Tirreno: Bauhaus wird Sechster

Jakobsen sprintet von Philipsens Hinterrad zu seinem 40. Sieg

Von Sebastian Lindner

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Fabio Jakobsen (Soudal – Quick Step, li.) hat die 2. Etappe von Tirreno-Adriatico gewonnen. | Foto: Cor Vos

07.03.2023  |  (rsn) – Es fehlte nicht viel zur nächsten Millimeter-Sprintentscheidung der Saison, doch auf der 2. Etappe von Tirreno-Adriatico (2.UWT) hatte Europameister Fabio Jakobsen (Soudal Quick-Step) letztlich die höhere Endgeschwindigkeit und damit zwei, drei Reifenbreiten Vorsprung auf Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), der sich nach 210 Kilometern in Follonica mit Platz zwei begnügen musste.

“Wir haben in diesem Jahr schon viele Foto-Finishs gesehen“, gab Jakobsen im Siegerinterview zu Protokoll. “Ich war mir erst auch nicht sicher, es war wieder sehr eng.“ Dass er überhaupt in den Genuss kam, den Tagessieg zu feiern, hatte er in gewisser Hinsicht auch Philipsen zu verdanken, denn der Belgier war als einziger aufmerksam, als 250 Meter vor dem Ziel Fernando Gaviria (Movistar) zum überraschend frühen Sprint ansetzte. Philipsen schloss die kleine Lücke zum Kolumbianer, der letztlich Dritter wurde, und übersprintete ihn auf den letzten Metern noch genauso wie der spätere Sieger. “Fernando ging früh, sehr früh. Und er war schnell. Ich sprang dann ans Hinterrad von Philipsen und hatte gute Beine“, fasste Jakobsen sein Finale zusammen.

Für den Niederländer war es der 40. Erfolg als Profi. “Alle Siege sind ein besonders gutes Gefühl. Ich hatte nicht den Saisonstart wie letztes Jahr“ - bis März feierte Jakobsen 2022 sechs Siege - “aber die Kondition ist da. Seit dem Crash in Samyn habe ich noch ein paar Schmerzen, aber auf dem Rad geht es. Treppen lasse ich aber aus, da nehme ich lieber den Fahrstuhl“, war der 26-Jährige auch bereits zu Scherzen aufgelegt.“

Vierter wurde Biniam Girmay (Intermarché – Circus – Wanty) vor Juan Sebastian Molano (UAE Emirates) und Phil Bauhaus (Bahrain Victorious), der auf Rang sechs bester Deutscher war. Dylan Groenewegen, dessen Jayco-AlUla-Team den Großteil der Arbeit im Wind verrichtet hatte, verpasste im Finale den richtigen Moment und wurde Siebter vor Simone Consonni (Cofidis) und Bora-hansgrohe-Sprinter Jordi Meeus.

Auftaktsieger Filippo Ganna (Ineos Grenadiers), der mit dem Hauptfeld ins Ziel rollte, verteidigte souverän sein Blaues Trikot als Gesamtführender vor Lennard Kämna (Bora – hansgrohe), der mit 28 Sekunden Rückstand Rang zwei belegt. Auch das Maglia Ciclamino sitzt weiter auf seinen Schultern, wenngleich Jakobsen nun ebenfalls 12 Punkte auf dem Konto hat und es auf der 3. Etappe stellvertretend tragen wird. Das heute erstmals vergebene Bergtrikot wird Stefano Gandin (Corratec) tragen, als bester Jungprofi wird Magnus Sheffield (Ineos Grenadiers) weiter in Weiß unterwegs sein.

So lief das Rennen:

Auf der drittlängsten Etappe der Fernfahrt ließ das Feld, das abgesehen der erkrankten Michael Gogl (Alpecin – Deceuninck) und Andrey Amador (EF Education – EasyPost) sowie Attilio Viviani (Corratec), der gestern nach einem Sturz außerhalb der Karrenzzeit ins Ziel kam, vollständig am Start war, den Regen vom Vortag hinter sich. Mit 14 Grad war es zwar nur wenig wärmer als tags zuvor, und auch der Wind mit Böen über 30 km/h hatte sich kaum beruhigt, doch insgesamt waren die Bedingungen deutlich angenehmer als beim verregneten Auftakt.

Die vier Italiener Davide Bais, Mirco Maestri (beide Eolo – Kometa), Stefano Gandin und Alessandro Iacchi (beide Corratec) sowie der Schweizer Roland Thalmann (Tudor) nutzten gleich direkt die ansteigenden ersten Rennkilometer, um sich maximal auf etwas mehr als vier Minuten abzusetzen.

Das Profil der 2. Etappe von Tirreno-Adriatico | Foto: RCS Sport

Ihr Hauptziel erreichten die Ausreißer bereits kurz vor der Rennhälfte. An der Bergwertung Castellina Marittima wurden die ersten und einzigen Punkte für das Bergtrikot vergeben. Gandin war der erste an der Kuppe und wird damit morgen im Bergtrikot unterwegs sein. Er sicherte sich auch rund 30 Kilometer später den Zwischensprint, ehe er sich ins Hauptfeld zurückfallen ließ. Zuvor hatte das bereits Bais getan.

Nachdem das verbliebene Trio 60 Kilometer vor dem Ziel keine Minute Vorsprung mehr hatte, nahmen Jayco AlUla und Soudal Quick-Step wieder Tempo raus, um die Gruppe nicht zu früh zu stellen. Kurz nach der ersten Zieldurchfahrt, an die sich noch eine 21-Kilometer-Runde anschloss, wurden die Ausreißer dann letztlich doch gestellt, so dass das Feld, an dessen Spitze sich nun alle Sprinterteams drängten, geschlossen ins Finale ging.

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