RSNplusRSN-Rangliste, Platz 103

Stieger: Vom Vertragslosen zum WM-Teilnehmer

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Stieger: Vom Vertragslosen zum WM-Teilnehmer"
Adrian Stieger bei der Straßen-WM in Glasgow | Foto: Arne Mill/Cycling Austria

05.11.2023  |  (rsn) – Nachdem zum Saisonende 2021 sein Vertrag bei Felbermayr – Simplon – Wels nicht verlängert wurde, stand Adrian Stieger vor seinem zweiten U23-Jahr ohne Team da. Doch der Oberösterreicher dockte vor Saisonbeginn bei der Elitemannschaft ARBÖ Headstart ON-Fahrrad in Wien an und entwickelte sich in Österreich zu einer der Ãœberraschungen, vor allem nachdem Stieger sich den U23-Meistertitel im Zeitfahren holen konnte und damit plötzlich zum Starter bei den Welt- und den Europameisterschaften avancierte.

"Ich hatte in meinem ersten Jahr nicht die Ergebnisse. Nachdem ich bei keinem anderen Kontinentalteam unterkommen konnte, habe ich mich spontan bei Peter Ochsenhofer, der das Eliteteam leitet, gemeldet und kam dort unter. Das war keine schlechte Entscheidung", berichtete der 20-Jährige im Gespräch mit radsport-news.com.

___STEADY_PAYWALL___

Bei den heimischen Crossmeisterschaften präsentierte er sich erstmals im neuen Trikot und landete auf Platz 13. Mit dem Resultat war er zwar nicht zufrieden, aber immerhin beendete Stieger das Rennen einen Rang vor seinem neuen Teamchef und Teamkollegen Ochsenhofer. Die Vorbereitung auf die Straßensaison wurde dann durch seine Einberufung ins Bundesheer etwas verzögert. Stieger hoffte, in den Heeressport zu kommen, was aber, zumindest zu Beginn seiner Ausbildung, nicht der Fall war.

Erst mit seiner WM-Nominierung rutschte er in den Sportkader und konnte sich dadurch besser auf die Titelkämpfe vorbereiten. "Generell verlief das Frühjahr nicht nach Wunsch, nach einem guten Auftakt in Tschechien folgte ein Sturz in Leonding. Der Dienst beim Bundesheer ließ auch nicht viel Training zu", so Stieger.

Ãœberraschender U23-Zeitfahrtitel

Bei seiner Heimrundfahrt durch Oberösterreich wollte er im Prolog auf sich aufmerksam machen, landete als fünftbester Österreicher auf Rang 29. "Eigentlich mag ich so kurze Sachen und im Endeffekt war es bei der Besetzung auch ein gutes Resultat", erinnerte sich der 20-Jährige, dem in dieser Saison im Kampf gegen die Uhr der Durchbruch gelang.

"Ich mochte die Disziplin schon immer, wurde mal Fünfter bei den Junioren bei der Saarland-Trofeo. Aber 2022 habe ich das Zeitfahren ziemlich vernachlässigt. Heuer hat sich eine neue Chance ergeben, mit neuem Material, wo ich über mein Team einen guten Deal machen konnte", berichtete Stieger, der dann die Nationalen U23-Zeitfahrmeisterschaften gewann. Dabei war er in einem äußerst knappen Rennen zwei Sekunden schneller als Stefan Marbler (WSA KTM Graz p/b Leomo).

Seine Zeit hätte in der Elite zu Rang vier gereicht, Stieger war dabei nur zwölf Sekunden langsamer als der neue Meister Patrick Gamper (Bora – hansgrohe) und sogar schneller als WorldTour-Profi Tobias Bayer (Alpecin – Deceuninck). "Obwohl ich im Vorfeld nicht so viel trainieren konnte, hat es für mich gereicht. Es hat mich zum einen überrascht, zum anderen aber richtig gefreut, da es mein erster Titelgewinn auf der Straße war", erzählte Stieger, der sich damit für die Weltmeisterschaften in Glasgow qualifizieren konnte.

Mit WM- und EM-Start für Kontinental-Rückkehr empfohlen

"Dort war es ein richtig langer Kurs und nachdem ich zuvor bei der Malopolska-Rundfahrt krank wurde, ist mir in Stirling nach 20 Kilometer die Luft ausgegangen. Da haben einfach noch die Körner gefehlt", blickte er auf seinen 32. Platz zurück und fügte an: "Es war aber ein Wahnsinnsgefühl, dort am Start zu stehen. Ich habe mich über die Quali sehr gefreut. Das mitzuerleben, gab mir eine Extramotivation für die nächsten Jahre."

In einer internen Qualifikation buchte er dann wenig später auch sein Ticket für die Europameisterschaften, bei der er sich auf dem Highspeed-Kurs rund um Emmen viel vornahm: "Ich kann mich gut klein und vor allem aerodynamisch machen. Ich wollte ein Topergebnis einfahren und habe deshalb schnell begonnen", erzählte Stieger. Bei den ersten beiden Zwischenzeiten lag er noch weit vorne, doch für den schnellen Beginn musste er auf den letzten Kilometern büßen und fiel auf Position 22 zurück: "Da musste ich für den Auftakt bezahlen, aber am Ende war es ein guter Tag für mich, leider halt kein sehr guter." Gut 40 Sekunden fehlten ihm schließlich auf die Top Ten.

Seine starken Zeitfahrauftritte bescherten Stieger auch wieder einen Vertrag bei einem österreichischen Kontinentalteam. Als Ziele für 2024 peilt er die Titelverteidigung seines Meistertitels an, aber Stieger will sich auch in den Straßenrennen verbessern und wenn möglich, mit dem Nationalteam auch einige Eintagesrennen bestreiten. "Die Rennen in Belgien sollten mir von meinen Anlagen entgegenkommen", blickte er zuversichtlich voraus.

Data powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

06.01.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2023 im Ãœberblick

(rsn) – Auch in diesem Jahr haben wir wieder mit Hilfe eines eigens dafür erstellten Punkteschlüssels den besten Fahrer des deutschsprachigen Raums ermittelt. In unserer Rangliste finden Sie die P

06.01.2024Hirschi: Trotz Handgelenksbruch reihenweise Top-Ergebnisse

(rsn) – Ein Etappensieg bei einer Grand Tour oder ein Erfolg bei einem großen Klassiker ist Marc Hirschi (UAE Team Emirates) in der vergangenen Saison verwehrt geblieben. In der gesamten WorldTour-

05.01.2024Küng: Achterbahnfahrt knapp unter den eigenen Ansprüchen

(rsn) – Auf Gran Canaria ist Stefan Küng ins neue Jahr gestartet. Der 30-Jährige verbringt, bevor in der kommenden Woche die Teampräsentation von Groupama – FDJ für die neue Saison ansteht, no

04.01.2024Gall: “Spätzünder“ mit steiler Entwicklungskurve

(rsn) – Als erst vierter Straßenradfahrer wurde Felix Gall (AG2R - Citroën) in Österreich als Sportler des Jahres ausgezeichnet. Maßgeblich dafür war seine herausragende Leistung bei der Tour d

03.01.2024Großschartner: Begeistert von erster Saison an Pogacars Seite

(rsn) – Im vergangenen Winter zog es Felix Großschartner in die Vereinigten Arabischen Emirate. Nach dem Wechsel von Bora – hansgrohe zu UAE Team Emirates wurde “Edelhelfer mit Freiheiten“ zu

02.01.2024Schmid: Die starken Leistungen des Vorjahrs bestätigt

(rsn) – Als Fünfter der Rangliste 2023 hat Mauro Schmid (Soudal – Quick-Step) sein starkes Ergebnis aus dem Vorjahr, als er sogar den dritten Platz belegt hatte, eindrucksvoll bestätigt. Der Sch

01.01.2024Kämna: Richtig guten Sport geboten

(rsn) - Lennard Kämna (Bora - hansgrohe) kann auf eine starke Saison zurückblicken und wurde im rsn-Ranking folgerichtig bester Deutscher. Der Schlüssel zum Erfolg für den 27-Jährigen war, dass

31.12.2023Politt: Mit langem Anlauf zum ersten Zeitfahrtitel

(rsn) - Seit 2016 landete Nils Politt (Bora - hansgrohe) bei den Deutschen Zeitfahrmeisterschaften immer unter den besten Fünf. Nur ein Sieg war ihm bisher nicht vergönnt gewesen. Dies änderte sic

30.12.2023Engelhardt: Riesenschritte in der ersten Profisaison

(rsn) – Sein großes Talent zeigte Felix Engelhardt bereits 2022, als er in Portugal Straßen-Europameister wurde. Noch besser lief es in seiner ersten Saison bei den Profis: Mit zwei UCI-Siegen un

29.12.2023Zwiehoff: Aus dem Experiment wurde ein voller Erfolg

(rsn) – Die Geschichte von Ben Zwiehoff ist inzwischen hinlänglich bekannt. Der gehobene Mittelklassemountainbiker – sein bestes Ergebnis im Weltcup war Platz 23 in Nove Mesto – und Gelegenheit

28.12.2023Zimmermann: Perfekter Dauphiné-Tag macht Lust auf mehr

(rsn) – Georg Zimmermann (Intermarché - Circus - Wanty) hat auch 2023 bewiesen, dass er zu Deutschlands besten Radprofis zählt. Der Augsburger feierte einen Etappensieg beim Critérium du DauphinÃ

28.12.2023Konrad: Viele Helferaufgaben im finalen Bora-Jahr

(rsn) – Es war für Patrick Konrad (Bora – hansgrohe) eine lange Saison, die vor allem eine große Veränderung mit sich brachte. Denn nach zehn Jahren verlässt der Niederösterreicher die Raubli

Weitere Radsportnachrichten

22.11.2024Top-Favoritin? Archibald nach schwerem Jahr eine “7 von 10“

(rsn) – Katie Archibald ist die Königin der Track Champions League. 2021 und 2023 gewann sie jeweils souverän den Titel in der Endurance League und auch 2022 wäre das wohl gelungen, wenn sie dama

22.11.2024Spiegel will “versuchen, ´die Großen´ etwas zu ärgern“

(rsn) – Luca Spiegel wird am Samstag sein Debüt in der Track Champions League geben. Der 20-jährige U23-Europameister im Sprint will auf der Bahn, auf der er im Sommer zu den jüngsten Olympia-Sta

22.11.2024Olympia-Reservistin Pröpster: Gelingt bei TCL der nächste Schritt?

(rsn) – Mit drei Rennsiegen, dem zwischenzeitlichen Tragen des Führungstrikots und schließlich Gesamtrang zwei in der Sprint League hat Alessa-Catriona Pröpster bei der Track Champions League 202

22.11.2024Eschborn-Frankfurt-Sieger van Gils: “Ich würde lieber gehen“

(rsn) – Maxim van Gils (Lotto - Dstny) scheint entschlossen, sein Team trotz eines noch bis Ende 2026 gültigen Vertrags so schnell wie möglich verlassen zu wollen. Wie er im Gespräch mit mehreren

22.11.2024Gall: Tour of the Alps “absoluter Fokus“ der ersten Saisonhälfte

(rsn) – Felix Gall bestritt 2022 seine bisher letzte Tour of the Alps. In seinem damals ersten Jahr im Trikot von Decathlon – AG2R La Mondiale beendete der Österreicher nach vier Top-Ten-Etappenp

22.11.2024Tour of the Alps auch 2025 ein Kletterfestival mit kurzen Wegen

(rsn) - Fünf Etappen, 739 Kilometer und 14.700 Höhenmeter: Das sind die Eckdaten der Tour of the Alps 2025. Die 48. Ausgabe des grenzüberschreitenden Etappenrennens findet vom 21. bis 25. April 202

22.11.2024Tour Colombia wegen finanzieller Probleme erneut in Gefahr

(rsn) – Nachdem sie bereits in den Jahren 2022 und 2023 aufgrund von finanziellen Problemen ausgefallen war, scheint die Tour Colombia (2.1) erneut zu wackeln. Wie die Zeitung El Tiempo berichtete,

22.11.2024Geht Vingegaard 2025 das Giro-Tour-Double an?

(rsn) – Schon seit einiger Zeit kursieren Gerüchte, wonach Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) Interesse am Giro d´Italia 2025 zeigen würde. In einem Interview mit dem dänischen TV 2 äuß

22.11.2024Track Champions League: Format, Kalender, Punktesystem

(rsn) – Nach Olympia in Paris im Sommer und den Weltmeisterschaften im Oktober im dänischen Ballerup endet das internationale Bahnjahr an den kommenden drei Wochenenden mit der Track Champions Leag

22.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

21.11.2024Tarling will Fokus auf Klassiker legen

(rsn) – Wenn Josh Tarling (Ineos Grenadiers) erfolgreich ist, dann im Zeitfahren. Als der heute 20-Jährige vor zwei Jahren den Sprung von den Junioren direkt zu den Profis machte, überzeugte der B

21.11.2024Tour de Suisse und Tour of Austria wollen GPS-Tracking einsetzen

(rsn) – Die tödlichen Unfälle von Gino Mäder, André Drege und Muriel Furrer in den vergangenen 17 Monaten werden zumindest bei Rundfahrten in der DACH-Region, also in Deutschland, Österreich un

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine