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07.07.2008 | Erwartet haben wir den ersten Massensprint, aber gesprintet sind wir am Ende nur um die Plätze hinter den vier Ausreißern. Da haben wir uns im Feld verpokert, wobei die Vier aber auch stark unterwegs waren. Mein Platz 5 im Sprint - insgesamt Neunter - ist vom Resultat okay. Vermutlich hätte ich mich geärgert, wenn es um den Sieg gegangen wäre, aber so ist es in Ordnung. Darauf lässt sich aufbauen. Fürs Team war es leider kein guter Tag, denn Markus Fothen, unser Klassement-Mann, hat ein bisschen Zeit kassiert. Natürlich schade für ihn.
Mir gings heute ganz gut. Gestern Abend war das nicht unbedingt zu erwarten. Es hat mich nämlich ziemlich erwischt. Irgendwas beim Essen - ich glaub, der Thunfisch - habe ich nicht vertragen und ich lag plötzlich mit 110 Puls im Bett. Der Magen hat rebelliert, mir war heiß. Ich habe echt Angst gekriegt, denn mit so'ner Magengeschichte die Tour zu fahren ist bestimmt nicht lustig. Der Doc hat mir was gegeben und es ging mir dann bald wieder besser. Die Beine waren heute mal so, mal so, nicht 100 Prozent, aber auch nicht ganz schlecht. Im Sprint schien es heute allen schwer zu fallen, kaum einer ist im Stehen gesprintet.
Das Rennen begann entspannt. Erst mal lange 10km neutralisiert. 600 Meter nach dem fliegenden Start Schrecksekunde für mich: Schaden am Hinterrad, Speiche gerissen. Ich denke: Klasse, jetzt geht die Attackiererei los und Du kannst sehen, wie Du wieder rankommst. Glücklicherweise hat sich aber sehr schnell die Vierergruppe absetzen können und im Feld wurde es ruhig. Ungewöhnlich, dass nun schon zum zweiten Mal eine Gruppe so schnell stand, praktisch ohne Reaktion im Feld. Ich denke, bei den schwereren Etappen, die sich viele Attackierer schon angekreuzt haben, wird das wieder anders.
Hinten im Feld wurde die Zeit heute lang. 10km Sonne, 10km Regen, 10km Sonne, 10km Regen. Wir rollen mit 35 durch die Lande. Als die Ausreißer 13 Minuten weg waren, haben die Spanier im Feld die Kontrolle übernommen. Dann begann das Pokern. Bei 14 Minuten Rückstand sind Columbia, Credit Agricole und Bouygues eingestiegen. Der Abstand schmolz zügig auf 10 Minuten, bei 60km waren es 7 Minuten. Alles im Griff, denke ich. Doch bei den 7 Minuten stagnierte es dann. Bei 50 hat unsere Teamleitung entschieden, auch einen zum Tempo machen zu schicken. Ronny ging vorne mit rein. Zweifel, ob wir die Ausreißer noch kriegen würden, hatten wir keine.
In einer Linkskurve 35km vor Schluss schaue ich so nach vorne und sehe, wie Valverdes Team und Quick Step auf Kante fahren. Heinrich und Schumi waren bei mir. "Jungs, passt auf. Die fahren Kante!", rufe ich. Und dann gings los. Als ich mich 5km später umdrehe, waren nur noch drei Mann hinter mir. Mein Anfahrer Kraussi und leider auch Fötchen saßen hinten fest. Auch Wegmann, der kurz zuvor gestürzt war und heute bestimmt die Schnauze voll hatte. Schade.
Die letzten 30km vergingen wie im Fluge. Anschlag fahren. Ich dachte zunächst immer noch, dass wir die Ausreißer einholen. Ich halte nach deren Begleitautos Ausschau, die bei einer Minute Abstand rausmüssen. Aber es waren und waren keine Autos zu sehen und so langsam wurde mir klar, dass wir heute nicht um den Sieg sprinten werden. Das Finale war trotzdem hektisch, als ob es um alles ging. Heinrich ist super für mich gefahren. Bei 300 war ich im Wind, ein bisschen zu früh. Freire ist vor mir eine kleine Welle gefahren und ich musste einen, zwei Tritte auslassen, was mich eine bessere Platzierung gekostet hat. Aber Fünfter im Sprint ist schon okay. Darauf kann man aufbauen.
Beim Zeitfahren morgen geht es für mich nur darum, möglichst kräfteschonend durchzukommen. Man muss einen guten Tritt finden, aber keine Körner unnötig vergeuden. Das Ziel heißt: In der Zeit bleiben, nicht mehr und nicht weniger.
Euer Frösi
Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.
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