Hochspannung auf Etappe 11

Duell um den Tour-Sieg: Vingegaard bricht Pogacar-Dominanz

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Duell um den Tour-Sieg: Vingegaard bricht Pogacar-Dominanz"
Jonas Vingegaard (Visma - Lease a Bike, vorn) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Finale der 11. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

10.07.2024  |  (rsn) – Dass nicht nur die Alpen und die Pyrenäen, sondern auch die weiteren Gebirgsketten wie das Zentralmassiv, das auf der 11. Etappe von Évaux-les-Bains nach Le Lioran durchquert wurde, das Potenzial für große Tourgeschichten haben, zeigte sich beim packenden Duell zwischen den Toursiegern der letzten vier Jahre.

Im Finale des 211 Kilometer langen Teilstücks schenkten sich die beiden Topstars Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nichts. Nun ist klar: Pogacar gegen Vingegaard - das ist das Duell um Platzt 1, um den Toursieg.

Denn der Däne feierte nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ein so kaum für möglich gehaltenes Comeback. Er bewies mit seinem Etappensieg in Le Lioran, dass er mehr als nur der Herausforderer Nummer 1 des Slowenen ist, der nach dem Giro-Triumph nun auch die Tour gewinnen will.

"Wir konnten sehen, dass es nun ein Kampf mit gleichen Waffen ist. Er hat eine super Form und hat mich auf der Ziellinie geschlagen, obwohl ich einen guten Sprint gemacht habe", erklärte Pogacar, der sein Gelbes Trikot verteidigen konnte, aber deutlich zu spüren bekam, dass der Titelverteidiger aus Dänemark deutlich an Form gewonnen hat, was vor dem Tourstart in Italien kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Nach langem Kampf um die Gruppe des Tages entwickelte sich zu Beginn der Anstiegs ein Ausscheidungsrennen unter den Favoriten. Pogacar verbrauchte Helfer für Helfer, ehe es in den Col de Néronne ging und als UAE am Puy Mary Pas de Peyrol die Gruppe der Favoriten ausgedünnt hatte, ging er 31,5 Kilometer vor dem Ziel in die Offensive. Wie schon am vierten Tourtag, als es über den Col du Galibier ging, hängte Pogacar all seine Gegner bis zur Kuppe ab. Ähnlich dem Szenario dort, verlor Vingegaard bergauf nur einige Sekunden, bergab dann aber deutlich mehr, was noch auf seinen Sturz zurückzuführen sein dürfte.

Vingegaard überraschte sich am Col de Pertus selbst

"Ich konnte ihm zuerst nicht folgen, es war eine starke Attacke", lobte der Titelverteidiger seinen Gegner, den er bei den letzten beiden Ausgaben der Tour jeweils bezwingen konnte. Nachdem er zunächst in der Abfahrt noch Unterstützung von Primoz Roglic (Bora – hansgrohe) erhalten hatte, hängte er den Slowenen im nächsten Anstieg ab und fuhr sogar zu Pogacar vor. "Ich war wirklich überrascht, dass ich die Lücke schließen konnte. Von dem Moment an, an dem ich abgehängt war, bin ich in den Zeitfahrmodus gegangen, wollte mein Tempo fahren, den Rückstand beschränken. Dann habe ich ihn plötzlich wieder vor mir gesehen", sagte Vingegaard.

Als spürte er seinen Widersacher im Nacken, blickte Pogacar sich hinauf zum Col de Pertus ständig um. 35 Sekunden hatte er Vingegaard nach der Abfahrt schon aufgebrummt, an der Bergkuppe war alles wieder dahin. "Ich habe wohl bergab, wo ich mich gut fühlte, zu viel Energie verschleudert vor dem Anstieg. Ich war dort auch gut unterwegs, aber Jonas war besser", erklärte Pogacar, der aber auch zugab, dass er den Zusammenschluss abgewartet hatte.

"Ich versuchte mich zu erholen, die Bonussekunden einzufahren und dann den Schlusssprint zu gewinnen", erklärte er. Während ihm die ersten beiden Aufgaben gelangen, musste er sich am Ende geschlagen geben. Im Zielsprint machten im Kampf um die Bonussekunden aber weder der Träger des Maillot Jaune noch der Titelverteidiger irgendwelche Geschenke.

Nächste Runde im Duell der Giganten wartet in den Pyrenäen

"Es war ein tolles Match heute", befand Pogacar und fügte an: "Ich habe ihn am ersten Berg bezwungen, er mich am nächsten. Okay, er hat den Schlusssprint gewonnen, aber man sieht, dass wir auf gleicher Höhe sind." Und diese Aussage verspricht viel Spannung für die zweite Tourhälfte, die am Donnerstag beginnt.

Der nächste Schauplatz für das Duell der Giganten werden am Wochenende die Pyrenäen sein. Im letzten Jahr hatte Vingegaard speziell im Hochgebirge seine Vorteile gegenüber dem Slowenen, der aber aufhorchen ließ: "Für die Berge bin ich noch besser vorbereitet als für eine Etappe wie die heute. Wir haben ein starkes Team und können das Wochenende mit Selbstvertrauen in Angriff nehmen."

Seine Mannschaft spricht bislang auch für Pogacar, nachdem sie vor zwei Jahren in Folge von mehreren Corona-Ausfällen Vingegaards Equipe unterlegen war. Auch im Vorjahr wirkten die Niederländer stärker, 2024 scheinen sich die Kräfteverhältnisse aber gedreht zu haben. In den letzten Jahren brachte allerdings immer das Duell Mann gegen Mann die Entscheidung. Sicherlich konnte sich Vingegaard auf die Unterstützung seiner Helfer verlassen, letztlich aber war es seine persönliche Stärke, die ihm die beiden Tour-Siege brachte.

Auch für Vingegaard gilt, dass die Etappen, die ihm besonders liegen, noch kommen. "Ich habe einen sehr starken Pogacar gesehen", meinte sein Sportlicher Leiter Grischa Niermann gegenüber Eurosport, fügte aber an: "Aber idealerweise wird Jonas noch besser. Wir haben heute eine Schlacht gewonnen, aber noch nicht die Tour. Dass er 35 Sekunden an einem Berg aufgeholt hat, ist sicher ein mentaler Vorteil, aber Pogacar liegt in der Gesamtwertung noch vorn."

Mehr Informationen zu diesem Thema

24.07.2024Geschke würde “gerne nochmal zur WM fahren“

(rsn) – Simon Geschke hat seine letzte Tour de France beendet. Bei zwölf Teilnahmen gelang ihm 2015 in Pra-Loup einer seiner drei Profisiege der Karriere, die zum im Oktober ihr Ende finden wird. V

24.07.2024Wirbelfraktur bei Roglic

(rsn) – Die 12. Etappe der Tour de France 2024 wird Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch länger in Erinnerung bleiben. Nicht nur, dass sein Sturz weniger Kilometer vor dem Ziel in V

23.07.2024Nach Tour-Aus noch Fragezeichen hinter Roglics Vuelta-Start

(rsn) – Nachdem er die Tour de France in Folge von zwei Stürzen binnen 24 Stunden vorzeitig verlassen musste, befindet sich Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) noch in der Erholungsphas

23.07.2024Tour-Dritter Evenepoel: “Noch etwas größer als der Vuelta-Sieg“

(rsn) – Nach seinem erfolgreichen Tour-de-France-Debüt blickt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) zuversichtlich nach vorn. “Ich denke, dieser Podestplatz bedeutet für meine Zukunftspläne,

22.07.2024Titelverteidiger bezwungen, zwei Topteams gehen leer aus

(rsn) – In Nizza endete am Sonntag die 111. Austragung der Tour de France. Das Rennen rund um Frankreich, welches heuer erstmals in Italien begann, sorgte für viel Action, Dramatik, Freude und Trä

22.07.2024Pogacar: “Superdumm, etwas zu nehmen, was Dich gefährdet“

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nicht nur den Giro d’Italia, sondern auch die Tour de France fast nach Belieben dominiert. Der Slowene gewann beide Rundfahrten dank jeweils sechs Et

22.07.2024Pogacar und UAE auch im Preisgeld-Ranking der Tour Nummer 1

(rsn) – UAE Team Emirates hat bei der 111. Tour de France dank Tadej Pogacar auch beim Preisgeld groß abgesahnt. Dagegen ist das deutsche Team Red Bull – Bora – hansgrohe das Schlusslicht des

22.07.2024Pogacar kehrt auf den Thron zurück, Girmay Afrikas Radsportheld

(rsn) – Drei Wochen Tour de France sind am Sonntagabend in Nizza zu Ende gegangen. Erstmals fand das Finale des größten Radrennens der Welt nicht in der französischen Hauptstadt Paris statt, son

21.07.2024Auch ohne Etappensieg eine Tour-Bilanz mit Erfolgen

(rsn) – Acht deutsche Fahrer starteten vor drei Wochen in Florenz in die 111. Tour de France und sieben davon erreichten das Ziel in Nizza. Zwar müssen die deutschen Fans weiter auf den ersten Eta

21.07.2024Tadej, der Gnadenlose: Pogacar unterwirft sich die Tour

(rsn) - Die Geschichte kennt Iwan, den Schrecklichen, Vlad, den Pfähler und Eddy, den Kannibalen. Mit ersterem ist nicht der frühere Giro-Sieger Ivan Basso gemeint, sondern der grausame Zar, der sei

21.07.2024Vingegaard: “Unter normalen Umständen wäre ich enttäuscht“

(rsn) - Mit seinem sechsten Etappensieg vollendete Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht nur das Double aus Giro d´Italia und der Tour de France, sondern stellte auch seine Anzahl an Tageserfolgen

21.07.2024Pogacar macht mit Zeitfahr-Triumph das Giro-Tour-Double klar

(rsn) –Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nach 2020 und 2021 zum dritten Mal die Tour de France gewonnen. Im Abschlusszeitfahren über 33,7 Kilometer von Monaco nach Nizza holte sich der Slowene

Weitere Radsportnachrichten

07.09.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die w

07.09.2024Zeitfahrprüfung im Kampf um Rot statt Ehrenrunde

(rsn) - Eine Ehrenrunde mit Sprintankunft durch Madrid? Die Organisatoren haben diesmal einen anderen Plan. Stattdessen geht es zum großen Finale nochmals um jede Sekunde, denn wie die Tour de France

07.09.2024Salmonellenvergiftung trifft Red Bull

(rsn) - Das Rote Trikot sitzt fest auf Primoz Roglics (Red Bull - Bora - hansgrohe) Schultern, obwohl er im Finale auf gleich drei seiner Helfer verzichten musste. Patrick Gamper und Dani Martinez gab

07.09.2024South Bohemia: Für Zoidl war Bergankunft nicht steil genug

(rsn) – Die Königsetappe der Tour of South Bohemia (2.2) verlief für das deutsche Team Santic – Wibatech und die österreichische Equipe Felt – Felbermayr äußerst positiv. Der für Santic

07.09.2024Rouiller startet wieder gut in die Cross-Saison

(rsn) – Wie letzte Saison hat Loris Rouiller (Heizomat – Kloster Kitchen) gleich seinem ersten Renneinsatz die Siegerblumen bekommen. 2023 war der Schweizer in Lützelbach der Beste, nun war er in

07.09.2024Crabbé gewinnt europäischen Cross-Saisonauftakt in Bensheim

(rsn) – Im ersten Wettkampf der neuen Cross-Saison hat Kiona Crabbé (Athletes for Hope) in Bensheim (C2) ihren ersten UCI-Sieg gefeiert. Die 23-Jährige war 18 Sekunden als ihre ein Jahr jüngere L

07.09.2024Die Vuelta-Favoriten lauern, Dunbar profitiert

(rsn) – Eddie Dunbar (Jayco – AlUla) hat das 20. Teilstück der 79. Vuelta a Espana auf dem Picon Blanco gewonnen. Auf der letzten Bergetappe der Rundfahrt fuhr er den Favoriten, die vor sich gege

07.09.2024Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 20. Etappe

(rsn) - 176 Profis aus 22 Teams sind am 17. August in Lissabom zur 79. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten, darunter sieben Deutsche, vier Österreicher sowie je zwei Schweizer und Luxemburger. Hier

07.09.2024Niemand kann Magnier bei der Tour of Britain stoppen

(rsn) – Sprintjuwel Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) macht am Wochenende da weiter, wo er am Freitag aufgehört hat: Der Franzosen holte sich auch die 5. Etappe der Tour of Britain (2.Pro) und w

07.09.2024Vollering vollendet SD-Worx-Show in der Romandie

(rsn) - Demi Vollering (SD Worx – Protime) hat die 2. Etappe der Tour de Romandie Feminin (2.WWT) für sich entschieden. Im Anstieg nach Vercorin gewann sie den Zweiersprint vor ihrer Teamkollegin L

07.09.2024“Kein Lycra mehr” für Guarnieri, zwei Talente für Vismas Frauen

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder R

07.09.2024Im Überblick: Die Transfers der Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Transfers offiziell bekanntgeben. Radsport-news.c

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a España (2.UWT, ESP)
  • Bemer Cyclassics (1.UWT, GER)