RSNplusRed Bull – Bora – hansgrohe: Fazit nach 5 Etappen

Roglic hinten, aber in Schlagdistanz: “Es steht 1:0 für Pogacar“

Von Jan Zesewitz

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Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

04.07.2024  |  (rsn) – Fünf Tage Frankreich-Rundfahrt sind vorbei und zwei Mal gab es den Schlagabtausch der Favoriten ums Gelbe Trikot bereits. Am Freitag steht mit dem ersten der beiden Zeitfahren der dritte an. Zeit, auch bei Red Bull – Bora – hansgrohe um Kapitän Primoz Roglic ein kleines Zwischenfazeit zu ziehen.

Beim ersten Showdown der Favoriten der 111. Tour de France (2. UWT) am Anstieg nach San Luca in Bologna war der Slowene am Sonntag nicht dabei. Zu schlecht positioniert, um der Attacke von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und dem Konter von Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) zu folgen.

Beim zweiten Tete-a-Tete zwischen Pogacar, Vingegaard und Co. war der Kapitän des deutschen Rennstalls näher dran. Mit letzter Kraft, aber er kam mit Carlos Rodrigez (Ineos Grenadiers) und Juan Ayuso (UAE Team Emirates) über den höchsten Punkt des Col du Galibier. Das Fazit nach vier anstrengenden Tagen: Platz fünf in der Gesamtwertung, 1:14 Minuten Rückstand auf Pogacar.

Oder, um im allgemeinen EM-Fieber mit Enrico Gasparotto, dem Sportlichen Leiter des Teams zu sprechen: "Zwischen Pogacar und Roglic steht es in Fußballtermen 1:0, aber wir sind noch im Rennen. Und Primoz ist zuversichtlich." Das sagte er gegenüber radsport-news.com

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In Bologna war die Positionierung das Problem

Allerdings wurde Roglic eben nicht nur von Pogacar, sondern auch von Vingegaard und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) schon zweimal bergauf abgehängt, nicht nur einmal. Für den Weg nach San Luca hat Gasparotto aber eine Erklärung parat. Das Resümee des Sportlichen Leiters:

“Die 1. und 2. Etappe waren zwar schwer, aber die erste endete im Sprint eines kleinen Feldes und in San Luca haben wir 20 Sekunden verloren. Das war meiner Meinung nach aber mehr der Positionierung als den Beinen geschuldet. Ich glaube, dass Primoz locker bei Carapaz und Remco hätte bleiben können. Primoz wollte nach seinen Erfahrungen im Frühjahr keine Risiken eingehen – und das ist für mich der echte Grund, weswegen er die Position verloren hatte.“

Auf dem Weg nach San Luca musste Primoz Roglic seine Kontrahenten erstmals ziehen lassen. | Foto: Cor Vos

Das zählt in seinen Augen also nicht als 'Tor' für den Mann im Gelben Trikot. Die Attacke und die folgende Abfahrt am Col du Galibier aber sehr wohl. 35 Sekunden verlor Roglic nach Valloire, in den steilsten Stellen des Anstiegs musste er um den Anschluss kämpfen und schon auf dem Gipfel war er eine halbe Minute hinter Pogacar zurück, obwohl der erst 800 Meter davor angegriffen hatte. Das Wichtigste ist aber: Auf die anderen direkten Konkurrenten verlor Roglic keine weitere Zeit.

"Primoz wird älter"

“Primoz wird älter – und die größte Stärke eines älteren Fahrers ist seine Erfahrung“, sagte Gasparotto. “Das sieht man auch bei Geraint Thomas. Stabilität auf hohem Niveau über drei Wochen ist wichtig. Je älter man wird, desto mehr denkt man auch nach. Und man verliert die Explosivität, die man normalerweise hat. Das muss man auch bedenken."

Ein ähnliches Fazit zog auch Sportdirektor Rolf Aldag gegenüber radsport-news.com: "Aus der 2. Etappe haben wir Einiges gelernt. Wegen schlechter Positionierung haben wir 21 Sekunden verloren. Aber das hätte insgesamt viel viel schlechter laufen können. Wir sind da noch in der 'Grünen Zone' rausgekommen.“

Auf Tuchfühlung: Über den Galibier war Roglic bei den Favoriten dabei | Foto: Cor Vos

Die dritte und fünfte Etappe verliefen für das Gesamtklassement ereignislos, aber nicht ohne Anstrengung, wie Aldag feststellte: "Die 3. Etappe war für uns kein Ruhetag, auch wenn wir keinen Sprinter dabei haben. 230 Kilometer im Sattel sollte man nie unterschätzen. Alles tut dann weh. Trotzdem war es ein Tag, an dem man sich mental ein wenig aufladen konnte."

Vlasov, Hindley und Co. – wie steht es um die Teamstärke?

Aufladen, und den eigenen Status im Feld hinterfragen. Denn es scheint nicht nur so, dass Pogacar stärker als Roglic ist, auch sein Team sah bei der ersten Hochgebirgsetappe viel kompletter aus als Red Bull – Bora – hansgrohe. Die letzten Kilometer am Galibier absolvierte der Kapitän alleine – UAE war zunächst mit vier, dann ganz oben immer noch mit drei Mann in der Spitzengruppe vertreten.

Gasparotto: "Aleks und auch Jai hatten wohl nicht den besten Tag, das ist ein Fakt. Aber es war auch eine eigenartige Etappe mit dem Gegenwind im Tal. Die UAE-Fahrer haben da einen wirklich guten Job gemacht. Die Vorbereitung unserer Fahrer haben wir auch mit dem, was noch kommt, im Hinterkopf gemacht. Es könnte besser sein, aber das bereitet uns keine großen Sorgen."

Aleksander Vlasov und Jai Hindley sollen Roglic so lange wie möglich im Hochgebirge unterstützen. | Foto: Cor Vos

In der Equipe verlässt man sich also eher darauf, den Gegner zu loben, anstatt die eigene Schwäche zu hinterfragen – und tatsächlch muss Bora den Vergleich zu Visma – Lease a Bike oder Soudal – Quick-Step und auch Ineos Grenadiers nicht scheuen. Das sieht auch Aldag so. "Als Resümee muss man auch sagen, dass UAE dort wirklich beeindruckend war. Alle anderen Teams sind unter deren Druck und Tempo ein wenig auseinandergefallen. Pogacar war dann individuell obendrein herausragend.“

Das Mantra lautet: Noch ist Zeit

Der Blick richtet sich in die nähere Zukunft. Die Zeit soll der Freund von Roglic und Co. sein – vielleicht wird 'der neue Kannibale' Pogacar nach seinem Erfolg beim Giro d’Italia in der zweiten Hälfte der Tour müde. Auch wenn es nicht danach aussieht. Zunächst steht das nächste große Kräftemessen an: Das Zeitfahren im Rahmen der 7. Etappe. “Da werden wir wieder sehen, wer auf welchem Level ist“, sagte Gasparotto.

Das Raublinger Team gibt sich kampfeslustig – auch wenn man zurückliegt. “Die Rundfahrt dauert drei Wochen“, so Gasparotto. “Bei Geraint Thomas dachte man letztes Jahr, dass er den Giro schon gewonnen hatte – und dann hat er ihn am vorletzten Tag verloren.“ Und zwar gegen Primoz Roglic – nach einem anspruchsvollen Zeitfahren, fast wie es auch im Rahmen der Schlussetappe nach NIzza ansteht.

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