FC Rheinland-Pfalz: Mit System gegen Doping

Eine andere Idee vom Leistungs-Radsport

01.12.2007  |  (Ra) – Im Zuge des Antidopingkampfs hat der Radsportweltverband UCI die Einführung eines so genannten „biologischen Passes“ beschlossen. Bis spätestens zur Tour de France 2008 soll diese Maßnahme umgesetzt werden.

So lange wollte man beim FC Rheinland-Pfalz/Saar nicht warten. Wie der Verein ankündigte, werden sich ab sofort alle Fahrer der U23-Mannschaft regelmäßigen, unangemeldeten Blut-Kontrollen unterziehen. Ab Januar werden die Werte der Fahrer anonymisiert auf der Homepage des Vereins veröffentlicht werden, damit sich Interessierte selbst von der Entwicklung der Werte ein Bild machen machen können. Dazu haben alle Athleten – als erste komplette U23- Mannschaft weltweit, wie es nicht ohne Stolz in der Pressemitteilung heißt – die so genannte „Verpflichtung der Fahrer für einen neuen Radsport“ der UCI unterschrieben, wie sie in auch schon von den ProTour-Profis unterzeichnet wurde.

Die durch die Blutkontrollen entstehenden Kosten werden aus dem Vereinsetat gedeckt. Mit mehreren Sponsoren haben die Rheinhessen vereinbart, dass ein Teil der Zahlungen zweckgebunden für die teaminternen Antidopingmaßnahmen verwendet wird. „Wir halten den Ansatz des FC Rheinland-Pfalz/Saar für einen wegweisenden Schritt in die richtige Richtung“, so Lutz Overlack, Geschäftsführer der Düsseldorfer Vermögensverwaltung, einem der Geldgeber.

Die Anti-Doping-Offensive der Flonheimer setzt aber nicht nur auf Kontrolle, sondern auch auf Verzicht: So sollen künftig diejenigen Fahrer, die Medikamente etwa gegen Asthma oder Heuschnupfen nehmen müssen, nicht bei Rennen starten. Nach den Regularien des nationalen wie internationalen Verbands wäre bei einer medizinischen Indikation eine Einnahme von auf der Dopingliste stehender Pharmaka durch eine „TUE“ (therapeutical use exemption) genannte Ausnahmegenehmigung erlaubt.

Außerdem darf sich kein Sportler des Vereins von einem aktuell oder ehemals approbierten Arzt trainieren lassen, wie es beispielsweise mittels der so genannten „preparatores“ in Italien immer noch üblich ist. „Ein Arzt wird bei uns nie zum Trainer werden“, sagt der Vereinsvorsitzende Siegfried Fröhlich. „Die Jungs sollen nur dann zum Arzt gehen, wenn sie wirklich krank sind.“ Der Rennstall verzichtet sogar auf einen Teamarzt. Fröhlich lapidar: „Warum auch nicht? Schließlich haben wir ja gesunde Sportler.“

Mehr als ein PR-Gag soll auch das Motto sein, unter dem die Rheinhessen zu ihren Rennen antreten: „Echte Kerle dopen nicht!“ auf der Trikotmitte demonstrativ zur Schau getragen, soll im Rahmen des Gesamtkonzept des Vereins eine ebenso einfache wie eindeutige Botschaft transportieren: Charakterstarke Sportler geben sich damit zufrieden, ihr Leistungspotenzial ohne Zuhilfenahme von illegalen Mitteln auszuschöpfen.

Auch in wirtschaftlicher Hinsicht geht der FC Rheinland-Pfalz neue Wege. Man verzichtet auf einen Haupt- und Namenssponsoren, um sich nicht von diesem abhängig zu machen. Stattdessen finanziert sich der Verein paritätisch über mehrere Sponsoren. Dazu kommen Erträge aus Mitgliedsbeiträgen, Veranstaltungen und Merchandising.

Hinter all diesen Maßnahmen steckt die Idee einer umfassenden Neukonzeptionierung von Rad-Leistungssport in wirtschaftlicher, sportlicher und mentaler Hinsicht. „Sicherlich können wir Doping mit all unseren Maßnahmen nicht zu 100 Prozent ausschließen“, ist sich Fröhlich im Klaren. „Und vielleicht gibt es andere Wege. Wir wissen jedoch, dass diese bisher im Fiasko endeten. Wir reden nicht nur, wir tun was!“

Ähnlich ambitioniert zeigt sich der FC Rheinland-Pfalz auf der sportlichen Ebene. Bis zum Jahr 2011 soll eine U23- Mannschaft aufgebaut werden, die national um alle Titel in der Bundesliga und bei den Deutschen Meisterschaften mitfahren soll. Um eine besondere Identifikation mit dem Verein zu schaffen, wird sich die Mannschaft aus Fahrern aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Südhessen und Nord-Baden rekrutieren. In der Altersklasse der U19 wurde mit dem Radsportklub „Vorwärts Orient Mainz“ eine rheinhessische Kooperation eingegangen. Gemeinsam wollen die beiden Vereine U19-Fahrern eine „Ausbildungs-Perspektive“ bieten. Im Gegenzug hofft der Verein, die Stärken und Schwächen der Fahrer vor Eintritt in sein U23-Team festzustellen, um Einfluss auf die Ausbildung nehmen zu können. 2007 startete der FC Rheinland-Pfalz im ersten Jahr seines Bestehens in der Bundesliga. 2008 will man unter der Sportlichen Leitung von Weltmeister und Olympiasieger Andreas Walzer den eingeschlagenen Weg der Nachwuchsförderung konsequent fortsetzen.

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