Philipsen auf 6. Tour-Etappe relegiert

“Batman“ Groenewegen fliegt in Dijon zum Sieg, Bauhaus Vierter

Von Sebastian Lindner

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Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla, re.) hat die 6. Etappe der 111. Tour de France gewonnen. | Foto: Cor Vos

04.07.2024  |  (rsn) – Es war zwar kein geschichtsträchtiger Tag wie gestern, allerdings einer mit einem Überraschungssieger. Dylan Groenewegen (Jayco – AlUla) hat die 6. Etappe der Tour de France im Massensprint gewonnen. Der Niederländer, der zuletzt zwar als Landesmeister auf sich aufmerksam machte, davor aber lange keine großen Rennen mehr für sich entschieden hatte, galt bei einigen schon als abgeschrieben. In Dijon zeigte Groenewegen nach 164 Kilometern aber, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört.

Denn der 31-Jährige setzte sich in einem Sprint, der im Gegensatz zu den letzten Gelegenheiten doch relativ geordnet abging, vor Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck) durch. Der Belgier wurde kurz darauf allerdings relegiert, weil er nach Ansicht der Jury seinen Landsmann Wout Van Aert (Visma – Lease a Bike) behindert hatte.

So rückte Biniam Girmay (Intermarché – Wanty) auf Rang zwei vor, gefolgt von Fernando Gaviria (Movistar) und Phil Bauhaus, der als bester Deutscher schließlich als Vierter geführt wurde. Pascal Ackermann (Israel – Premier Tech) schaffte es aus ungünstiger Position noch auf den neunten Rang.

Rekordmann Cavendish ging diesmal leer aus

Dagegen ging Rekordmann Mark Cavendish (Astana Qazaqstan), der gestern seinen 35. Tour-Etappensieg geholt hatte, diesmal leer aus. Auch Mads Pedersen (Lidl – Trek), der trotz einiger Sturzverletzungen vom Vortag im Zwischensprint des Tages noch gut ausgesehen hatte, spielte keine Rolle.

“Es ist ein großartiges Gefühl, vor allem auch wegen dem Meistertrikot“, sagte Groenewegen, der seine insgesamt sechste Tour-Etappe und die erste seit 2022 gewann, im Siegerinterview. “Es hätte ein tolles Bild werden können, aber es war viel zu knapp. Das Team hat die ganze Woche gut gearbeitet, gestern war ich von mir selbst enttäuscht, dass ich es nicht zurückzahlen konnte. Heute war es wieder perfekt, das Team hat mich auf den letzten Kilometern gut geführt – dann weiß ich auch nicht was passiert ist, aber ich war Erster.“

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Sein Sportlicher Leiter Matt White war weniger überrascht. “Er hatte den größten Speed am Ende, darauf haben wir im Training Wert gelegt. Letztes Jahr hatten wir mehrere zweite Plätze, es war eine großartige Tour, aber man wird in Siegen gemessen. Jetzt schon einen Sieg zu haben, ist Gold wert“, so der Australier. In Anspielung an Groenewegens Brille mit aerodynamischem Nasenaufsatz ergänzte er am Eurosport-Mikrofon: “Batman hat heute gewonnen."

Für ganz nach vorne reichte es für Bauhaus auch diesmal nicht. Zufrieden war der Kölner dennoch. "Es war heute sehr anstrengend durch den Wind. Ich hab mich im Finale nicht mehr so gut gefühlt, insofern ist es noch ganz gut gelaufen“, so der 29-Jährige gegenüber RSN.

An einem Tag, an dem ein Windkantenrennen nicht ausgeschlossen worden war, gab es einmal mehr keine Ausreißergruppe. Aber auch die taktischen Spielchen blieben im Rahmen, weil es letztlich doch nicht stark genug blies. Lediglich Visma – Lease a Bike hatte es kurzzeitig geschafft, das Feld zu teilen und Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) von seinen Teamkollegen zu isolieren. Wirklich gefährlich wurde es aber nicht.

Deswegen gab es auch an der Spitze des Gesamtklassements keine Veränderungen. Pogacar bleibt einen weiteren Tag im Gelben Trikot und führt mit 45 Sekunden Vorsprung auf Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step), der weiterhin Bester der Nachwuchswertung ist. Girmay konnte seine Führung in der Punktewertung ausbauen, Jonas Abrahamsen (Uno-X Mobility) holte sich im Gepunkteten Trikot die einzige Bergwertung des Tages. UAE Emirates behauptete seine Spitzenposition in der Teamwertung.

So lief die 6. Etappe der Tour de France

Bei schwierigen Wetterbedingungen – Regen, Sonne und wechselnde Windverhältnisse – gab es einmal mehr keine Ausreißergruppe des Tages. Dabei wartete nach zehn Kilometern schon die einzige Bergwertung des Tages (4. Kategorie), die dafür eine gute Startrampe gegeben hätte. Stattdessen sammelte dort Abrahamsen einen weiteren Punkt für sein Gepunktetes Trikot ein. Axel Zingle (Cofidis) gesellte sich zu ihm, offenbar in der Hoffnung, dass sich eine Fluchtgruppe formieren würde.

Doch niemand verstärkte das Duo, dass sich eine knappe Minute Vorsprung herausfuhr. Der hätte wohl auch bis zum Zwischensprint gereicht, der 20 Kilometer später anstand. Doch die beiden nahmen die Beine hoch und ließen sich 3000 Meter vor der Linie einholen. So konnte aus dem Feld heraus Philipsen vor Girmay und Pedersen die maximal möglichen Punkte abräumen.

Dann passierte lange nichts. 95 Kilometer vor dem Ziel setzte Lotto Dstny zu einer Windstaffel an, fand aber keine Unterstützung. 15 Kilometer später machte es Visma – Lease a Bike besser. Europameister Christophe Laporte und Wout Van Aert spannten sich vor das Feld und gaben Gas. Etwa 30 Fahrer hinter ihnen riss das Feld auf engen und verwinkelten Straßen auseinander.

Das Streckenprofil der 6. Etappe der Tour de France | Foto: Veranstalter

Pogacar gehörte als einziger UAE-Fahrer zum ersten Teil des Pelotons, auch mehrere Sprinter waren vorne dabei. Bis auf eine halbe Minute wuchs der Abstand, doch rund zehn Kilometer später hatte sich die Aufregung wieder gelegt. Auch Mark Cavendish (Astana Qazqastan), der im Moment der Teilung des Feldes mit Defekt zurückgefallen war, schaffte wieder den Anschluss.

Bis tief ins Finale hinein blieb es dann ruhig. Die Teams der Klassementfahrer kontrollierten das Tempo bis auf die letzten Kilometer, wo ein Sturz alle Hoffnungen von EF Education – EasyPost zerstörte. Gleich vier Fahrer inklusive Sprinter Marijn van den Berg waren darin verwickelt.

Dann übernahm Uno-X die Kontrolle, aber etwas zu früh, wie sich am letzten Kreisverkehr 700 Meter vor der Ziellinie herausstellte. Auch Rekordmann Cavendish verlor dort zu viele Positionen und war raus im Kampf um den Tagessieg. Doch die Liste an Sprintern war immer noch lang genug.

Über den rechten Fahrbahnrand kam Philipsen, der Van Aert den Platz nahm, Girmay versuchte es durch die Mitte. Groenewegen wählte als einziger die äußerste linke Bahn und damit die beste Linie. Auf den letzten Metern schob er sich noch an Philipsen vorbei, der vielleicht etwas zu früh den Tigersprung angesetzt hatte.

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