RSNplusMärkl, Mayrhofer und Stork voller Vorfreude auf Etappenjagd

Drei deutsche Debütanten: DSM jüngstes Giro-Team

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "Drei deutsche Debütanten: DSM jüngstes Giro-Team"
Das Team DSM stellt den jüngsten Kader aller 22 Mannschaften beim 106. Giro d´Italia. | Foto: Cor Vos

06.05.2023  |  (rsn) - Mit einem Altersschnitt von 25 Jahren und 77 Tagen geht DSM als jüngstes Team in den 106. Giro d'Italia. Doch nicht nur rein physiologisch, auch von den Erfahrungswerten her ist die Youngster-Truppe für die Italien-Rundfahrt noch ein relativ unbeschriebenes Blatt. Mit den drei Deutschen Niklas Märkl, Marius Mayrhofer und Florian Stork hat der niederländische Rennstall gleich drei deutsche Grand-Tour-Debütanten mit dabei. Doch auch wenn sie sich mit ihrer ersten dreiwöchigen Rundfahrt alle auf Neuland begeben, so hält sich die Nervosität bei allen drei in Grenzen.

Es sei eher die Vorfreude, die überwiegt, erklärten Märkl, Mayrhofer und Stork gegenüber radsport-news.com alle in beinahe demselben Wortlaut. Klar habe man Respekt vor der bislang längsten Aneinanderreihung von Renntagen in der Karriere, doch das Durchkommen bis nach Rom sei fest eingeplant - und gemeinsam mit Sprinter Alberto Dainese, den Kletterern Andreas Leknessund und Harm Vanhoucke sowie Martijn Tusveld und Jonas Iversby Hvideberg haben sie sich auch mehr vorgenommen, als einfach nur mitzufahren.

"Das Durchfahren habe ich bisher eigentlich gar nicht in Frage gestellt. Davon gehe ich eigentlich schon aus. Aber man will ja auch gut fahren", sagte Märkl und Mayrhofer lachte: "Ich bin nicht hier, weil ich bei einer Etappe mal ins erste Drittel fahren will."

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Mayrhofer: "Ziemlich zuversichtlich, was die Form angeht"

Für den 22-jährigen Tübinger Mayrhofer begann die Saison mit Spitzenergebnissen bei der Tour Down Under (2.UWT) und dem Sieg beim Cadel Evans Great Ocean Road Race (1.UWT) bilderbuchartig. Und auch wenn er danach krank wurde und im weiteren Frühjahr bei Tirreno-Adriatico oder Mailand-Sanremo nicht so stark war, wie erhofft, sieht sich Mayrhofer für den Giro jetzt bestens vorbereitet.

Beim Cadel Evans Great Ocean Road Race gelang Mayrhofer (in Schwarz) ein Sensationssieg über Sprint-Asse wie Caleb Ewan (links) und Michael Matthews (rechts). | Foto: Cor Vos

"Ich bin ziemlich zuversichtlich, was die Form angeht. Ich habe gut trainiert, habe ein für meine Verhältnisse gutes Gewicht mit rund 72 Kilo und bin daher guter Dinge", erklärte er. Im April verbrachte der hügelfeste und endschnelle Allrounder ganze drei Wochen auf Teneriffa im Höhentrainingslager am Teide - gemeinsam mit Marco Brenner und Max Poole, die zwar den Giro nicht fahren, aber bei der Tour de Romandie aufhorchen ließen. Poole kletterte dort mit den Allerbesten nach Thyon 2.000 und wurde Gesamtvierter, Brenner fuhr ein starkes Einzelzeitfahren.

Mayrhofer hofft auf denselben Teide-Effekt, wie bei Poole und Brenner

"Bei denen hat es ja schon mal ganz gut gewirkt", hofft Mayrhofer, dass die Zeit am Teide auch ihm nochmal einen gewaltigen Schub verliehen hat - auch wenn danach sein Knie etwas zwickte, weshalb er nicht wie seine Camp-Kumpanen in der Schweiz antrat. "Das war ein großes Entgegenkommen vom Team, für das ich sehr dankbar bin. Denn so konnte ich das Knie hoffentlich auskurieren und hatte die Freiheit, mich so ideal wie möglich auf das große Highlight Giro vorzubereiten."

Mayrhofer wird sich in Italien die Rolle des Sprinters bei DSM mit dem Italiener Dainese und auch mit Märkl teilen. Dainese ist dabei eher der Mann für die flacheren Etappen, die beiden Deutschen eher für die etwas hügeligeren Tage. "Allzu viele komplett flache Etappen gibt es nicht, eher viele mittelschwere. Jeder wird seine Chance kriegen und dann müssen wir einfach im Rennen schauen, bei wem es gut läuft und mehr vielleicht mehr leidet", erklärte Mayrhofer die von Tag zu Tag möglicherweise wechselnde Rollenverteilung.

Niklas Märkl und Alberto Dainese fuhren als einzige aus dem DSM-Aufgebot die Tour de Romandie - und das beide auch nur für drei Tage. Der frühe Ausstieg war zugunsten der Giro-Vorbereitung geplant. | Foto: Cor Vos

"Marius und Alberto haben dieses Jahr schon gezeigt, dass sie auf dem Niveau vorne reinfahren können", meinte Märkl. Eine feste Reihenfolge im Sprintzug gebe es aber nicht. "Wir können alle drei das Gleiche an der gleichen Position machen. Da kommt es daher auf die Tagesform und die Rennsituation jeweils an", so Märkl.

"Die Konstellation gibt uns viele Möglichkeiten"

Er und Mayrhofer gehen beide davon aus, dass Ausreißergruppen in der ersten Giro-Woche wenig Chancen haben werden und es meist auf einen Massensprint oder eben den Sprint eines durch die Anstiege reduzierten Feldes hinauslaufen werde. Später m Rennen aber spekulieren auch sie selbst auf den Sprung in Spitzengruppen, um dort Ergebnisse einzufahren. "Ich denke die Konstellation gibt uns viele Möglichkeiten. Man muss in der zweiten, dritten Woche schauen, wie jeder alles verkraftet", so Märkl.

Nicht für die Sprints, sondern für die Berge ist dagegen Stork in Italien. Der 26-Jährige ist zwei Jahre und zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der UAE Tour, als er sich nur drei Tage nach einem sensationellen siebten Platz bei der schweren Bergankunft am Jebel Hafeet viele Knochen, darunter auch die Kniescheibe brach, endlich wieder voll hergestellt.

Florian Stork fuhr wegen einer Corona-Infektion seit der Baskenland-Rundfahrt nur noch ein Rennen: Eschborn-Frankfurt am 1. Mai. | Foto: Cor Vos

In der gesamten Saison 2022 kämpfte er immer wieder noch mit Entzündungen im Knie, die wohl vom erst im Herbst 2022 herausoperierten chirurgischen Reparatur-Material provoziert wurden. "Seitdem das raus ist, geht es viel besser", erklärte Stork radsport-news.com. Anfang April wurde er auf der Königsetappe der Baskenland-Rundfahrt rund um Eibar immerhin starker 18. und so langsam wähnt er sich wieder auf dem Weg dahin, wo er vor dem Sturz Ende Februar 2021 war. "Dass ich dort in die Top 20 fahren konnte, hat mir wieder ein gutes Gefühl gegeben", meinte er.

Corona-Infektion kostete einige Tage im April

Leider stoppte Stork kurz darauf eine Corona-Infektion. Fünf Tage habe er sich richtig krank gefühlt und entsprechend Training, aber vor allem auch Renntage verloren. "Geplant war, dass ich mehr Rennen fahre, weil ich in den letzten zwei Jahren ja nur sehr wenige hatte", erzählte er und hofft jetzt, dass die Formkurve in den kommenden drei Wochen noch ansteigt: "Sicher kann man sich nicht effektiv während der Rundfahrt verbessern, aber eventuell schlägt mein Training der letzten Wochen erst etwas später richtig an, so dass ich mich dann besser fühle."

Gemeinsam mit Leknessund und Vanhoucke, mit denen er auch schon Tirreno-Adriatico zusammen fuhr, will Stork Spitzenergebnisse auf den Bergetappen jagen. Die Gesamtwertung spiele für alle drei eher eine untergeordnete Rolle.

Während für Mayrhofer und Märkl die interessantesten Tage daher früher kommen, darf sich Stork auch angesichts seines durch Corona etwas verzögerten Trainingsaufbaus wohl vor allem auf die extrem bergige zweite Giro-Hälfte und speziell die Schlusswoche freuen. "Im Baskenland bin ich im Wochenverlauf stärker geworden - und das macht mich zuversichtlich. Auch wenn das natürlich keine drei Wochen waren. Aber vom Fahrertyp her muss ich mir vor der schweren Schlusswoche vielleicht auch weniger Sorgen machen, als andere", hofft er.

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