RSNplusNach Sturz im Finale der 6. Etappe

Schachmann und Kämna retten Vlasovs Tour-Chancen

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Schachmann und Kämna retten Vlasovs Tour-Chancen"
Aleksandr Vlasov (Bora - hansgrohe) im Ziel der 6. Tour-Etappe | Foto: Sprintcyclingagency

07.07.2022  |  (rsn) - Bora - hansgrohe und sein Kapitän Aleksandr Vlasov sind auf der schweren 6. Etappe der Tour de France mit einem blauen Auge davon gekommen. Fünf Sekunden büßte der Russe nach 220 Kilometern von Binche nach Longwy auf die meisten seiner Konkurrenten um Tagessieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ein, doch es hätte auch viel schlimmer kommen können.

___STEADY_PAYWALL___ Denn 8,8 Kilometer vor dem Ziel der längsten Tour-Etappe dieses Jahres touchierte Vlasov nach einer scharfen Kurve das Hinterrad seines Vordermannes, nachdem er einem Fahrbahnteiler ausweichen wollte und ging zu Boden. Und der Weg ins Ziel war nur noch kurz und hart. Sechs Kilometer vor dem Ziel wartete die im Schnitt 12,3 Prozent steile Cote de Pulventeux, der nach einer Abfahrt noch der 1600 Meter lange und rund sechs Prozent steile Schlussanstieg nach Longwy folgte.

Lennard Kämna (Bora – hansgrohe) brachte seinen Kapitän Aleksandr Vlasov nach dessen Sturz im Finale der 6. Tour-Etappe wieder an die Favoritengruppe heran. | Foto: Sprincyclingagency

Entsprechend groß war die Aufregung bei Bora - hansgrohe, doch mit einem cleveren Plan konnten die Raublinger den Schaden minimal halten. Mit der Unterstützung des Österreichischen Meisters Felix Großschartner schaffte es Vlasov schnell wieder aufs Rad, kurz darauf übernahm Maximilian Schachmann die Nachführarbeit, ehe Lennard Kämna im steilen Anstieg auf seinen Kapitän wartete und Vlasov wieder ins Feld fuhr.

Aldag: "Das Team hat superschnell reagiert"

"Das Team hat superschnell reagiert und einen super Job gemacht, um ihm wieder zurückzubringen. Ich denke, wir haben alles richtig gemacht und am Ende den Tag noch gerettet", sagte Sportdirektor Rolf Aldag, und Kämna bestätigte: "Wir haben es uns dann ganz gut aufgeteilt."

Nachdem Vlasov wieder an die Favoritengruppe angedockt hatte, machte er zunächst einige Plätze gut und hielt bis auf die letzten 150 Meter auch vorne mit. Doch als der 26-Jährige schon meinte durchatmen zu können, ließ der vor ihm fahrende Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) entkräftet eine kleine Lücke aufgehen, was die Jury dazu veranlasste, die Gruppe mit fünf Sekunden Rückstand zu werten.

Nachdem er bereits in der Anfangsphase viel Kraft gelassen hatte, musste Maximilian Schachmann unvorhergesehen im Finale nochmal ran. | Foto: Sprincyclingagency

"Ich habe dann noch fünf Sekunden kassiert, weil ich im Prinzip schon acht Kilometer am Limit war. Aber meine Beine waren wieder sehr gut, auch nach dem Sturz, darum bin ich auch zuversichtlich für die nächsten Tage", sagte Vlasov, der sich bei dem Sturz einige Hautabschürfungen zuzog, davon abgesehen aber glimpflich davon kam. "Naja, was soll man da sagen, wir hatten heute einfach ein wenig Pech", ergänzte Aldag.

Kämna kritisiert die Tour-Streckenplaner

Bei der Kategorie "Pech" wollte es Kämna allerdings nicht bewenden lassen. Vielmehr kritisierte er die seiner Meinung nach gefährliche Streckenführung. Denn gleich nach der Kurve befand sich ein Verkehrsteiler, an dem Vlasov der Platz ausging. "Der Sturz war absolut unnötig, wir kommen mit 50km/h um die Kurve und da ist einfach eine Verkehrsinsel. Ich war vorne mit Aleks und ich wusste sofort, er wird jetzt stürzen, da führt kein Weg dran vorbei. Ich hörte es nur noch scheppern. Sowas (die Streckenführung, d. Red.) geht absolut nicht", schimpfte Kämna.

Der Österreichische Meister Felix Großschartner war nach Vlasovs Sturz als erster Teamkollege bei dem Russen. | Foto: Sprincyclingagency

Der Giro-Etappensieger freut sich nun auf die Berge, die erstmals am Freitag auf das Peloton warten. "In der ersten Woche ging es darum, zu überleben und keine Zeit zu verlieren. Ich habe mich die letzten zwei Tage besser gefühlt, von daher bin ich guten Mutes", sagte Kämna, der nicht ausschließen wollte, in den nächsten Tagen freie Fahrt zu bekommen.

Schachmann zu Beginn und am Ende aktiv

Naben dem Bremer war im Finale auch Schachmann als Vlasov-Retter gefragt. Der zweimalige Deutsche Meister hatte schon in der Anfangsphase des Rennens viel Kraft investiert, da er einer Gruppe gute Chancen gab und dabei sein wollte, wenn es um den Tagessieg und das Gelbe Trikot gehen sollte. Doch statt im Finale Kräfte sparen zu können, musste Schachmann dann noch mal Vollgas geben, um seinen Kapitän an Kämna zu “übergeben“.

"Im Finale war es natürlich suboptimal mit dem Sturz, und die ohnehin schon schweren Beine wurden auf den letzten Kilometern noch mal schwerer", gab Schachmann zu. Kämna sorgte schließlich dafür, dass Vlasov vier Kilometer vor dem Ziel wieder im Feld war und Bora - hansgrohe mit dem Schrecken davonkam.

Mehr Informationen zu diesem Thema

07.07.2023Pech mit der Kette bringt Cavendish um den Rekordsieg

(rsn) – Es hat nicht viel gefehlt, um das Märchen perfekt zu machen. Am 7. Juli 2007 gab Mark Cavendish, damals noch im Trikot von T-Mobile, sein Debüt der Tour de France. Den Prolog in London bee

12.06.2023Van Aert kritisiert Netflix-Serie: “Zielt auf Aufreger ab“

(rsn) – Am vergangenen Donnerstag ist die von vielen Fans lange erwartete Netflix-Serie ´Tour de France: Unchained´ veröffentlicht worden, die hinter die Kulissen der Frankreich-Rundfahrt 2022 bl

02.03.2023Trailer zur Netflix-Serie über die Tour de France veröffentlicht

(rsn) – Den Titel, “Tour de France: Unchained“, hatte Netflix bereits vor einigen Tagen veröffentlicht. Jetzt folgte auch der erste Trailer zu der Doku-Serie, die aus acht Teilen bestehen und v

16.12.2022Sagan hat van Aert noch nicht vergeben

(rsn) – In einem Gespräch mit der italienischen Sportzeitung Gazzetto dello Sport hat Peter Sagan (TotalEnergies) deutlich gemacht, dass er Wout van Aert (Jumbo – Visma) noch nicht für dessen ve

23.11.2022Aktivisten der “Letzten Generation“ bekommen 500-Euro-Strafe

(rsn) – Dreimal kam das Peloton bei der Tour de France 2022 aufgrund von Protesten durch Klima-Aktivisten und Klima-Aktivistinnen kurz zum Stillstand: Zunächst auf der 10. Etappe auf dem Weg nach M

17.11.2022Pogacar: “Evenepoel ist vielleicht sogar stärker als ich“

(rsn) – Mit nicht weniger als 16 Siegen war Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) auch im Jahr 2022 eine der dominierenden Figuren des Radsports. Der 24-jährige Slowene gewann bedeutende Eintagesrennen

03.11.2022CAS bestätigt Quintanas Tour-Disqualifikation

(rsn) - Der Internationale Sportgerichtshof CAS hat die Entscheidung des  Radsportweltverbands UCI bestätigt, der Nairo Quintana (Arkea – Samsic) nachträglich von der Tour de France 2022 disquali

29.08.2022Geschke: “Jedes Bergtrikot am Straßenrand motivierte mich“

(rsn) - Ganz allein erreichte Simon Geschke, der Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft, das Ziel der finalen 4. Etappe in Stuttgart. Der Freiburger kam 7:07 Minuten nach Tagessieger Pello Bilbao (

13.08.2022Von Corona genesen: Froome und Woods starten bei Vuelta

(rsn) – Sowohl Chris Froome als auch Teamkollege Michael Woods haben sich von ihrer Corona-Infektion erholt, die sie sich bei der Tour de France zugezogen hatten. Die beiden Fahrer von Israel - Prem

05.08.2022Zwei Wochen vor Vuelta-Start: Roglic trainiert wieder

(rsn) – Zwei Wochen vor dem Start der Vuelta a Espana hat Primoz Roglic wieder das Straßentraining aufgenommen. Der dreimalige Gesamtsieger der Spanien-Rundfahrt war auf der 5. Etappe der Tour de

31.07.2022Van Vleuten auf völlig anderem Level - wie geht das?

(rsn) – Der Solo-Coup von Annemiek van Vleuten (Movistar) auf der Königsetappe der Tour de France der Frauen hat bei den Beobachtern einmal mehr für große Augen und offene Münder gesorgt. Die 3

31.07.2022Von einem “toten Fisch“ und völlig leergefahrenen Körpern

(rsn) – Die Königsetappe der Tour de France der Frauen hat für riesige Abstände unter den Protagonistinnen gesorgt. Annemiek van Vleuten (Movistar) scheint ihren Gesamtsieg schon vorzeitig perfek

Weitere Radsportnachrichten

03.09.2025Proteste in Bilbao: 11. Etappe verkürzt, kein Tagessieger

(rsn) – Offensichtlich in Folge der Proteste gegen das Team Israel – Premier Tech haben die Organisatoren der 80. Vuelta a Espana das Finale der 11. Etappe über 157,4 Kilometer rund um Bilbao ver

03.09.2025Kooij auch am zweiten Tag der Tour of Britain der Schnellste

(rsn) – Wie Europameisterin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) bei der Simac Ladies Tour, so hat auch ihr Landsmann Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) bei der 21. Tour of Britain (2.Pro) zum zweit

03.09.2025Wiebes holt sich auf Windkantenetappe ihren zweiten Sieg

(rsn) – Auftaktsiegerin Lorena Wiebes (SD Worx – Protime) hat auch am zweiten Tag der 27. Simac Ladies Tour (2.WWT) zugeschlagen. Die Europameisterin aus den Niederlanden setzte sich über 124,5 K

03.09.2025Diskussionen über Vuelta-Ausstieg von Israel - Premier Tech?

(rsn) - Nach den erneuten Protesten von pro-palästinensischen Protesten scheint es bei den Mannschaften Diskussionen über einen möglichen Ausstieg von Israel – Premier Tech von der Vuelta a Espan

03.09.2025Sbaragli steigt vom Rad, Vendrame von Decathlon zu Jayco

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

03.09.2025Baroncini: “Ein Wunder, dass ich noch lebe“

(rsn) – Mehr als einen Monat nach seinem schweren Sturz bei der Polen-Rundfahrt ist Filippo Baroncini (UAE – Emirates – XRG) aus dem Krankenhaus entlassen. Der U23-Weltmeister von 2021 lag zwei

03.09.2025Pro-palästinensische Demonstranten behindern erneut Vuelta

(rsn) – Bei der Vuelta a Espana haben pro-palästinensische Demonstranten erneut die Fahrer behindert – während die Aktion vom Teamzeitfahren der 5. Etappe noch glimpflich endete, kam es diesmal

03.09.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 11. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 23. August in Turin in Norditalien zur 80. Vuelta a Espana (2.UWT) angetreten. 3151 Kilometer ist die Spanien-Rundfahrt in diesem Jahr lang, nicht weniger als

03.09.2025Herzbeutelriss: Froome schwerer verletzt als zunächst gemeldet

(rsn) - Chris Froome (Israel – Premier Tech) hat sich bei seinem schweren Trainingssturz in Frankreich schwerer verletzt als zunächst gemeldet. “Es war eindeutig viel ernster als nur ein paar Kno

03.09.2025Viele giftige Anstiege bei der “Clasica Bilbao“

(rsn) - Auf der 11. Etappe erreicht die Vuelta a Espana das Baskenland und damit eine der radsportverrücktesten Regionen Europas. Auf 157,4 Kilometern rund um Bilbao reiht sich ein kurzer, giftiger A

03.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

02.09.2025UAE tanzt auf zu vielen Hochzeiten, um Almeida wirklich zu helfen

(rsn) – Nach dem Paukenschlag vom ersten Ruhetag der Vuelta a Espana, als das Team UAE – Emirates – XRG den Abgang von Juan Ayuso zum Saisonende offiziell bestätigte, und der scharfen Reaktion

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • La Vuelta Ciclista a Espana (2.UWT, ESP)
  • Radrennen Männer

  • Tour of Bulgaria (2.2, 000)
  • Lloyds Bank Tour of Britain (2.Pro, GBR)