102. Katalonien-Rundfahrt

Roglic überlässt Evenepoel die Etappe und feiert Gesamtsieg

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Roglic überlässt Evenepoel die Etappe und feiert Gesamtsieg"
Primoz Roglic (Jumbo – Visma, re.) hat die 102. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gewonnen, Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step, li.) holt sicg kampflos die Schlussetappe. | Foto: Cor Vos

26.03.2023  |  (rsn) – Keine Überraschung: Auch am Schlusstag trugen Primoz Roglic (Jumbo – Visma) und Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) ihr Privatduell bei der 102. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) aus. Auf dem hügeligen Rundkurs von Barcelona griff der Weltmeister nach vorheriger Tempoarbeit seiner Teamkollegen frühzeitig an, seinen Kontrahenten im Kampf um den Gesamtsieg konnte er aber nicht abschütteln.

Immerhin holte sich Evenepoel nach 135,8 Kilometer mit Start und Ziel in der katalanischen Metropole im Sprint gegen Roglic den Etappensieg. Im abschließenden Klassement lag Roglic letztendlich aber sechs Sekunden vor Evenepoel und feierte damit als erster Slowene den Gesamtsieg bei einer Volta Ciclista a Catalunya. “Das bedeutet mir viel. Dieser Sieg hat mir noch gefehlt. Ich fühle mich sehr geehrt, jetzt auch Teil der Geschichte dieses Rennens zu sein“, sagte der 33-Jährige, der im März bereits die Fernfahrt Tirreno-Adriatico für sich entschieden hatte, mit seinem Sohn auf dem Schoß, im Siegerinterview.

Evenepoel konnte Roglic am Montjuïc nicht abschütteln

Ähnlich zufrieden äußerte sich der Gesamtzweite. “Es war eine harte Etappe und wie ich zuvor gesagt hatte, ist es auf so einem Kurs schwer, Roglic abzuschütteln. Wir haben aber erneut bewiesen, dass wir die stärkste Mannschaft sind und haben viel Verantwortung übernommen. Wir verdienen diesen Sieg und es war ein schönes Duell mit Roglic. Ich bin zufrieden, dass ich ihn im Sprint geschlagen habe“, sagte Evenepoel im Ziel. Wobei zur Wahrheit gehört, dass Roglic auf den letzten Metern nicht auf den Sprint des Belgiers reagierte und ihm den Etappensieg damit überließ.

Nach Evenepoels frühem Angriff hatte Roglic über weite Strecken wie am Vortag die Mitarbeit verweigert und saß nur am Hinterrad seines Konkurrenten. Erst auf den letzten Kilometern beteiligte sich der Slowene an der Führungsarbeit. “Es ist immer einfacher, das Trikot zu verteidigen, als anzugreifen. Primoz ist ein starker Fahrer und in einer guten Form. Es war eine starke Woche von ihm. Ich bin aber glücklich, diese Etappe gewonnen zu haben“, sagte Evenepoel weiter.

In der Gesamtwertung landete hinter Roglic und Evenepoel mit deutlichen Abstand Joao Almeida (UAE Team Emirates / +2:11) auf Platz drei. Sein Teamkollege Marc Soler wurde Tagesdritter (+0:53). Der Spanier hatte kurzzeitig zu Evenepoel und Roglic aufschließen können, später aber den Kontakt verloren. Eine dezimierte Verfolgergruppe wurde von Corbin Strong (Israel – Premier Tech) mit 58 Sekunden Rückstand ins Ziel gebracht.

Auf den weiteren Plätzen im Schlussklassement folgten Soler (+ 2:49) und Mikel Landa (Bahrain Victorious / +2:59). Giro-Sieger Jai Hindley (Bora – hansgrohe), dessen Teamkollege Sergio Higuita im vergangenen Jahr die Rundfahrt gewonnen hatte, beendete das Rennen auf Platz acht (+3:11), eine Position vor seinem jungen Mannschaftskollegen Cian Uijtdebroeks (+3:32). Die Punktewertung ging ebenfalls an Roglic, die Berg- und Nachwuchswertung sicherte sich jeweils Evenepoel.

So lief die 7. Etappe der Katalonien-Rundfahrt:

Direkt nach dem Start bildete sich die Spitzengruppe des Tages, zu der zunächst Guillaume Martin (Cofidis), Ethan Hayter (Ineos Grenadiers), Carlos Verona (Movistar), David de la Cruz (Astana Qazaqstan Team) sowie Simon Carr und Richard Carapaz von EF Education – EasyPost gehörten. Nach rund 30 Kilometern kamen noch Geoffrey Bouchard (Ag2r Citroen), Tsgabu Grmay (Jayco – AlUla) und Mikel Bizkarra (Euskatel - Euskadi) dazu, so dass neun Ausreißer gemeinsam gegen das Feld kämpften.

Aus der Gruppe heraus gewann Martin die erste Bergwertung am Alt de Begues, die Zwischensprintwertungen gingen an Carapaz und Bouchard. Insgesamt bekamen die Spitzenreiter aber nie mehr als zwei Minuten an Vorsprung zugestanden – insbesondere Soudal Quick-Step hielt bei den Verfolgern das Tempo hoch. Das Stundenmittel lag nach den ersten beiden Stunden bei 47 km/h.

Die Katalonien-Rundfahrt findet traditionell ihren Abschluss auf einem Rundkurs durch die katalanische Hauptstadt Barcelona, der allerdings kein Schaulaufen wie bei der Tour de France verspricht: In jeder der sechs Schlussrunden über 7,8 Kilometer musste der Alto de Montjuïc bezwungen werden – ein kurzer, knackiger Anstieg von 2,5 Kilometern Länge, der im Schnitt zwar nur 4,6 Prozent steil ist, zwischendrin jedoch Steigungsprozente von bis 19 Prozent erreicht.

Das Profil der Schlussetappe der 102. Katalonien-Rundfahrt | Foto: Veranstalter

Unter dem Tempodiktat von Soudal Quick-Step war das Hauptfeld bereits nach der ersten Überfahrt des Montjuïc fast um die Hälfte dezimiert, der Vorsprung der Spitzengruppe zudem auf eine halbe Minute reduziert. Allerdings verlor auch Evenepoel nach und nach seine Helfer. Von den Ausreißern ging de la Cruz in der zweiten Runde in die Offensive und war anschließend als Solist an der Spitze – doch bei der dritten Auffahrt zum Montjuïc waren nach 30 Kilometern zuerst seine ehemaligen Begleiter und später auch der Spanier selber eingeholt. Im Anschluss folgte in einer kurzen Gegensteigung die erwartete Attacke von Evenepoel, allerdings war Roglic sofort am Hinterrad des Belgiers.

In der folgenden Abfahrt schloss Soler zu den beiden überragenden Fahrern der Rundfahrt auf und das Trio fuhr sich schnell einen Vorsprung von 30 Sekunden heraus. Allerdings verweigerte Roglic wie schon auf der 6. Etappe die Mitarbeit, so dass Evenepoel alleine die Führung leisten musste – zum sichtbaren Ärger des Weltmeisters.

Bei der vorletzten Auffahrt zum Montjuïc griff Evenepoel zwölf Kilometer vor dem Ziel ein zweites Mal an – für Soler war die Tempoverschärfung zu viel, doch Roglic wurde er nicht los. In der letzten Runde blieb eine weitere Attacke aus, es kam zum Schlusssprint der beiden Dominatoren, den Evenepoel schließlich kampflos für sich entschied.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

27.04.2023Cataldo fünf Wochen nach Sturz schon wieder auf der Rolle

(rsn) – Nur fünf Wochen nach seinem schweren Sturz bei der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) sitzt Dario Cataldo (Trek – Segafredo) schon wieder auf dem Rad – auch wenn das noch auf einer Rolle mont

30.03.2023Bernal nach Katalonien-Sturz wieder zurück im Training

(rsn) - Egan Bernal ist nach seinem Sturz-Aus auf der vorletzten Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) in der vergangenen Woche zurück im Training. Das bestätigte sein Rennstall Ineos Grenadiers.

27.03.2023Roglic vs Evenepoel: Auch beim Giro ein Duell auf Augenhöhe?

(rsn) – Kurz bevor Wout Van Aert und Christophe Laporte beim 85. Gent-Wevelgem die Konkurrenten in Grund und Boden fuhren, verteidigte Teamkollege Primoz Roglic bei der 102. Katalonien-Rundfahrt mit

26.03.2023Sturz in Katalonien: Bernal kommt ohne Frakturen davon

(rsn) – Egan Bernal hat sich beim Sturz auf der 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) nach Angaben seines Teams Ineos Grenadiers keine Frakturen zugezogen. Wie das Team am Samstagabend auf Twit

25.03.2023Groves gewinnt Sprint auf fremdem Rad

(rsn) - Mehr Adrenalin hätte es für Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) auf den letzten Kilometern der 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) kaum geben können: 3,5 Kilometer vor dem Ziel sc

25.03.2023Molano prallt im Training in Belgien frontal mit Auto zusammen

(rsn) – Das europäische Comeback von Egan Bernal (Ineos Grenadiers) hat auf der 6. Etappe der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) ein jähes Ende gefunden. Der Kolumbianer musste nach einem Sturz rund 90

25.03.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 25. März

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wi

24.03.2023Roglic bezwingt am Lo Port Evenepoel und baut Führung aus

(rsn) – Lange sah es so aus, als wäre Remco Evenepoel (Soudal - Quick-Step) der stärkste Fahrer im Schlussanstieg der 5. Etappe der Katalonien-Rundfahrt über 177 Kilometer auf dem Weg von Tartosa

24.03.2023Schelling Vierter, aber Bora vermasselte in Sabadell den Sprint

(rsn) – Nach einem Jahr ohne Top-Ten-Platzierung präsentiert sich Ide Schelling zu Beginn seiner vierten Profisaison wieder in deutlich besserer Verfassung – so auch auf der 4. Etappe der Katalon

23.03.2023Coquard zu früh im Wind, Groves feiert ersten Saisonsieg

(rsn) – Wie auch im Vorjahr hat Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck) bei der Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) eine der wenigen Chancen für Sprinter genutzt. Der Australier war auf dem vierten und län

23.03.2023Vorschau auf die Rennen des Tages / 23. März

(rsn) – Welche Rennen gilt es heute zu beachten? Wie sehen die Streckenprofile und Startlisten jeweils aus und wer ist der Favorit oder die Favoritin? radsport-news.com stellt jeden Morgen die wi

22.03.2023Evenepoel schlägt im dritten Anlauf Roglic

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt! Remco Evenepoel (Soudal Quick-Step) hat die 3. Etappe der 102. Katalonien-Rundfahrt (2.UWT) gewonnen. Nach 180 Kilometern von Olost hinauf nach La

Weitere Radsportnachrichten

18.12.2025Niermann: “Es sieht hart aus, aber ausgewogen!“

(rsn) – Am Mittwochabend wurde die Strecke der 81. Vuelta a España vorgestellt. Auffällig war für viele Beobachter, dass der Kurs nach dem Start in Monaco zu weiten Teilen ganz im Süden der Ibe

18.12.2025Wird die Vuelta 2026 zum Hitzerennen?

(rsn) – So viel Südspanien wie bei der Vuelta 2026 gab es in diesem Jahrtausend noch nicht. Die letzten zehn Etappen der Rundfahrt werden ausnahmslos in Andalusien, der südlichsten Region des Land

18.12.2025Ineos Grenadiers gründen Nachwuchsteam

(rsn) – Das Team Ineos Grenadiers macht es vielen weiteren WorldTour-Rennställen nach und gründet für die kommende Saison ein eigenes Nachwuchsteam. Die Ineos Grenadiers Racing Academy, wie der

18.12.2025Im ersten Jahr voll eingeschlagen: “Macht Hunger auf mehr“

(rsn) – Erfolgreiche Mountainbikerinnen, die auf die Straße in die WorldTour wechseln, sind inzwischen im internationalen Frauenradsport keine Seltenheit mehr. Erstaunlicher hingegen, wenn diese â

18.12.2025Schleck-Brüder bei Lidl – Trek wiedervereint

(rsn) – Andy Schleck wird Teil der Management-Riege des deutschen Teams Lidl – Trek. Wie die Equipe bekanntgab, bekleidet der Tour-de-France-Sieger von 2010 ab sofort die Position des stellvertre

18.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

18.12.2025Raus aus der Komfortzone, rein ins “Wolfpack“

(rsn) – Angesichts von drei Top-Ten-Ergebnissen bei den Frühjahrsklassikern zog Laurenz Rex ein positives Fazit seiner fünften Profisaison, an deren Ende dann noch ein Highlight folgte: Der Belgie

18.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

17.12.2025Vuelta ehrt Froome bei Streckenpräsentation in Monaco

(rsn) – Nachdem die Strecke für die Vuelta a Espana 2026 im Salle des Etoiles in Monaco vollständig vorgestellt war, wurde es nochmal dunkel und die Videowand spielte einige Clips von den Spanien-

17.12.2025Die Vuelta 2026: Alle Etappen von Monaco bis Granada im Detail

(rsn) – Die Vuelta a Espana wird bei ihrer 81. Austragung im Jahr 2026 erneut im Ausland beginnen: Der Startschuss zur dritten Grand Tour der Saison fällt in Monaco vor dem Casino von Monte-Carlo.

17.12.2025Die Trikots der Women´s WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) – 14 Rennställe umfasst die Women's WorldTour in der Saison 2026. Doch wie treten diese 14 Mannschaften im neuen Jahr auf? Welche Farben zieren ihre Trikots, welche Art von Designs werden gew

17.12.2025Wie 2025: Ein Teamzeitfahren und zwei Bergankünfte

(rsn) – Die 84. Ausgabe von Paris-Nizza (2. UWT) beginnt am 8. März 2026 in Achères im Département Yvelines und endet am 15. März mit dem traditionellen Finale rund um den Zielort Nizza. Wegen d

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)