RSNplusAngriffslustig in die letzte Tour-Woche

Pogacars Plan: “Attackieren, wo immer es geht“

Von Tom Mustroph aus Carcassonne

Foto zu dem Text "Pogacars Plan: “Attackieren, wo immer es geht“"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) will in der letzten Tour-Woche noch das Weiße gegen das Gelbe Trikot tauschen | Foto: Cor Vos

18.07.2022  |  (rsn) - Ausgeruht und gut gelaunt blickte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) in die Kamera, die ihn zur Video-Pressekonferenz am Ruhetag aufnahm. Der Slowene zeigte sich nicht geknickt, dass er im Gesamtklassement der 109. Tour de France hinter Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) platziert ist. “Hey, es ist nicht das erste Mal in meinem Rennfahrerleben, dass ich zurückliege“, sagte er lachend in die Kameras.

Gut, bei Grand Tours kann man sich an Rückstand von Pogacar kaum erinnern, so dominant wirkte er. Aber er scheint seine Schlappe auf der 11. Etappe dieser Frankreich-Rundfahrt verwunden zu haben. So ganz wollte er nicht zugeben, dass er sich auf dem Weg zum Col du Granon schlecht verpflegt hatte.

___STEADY_PAYWALL___Aber einen Mangel an Energie verspürte er doch. “Primoz (Roglic) und Vingegaard haben an dem Tag abwechselnd attackiert. Ich musste also doppelte Arbeit leisten. Und am Ende habe ich mich leer gefühlt, habe gegeben, was ich konnte, aber das reichte eben nicht aus“, sagte er rückblickend. Kraft habe er an diesem Tag allerdings durch den Zuspruch der Zuschauer verspürt. “Und am nächsten Tag, bei l’Alpe-d’Huez, war alles schon fast vergessen“, meinte er munter.

Pogacar vor Vingegaard: Dieses Szenario möchte der Slowene in Paris nach drei Wochen Tour de France noch wahr werden lassen. | Foto: Cor Vos

Etwas Optimismus zog er aus der Tatsache, dass Jumbo – Visma am Sonntag auf der 15. Etappe gleich zwei Fahrer verloren hat. “Ja, von der Anzahl her haben beide Teams jetzt sechs Fahrer. Da herrscht also Gleichstand. Wir haben es auch gemerkt, als Vegard Laengen und Bennett ausgefallen sind. Jumbo wird einen ähnlichen Verlust jetzt auch spüren“, sagte er. Seinen dänischen Rivalen sieht er dennoch in der Vorhand: “Er hat mehr als zwei Minuten Vorsprung, also ist er der Favorit für Gelb in Paris“, meinte er über Vingegaard.

Pogacar will Zeit gut machen, wo immer es geht

Auf seine Zeitfahrstärke allein will sich Pogacar nicht verlassen. Auf die Frage von radsport-news.com, mit wieviel Rückstand er beruhigt in das Zeitfahren am Samstag gehen würde, sagte er: “Mit gar keinem Rückstand. Jonas ist ein starker Zeitfahrer, und ich will mich nicht darauf verlassen, ob ich eine halbe Minute oder zwei Minuten gutmachen kann. Das ist viel zu riskant.“

Deshalb lautet sein Rezept nicht nur für die anstehenden Pyrenäen-Etappen auch: “Attackieren, wo immer es geht“. Als ein “alles oder nichts“ wollte er das aber nicht verstanden wissen. “Es handelt sich immer noch nur um ein Radrennen. Ich habe es zwei Mal gewonnen und auch ein zweiter Platz in Paris wäre nicht schlecht“, meinte Pogacar gelassen.

Aber natürlich peilt er die oberste Podeststufe an. Auf Hilfe von Ineos Grenadiers will er sich dabei allerdings nicht verlassen. “Wir machen als Team unseren Plan und versuchen den auch umzusetzen“, machte er deutlich. Ineos-Kapitän Geraint Thomas lag also richtig mit seiner Vermutung, dass Pogacar ihn nicht des Nachts für Koalititionssondierungen anrufen wird.

Nach dem Ausfall von Primoz Roglic und Steven Kruijswijk verfügt Jonas Vingegaard auch nur noch über fünf Helfer. | Foto: Cor Vos

Vielmehr will der 23-Jährige selbst alles versuchen, von frühen Attacken bis hin zu Lastminute-Sprints an der Ziellinie. Auch die will er weiter fahren. Auf die Frage, wieviel Kraft er bei diesen Sprints vergeude, antwortete er wie ein richtiger Racer: “Wir fahren Radrennen. Und die gehen nun mal bis zum weißen Strich.“

Diese Haltung ist bemerkenswert. Pogacar sollte man nicht abschreiben, nicht vor den Pyrenäen und erst recht nicht vor dem Zeitfahren. Da könnte er, anders als er es selbst einschätzt, tatsächlich einen kleinen Vorteil gegenüber Vingegaard haben. Wie man bei Zeitfahren eine Tour noch umstürzt, weiß er am besten. 2020 ging auf diese Art sein Stern auf, als er am vorletzten Tag an der Planche des Belles Filles seinem Landsmann Primoz Roglic (Jumbo – Visma) sensationell noch das Gelbe Trikot abnahm.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

28.04.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

28.04.2025Red Bull beendet enttäuschende Klassiker-Saison

(rsn) – Quizfrage: Seit dem Openingsweekend gab es 15 Eintagesrennen im UCI-Kalender. Wie viele Top-Ten-Ergebnisse fuhren Fahrer vom Team Red Bull - Bora - hansgrohe ein? Es sind fünf, darunter ab

28.04.2025Erster Profisieg für Del Grosso bei Türkei-Rundfahrt

(rsn) – Tibor del Grosso (Alpecin – Deceuninck) hat die 2. Etappe der Tour of Turkey (2.Pro) über 167 Kilometer von Kemer nach Kalkan gewonnen. Für den 21-jährigen Niederländer war es der ers

28.04.2025Neben Evenepoel: Almeida ist das heißeste Eisen in der Schweiz

(rsn) – Die Tour de Romandie (2.UWT) als Generalprobe für den Giro d'Italia? Das war einmal. Kaum einer der Favoriten für die Gesamtwertung der Italien-Rundfahrt geht im französischen Teil der Sc

28.04.2025Giro d’Italia verkündet Besonderheit bei Zwischensprints

(rsn) – Beim Giro d’Italia 2025 (2.UWT) wird es pro Etappe nur einen Zwischensprint geben, der Bonussekunden für die Gesamtwertung bereithält. Wie die Organisation RCS nun bekanntgab, wird diese

28.04.2025Zwei Zeitfahren und Königsetappe auf 2000 Meter

(rsn) – Viele Zeitfahren und noch mehr Rundkurse: Die Tour de Romandie (2.UWT) bleibt dem in den letzten Jahren eingeschlagenen Kurs treu. Insgesamt stehen 683 Kilometer auf dem Programm, auf denen

28.04.2025Evenepoel nach Einbruch: “Ich bin kein Roboter“

(rsn) – Es war alles angerichtet für das große Duell bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT). Olympiasieger gegen Weltmeister, die beiden Sieger der vergangenen vier Jahre gegeneinander, Remco Ev

28.04.2025Le Court: “Wusste nicht, ob sie meine Hymne spielen können“

(rsn) – Knapp 1,25 Millionen Einwohner leben auf Mauritius, einer Insel in den Maskarenen im Indischen Ozean. Als Traumdestination für Strandurlauber bekannt, ist das afrikanische Land aber eher ei

28.04.2025Highlight-Video des 111. Lüttich-Bastogne-Lüttich

(rsn) - Tadej Pogacar (UAE - Emirates - XRG) lieferte bei Lüttich-Bastogne-Lüttich (1.UWT) nahezu eine Kopie des Rennens aus dem Vorjahr. Wie damals griff er an der Cote de la Redoute 35 Kilometer

28.04.2025Highlight-Video des 9. Lüttich-Bastogne-Lüttich der Frauen

(rsn) - Kimberley Le Court (AG Insurance - Soudal) ist die erste Siegerin eines Radsports-Monuments aus Mauritius. Die 29-Jährige setzte sich bei Lüttich-Bastogne-Lüttich nach 153 Kilometern im Sp

28.04.2025Tour de Romandie im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) - Die Tour de Romandie (2.UWT) hält traditionell für jeden Fahrertyp etwas bereit. Ob Kletterer oder Zeitfahrspezialisten, Sprinter oder Klassikerjäger - sie alle bekommen bei der sechstägig

27.04.2025Pogacar: “Bis jetzt lief ja alles nach Wunsch“

(rsn) – Mit seinem Sieg bei Lüttich-Bastogne-Lüttich egalisierte Tadej Pogacar (UAE Team Emirates – XRG) nicht nur eine weitere Bestmarke von Eddy Merckx, dem als bisher einzigen Fahrer das Dou

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour du Bénin (2.2, 000)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of Bostonliq (2.2, UZB)
  • Presidential Cycling Tour of (2.Pro, TUR)