12. Tour-Etappe mit dramatischem Finale

Girmay jubelt, Ackermann Dritter, Roglic stürzt erneut

Von Marc Zeiringer

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Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) hat bei der 111. Tour de France seinen dritten Tagessieg eingefahren. | Foto: Cor Vos

11.07.2024  |  (rsn) - Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) hat bei der 111. Tour de France den Hattrick geschafft. Der 24-jährige Eritreer setzte sich über 203,6 Kilometer von Aurillac nach Villeneuve-sur-Lot in einem wilden Massensprint knapp vor Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) und Arnaud Démare (Arkea – B&B Hotels) durch.

Der Pfälzer Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) zeigte sich bei Temperaturen über 35 Grad erneut von seiner besten Seite, war im Finale aber eingebaut und musste sich schließlich mit dem vierten Platz begnügen. Tour-Rekordhalter Mark Cavendish (Astanan Qazaqstan) jagte als Fünfter über die Ziellinie.

Kurz darauf wurden jedoch Démare und Cavendish zurückgesetzt, wodurch Ackermann auf den dritten Platz vorrückte, Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) machte sogar zwei Positionen gut und wurde hinter Arnaud De Lie (Lotto – Dstny) und Alexander Kristoff (Uno-X Mobility) auf Rang sieben geführt.

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Girmay triumphierte zum bereits dritten Mal bei der Tour 2024 und baute damit seine Führung in der Punktewertung weiter aus. Sein größter Konkurrent Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) kam nicht über Rang vier hinaus.

“Zuerst möchte ich Gott danken, der mir Kraft gegeben hat. Dann muss ich mich bei meinen Teamkollegen bedanken - ohne sie kann ich nicht beweisen, dass ich der Stärkste bin. Ich wusste vom Anfang der Tour, dass ich gute Ergebnisse einfahren kann, wenn es gut läuft. Jetzt habe ich dreimal bewiesen, dass ich gewinnen kann, wenn ich in guter Position bin. Seit ich das Grüne Trikot trage, fühle ich mich noch stärker“, erklärte Girmay nach seinem Sieg.

Der knapp geschlagene van Aert war mit Platz zwei nicht zufrieden, wurde er doch im Sprint von seinem Kontrahenten Démare behindert: “Ich bin enttäuscht. Ich war eingeklemmt zwischen der Bande und Arnaud Démare, ich muss mir das noch einmal anschauen. Ich musste meinen Sprint neu ansetzen und bin dem Sieg trotzdem ziemlich nahegekommen – wenn ich nicht hätte stoppen müssen, dann hätte ich heute eine Chance gehabt“, sagte der Belgier, der auf der gestrigen Etappe gestürzt war.

“Schrecklicher Tag“ für Roglic und Red Bull – Bora – hansgrohe

Nur 24 Stunden nach seinem gestrigen Sturz landete Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) erneut auf dem Asphalt. Nachdem sich Alexey Lutsenko (Astana Qazaqstan) zwölf Kilometer vor dem Ziel an einem Fahrbahnteiler verschätzt hatte, riss der Kasache mehrere Fahrer mit sich zu Boden, darunter auch den Slowenen, dem es danach auch mit Hilfe seiner Teamkollegen nicht mehr gelang, den Anschluss an das mit hohem Tempo fahrende Feld herzustellen. Mit blutenden Wunden kam Roglic 2:27 Minuten nach Girmay ins Ziel und fiel in der Gesamtwertung vom vierten auf den sechsten Platz zurück (+ 4:42).

“Es war ein schrecklicher Tag. Die Stimmung ist natürlich gedrückt, wir hatten große Ambitionen und jetzt ist er zwei Tage in Folge gestürzt. Gestern wäre noch alles okay gewesen, heute ist es schlimmer“, kommentierte Roglics Sportdirektor Rolf Aldag in einer ersten Reaktion das Pech des Giro-Siegers von 2023.

Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), der zu Beginn des Rennens in einen Sturz verwickelt war, aber unverletzt blieb, führt die Gesamtwertung weiterhin 1:06 Minuten vor Remco Evenepoel (Soudal – Quickstep) an. Dritter ist mit 1:14 Minuten Rückstand Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike). Roglic fiel hinter Joao Almeida (UAE Team Emirates / +4:20) und Carlos Rodriguez (Ineos Grenadiers / +4:40) zurück.

Girmay hat in der Punktewertung nun 111 Zähler Vorsprung auf Philipsen, Pogacar führt die Bergwertung vor dem punktgleichen Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) an, Evenepoel verteidigte das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers, UAE Emirates bleibt bestes Team.

So lief die 12. Etappe der Tour de France:

Wie schon am gestrigen Tag gab es kurz nach dem Start viele Attacken und damit eine hektische Anfangsphase. Das Feld war mit der Situation zunächst nicht zufrieden und hielt das Tempo deshalb hoch. Erst nach 20 Kilometern lösten sich Valentin Masouas, Quentin Pacher (beide Groupama – FDJ), Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility), der nur noch stellvertretend das Gepunktete Trikot trug, und Anthony Turgis (TotalEnergies), der Gewinner der Schotter-Etappe vom Sonntag.

Kurz danach ereignete sich ein Sturz, in den auch Pogacar verwickelt war. Während der Gesamtführende ohne Blessuren davon und nur das Rad wechseln musste, zog sich Jonas Rickaert (Alpecin – Deceuninck) zahlreiche Hautabschürfungen zu. Doch auch Philipsens Teamkollege konnte das Rennen wieder aufnehmen. Das Feld verringerte seine Geschwindigkeit, um Pogacar den Anschluss zu ermöglichen. So konnten die vier Ausreißer in kürzester Zeit ihren Vorsprung auf dreieinhalb Minuten vergrößern. Danach kontrollierte Alpecin – Deceuninck das Geschehen und reduzierte den Rückstand.

An der ersten der drei Bergwertungen der 4. Kategorie holte sich Abrahamsen den einen möglichen Punkt. Im Feld blieb das Tempo hoch und der Abstand konstant bei rund zwei Minuten. Auch die zweite Bergwertung gewann der Norweger. Im Feld war einigen Fahrern das Tempo zu hoch. Nach Fabio Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL) zu Beginn der Etappe musste auch Pello Bilbao (Bahrain Victorious) vom Rad steigen und die Tour de France 2024 beenden.

Das Streckenprofil der 12. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter

Bis zur Sprintwertung in Gourdon beruhigte sich das Geschehen etwas. Aus der Ausreißergruppe heraus gewann Turgis hier die maximal möglichen 20 Punkte, im Feld wurde um die restlichen Punkte gesprintet. Intermarché – Wanty bereitete den Sprint für Girmay ideal vor und der Träger des Grünen Trikots holte als Fünfter vor Philipsen einen Zähler mehr als der Belgier.

Danach blieb das Feld auf dem Gasfuß und konnte bei erneut extremer Hitze mit Temperaturen von rund 35 Grad den Abstand 75 Kilometer vor dem Ende auf eine Minute verkürzen. Abrahamsen sicherte sich auch den letzten Bergpreis und zog so mit Pogacar in der Bergwertung gleich. Gut 40 Kilometer vor dem Ziel waren die nur noch drei Ausreißer – Turgis war an der letzten Bergwertung zurückgefallen - vom Feld, in dem immer noch Philipsens Team den Takt vorgab, nach einer Flucht von rund 140 Kilometern schließlich gestellt.

Nachdem sich das Rennen kurzzeitig wieder beruhigte, begannen bereits früh die Positionskämpfe im Feld. Zunächst versammelten sich die Mannschaften der Klassementfahrer an der Spitze, ehe zwölf Kilometer vor dem Ziel ein durch Lutsenko ausgelöster Massensturz für Chaos sorgte.

Zwölf Kilometer vor dem Ziel platzen Roglics Tour-Träume

Einer der Leidtragenden war Roglic, der sich an Schulter und Knie verletzte und auf den letzten Kilometern vergeblich versuchte, mit Hilfe seiner Teamkollegen wieder den Anschluss herzustellen. Zu hoch war das Tempo im Feld, in dem mittlerweile die Sprinterteams versuchten, ihre Kapitäne in Position zu bringen.

Im erneut wilden Zielsprint lancierte zunächst Daniel McLay seinen Teamkollegen Démare. Girmay dagegen lag noch weit hinten, wurde von seinem Anfahrer Mike Teunissen dann aber noch nach vorn gebracht. Van Aert wurde von Démare eingeklemmt und so konnte Girmay auf den letzten Metern noch vorbeiziehen und ein weiteres Mal bei dieser Tour de France jubeln.

Dagegen war die Tour für Philipsens Teamkollegen Jonas Rickaert und Sören Kragh Andersen sowie den Kasachen Yevgeniy Fedorov (Astana Qazaqstan) nach der Zieldurchfahrt beendet. Das Trio hatte früh den Anschluss verloren und kam mit 28:40 Minuten Rückstand an - das war jenseits der Karenzzeit.

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