Vingegaard Zweiter am Col de la Couillole

“Nicht von dieser Welt“: Pogacar gewinnt seine fünfte Tour-Etappe

Von Kevin Kempf

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Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat auch die 20. Tour-Etappe gewonnen. | Foto: Cor Vos

20.07.2024  |  (rsn) - Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat seinen fünften Tageserfolg bei der 111. Tour de France gefeiert. Nach 133 Kilometern der 20. Etappe mit Start in Nizza und dem Ziel auf dem Col de la Couillole wies er im Zweiersprint Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) mit sieben Sekunden Vorsprung in die Schranken und bewies damit erneut seine Ausnahmestellung bei dieser Frankreich-Rundfahrt.

Richard Carapaz (EF Education – EasyPost), der zur Gruppe des Tages gehört hatte, belegte mit 23 Sekunden Rückstand Rang drei und sicherte sich als erster Fahrer aus Ecuador das Bergtrikot. Mit 53 Sekunden Rückstand auf den Sieger erreichte Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) als Vierter das Ziel. Enric Mas (Movistar) wurde wie Carapaz 2,6 Kilometer vor dem Ziel von den Favoriten eingeholt und belegte den fünften Platz (+1:07) vor Joao Almeida (UAE Team Emirates / +1:28).

“Wenn man mir vor der Tour gesagt hätte, dass ich fünf Etappen gewinne, hätte ich es nicht geglaubt. Es ist nicht von dieser Welt. Ich bin so glücklich“, strahlte Pogacar beim Ziel-Interview über seinen insgesamt 16. Tageserfolg bei einer Frankreich-Rundfahrt. Maßgeblich dazu bei trug Evenepoels Team, das die Lücke zu den Ausreißern zufuhr. Pogacars Helfer dagegen hielten sich lange Zeit zurück.

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Stattdessen sollte Marc Soler seine Chance bekommen. “Es ist heute nicht so gelaufen, wie unser Plan war“, gestand der Sieger. Dazu gehörte wohl auch nicht, dass nach einem rasanten Beginn schon nach wenigen Kilometern im ersten Anstieg nur noch 20 Mann im Feld übrig waren. “Ich war sehr überrascht, als das Rennen am Col de Braus – einer meiner Lieblingsberge im Training - bereits explodiert ist. Unser Team hat wieder einen super Job gemacht und ist zusammen geblieben“, resümierte der Mann in Gelb, der in Monaco lebt und deswegen die Straßen rund um Nizza gut kennt.

Soudal – Quick-Step dagegen wurde nicht für die offensive Fahrweise belohnt, denn Vingegaard konnte nicht nur die Attacken von Evenepoel beantworten, sondern hängte mit Pogacar im Schlepptau den Belgier letztendlich sogar ab. Im Finale war er gegen den Überflieger aus Slowenien aber chancenlos. “Irgendwie habe ich schon gehofft, dass Pogacar mir den Sieg schenkt. Aber bei dem Tempo, das angeschlagen wurde, wusste ich schon, dass ich keine Chance habe, wenn er sprintet. Ich war davor schon am Limit“, gab der 27-Jährige am Eurosport-Mikrofon zu.

Evenepoel im Klassement jetzt drei Minuten hinter Vingegaard

Pogacar baute seine Gesamtführung vor dem Abschlusszeitfahren dank der Zeitbonifikationen auf 5:14 Minuten gegenüber Vingegaard aus. Evenepoel, der weiterhin die Nachwuchswertung anführt, hat auf Rang drei bereits 8:04 Minuten Rückstand und somit wohl keine Chance mehr auf den zweiten Platz. Der Österreicher Felix Gall (Decathlon – AG2R La Mondiale) machte eine Position gut und wird mit allerdings 38:41 Minuten Rückstand auf Platz 13 geführt.

Der 31-jährige Carapaz muss nur noch in Nizza ankommen, um das Bergtrikot endgültig in Empfang nehmen zu können. Gleiches gilt für Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) im Punkteklassement. UAE Emirates baute seine Führung in der Teamwertung weiter aus.

So lief die 20. Etappe der Tour de France:

Bei hochsommerlichen Temperaturen machten sich die 141 verbliebenen Fahrer am frühen Nachmittag in Nizza auf den mit vier Bergen gespickten Tagesabschnitt. Auf den ersten acht flachen Kilometern wurde munter attackiert, wobei sich kein Fahrer lösen konnte. Danach führte die Strecke langsam, aber sicher bergauf, was zu neuen Angriffen führte. Als es wenig später in den Col de Braus (2.Kat.) ging, löste sich eine 22-köpfige Gruppe mit einigen Klassementfahrern. UAE Team Emirates verschärfte das Tempo, holte die Ausreißer ein und reduzierte dabei das Feld auf nur noch rund 20 Mann.

Anschließend attackierten Wilco Kelderman (Visma – Lease a Bike) und Bruno Armirail (Decathlon – AG2R La Mondiale). Obwohl das Duo im Klassement keine Gefahr darstellte, ließ UAE auch jetzt nicht locker. Armirails Teamkollege Felix Gall und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers) konnten dem Tempo nicht mehr folgen, wogegen Mas der Sprung nach vorn gelang. Der Spanier griff seine zwei Begleiter zwei Kilometer vor der Bergwertung sogar an und holte sich die fünf Punkte. Armirail und Kelderman kamen in der Abfahrt wieder heran, das kleine Feld hatte mittlerweile einen Rückstand von rund einer Minute.

In der serpentinenreichen Abfahrt machten sich Carapaz, Soler, Romain Bardet (dsm-firmenich - PostNL), Clément Champoussin (Arkea - B&B Hotels) und Jan Tratnik (Visma - Lease a Bike) davon und näherten sich dem Spitzentrio vor dem Col de Turini (1.Kat.) bis auf 35 Sekunden an.

Das Streckenprofil der 20. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter

Daran änderte sich auf den ersten sechs Kilometern des zweiten Anstiegs des Tages auch deshalb nichts, weil Champoussin und Tratnik nicht mitführten. Das führte zu Attacken, denen der Arkea-Profi zum Opfer fiel. Gut 80 Kilometer vor dem Ziel kamen die anderen vier mit viel Mühe dann doch ans Spitzentrio heran.

Mittlerweile hatte sich aus dem Feld eine kleine Gruppe um Jasper Stuyven (Lidl – Trek) gelöst. Als der Belgier gemeinsam mit Tobias Johannessen (Uno-X Mobility) und Kevin Geniets (Groupama – FDJ) Pogacar & Co. davonfuhren, mussten sie mehr als zwei Minuten gutmachen. Gut einen Kilometer vor der Bergwertung war das gelungen, das Trio schloss zu den Spitzenreitern auf. Carapaz sicherte sich kurz darauf aus der nunmehr zehnköpfigen Gruppe heraus den mit zehn Punkten prämierten Bergpreis, fast zeitgleich übernahm Soudal – Quick-Step im wieder deutlich größer gewordenen Peloton die Tempoarbeit, was dazu führte, dass der Rückstand auf gut vier Minuten zurückging.

Carapaz macht am Colmiane das Bergtrikot klar

In der Abfahrt verlor das Feld wieder etwas an Boden, doch im gleich danach beginnenden Anstieg zum Col de la Colmiane (1.Kat.) drückten Evenepoels Helfer wieder auf die Tube, so dass sich der Abstand bei vier Minuten einpendelte. Bei Hälfte des Anstiegs attackierte Mas, ihm folgten zunächst nur Kelderman, Carapaz und Bardet. Die anderen sechs kamen wenig später ebenfalls heran, doch mit der Einigkeit war es vorbei. Trotz weiterer Angriffe erreichte die zehnköpfige Gruppe geschlossen die Bergwertung, wo sich Carapaz weitere zehn Punkte sicherte und damit das Bergtrikot klar machte.

Im Feld löste Ilan van Wilder derweil seinen Teamkollegen Gianni Moscon an der Spitze ab. Der Belgier brachte die Favoritengruppe bis zum Bergpreis bis auf 2:45 Minuten an die Spitze heran. Den 15 Kilometer langen Schlussanstieg nahmen die Ausreißer knapp drei Minuten Vorsprung in Angriff, wobei Armirail und Soler schnell zurückfielen, Geniets und Tratnik folgten kurz darauf. Dafür kehrte Soler 12,5 Kilometer vor dem Ziel wieder zur Spitzengruppe zurück.

Einen Kilometer später griff Mas an, nur Carapaz konnte ihm folgen. Es dauerte 600 Meter, bis auch Bardet wieder herankam. Carapaz reagierte darauf mit einer erneuten Attacke, mit der aber nur Bardet abhängte. Die Favoritengruppe ging mit 2:15 Minuten Rückstand auf die letzten zehn Kilometer, wobei nun Landa das Tempo so anzog, dass dem Spanier nur noch Evenepoel, Vingegaard, Jorgenson, Pogacar und Almeida folgen konnten. Gut sieben Kilometer vor dem Ziel ging Evenepoel in die Offensive, doch Pogacar und Vingegaard reagierten sofort. Landa fiel zurück, Almeida übernahm die Tempoarbeit und deutete damit an, dass Pogacar auch diese Etappe gewinnen wollte.

Pogacar macht keine Geschenke

Fünf Kilometer vor dem Ziel griff Evenepoel ein weiteres Mal an. Vingegaard und Pogacar reagierten erneut, der Däne konterte sogar und hängte den Belgier mit seinem Angriff ab. Gemeinsam jagten die beiden Superstars nun die beiden Spitzenreiter, die sie 2,6 Kilometer vor dem Ziel stellten. Mas musste wenig später passen, doch Carapaz ging mit den beiden Besten der Gesamtwertung auf den letzten Kilometer.

Hundert Meter später war der Traum des Olympiasiegers vom zweiten Etappensieg vorbei. Pogacar übernahm rund 600 Meter vor dem Ziel die erste Position. Es wirkte, als wolle er den Tagessieg Vingegaard überlassen, doch auf den letzten 200 Metern schüttelte er seinen Konkurrenten mühelos ab und sicherte sich auch die letzte Alpen-Etappe dieser Tour.

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