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05.03.2023 | (rsn) - Auch die 17. Ausgabe von Strade Bianche (1.UWT) bot spektakuläre Bilder und spannenden Radsport. Mit einem Solo von 23 Kilometern holte sich Tom Pidcock nach 184 Kilometern, von denen 63 über die berühmten Schotterpisten führten, in Siena einen souverän herausgefahrenen Sieg.
Hier sind die Antworten zu den fünf Fragen, die wir zum Rennen gestellt hatten:
Wie startet Mathieu van der Poel in die Straßensaison?
Solide, aber ohne echte Chance im Kampf um einen möglichen zweiten Sieg in Siena. Als Pidcock bereits 52 Kilometer vor dem Ziel im längsten der elf Sektoren attackierte, verpasste van der Poel den Zug und als er am Ende des Sektors in die Offensive ging, konnte er sich nicht lösen. Offensichtlich fehlte dem fünfmaligen Cross-Weltmeister die Kraft, um an diesem Tag bei den Besten mitzuhalten. Schließlich erreichte van der Poel in der ersten größeren Verfolgergruppe auf Platz 15 das Ziel.
Danach zeigte sich der 28-Jährige jedoch alles andere als enttäuscht von seiner Vorstellung und verwies darauf, dass die Pause zwischen der Cross-WM in Hoogerheide und seinem Start in die Straßensaison kurz gewesen sei. Bei Tirreno-Adriatico (6. – 12. März) will van der Poel weiter an seiner Form feilen. Dort wird er übrigens auf seinen großen Konkurrenten Wout Van Aert (Jumbo – Visma) treffen, der wegen den Folgen einer Erkrankung im Trainingslager auf Strade Bianche verzichtet hatte, weil er sich im Kampf um den Sieg chancenlos sah.
Im Jahr 2021 holte sich Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck) souverän den Sieg bei Strade Bianche. Diesmal war der Niederländer auf Rang 15 chancenlos. | Foto: ASO
Wozu ist Lennard Kämna nach seiner Corona-Erkrankung in der Lage?
Der Bora-Profi lieferte bei der Jagd über die Schotterpisten eine solide Vorstellung ab, wurde aber von einem Platten kurz vor Sektor 6 zurückgeworfen. Nach einer Aufholjagd gelang Kämna zwar noch der Anschluss an die große Verfolgergruppe, aber an eine Spitzenplatzierung war nicht mehr zu denken: Der 26-Jährige musste sich mit Rang 28 auf der Piazza del Campo begnügen, worüber Kämna aber nicht enttäuscht war. Mit seiner Form zeigte er sich vielmehr zufrieden. Die kann er wie van der Poel schon bei der Fernfahrt Tirreno-Adriatico (6. – 12. März) unter Beweis stellen, wo sich ihm einige Chancen auf ein Spitzenergebnis bieten werden.
Ist Julian Alaphilippe nach einer schwächeren Saison 2022 wieder der alte?
Nimmt man seinen Auftritt bei Strade Bianche als Maßstab, liegt noch viel Arbeit vor dem zweimaligen Weltmeister, um wieder in die Verfassung zu kommen, die ihn über Jahre hin zu einem der weltbesten Profis machte. Alaphilippe war praktisch das ganze Rennen über unsichtbar und belegte mit fast sechs Minuten Rückstand auf Pidcock schließlich den indiskutablen 43. Platz – womit er aber immer noch bester Fahrer seines Teams Soudal Quick-Step war. Der Sieg bei der Faun-Ardèche Classic (1.Pro) vor Wochenfrist – wenn auch gegen erstklassige Konkurrenz eingefahren – war wohl nicht mehr als eine Momentaufnahme.
Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) wurde durch einen Platten im ungünstigen Moment aus dem Tritt gebracht, startete danach eine Aufholjagd, die ihn aber nicht mehr in die Nähe der Spitze brachte. | Foto: Cor Vos
Setzt Jumbo – Visma seinen Erfolgslauf vom Openingsweekend fort?
Auch bei Strade Bianche musste das Team noch auf Superstar Wout Van Aert verzichten. Für den Belgier sollten Kuurne-Sieger Tiesj Benoot und Neuzugang Attila Valter in die Bresche springen. Das Duo enttäuschte die Erwartungen nicht, verpasste aber ebenso wie die anderen Favoriten Pidcocks vorentscheidende Attacke 52 Kilometer vor dem Ziel und mühte sich danach vergeblich, den Briten noch zu stellen. Auf gutem Weg schien Benoot, der sich mit einem entschlossenen Antritt gut 20 Kilometer vor dem Ziel auf die Verfolgung machte.
Doch dann war es ausgerechnet sein Teamkollege Valter, der ein Trio wieder an den Belgier heranführte. Danach schien es mit der Harmonie zwischen den beiden Jumbo-Profis vorbei zu sein. Auch wenn es Benoot sieben Kilometer vor dem Ziel nochmal probierte, konnte er Pidcock nicht mehr gefährden. Imponierte Jumbo – Visma beim Openingsweekend noch mit einer herausragenden Mannschaftsleistung, gaben Benoot und Valter den möglichen Sieg in der Toskana durch mangelnde Abstimmung aus der Hand. Valter entschuldigte sich übrigens nach dem Rennen bei seinem Teamkollegen für seinen Fehler und versprach Besserung.
Mit Tiesj Benoot (li.) und Attila Valter (re.) brachte Jumbo – Visma zwar auch bei Strade Bianche zwei Fahrer unter die besten Fünf. Doch diesmal lief die teaminterne Abstimmung nicht nach Plan. | Foto: Cor Vos
Ist Strade Bianche ein Rennen für Kletterer oder Klassikerspezialisten?
Holte sich im vergangenen Jahr mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) noch ein Kletterer von Weltklasseformat den Sieg in Siena, so setzte sich bei der 17. Ausgabe mit Pidcock ein Fahrer durch, der sich auf den Schotterpisten besonders wohl fühlt. Und auch auf den weiteren Podiumsplätzen landeten mit Valentin Madouas (Groupama – FDJ) und Benoot zwei Profis, die im Hochgebirge nicht zu den Allerbesten zählen. Beste Kletterspezialisten waren diesmal Pello Bilbao (Bahrain Victorious / 7.) und Davide Formolo (UAE Team Emirates / 9.).
Das Pendel scheint sich also wieder denjenigen Klassikerspezialisten zuzuneigen, die über ausgewiesene Kletterqualitäten verfügen. In diese Katagorie fällt übrigens auch Pogacar, der mit seinen Siegen bei Lüttich-Bastogne-Lüttich und Il Lombardia bereits bewiesen hat, dass er auch bei den topografisch schweren Eintagesrennen nur schwer zu bezwingen ist.
Mit einem langen Solo stürmte der frühere Cross-Weltmeister Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) zum Triumph bei Strade Bianche und zeigte dabei, was bei dem Rennen besonders gefragt ist: neben explosiven Kletterfähigkeiten und Gravel-Qualitäten vor allem Durchhaltevermögen. | Foto: Cor Vos
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