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17.07.2022 | (rsn) - Das ist Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) nicht gewohnt. Immer, wenn der Slowene antrat, folgte ihm ein gelber Schatten den Berg hinauf. Was er auch unternahm, Jonas Vingegaard (Jumbo – Visma) ließ sich nicht abschütteln! Nutzt der Däne die Sky-Taktik für den Sieg in Paris?
Zu Zeiten von US Postal und Sky reichte meist ein Angriff, um die Tour de France zu gewinnen. In der Regel fuhr der jeweilige Kapitän an der ersten Bergankunft einen Vorsprung heraus und verteidigte ihn dann. Auch der fünfmalige Tour-de-France-Sieger Miguel Indurain, der die Abstände aber im Zeitfahren einfuhr, war so erfolgreich.
Auch im Schlussanstieg der 14. Etappe hinauf zum Flughafen von Mende konnte er den Dänen nicht abschütteln. | Foto: Cor Vos
Vingegaard ist nach zwei Dritteln der Rundfahrt in der komfortablen Situation, nur noch verteidigen zu müssen, nachdem er mit Hilfe seines Teams die gesamte 11. Etappe zu einem Überraschungsangriff genutzt und Pogacar auf dem Weg von Albertville hinauf zum Col du Granon zuerst isolierte und dann distanzierte, um ihm am Schluss 2:51 Minuten und das Gelbe Trikot abzunehmen.
 "Wir hofften, dass Mittwoch (zum Col du Granon) der Tag war, an dem wir Pogacar angreifen konnten. Davon, dass es so funktionieren würde, konnten wir nur träumen; aber erwarten konnten wir es nicht. Es war eine Meisterleistung aller Fahrer“, kommentierte Sport-Direktor Grischa Niermann gegenüber radsport-news.com das Husarenstück.
___STEADY_PAYWALL___Am Tag danach hinauf ins legendäre Alpe d’Huez versuchte Vingegaard - ganz nach Sky-Manier - nicht, noch einen drauf zu setzen. Das lag aber nicht daran, dass er nicht gekonnt hätte. "Wir hatten nicht vor, nach Alpe d’Huez Zeit rauszufahren, sonst wären wir anders angetreten“, begründete Niermann, warum sein Schützling Pogacars Attacken nur pariert hatte.
Konkurrenten aber keine Feinde: Pogacar und Vingegaard. | Foto: Cor Vos
Auch während der 14. Etappe von St. Etienne nach Mende startete der 25-Jährige keinen einzigen eigenen Angriff. Fast schon provozierend einfach ging Vingegaard aber alle Attacken des zweimaligen Toursiegers Pogacar mit. "Ich meine, er hat einige gute Angriffe gemacht. Ich habe auch erwartet, dass er es heute versuchen würde, aber ich konnte folgen und ich bin froh darüber", erklärte der Spitzenreiter in der täglichen Pressekonferenz des Gelben Trikots.
Nur einmal hatte Jumbo – Visma spät reagiert, als Pogacar schon zwölf Kilometer nach dem Start im ersten Anstieg angriff. "Ich war von seiner frühen Attacke nicht überrascht, aber ich war etwas zu weit hinten im Feld, um direkt auf ihn reagieren zu können. Am Ende musste ich selbst eine kleine Lücke schließen, aber es ist mir gelungen und das hat mich nicht allzu viel Kraft gekostet“, sagte Vingegaard.
 "Am Anfang bin ich einfach mitgegangen, als Wout Van Aert versuchte, zu Fluchtgruppe zu gelangen. Aber Jumbo hat eine starke Mannschaft, die das nicht zuließ“, begründete Pogacar seinen frühen ersten Versuch, der wohl eher ein Ausrufezeichen sein sollte nach dem Motto: "Seht, ich bin noch da!“
Dank der Vorarbeit seines gesamten Teams konnte Vingegaard am Col du Granon seinen Vorsprung herausfahren. | Foto: Cor Vos
Ernst gemeint waren seine beiden Attacken später im 10,2 Prozent steilen Schlussanstieg zum Flughafen oberhalb von Mende. "Mein Plan war, am letzten Berg alles zu geben“, gestand der 23-Jährige später im Ziel. "Für mich ist das besser (zu attackieren,). Aber heute war der Anstieg zu kurz. Die Beine sind da und die Hitze ist kein Problem“, kündigte Pogacar weitere Attacken an.
Vingegaard, könnte ihm weiter einfach als gelber Schatten folgen. Doch es ist nicht der Plan von Jumbo – Visma, bei der Sky-Taktik zu bleiben. "Man hat gesehen, dass wir die stärkste Mannschaft berghoch haben. Das muss nicht immer so sein, vielleicht greifen wir bald wieder an. Wir haben ein Team, das das Rennen auf jedem Terrain bestimmen kann“, schloss aber auch Niermann gegenüber radsport-news.com weitere Angriffe nicht aus.
Vor dem Zeitfahren am kommenden Samstag ist Niermann deshalb auch nicht bange. Im vergangenen Jahr belegte Vingegaard mit 32 Sekunden Abstand zu seinem siegreichen Teamkollegen Van Aert den dritten Platz. Pogacar (+0:57) wurde nur Achter. Damals musste der Däne aber angreifen, der Slowene nur verteidigen. Vielleicht hätte er auch schneller fahren können?
Doch Vingegaard hat nicht vor, das zu testen: "Im Moment scheint der Abstand zwischen ihm und mir ziemlich groß zu sein. Aber am Ende steht ein langes Zeitfahren an, da kann viel passieren. Also, wenn die Chance da ist, werde ich ihn (vorher) angreifen", kündigte er an.
Der Moment des Triumphs: Mit seinem 8. Platz im abschließenden Zeitfahren von St. Emilion sicherte sich Pogacar letztes Jahr seinen zweiten Tour-Sieg in Folge. | Foto: Cor Vos
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