielzahl an Kommentarten eine repräsentative Auswahl getroffen. Radsport News bedankt sich bei allen Lesern, die geschrieben haben.

 „Der offenkundige Unwille Spaniens, den Fuentes-Skandal aufzuarbeiten, ist für das kommerzielle System Spitzensport zu einem schwer kalkulierbaren Risiko geworden“, schreibt etwa Laurens V.R. aus der Schweiz. „ Es ist Fünf vor Zwölf, und es ist an der Zeit, dass jemand den Spaniern den Tarif durchgibt.“

„Valverde hat gedopt oder war zumindestens bereit zu dopen. Also dürfte er zwei Jahre nicht mehr fahren“, so Hans-Hermann W. „Das Ungerechte ist aber, er ist Spanier und hat großen Rückhalt in seinem Land, er darf die Vuelta gewinnen und wird dafür von seinen Landsleuten bejubelt.“

„Es ist sehr schade, dass Valverde fahren darf“, findet Dirk K aus München. „Was Spanien in diesem Zusammenhang tut, ist falsch. Andererseits wirken hier offensichtlich noch weitere Interessengruppen und Personen mit: Nur so läßt sich beispielsweise m.E. erklären, weshalb der CAS soviel Zeit braucht, um zu entscheiden, ob ein Verfahren gegen "Piti" eingeleitet wird.“

„Sicher, das Verhalten des spanischen Radsportverbandes RFEC ist ungeheuerlich, ja geradzu anmaßend und überheblich“, ärgert sich Steffen. „Noch viel unmöglicher oder skandalöser ist aber das Verhalten der UCI im Fall Valverde. Eine starke UCI, ein konsequenter Weltsportverband hätte Valv/Piti spätestens in der Stunde der Urteilsverkündung durch das CONI weltweit gesperrt und nicht erst auf einen höheren Richterspruch gewartet.“

„Es hängt nun alles beim Weltradsportverband, der UCI, sie können dem Spuk ein Ende setzen und endlich mal deutliche Zeichen setzen für einen neuen Radsport! Die Beweise haben die Italiener auf den Tisch gelegt, die UCI muss sie nur noch verwenden“, sieht Christopher M. die Hauptverantwortung beim Weltverband, der nach Meinung mehrere Leser auch gegen den Spanischen Verband aktiv werden sollte. „Meiner Meinung nach sollte der Spanische Radsportverband durch Sanktionen der UCI belangt werden, denn es kann nicht sein, dass für die Fahrer des einen Verbandes andere Regeln gelten wie für Fahrer eines anderen Verbandes. Der Fall Valverde ist ein Armutszeugnis für den Radsport“, schreibt etwa Sebastian K, und Jochen S. geht noch einen Schritt weiter: Nicht Valverde, der spanische Verband ist das Problem. Man sollte international Druck machen und spanische Sportler generell sperren, solange die Korruptheit dort anhält.“

Viele Leser beklagen auch, dass unter dem „Fall Valverde“ der Radsport insgesamt leidet. „Eine Geschichte wie die des Herrn Valverde trägt leider nicht zur Glaubwürdigkeit des Radsports bei“, so etwa Achim S. aus Bad Bellingen. „Wäre in irgendeiner anderen Sportart eine solche Ignoranz (vom spanischen Radsportverband) gegenüber einer ausgesprochenen Dopingstrafe möglich? Der Radsport stirbt damit ein kleines bisschen mehr.“

Auf die grundsätzliche Problematik des Systems Profiradsports verweisen andere Leserbriefschreiber. „Alejandro Valverde ist sicher ein hochbegabter Radsportler, der sich durch Fleiss, Beharrlichkeit, Talent und Leidenschaft für den Sport Erfolge verdient hat“, findet Thomas B. „Warum schimpfen wir nur auf die Opfer eines Systems, das wir nicht ändern können, anstatt dasselbige zu kritisieren? Werden da nicht wieder Sensationen geschaffen, welche sich gut vermarkten lassen? Die Marionette hat sich gerade drei Wochen durch die Iberische Halbinsel gequält, mit einem Aufgalopp in Benelux. Doping ist Betrug und gehört geächtet und geahndet, nicht ausgeschlachtet und vermarktet.“

Kritisch beurteilt wird von einigen Lesern auch die Rolle der – deutschen - Presse. „Deutsche Medien sind ätzend“, so Uwe J. “Warum wird immer nur auf Valverde rumgehackt. Ich hoffe, dass Valverde Weltmeister wird. „Ich finde es schlichtweg unerträglich, mit dem Verweis auf Spanien, das sein Dopingkontrollgesetz inzwischen geändert hat, von deutschen Dopern abzulenken: müssen immer alle um Punkt sieben auf der Matte stehen? Andere Länder, andere Sitten!“, lautet der Kommentar von Natalie R.

Bastian M. mahnt zu mehr Gelassenheit: „Dopingkampf hin oder her - persönlich finde ich, dass man sich in den Medien und sonst wo nicht so sehr auf Valverde einschießen sollte. Es droht dem Radsport kein neues Desaster, wenn Valverde als vermutlich gedopter Fahrer neuer Weltmeister wird. Der Radsport hat in den letzten Jahren so viel ausgehalten, dann hält es auch das noch aus.“

Mit der Kritk an den spanischen Verbänden und Institutionen einher gehen auch Vorschläge, wie man den Anti-Dopingkampf effektiver gestalten kann. „Es müssen Gesetze her, die alle Verbände und deren Sportler weltweit anerkennen und befolgen müssen“, lautet die Forderung von Andreas M. „Die UCI als Weltverband muß einheitliche Gesetze für alle durchsetzen! Die Staaten weltweit müssen alle an einem Strang ziehen.“

Einige Leser sprechen sich auch dafür aus, dass Valverde nicht gesperrt werden sollte. „Glaubt tatsächlich immer noch jemand, dass im Radsport die Top10 Fahrer nicht dopen würden? Mit den besten Dopingtests wird (fast) niemand erwischt. Der Radsport sollte aufhören sich […] selbst zu Grund zu richten“, lautet die Empfehlung von Jannes K.. Bevor nicht gewährleistet ist, dass mit einem Test ein gedopter Sportler auch überführt wird, sind die Testverfahren ein Alibi. Ich habe die Tour de France dieses Jahr jedenfalls auch ohne Skandal genossen. […] Voll sind im Leistungssport doch sowieso alle, also was soll’s!“

„Solange Valverde fairen Sport abliefert (und nicht erwischt wird, falls er bei Miraculix war), soll er sich demnächst mit den Top-Rundfahrern der Welt Duelle vom Feinsten liefern“, schreibt Stefan T. „Ich werde mich (sicher nicht allein) sehr dran freuen. Und wenn er am Sonntag Weltmeister wird, kann ich ihm nur gratulieren, dass er als Erster über die Ziellinie gefahren ist.“

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