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21.07.2022 | (rsn) – Grün ist ist bei dieser Tour de France auch am Berg Trumpf. Ob die Höhenluft, nimmermüde Beine oder der Belgische Nationalfeiertag – irgendetwas hat Wout Van Aert (Jumbo – Visma) auf der 18. Etappe gewaltig beflügelt. Schon vom Start weg mischte sich der Belgier, überlegener Führender der Punktewertung, nicht nur unter die Ausreißer, sondern war maßgeblich daran beteiligt, dass sich die Gruppe des Tages bildete. Das war nach rund 60 Kilometern und hartem Kampf der Fall - und mittendrin war der Alleskönner der niederländischen Equipe.
___STEADY_PAYWALL___Im taktischen Geflecht seiner Mannschaft sollte er als schneller Abfahrer vor allem auf dem Weg vom Col de Spandelles bis zum Beginn des Anstiegs nach Hautacam seinem Kapitän Jonas Vingegaard zur Seite stehen, falls dieser ihn nach einer erwarteten Attacke von Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) benötigen würde. Doch es kam völlig anders und trotzdem wurde Van Aert seiner Rolle gerecht.
Zuerst aber sammelte der Belgier die vollen Punkte beim Zwischensprint, um seinen Vorsprung auf die Kontrahenten weiter auszubauen. Mehr als doppelt so viele Zähler wie sein nächster Verfolger hat Van Aert bereits und wird in Paris in Grün ankommen. Dann warteten drei harte Pyrenäenanstiege, bei denen sich der 27-Jährige noch als bester Kletterer der Ausreißer erwies. Schlussendlich nahm er gemeinsam mit Daniel Martinez (Ineos Grenadiers) und Thibaut Pinot (Groupama FDJ) den letzten Anstieg nach Hautacam als Spitze des Rennens in Angriff.
Vorentscheidende Beschleunigung für Vingegaard
Und hätten seine Teamkollegen Tiesj Benoot und Sepp Kuss im Kampf für Vingegaard nicht ein so hohes Tempo angeschlagen, um Pogacar keine Möglichkeit zum Angriff zu bieten, dann hätte Van Aert womöglich noch die Bergetappe gewonnen. So wurde er aber fünf Kilometer vor dem Ziel eingeholt, übernahm dann aber gleich die Rolle des ausscherenden Kuss und sorgte mit einer Beschleunigung für die Vorentscheidung im Kampf um das Gelbe Trikot.
Denn ausgerechnet jene Verschärfung sorgte dafür, dass Pogacar das Hinterrad von Vingegaard nicht mehr halten konnte. Der Däne schaltete sofort in den Offensivmodus, ließ seinen Helfer stehen und raste zum Etappensieg, der wohl auch den Gewinn der Tour-Gesamtwertung bedeutet.
"Als ich gehört habe, dass Pogacar zurückfällt, habe ich alles gegeben, was noch in meinem Körper steckte. Danach konnte Jonas alleine in die letzten Kilometer gehen", sagte Van Aert, der dann sogar noch Etappendritter wurde. Jubelnd überfuhr er den Zielstrich in Hautacam, bereits wissend, dass der Toursieg dem Team im dritten Anlauf nun endlich gelingen wird.
Ein Test für einen möglichen Versuch als Gesamtwertungsfahrer?
"Es war verrückt… einer der unglaublichsten Tage meiner Karriere. Ich bin Dritter geworden. Vielleicht war das ein guter Test, um zu wissen, ob ich eines Tages auch das Gelbe Trikot ins Auge fassen kann", jubelte Van Aert im Ziel und sprach damit erstmals an, dass er in Zukunft vielleicht sogar eine Option für die Gesamtwertung sein könnte.
Mit Miguel Indurain hat Anfang der Neunziger Jahre schon ein Fahrer mit einer ähnlichen Statur das Rennen mehrmals gewonnen. Doch der Spanier ist mit dem Belgier nur anhand der physischen Werte vergleichbar, der Rennstil ist komplett anders. "Wenn man einen Fahrer wie Wout Van Aert im Team hat, dann kann man ihm nicht sagen, dass er nur für die Teamkollegen fahren soll und nicht eigenen Ambitionen nachgehen darf", schilderte Jumbo-Sportdirektor Grischa Niermann die Freiheiten, die Van Aert genießt.
Doch trotz der vielen Attacken fuhr er nicht nur für sich und sein Ego. "Wenn man ihn dann sieht, wie er da im Grünen Trikot fährt, was für ein toller Teamkollege er ist, dann ist das unglaublich. Ein Fahrer wie Van Aert ist einmalig", meinte Niermann abschließend.
Sowohl als Helfer als auch als Punktesammler und Etappenjäger war Van Aert bislang eine Klasse für sich. Und wird es sicher noch bleiben. Auf den verbleibenden Tagesabschnitten warten entweder ein Ausreißercoup oder ein Sprint, ein Zeitfahren und das Finale auf den Champs-Elysées. Alles das kommt dem Jumbo-Alleskönner entgegen, also könnten, wenn alles passt, sogar noch drei Etappensiege drin sein
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