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Bora - hansgrohe: Guten Mutes nach der Schrecksekunde

Von Tom Mustroph aus Treviso

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Jai Hindley (Bora - hansgrohe) | Foto: Cor Vos

26.05.2022  |  (rsn) - Die Mienen waren noch reichlich angefasst beim Treten auf der Rolle nach dieser 18. Etappe des Giro d’Italia. Vor allem Jai Hindley, sonst ein Strahlemann im Bora-hansgrohe-Trikot, war recht blass um die Nasenspitze. Der Schrecken über das Missgeschick mit dem Defekt kurz vor dem Ziel in Treviso saß allen noch in den Knochen.

Gut, wer regelfest war, gab schnell Entwarnung. Aber das Finale dieser 156 Kilometer von Borgo Valgusana nach Treviso war ein Fingerzeig dafür, wieviel schief gehen kann bei einer großen Rundfahrt, und wie schnell das dann auch passiert.

___STEADY_PAYWALL___ Das bezog sich nicht nur auf Hindleys Defekt und das Passieren der Ziellinie ungefähr eine Minute hinter Richard Carapaz (Ineos Grenadiers). Auch die Beine der nominellen “Fluchtgruppenkiller“ im Peloton waren zu ausgelaugt, um ihren Hauptjobs noch auftragsgemäß nachkommen zu können. So erstickte die nur vierköpfige Fluchtgruppe die Hoffnungen aller Sprinter.

Ein dickes Warnsignal für die letzten Giro-Tage

All das mochte als Warnsignal für die letzten Giro-Tage gelten. “Der Giro ist erst zu Ende, wenn alle den Zielstrich in Verona passiert haben“, sagte daher auch Jens Zemke, sportlicher Leiter von Bora hansgrohe, zu radsport-news.com. Und selten wirkte diese Alltagsweisheit so wahr wie an diesem Donnerstag in Treviso.

Für Jai Hindley und Bora – hansgrohe lief die 18. Etappe bis in die “3-km-Zone“ hinein nach Plan. Dann sorgte ein Plattfuß für Aufregung beim Australier. | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

“Für die kommenden beiden Bergetappen werden wir uns zusammensetzen und sehen, wo eine Aktion Sinn machen könnte und wo nicht“, sagte Zemke. Ob sein Rennstall dabei eher offensiv, wie vor allem in den ersten beiden Giro-Wochen vorgehen will oder Mutter Vorsicht mit auf dem Rad sitzen wird, blieb erst einmal ungewiss.

Auf alle Fälle will es das Team nicht auf das Zeitfahren ankommen lassen. “Da sind beide in etwa gleichstark“, prognostizierte Zemke im Hinblick auf Olympiasieger Carapaz und den eigenen Mann. Die drei Sekunden könnte Hindley also aufholen. Er könnte an dieser Mauer allerdings auch abprallen.

Der Australier ist sich dieser Problematik selbst bewusst. “Mir gehen langsam die Etappen aus, um nach vorn zu kommen“, sagte er. Umso wichtiger sind die beiden kommenden Tage. Die 19. Etappe am Freitag bietet vor allem am vorletzten Berg, dem knapp 12 Kilometer langen und bis zu 15 Prozent steilen Kolovrat an der italienisch-slowenischen Grenze, viel Angriffsfläche für kollektive Attacken. Bora - hansgrohe hat gezeigt, dass es dieses Metier beherrscht. “Allerdings können auch wir nicht jeden Tag so eine Aktion machen wie am Samstag“, spielte Zemke auf das Hauruck-Abenteuer rings um Turin an.

Spielt der finale Anstieg zum Santuario di Castelmonte Hindley in die Karten?

Aber als Rundfahrtmannschaft ist Bora – hansgrohe gewachsen. Das anerkennen auch gestandene Rundfahrer der Konkurrenz. “Bora war schon in seinen Anfangszeiten als Team NetApp nicht schlecht bei den Rundfahrten. Sie haben sich immer weiter gesteigert und jetzt noch einen Schritt gemacht“, anerkannte der Niederländer Bauke Mollema (Trek – Segafredo), der in Italien seine 20. Grand Tour absolviert und mit einem Podestplatz bei der Vuelta und drei Top 10-Platzierungen bei der Tour de France ein Veteran im Drei-Wochen-Zirkus, gegenüber radsport-news.com.

Hat Richard Carapaz (Ineos Grenadiers) auch an den kommenden Tagen die Nase vorn im erwarteten Duell mit seinem australischen Widersacher?. | Foto: BORA - hansgrohe / Sprintcycling

Nach entsprechender Vorbereitung könnte dann am Freitag der giftige finale Anstieg zum Santuario di Castelmonte Bora-Kapitän Hindley in die Karten spielen. Der 26-Jährige war in allen Bergsprints, in denen es um Bonussekunden ging, schneller als Rivale Carapaz. Nur am Mittwoch war Carapaz schneller. “Aber da ging es auch um nichts. Und knapp war es ohnehin“, spielte Zemke das Ereignis herunter.

Die größten Aussichten auf Erschütterungen im Klassement bietet dann die 20. Etappe. Drei Gipfel müssen bezwungen werden, zwei davon mit mehr als 2.000 Metern Höhe. Hier könnte der Ecuadorianer Carapaz im Vorteil sein. Er ist solche Höhe mehr gewohnt. Allerdings hat Hindley als häufiger Absolvent von Höhentrainingslagern seinen Energiebereitstellungsapparat auf solche Bedingungen auch gut angepasst. Vielleicht sorgen die drei Rampen von 18, 12 und 14 Kilometern Länge dann doch noch für die Minutenabstände, mit denen ein Giro oft entschieden wird.

Neu ist, dass Bora - hansgrohe bis zum Ende noch mitten drin in der Entscheidung ist. “Wir entwickeln uns als Rundfahrtteam, und das hier ist noch ganz der Anfang“, meinte sehr optimistisch Ätna-Sieger Lennard Kämna, eine der Schlüsselfiguren im Entwicklungsprozess, zu radsport-news.com.

Hindleys Sportdirektor Jens Zemke erwartet ein spannendes Giro-Finale. | Foto: Cor Vos

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