Die Sprinter des 106. Giro d‘Italia

Kann Ackermann einen Pedersen in Vuelta-Form schlagen?

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Kann Ackermann einen Pedersen in Vuelta-Form schlagen?"
Szene von der Vuelta 2022: Mads Pedersen (Trek - Segafredo, re.) gewinnt die 16. Etappe vor Pascal Ackermann (UAE Team Emirates), li.)| Foto: Cor Vos

04.05.2023  |  (rsn) – Bei der 106. Ausgabe des Giro d’Italia ist die Riege der Sprinter dünn besetzt. Dabei haben die schnellen Männer auf den 21 Etappen immerhin neun Chancen auf einen Spurt, wobei es auf den meisten davon allerdings doch das eine oder andere Hindernis zu überwinden gilt. Für weniger hügelfeste Sprinter dürfte sich die Anzahl an Sieg-Möglichkeiten deshalb reduzieren.

Zu dieser Kategorie gehört einer der schnellsten Fahrer aller Zeiten: Mark Cavendish. Der 37-jährige Brite hat in seiner Karriere schon 16 Etappen bei der Italien-Rundfahrt gewonnen. In dieser Saison kommt er bei seiner neuen Mannschaft Astana Qazaqstan aber nicht in Tritt. Cavendish schafft es zu selten im Feld über die Anstiege und kann deshalb bisher lediglich drei Top-Ten-Platzierungen vorweisen. Wohl auch deshalb verzichtet Astana fast komplett darauf, dem Weltmeister von 2011 Helfer zur Verfügung zu stelllen.

Anders ist die Situation bei Mads Pedersen (Trek – Segafredo), der acht Jahre nach Cavendish das Regenbogentrikot überstreifen durfte. Der Däne hatte ein starkes Frühjahr und war fast überall vorn dabei. Gewinnen konnte Pedersen allerdings nur zweimal, auch weil er sich auf die schweren Klassiker konzentrierte und die vermeintlich leichten Rennen mit Sprintankunft meist links liegenließ. Beim Giro will der 27-Jährige nun erfolgreich auf Etappenjagd gehen.

Gaviria und Groves fordern Pedersen heraus

Wie gut das vor allem gegen schwächere Konkurrenz klappen kann, zeigte Pedersen bei der Spanien-Rundfahrt 2022, als er drei Etappen und die Punktewertung für sich entschied. Pedersen gewann vor zehn Monaten auch seine erste Etappe bei der Tour de France. Somit kann er bei seiner dritten Giro-Teilnahme seine Sammlung an Grand-Tour-Etappensiegen vervollständigen.

Einer seiner beiden auf dem Papier härtesten Konkurrenten ist Fernando Gaviria (Movistar). Der Kolumbianer hat bereits zwei Saisonsiege eingefahren und insgesamt fünf Tageserfolge beim Giro in seinen Palmarès stehen. Zuletzt jagte Gaviria auf der Schlussetappe der Tour de Romandie (2.UWT) als Erster über den Zielstrich. Im Gegensatz zu Pedersen hat der 28-Jährige derzeit aber Probleme am Berg. Dies könnte Chancen für Max Kanter eröffnen. Nach einer Corona-Erkrankung gibt der 25-jährige Deutsche in Italien nach zwei Monaten allerdings sein Comeback. Seine Vorbereitung war also alles andere als ideal und deshalb wird er in erster Linie Gaviria in den Sprints unterstützen.

Auch Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) hat bei seiner zweiten Grand Tour gute Chancen auf einen weiteren Tagessieg, nachdem er bei der Vuelta 2022 erfolgreich war. Nach einem schwierigen Start bei seiner neuen Mannschaft zeigte sich der Australier zuletzt in Topform und gewann drei Rennen in zwölf Tagen. Bei der Volta Limburg (1.1) überzeugte der 24-Jährige vor allem an den steilen Hügeln, an denen nur der Kletterer Maxim Van Gils (Lotto Dstny), der im Zweierspurt dann aber chancenlos war, mit ihm mithalten konnte. Wie Pedersen kann auch Groves auf einen guten Sprintzug vertrauen, zu dem unter anderem Alexander Krieger gehört.

Mayrhofer in Daineses Diensten - oder doch mehr?

Quasi aus dem Nichts entschied Alberto Dainese (DSM) letztes Jahr eine Giro-Etappe für sich. Ein ähnliches kleines Wunder könnte er auch dieses Jahr gebrauchen, denn bisher lief beim Italiener nicht viel zusammen. Dem 25-Jährigen steht eine junge Mannschaft zur Seite, die in den Finals einen starken Sprintzug bilden kann. Mit Niklas Märkl und Marius Mayrhofer sollen gleich zwei der drei deutschen DSM-Starter wichtige Rollen dabei spielen.

Sollte Dainese, dem die Hügel nicht sonderlich liegen, dem Feld nicht mehr folgen können, sollte die Stunde von Mayrhofer schlagen. Zum Saisoneinstand in Australien bewies der 22-Jährige mit seinem Sensationssieg beim Cadel Evans Great Ocean Race (1.UWT) gegen Fahrer wie Caleb Ewan (Lotto Dstny) und Michael Matthews (Jayco AlUla), wie schnell er vor allem in hügeligen Finals ist.

Bei der Italien-Rundfahrt wird auch Matthews auf Etappenjagd gehen. Für die Massensprints ist der 32-Jährige nicht mehr schnell genug, aber wenn die reinen Sprinter abgehängt sind, schlägt die Stunde des zweimaligen Giro-Etappensiegers, denn an den Hügeln gehört Matthews nach wie vor zu den Besten. Auch aus Ausreißergruppen heraus kann er der frühere U23-Weltmeister seinen Konkurrenten das Nachsehen geben, wie er bei der Tour de France 2022 am schweren Schlussanstieg nach Mende zeigte.

Kann sich Ackermann seinen dritten Giro-Etappensieg holen?

Eine vergleichbare Entwicklung scheint Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) zu nehmen. Bei seiner letzten Giro-Teilnahme 2019 entschied der Deutsche noch zwei Sprintetappen und das Punkteklassement für sich. Die Aussichten sind diesmal weniger gut: Ackermann hat seit neun Monaten kein Rennen mehr gewonnen und zog übrigens auch bei der Vuelta 2022 gegen Pedersen den Kürzeren.

Allerdings präsentierte er sich in dieser Saison bei hügeligen Rennen mehrfach sehr stark. Problematisch für den 29-Jährigen ist aber, dass viele seiner Konkurrenten ebenfalls gut bergauf fahren können. In den Finals wird Ackermann kaum Unterstützung von seiner Mannschaft bekommen, denn mit Joao Almeida und Jay Vine hat UAE zwei aussichtsreiche Klassementfahrer an Bord.

Einen ähnlich schweren Stand wird Jonathan Milan bei Bahrain Victorious haben. Der 22-Jährige produzierte zuletzt vor allem DNFs, bei seinem Saisoneinstand und im Herbst des letzten Jahres bewies der Italiener aber, dass er sich vor niemandem verstecken muss. Wenn Milan zu seiner guten Form zurückfindet, ist ihm ein Etappensieg zuzutrauen.

Seine Landsleute Simone Consonni und Davide Cimolai (beide Cofidis) hingegen müssen auf Überraschungscoups hoffen. Dass die möglich sind, demonstrierte Consonni bei der Saudi Tour (2.1), wo er bei seinem einzigen Saisonsieg unter anderem Dylan Groenewegen (Jayco AlUla), Ackermann und Kanter hinter sich ließ. Ob Cimolai, der beim Giro schon zweimal Etappenzweiter wurde, als zweiter Sprinter oder Anfahrer fungiert, wird abzuwarten bleiben. Zuletzt erreichte der 33-Jährige nur noch selten die besten Zehn.

Mehr Informationen zu diesem Thema

23.11.2023Buitrago will erstmals zur Tour und um das Weiße Trikot kämpfen

(rsn) – Nach zwei Giro-Etappensiegen in den beiden vergangenen Jahren hofft Santiago Buitrago (Bahrain Victorious) in der kommenden Saison auf sein Tour-de-France-Debüt. Dann möchte der Kolumbiane

31.07.2023Baudin nach Tramadol-Missbrauch vom Giro disqualifiziert

Neo-Profi Alex Baudin (AG2R - Citroen) ist nachträglich vom Giro d´Italia 2023 ausgeschlossen worden. Das teilte die UCI am Montag mit. Grund dafür ist der Fund des Schmerzmittels Tramadol in den B

04.06.2023ASO plant Corona-Protokoll für die 110. Tour de France

(rsn) – Nachdem beim diesjährigen Giro d’Italia zahlreiche Fahrer wegen Corona-Infektionen ausschieden, werden die Organisatoren der Tour de France laut der französischen Nachrichtenagentur AFP

01.06.2023“Fanboy“ Heßmann zitterte mit Roglic am Monte Lussari

(rsn) – Viel besser hätte das Grand-Tour-Debüt für Michel Heßmann (Jumbo – Visma) nicht laufen können. Während der Deutsche mit einigen Teamkollegen auf dem Monte Lussari wartete, sicherte s

31.05.2023Thomas enttäuscht, “dass ich es nicht vollenden konnte“

(rsn) – Um ganze 14 Sekunden musste sich Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) beim 106. Giro d´Italia Primoz Roglic (Jumbo – Visma) geschlagen geben. Der 33-jährige Slowene nahm dem Briten am vorle

31.05.2023Startet Giro-Sieger Roglic auch bei der Tour de Suisse?

(rsn) – Giro-Sieger Primoz Roglic wurde am Dienstag in Amsterdam von seinem Team Jumbo – Visma mit einer großen Feier geehrt. Die Veranstaltung nutzte der niederländische Fernsehsender NOS, um d

30.05.2023Pinot will nach dem Giro auch die Abschieds-Tour

(rsn) – Nach seiner erfolgreichen Abschiedsvorstellung beim Giro d’Italia, den er auf Rang fünf beendete, will Thibaut Pinot (Groupama – FDJ) nun auch ein letztes Mal bei der Tour de France sta

29.05.2023Kriegers Giro-Leiden wurden mit Rang fünf in Rom belohnt

(rsn) - Alexander Krieger (Alpecin - Deceuninck) beendete den mit vielen Tiefschlägen verbundene 106. Giro d`Italia mit einem sportlichen Ausrufezeichen. Der Stuttgarter belegte auf der Schlussetappe

29.05.2023Entdeckungen und Überraschungen: Die Geschichten des Giro

(rsn) – Vor dem 106. Giro d’Italia schien die Ausgangsposition klar zu sein: Es würde ein Duell um den Gesamtsieg zwischen Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) und Primoz Roglic (Jumbo – Vis

29.05.2023Ackermanns Traum vom Sieg beim Giro-Finale endete in der Bande

(rsn) - Vor drei Jahren gewann Pascal Ackermann (UAE Team Emirates) in Madrid die Schlussetappe der Vuelta a Espana. Das Kunststück wollte der Pfälzer auch beim 106. Giro d’Italia beim Finale in R

28.05.2023Thomas lotst Cavendish in Rom zum letzten Etappensieg

(rsn) – Sieben Sprints hatte der 106. Giro d’Italia und jedes Mal gab es einen anderen Sieger. Beim letzten Akt spurtete Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) in Rom nach 126 Kilometern mit großem Vo

28.05.2023Cavendish: “Meine Jungs und ... meine Freunde waren super“

(rsn) - Der Weg zur Siegerehrung in Rom wurde für Mark Cavendish (Astana Qazaqstan) zum Gratulations-Parcours! Fast jeder Fahrer, dem er begegnete, beglückwünschte den Manx Man zum Gewinn der 21. E

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)