Slowene will die Tour-Gesamtwertung noch drehen

Landete Pogacar mit drittem Etappensieg einen Wirkungstreffer?

Von Peter Maurer

Foto zu dem Text "Landete Pogacar mit drittem Etappensieg einen Wirkungstreffer?"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Jonas Vingegaard (Jumbo - Visma) | Foto: Cor Vos

20.07.2022  |  (rsn) – Der Dominator der letzten Jahre, Tadej Pogacar (UAE Team Emirates), ist bei dieser Tour de France arg gebeutelt. Zwar hatte der Slowene nur einen schlechten Tag, wo er am Col du Granon in den Alpen fast drei Minuten auf seinen direkten Kontrahenten Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) verlor, dennoch haben Verletzungen und Covid-Erkrankungen seine Mannschaft halbiert. Aktuell verfügt der 23-Jährige nur mehr über drei Helfer, was ihn aber nicht hinderte, auf der 17. Etappe nochmals voll zum Angriff durchzustarten.

Der Däne Mikkel Bjerg und der US-Amerikaner Brandon McNulty zerlegten dabei am vorletzten Anstieg, dem Col de Val Louron, das Feld der Favoriten komplett, lediglich Vingegaard schaffte es als einziger Fahrer, am kleinen Zug von UAE über den Berg zu kommen. Schlussendlich krönte der Slowene am Flugfeld von Peyragudes die starke Teamleistung mit dem Etappensieg, mehr als vier Bonussekunden konnte er aber nicht auf seinen Kontrahenten herausfahren.

Trotzdem zog er eine positive Bilanz der Aktion. "Der Effekt des Angriffes war, dass wir nun im Team eine noch bessere Stimmung haben, auch wenn wir nur mehr zu viert sind. Das kann die Dynamik des Rennens nochmals ändern, denn wir gehen optimistisch in die morgige Etappe", erklärte der zweifache Gesamtsieger, der auch für den Donnerstag einen ähnlichen Verlauf versprach: “Wir werden es wieder hart machen und hoffen Zeit zurückzugewinnen.“

Doch der Titelverteidiger ist sich bewusst, dass für seine Mannschaft das Rennen alles andere als optimal verlief. Zwar hatte der Kapitän nur einen schwachen Tag, aber durch positive Coronatests verlor er nicht nur Sportdirektor Matxin Joxean Fernandez, sondern auch seine Teamkollegen George Bennett und Vegard Stake Laengen. Vor zwei Tagen flog dann Marc Soler durch die Karenzzeit, vor der 17. Etappe musste dann Rafal Majka aufgrund einer Verletzung die Segel streichen.

"Irgendwas hat immer nicht gepasst bislang. Würde die Tour für uns normal laufen, wären wir die stärkste Mannschaft", blickte Pogacar auf die bislang 50-prozentige Ausfallquote, die sein Team ereilte. "Aber wir werden noch einmal alles geben", versprach er dann. Den Traum vom dritten Sieg in Folge hat der junge Slowene noch nicht aufgegeben.

Umgekehrte Psychologie zur Verstärkung des Etappensieges

Warum auch, er ist mit Vingegaard absolut auf Augenhöhe und auch der Däne könnte noch einen schlechten Tag haben. Auf der 17. Etappe brachte Pogacar ihn sicherlich an seine Grenzen, wurde ihn aber nicht los. "Hätte ich noch mehr Teamkollegen mitgehabt, wäre es noch härter geworden und wir hätten ihn aufgeweicht", ist sich der Slowene sicher.

Bei der Pressekonferenz nach seinem Etappensieg fachte er dann auch das über den gesamten Tourverlauf lodernde Psychospielchen zwischen ihm und dem aktuellen Träger des Maillot Jaunes wieder an. "Je schwieriger das Rennen ist, desto besser ist es für mich", ließ er die Journalisten wissen und verwendete jene Floskel, mit der Vingegaard seinen Erfolg am Col du Granon beschrieb.

Drei Etappensiege sind 2022 noch nicht genug

Und das Duell der beiden Giganten der bisherigen Tour wird auch nach dem Donnerstag noch nicht beendet sein. Denn bis zum Zeitfahren am vorletzten Tag wird das Rennen offenbleiben, falls Vingegaard seinen Vorsprung nicht noch weiter erhöht. Auch wenn das Duo auch im Kampf gegen die Uhr auf gleichem Niveau sein wird, so darf Vingegaard den Titelverteidiger nie abschreiben.

Mit 23 und 25 Jahren liegen noch viele gute Jahre vor Pogacar und Vingegaard. Die beiden könnten auch in den nächsten Austragungen der Frankreich-Rundfahrt die dominierenden Figuren sein. "Ich kann nicht die Zukunft vorhersagen. Jonas hat sich entwickelt, ich auch. Wenn wir so weitermachen, dann kann man dieses Duell immer wieder erwarten in den nächsten Jahren. Aber es werden auch andere kommen und uns herausfordern", erklärte der Slowene dazu. In Peyragudes feierte er seinen dritten Etappensieg in diesem Jahr, genau so viele wie 2020 und 2021. Damals genügte das für den Gesamtsieg, 2022 muss er wohl noch nachlegen.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

28.11.2025Sixdays-Legende kehrt zurück: Levy startet in Berlin

(rsn) – Rund drei Jahre nach seinem Abschied vom Berliner Sechstagerennen kehrt Maximilian Levy nochmals auf die Bahn zurück. Der gebürtige Berliner wird bei der nunmehr unter dem Namen Sixdays We

28.11.2025Intermarché-Lotto-Fusion: Trotz Verzögerungen auf gutem Weg

(rsn) – Am 15. Dezember wird der Radsportweltverband UCI die Namen derjenigen Teams veröffentlichen, die für die den nächsten Dreijahreszyklus (2026 – 2028) mit WorldTour-Lizenzen ausgestattet

28.11.2025Auch Flanders Classics gegen ein allgemeines Eintrittsgeld

(rsn) – In der Diskussion um einen mögliches Eintrittsgeld bei Radrennen hat sich nun auch Flanders Classics zu Wort gemeldet. Wie bereits der Radsportweltverband UCI und die ASO reagiert der Veran

28.11.2025Intermarché verabschiedet Girmay mit emotionalem Video

(rsn) – Alle Zeichen deuteten schon seit einiger Zeit daraufhin, dass Biniam Girmay nach der Fusion von Intermarché – Wanty und Lotto nicht zum neuen Aufgebot gehören wird. Der Eritreer selbst h

28.11.2025Äthiopische WM-Siebte Kahsay Kiros zum Canyon-Nachwuchsteam

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

28.11.2025Einer geschmeidigen Saison folgt nun die Masterarbeit

(rsn) - Neues Jahr, neues Team – das war in der Vergangenheit bei Miguel Heidemann nur allzu oft der Fall. Ungewollt, freilich. Und so auch im letzten Winter. Erst im Februar war er bei Rembe – ra

28.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

27.11.2025Mit guten Beinen in Kigali zu WM-Silber

(rsn) – Auf der Liste mit den großen Überraschungen des Jahres 2025 muss Jan Huber (Remax Racingteam) unbedingt vermerkt sein. Denn der 20-jährige Schweizer war vor der Saison ein unbeschriebenes

27.11.2025In Abu Dhabi künstlicher Anstieg zu Pogacars Gunsten?

(rsn) – Wer gedacht hat, dass die Straßen-WM in Abu Dhabi 2028 zu einer Angelegenheit für die Sprinter werden würde, könnte sich getäuscht haben. Wie die spanische Sportzeitung Marca in Erfahru

27.11.2025Hat Lipowitz bereits Langzeitvertrag bei Red Bull unterschrieben?

(rsn) – Wie die belgische Zeitung Het Laatste Nieuws berichtete, bemühe sich das ab 2026 mit deutscher Lizenz ausgestattete Team Lidl – Trek um eine Verpflichtung von Florian Lipowitz zur Saison

27.11.2025Del Toro Mexikos Sportler des Jahres

(rsn) – Isaac Del Toro ist in Mexiko zum Sportler des Jahres gewählt worden. Der Profi von UAE – Team Emirates – XRG feierte in der abgelaufenen Saison nicht weniger als 18 Siege, nur sein Team

27.11.2025“Schwer erkrankt“: Lefevere mehr als drei Wochen in der Klinik

(rsn) – Der langjährige Soudal-Quick-Step-Teammanager Patrick Lefevere war nach eigenen Worten “schwer erkrankt“ und musste 24 Tage im AZ Delta Krankenhaus in Roeselare verbringen. Wie der Belg

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)