RSNplusDas Tour-Duell um Platz 3

Roglic orientiert sich im Kampf gegen Evenepoel an Pogacar

Von Tom Mustroph aus Le Lioran

Foto zu dem Text "Roglic orientiert sich im Kampf gegen Evenepoel an Pogacar"
Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

10.07.2024  |  (rsn) - Nach der 11. Etappe der 111. Tour de France kristallisiert sich immer mehr heraus, dass Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) um Platz 1, Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) um Platz 3 kämpfen. Bei Red Bull – Bora – hansgrohe schielt man trotzdem die eine oder andere Stufe höher. Evenepoel hingegen betont als rhetorische Rettungsleine für zu hochschießende Ambitionen weiterhin die Top 5 als Hauptziel fürs Tour-Debüt.

Es ist Halbzeit bei der Tour de France, und auch Primoz Roglic scheint endlich angekommen zu sein bei diesem Rennen. Abgesehen natürlich vom zweiten Teil des Zeitfahrens, als er - seiner Würde als Olympiasieger in dieser Disziplin entsprechend – rasend schnell an den Gittern vorbeijagte, war erst am heutigen Mittwoch der erste bemerkenswerte Auftritt des Chefs der neuen Bullengarde zu beobachten. ___STEADY_PAYWALL___

Als Pogacar wie erwartet an der drittletzten Kuppe des Tages attackierte, war sein slowenischer Landsmann der erste, der auf diesen Antritt antwortete. Ganz mitgehen konnte Roglic nicht. Aber für etwa 100 Meter schien er an diesem Tag im Zentralmassiv der Zweitstärkste. Dann allerdings kam Vingegaard heran. Der Däne ließ nach ein paar gemeinsamen Metern Roglic gnadenlos stehen.

Primoz Roglic (Visma – Lease a Bike) im Ziel der 11. Etappe der Tour de France. | Foto: Cor Vos

Der kam zwar auf der Abfahrt wieder heran. Bei dem dann folgenden Bergsturm des Mannes mit der Nummer 1 musste Roglic aber passen. Er fand sich eine Stufe zurückgesetzt in der Hierarchie dieses Rennens und stiefelte gemeinsam mit Evenepoel schließlich den beiden großen Duellanten hinterher.

Aldag: “Positiver Trend bei Roglic“

Er wird mit dem Belgier wohl das Duell um Rang 3 ausfechten. Die Sache mit der Rangliste sieht auch Roglic‘ Performance Director Rolf Aldag so. "Auf die beiden vorderen hat er Zeit verloren. Das müssen wir anerkennen“, meinte er zu RSN. Dass sein Kapitän dort auf Rang vier aber für immer festgenagelt bleibt, will Aldag allerdings nicht glauben. Er strahlte im Ziel bedingten Optimismus aus: "Ich glaube, was wir jetzt sehen müssen, ist ein Trend. Denn wenn wir sagen, wo waren wir San Luca (auf der 2. Etappe), wo waren wir am Galibier (auf der 4. Etappe) und wo sind wir jetzt? Dann würde ich behaupten, dass da ein positiver Trend zu erkennen ist." Er verlieh Roglic sogar das Prädikat "Drittbester des Tages“.

Diese Einschätzung kann man teilen. Roglic war bei Pogacars Attacke zumindest der Aufmerksamste. Da mag ihm auch Streckenkenntnis geholfen haben. 2020 jagte er gemeinsam mit Pogacar den anderen Klassementfahrern genau dort am Puy Mary davon.

Mit Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) konnte der Slowene in der entscheidenden Phase nicht mithalten. | Foto: Cor Vos

Und Red Bull – Bora – hansgrohe war auch bestens auf das Etappenszenario eingestellt. "Es war eigentlich der Idealplan heute Morgen zu sagen, wir attackieren mit Pogacar. Denn der wird sicher attackieren, fährt dann mit zehn Sekunden über die Kuppe und wird mit 40 Sekunden unten ankommen. Er ist dann mit 35 Sekunden unten angekommen", ließ Aldag RSN ein bisschen ins Taktikstübchen schauen. "Und wenn wir das hingekriegt hätten, dann wäre das der Idealzustand gewesen, dass Primoz mit Tadej mitfährt. Ich glaube, die kennen und mögen sich. Und für Tadej wäre es auch erstmal wichtig gewesen, Vingegaard loszuwerden. Das war das Wunschszenario“, fasste Aldag noch einmal das Geschehen zusammen.

Als Spielverderber erwies sich dann aber Vingegaard. Und Roglic musste auch einsehen, dass er nicht die Kraft hatte, gemeinsam mit dem Visma-Kapitän zu Pogacar zurückzukommen. "Aber wenn man es nicht versucht, dran zu bleiben, dann weiß man auch nicht, ob es nicht doch klappen könnte“, wehrte Aldag alle Wenn und Aber-Debatten, ob Roglic nicht doch konservativer hätte agieren können, entschlossen ab.

Roglic derzeit auf einem Niveau mit Evenepoel

Fakt ist dennoch, dass sich Roglic momentan eher auf einem Niveau mit Evenepoel befindet. Beide bestritten gemeinsam das Etappenfinale, bis zu Roglics Sturz. Evenepoel agierte dabei konservativer. "Ich habe gleich gemerkt, dass es für mich keinen Sinn macht, Tadej sofort zu folgen. Der Antritt war einfach brutal. Und schon vorher hatte Adam Yates das Tempo sehr hoch gehalten. Ich habe nur geschaut, dass ich mein Tempo fahre und den Rückstand in Grenzen halte“, sagte der Belgier im Ziel.

Mit Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) focht Roglic den Kampf um den dritten Platz aus, den er nach einem Sturz verlor. | Foto: Cor Vos

Das ist deshalb bemerkenswert, weil Evenepoel noch auf der Schotteretappe am Sonntag wie ein verspieltes Löwenkind agierte, wie eines, das nicht weiß, wohin mit all seiner Kraft. Jetzt im Zentralmassiv schaltete er hingegen um auf Schadensbegrenzung – auf einer Etappe immerhin, die ihm vom Profil her mehr gelegen haben dürfte als man es für die langen Kanten in den Pyrenäen voraussetzen kann.

Das wiederum, verbunden mit dem Erweckungsmoment am Mittwoch, sorgt für Hoffnung bei Red Bull – Bora – hansgrohe. Aldag zumindest will sich noch nicht mit dem Kampf um den dritten Platz zufriedengeben und sich nur auf Evenepoel fokussieren. Er deutete deshalb eine "Salami-Strategie“ an. "Wenn Primoz sich an den anderen zwei orientiert und Remco dann nicht mit kann, dann ist Primoz automatisch weiter vorne“, bezog er sich auf die Auseinandersetzung um Platz 3.

Und zugleich wollte er noch ein, zwei Salamischeiben weiter schauen. "Und dann muss man sehen, ob die anderen zwei die Stabilität haben über drei Wochen oder nicht“, blickte er auf Vingegaard und Pogacar. Ganz hat Aldag zumindest das große Ziel Gelb in Nizza noch nicht abgeschrieben. "Im Moment können wir uns einfach über den guten Trend freuen, über den Fortschritt zum Beispiel gegenüber dem Galibier“, meinte er.

Pech in dem Zusammenhang ist aber, dass der Aufwärtstrend bei Vingegaard aktuell die wesentlich größeren Ausschläge hat. Höhere Ziele anvisieren und sich auch freuen, wenn ein dritter Gesamtrang herauskommt, lautet das Motto bei Red Bull - Bora - hansgrohe. Und Evenepoel selbst hat von seinem offiziellen Ziel fürs Tour-Debüt, einen Etappensieg zu holen und unter die fünf Besten zu gelangen, auch noch kein Jota verändert.

Mehr Informationen zu diesem Thema

10.11.2024Cavendish gewinnt in Singapur den letzten Sprint seiner Karriere

(rsn) – Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) hat das letzte Rennen seiner Karriere standesgemäß beendet. Der 39-jährige Brite ließ in Singapur beim von der ASO organisierten Prudential Critérium i

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

Weitere Radsportnachrichten

26.08.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 4. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a España (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

26.08.2025Transfer-Großkampftag mit Bauernfeind, Küng und Visma

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

26.08.2025Vom Triathleten an die Seite eines zweifachen Toursieger

(rsn) – Anders als viele hoffnungsvolle deutsche Talente, die es in die WorldTour geschafft haben, hat Anton Schiffer (Bike Aid) den Radsport nicht von der Pike auf gelernt. In einer Dekade, in der

26.08.2025Fünf Tage Rundfahrt nach polnischem Lehrbuch

(rsn) - Die fünftägige Bitwa Warszawska (2.2) verlief im flachen Gebiet rund um Warschau und versprach somit offensive Rennen voller Ausreißversuche, bei dem die beiden deutschen KT-Teams Storck â

25.08.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

25.08.2025Gee bestätigt Kündigung seines Vertrags

(rsn) – Derek Gee hat sich nach längerer Funkstille öffentlich zu seinem überraschenden Fehlen im Aufgebot seines Teams Israel – PremierTech bei der Vuelta a España (2.UWT) geäußert. Dort s

25.08.2025Video-Highlights der 3. Etappe der Vuelta a Espana

(rsn) - David Gaudu (Groupama - FDJ) hat bei der 3. Etappe der Vuelta a España (2. UWT) auf dem Weg nach Ceres für eine Überraschung gesorgt. Der Franzose schlug im Bergauf-Sprint nicht nur den Vur

25.08.2025Visma über Nacht mehrere Räder gestohlen

(rsn) – Visma – Lease a Bike wurden in der Nacht von Sonntag auf Montag vor der 3. Etappe der Vuelta a España Räder aus dem Mechaniker-Truck gestohlen. Dies bestätigte die niederländische Equ

25.08.2025Vingegaard: “Das war mir schon ein ziemliches Manöver…“

(rsn) – David Gaudu (Groupama – FDJ) war nach 134 Kilometern zwischen San Maurizio Canavese und Ceres überraschend schneller als Mads Pedersen (Lidl – Trek). Die Mannschaft des Dänen hatte das

25.08.2025Gaudu düpiert Pedersen im Bergaufsprint

(rsn) - David Gaudu (Groupama - FDJ) hat Mads Pedersen (Lidl - Trek) im Sprint geschlagen und die 3. Etappe der Vuelta a Espana 2025 in Ceres gewonnen. Nach der letzten Kurve 50 Meter vor dem Ziel zo

25.08.2025Rowe schlägt Leidert im Ausreißersprint knapp

(rsn) – Einen Tag nachdem das gesamte deutsche Team das erste Feld bei der Tour de l’Avenir verpasst hatte, hätte Louis Leidert auf der 2. Etappe fast zurückgeschlagen. Im Sprint von 19 Ausreiß

25.08.2025Souren sprintet zum Sieg bei Tour de l’Avenir

Die Niederländerin Scarlett Souren hat die 2. Etappe der Tor de l’Avenir gewonnen. Nach 136,7 Kilometern zwischen Saint-Symphorien-sur-Coise und Vitry-en-Charollais kam es zu einem Massensprint ei

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour Poitou - Charentes (2.1, FRA)