Paret-Peintre gewinnt 4. Giro-Etappe

Leknessund nimmt Evenepoel das Rosa Trikot ab

Von Sebastian Lindner

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Andreas Leknessund (DSM) ist neuer Gesamtführender des Giro d´Italia. | Foto: Cor Vos

09.05.2023  |  (rsn) – Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) war wohl kaum traurig, dass er es los war, Andreas Leknessund (DSM) dafür umso glücklicher, es zu übernehmen. Der Norweger hat auf der 175 Kilometer langen 4. Giro-Etappe zwischen Venosa und dem Lago Laceno das Rosa Trikot des Gesamtführenden an sich gerissen. Den Tagessieg sicherte sich mit zwei Sekunden Vorsprung Aurélien Paret-Peintre (AG2R - Citroen) vor Leknessund. Beide kamen gemeinsam auf die Zielgerade, doch der Franzose überspurtete seinen Konkurrenten, der für das Maglia Rosa alle Kräfte geopfert hatte.

Auf den Plätzen dahinter reihten sich fast alle Mitglieder der ehemals siebenköpfigen Ausreißergruppe ein, die erst nach rund 80 Kilometern zusammen gefunden hatte. Tom Skujins (Trek – Segafredo) wurde nach Fotofinish-Entscheidung Dritter vor Vincenzo Albanese (Eolo – Kometa (beide +0:57). Koen Bouwman (Jumbo – Visma) führte die Favoritengruppe um Evenepoel, Primoz Roglic (Jumbo – Visma) und Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) als Siebenter ins Ziel – 1:59 Minuten nach Leknessund, der damit die Gesamtwertung 28 Sekunden vor dem nunmehr zweitplatzierten Weltmeister anführt.

Paret-Peintre ist mit 30 Sekunden Rückstand auf den Norweger neuer Gesamtdritter. Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) machte als bester deutscher Profi eine Position gut und ist neuer Zwölfter (+1:54), sein russischer Teamkollege Aleksandr Vlasov büßte einen Platz ein und wird auf Rang sieben geführt (+1:26).

Leknessund fährt auf Etappensieg und holt dann doch Rosa

Leknessund ist der erste Norweger seit Knut Knudsen, der einen Giro d'Italia anführt. Das war 1981. Im Ziel brach der 23-Jährige in Tränen der Freude aus. "Das Rosa Trikot zu übernehmen ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin auf Etappensieg gefahren, wusste aber auch, dass das Rosa Trikot möglich war", erklärte er. "Das war vor der Etappe das Ziel. Es zu schaffen, das ist einfach unglaublich."

Ebenso zufrieden war Etappensieger Paret-Peintre. "Es war der perfekte Tag. Etwa 120 Fahrer haben versucht, in die Gruppe zu kommen. Es war ein großer Kampf und ich muss gestehen, dass ich mich zwischendurch gar nicht so gut gefühlt habe", sagte der 27-Jährige. Doch er blieb hartnäckig: "Bei seiner Attacke am letzten Anstieg hat Leknessund alle Karten auf den Tisch gelegt. Ich wusste, dass ich, wenn ich gleichmäßig weiterfahren würde, ihn wieder holen könnte. Wir haben dann gut zusammengearbeitet und in den Sprint bin ich mit Selbstvertrauen gegangen." Das Ergebnis: Eine Win-Win-Situation, so Paret-Peintre: "Ich habe den Etappensieg, Leknessund das Rosa Trikot - da sollte jeder von uns glücklich sein."

Für das Team Trek – Segafredo, das zwei Fahrer in der Spitzengruppe hatte, lief der Tag dagegen nicht optimal. Weder die Chance auf den Tagessieg noch auf das Bergtrikot konnten Skujins und Amanuel Ghebreigzabhier nutzen. Der Eritreer hatte die zweite Bergwertung des Tages gewonnen und damit beste Chancen, Thibaut Pinot (Groupama - FDJ) aus dem Trikot zu fahren. Um das Bergtrikot zu übernehmen, hätte er Platz zwei an der letzten Wertung benötigt, doch es reichte nicht.

Ebenso wenig wie das Maglia Azzurra wechselte das Maglia Ciclamino seinen Besitzer. Jonathan Milan (Bahrain Victorious) startet weiterhin als Spitzenreiter der Punktewertung in das fünfte Teilstück. Leknessund verdrängte den gleichaltrigen Evenepoel auch von der Spitze der Nachwuchswertung.

Mit Paul Lapeira (AG2R Citroen), kurzzeitiger Bergkönig nach der 2. Etappe, ist auf der 4. Etappe auch die erste Aufgabe zu vermelden. Der 22-jährige Franzose stieg krankheitsbedingt aus. Der Tagessieg seines Teamkollegen dürfte aber zumindest etwas Trost spenden.

So lief die 4. Etappe des Giro d'Italia:

Von Beginn an wurde die erste Bergetappe dieser Italien-Rundfahrt zu einer extrem unangenehmen Angelegenheit: Bei einsetzendem Regen und ständigem Auf und Ab war das Tempo sofort sehr hoch und es konnte sich zunächst keine Spitzengruppe lösen. Vor allem Ben Healy (EF Education – EasyPost) und Brandon McNulty (UAE Team Emirates) bemühten sich immer wieder erfolglos um Abstände. Keine Lücke vor, aber eine Lücke hinter dem Hauptfeld gab es dann nach knapp 40 Kilometern in einer Abfahrt, wo die UAE-Kapitäne Joao Almeida und Jay Vine abgehängt wurden. Ihr Team aber brachte die Beiden rund zehn Kilometer später am Fuß des nächsten Anstiegs wieder nach vorn.

Dort entstand das Gruppetto um viele Sprinter, das den Bergpreis der 2. Kategorie am Passo delle Crocelle mit bereits 2:30 Minuten Rückstand aufs Hauptfeld erreichte. An der Spitze dagegen blieb weiter alles beisammen, niemand konnte sich absetzen. Pinot holte sich die Bergwertung und baute seine Führung im Kampf ums Blaue Trikot aus.

In einer kleinen Gegensteigung in der Abfahrt bildete sich nach knapp 80 Kilometer eine Ausreißergruppe, die aus Paret-Peintre, Leknessund, Skujins, Nicola Conci (Alpecin – Deceuninck), Albanese, Warren Barguil (Arkéa – Samsic) sowie Skujins‘ Teamkollegen Ghebreigzabhier bestand.

Der Eritreer war der Erste an der Bergwertung Valico di Monte Carruozzo und räumte dort 18 Punkte ab, ehe es erneut in die Abfahrt ging, in die das Septett an der Spitze mit dreieinhalb Minuten Vorsprung auf das Feld einfuhr. Am Fuße des letzten Berges waren knapp fünf Minuten daraus geworden, womit klar war, dass der Tagessieger aus dieser Gruppe kommen würde.

Das Profil der 4. Giro-Etappe. | Foto: RCS Sport

Conci war sieben Kilometer vor dem Ziel der erste, der den Kampf an der Spitze eröffnete. Doch musste er schnell feststellen, dass es nicht reichen würde. Der Italiener fiel kurz danach genau wie Barguil zurück. Den nächsten Versuch startete Skujins, der aber genau wie Albanese dann nicht mit den Besten mithalten konnte.

Das waren nämlich Leknessund und Paret-Peintre. Der Norweger attackierte rund 4,5 Kilometer vor dem Ziel und hatte seinen Begleiter bereits abgeschüttelt. Doch kurz vor der Bergwertung war der Franzose wieder am Hinterrad und zog kurzzeitig sogar vorbei. Leknessund fand aber schnell den Anschluss und gab dann im Finale alles, um sich Rosa zu sichern. Im Sprint war er gegen Paret-Peintre jedoch chancenlos.

Rund zwei Minuten später führte Ineos Grenadiers das Feld ins Ziel, das auf knapp 30 Fahrer zusammengeschrumpft war, aber alle Favoriten auf die Gesamtwertung beinhaltete. Attackiert wurde aus der Gruppe nicht mehr, allerdings fiel auf, dass Evenepoel keinen einzigen Teamkollegen mehr bei sich hatte.

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