Nachwuchstalent darf die Vuelta fahren

Für Linus Gerdemann läuft es traumhaft

Von Matthias Seng

12.08.2005  |  Die ersten 100 Tage als Neuprofi sind überstanden. Linus Gerdemann hat sich bestens bei seinem Team CSC eingelebt und schon nach drei Monaten eine bemerkenswerte Liste an Erfolgen vorzuweisen. Dem Einstand bei den Fünf Tagen von Dünkirchen, wo der 22 Jährige mit seiner unbekümmerten Fahrweise für Furore sorgte, folgte der dritte Gesamtplatz bei der Bayern-Rundfahrt und schließlich der große Coup bei der Tour de Suisse. Mit seinem Sieg auf der 7. Etappe überraschte Gerdemann die Radsportwelt. „Ich hatte einen tollen Einstand bei CSC“, fasst der Newcomer seine ersten drei Monate als Profi zusammen. „Natürlich war mein Etappensieg bei der Tour de Suisse das absolute Highlight. Besonders gefreut hat mich, dass Karsten Kroon, der mich mit einigen anderen Fahrern gejagt hatte, mir gleich im Ziel zu meiner Leistung gratulierte.“ Tatsächlich ist Gerdemann einer von nur drei deutschen Profis, die bisher bei einem ProTour-Rennen erfolgreich waren. Die anderen beiden sind Jens Voigt und Jan Ullrich. Der Neuprofi befindet sich also in bester Gesellschaft.

Nach der Tour de Suisse ließ es das Nachwuchstalent etwas ruhiger angehen. Bei der Österreich-Rundfahrt - „die habe ich noch mitgenommen “ - verrichtete er vor allem Mannschaftsdienste. Eine Bronchitis, die mit Antibiotika behandelt werden musste, warf ihn dann etwas zurück. Bei der Benelux-Rundfahrt, dem nächsten ProTour-Rennen, an dem Gerdemann teilnahm, hatte er mit Rückenproblemen zu kämpfen, die aber „nicht weiter der Rede wert sind. Der Arzt hat mir Kräftigungsübungen für meinen Rücken empfohlen.“

Schien zunächst die Tour de Suisse als Saisonhöhepunkt angelegt, hat sich Gerdemann aufgrund seiner Leistungen bei seinem Teamchef für höhere Aufgaben empfohlen. Und die Belohnung folgte auf dem Fuß. Gerdemann wird die Vuelta fahren, seine erste dreiwöchige Rundfahrt. Nervosität verspürt er bei der Aussicht darauf nicht. „Natürlich ist eine Dreiwochen-Rundfahrt eine extreme Belastung für Körper und Kopf. Ich habe Respekt, aber keine Angst. Mit meiner Konstitution muss ich die auch nicht haben. Ich bin eher der Ausdauertyp, der mit längeren Rennen gut zurecht kommt.“

Zur Vorbereitung auf die Spanien-Rundfahrt wird Gerdemann neun Tage im Schwarzwald trainieren, bevor es am 21. August auf die iberische Halbinsel geht. Die Zielsetzungen sind klar: „Ich weiß, dass mein Team bei der Vuelta Helferdienste von mir erwartet. Ich hoffe, meinen Teamkollegen etwas von der Unterstützung zurückgeben zu können, die ich in den ersten Monaten erfahren habe. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, meinen Körper an die Belastungen einer dreiwöchigen Rundfahrt zu gewöhnen.“ Dass auch ein junger Fahrer wie er schon einer gewissen Erwartungshaltung der Öffentlichkeit ausgesetzt ist, kann man an seinen Worten ablesen, „dass man bei der Vuelta nicht zuviel von mir erwarten sollte. Ich fahre hier einfach nur mit, um Erfahrungen zu sammeln.“

Von seinem Team schwärmt Gerdemann in den höchsten Tönen. „Ich bin fantastisch aufgenommen worden, die Stimmung in der Mannschaft ist prima und Bjarne Riis ist ein außergewöhnlicher Teamchef. Er ist sehr innovativ, probiert immer wieder neue Sachen aus. Bei CSC stimmt einfach alles: der Teamspirit, die Trainingsmethoden, die Motivation und die Zielsetzung. Bjarne ist ein Perfektionist und Tüftler, der jeden Job mit 110 prozentigem Einsatz erledigt. Sogar ein Radsportfreak wie SRM-Chef Uli Schoberer sagt, dass man Bjarne schon fast zurückpfeifen muss, wenn er sich in eine Sache vertieft hat.“

Die Vuelta wird zur letzten großen Herausforderung des Jahres, danach wird Gerdemann die Saison langsam ausklingen lassen. Auf dem Programm stehen im Herbst noch einige Eintagesrennen, darunter die Piemont- und die Lombardei-Rundfahrt. Es deutet einiges darauf hin, dass er sein Fazit nach den ersten 100 Tagen dann auch auf die ganze Saison ausdehnen kann: „Es ist einfach traumhaft gelaufen.“

Weitere Radsportnachrichten

23.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

23.04.2024Pogacar: “Ich kann noch etwas besser werden“

(rsn) – Nach seinem überragenden Auftritt bei Lüttich-Bastogne-Lüttich, wo er sich mit einem 35-Kilometer-Solo zum zweiten Mal nach 2021 den Sieg sicherte, verbringt Tadej Pogacar (UAE Team Emira

23.04.2024Del Toro verlängert bei UAE Emirates vorzeitig bis Ende 2029

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

23.04.2024Zijlaard fliegt am schnellsten um die 13 Kurven von Payerne

(rsn) – Maikel Zijlaard (Tudor) hat seinem Ruf als Spezialist für sehr kurze Prologe alle Ehre gemacht und in Payerne das 2,3 Kilometer lange Auftaktzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen.

23.04.2024Berlin nach Kraftakt in der Gruppe, Dorn verteidigt Weiß

(rsn) - Während Rembe Sauerland bei der Tour of Türkiye (2.Pro) erstmals die Gruppe des Tages verpasste, konnte das Team Bike Aid auch auf der 3. Etappe einen Fahrer in der hart umkämpften Fluchtg

23.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Für Bora – hansgrohe will es bei der 59. Türkei-Rundfahrt einfach nicht laufen. Auch auf der 3. Etappe über 147 Kilometer zwischen Fethiye und Marmaris ging das Raublinger Team leer aus

23.04.2024Zu früh gefreut: Van Poppel zurückgesetzt, Lonardi Etappensieger

(rsn) – Nachdem es an den ersten beiden Tagen der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) nicht nach Wunsch gelaufen war, schien bei Bora – hansgrohe auf der 3. Etappe der Knoten geplatzt. Danny van Poppel

23.04.2024Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die sechstägige Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertypen etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen ihr

23.04.2024Tour de France Femmes ohne Vorjahreszweite Kopecky

(rsn) – Die Vorjahreszweite Lotte Kopecky (SD Worx-Protime) wird auf die am 12. August in Rotterdam beginnende 3. Tour de France Femmes verzichten. Stattdessen wird sich die Weltmeistern auf die Oly

23.04.2024Kletterspektakel mit gehörigem Zeitfahr-Einschlag

(rsn) – Die Tour de Romandie war einst die letzte große und wichtige Vorbereitungs-Rundfahrt für den Giro d´Italia. Giro-Favoriten entschieden sich damals zwischen der Schweizer Rundfahrt und dem

23.04.2024Startliste zum Prolog der 77. Tour de Romandie

(rsn) – Der Schweizer Nationalfahrer Luca Jenni eröffnet um 14.50 Uhr den Prolog zur 77. Tour de Romandie (2.WWT). Der nur 2,3 Kilometer lange Parcours von Payerne ist zwar bretteben, dürfte mit s

22.04.2024Highlight-Video der 2. Etappe der Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Max Kanter (Astana Qazaqstan) hat nach der 2. Etappe der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) seinen ersten Profisieg bejubeln können. Der 26-jährige Deutsche setzte sich über 190 Kilometer von

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)